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Saisonvorschau 2014: RB Salzburg

Saisonvorschau 2014: RB Salzburg

Red Bull Salzburg ist der absolute Top-Favorit auf den Titel.

So weit, so wenig überraschend. Der Double-Sieger der vergangenen Saison könnte und wird aller Voraussicht nach zum erst zweiten Mal in der RB-Ära nach 2010 seinen Titel erfolgreich verteidigen.

Warum? Weil die Stars gehalten wurden, der Kader in der Breite noch stärker und die Konkurrenz schwächer als im Vorjahr ist.

Die Ziele Liga- und Cup-Sieg bleiben unverändert, ebenso das Vorhaben, endlich zum ersten Mal in die Champions-League-Gruppenphase einzuziehen.

Diesem wird im Juli und August alles untergeordnet, im siebenten Anlauf soll es endlich klappen.

Gutes Omen: Der neue Trainer Adi Hütter schaffte es als Spieler mit Austria Salzburg bereits in die Gruppenphase.

"Wir haben eine hungrige Mannschaft, das ist Fakt. Man muss sie nicht noch extra motivieren, das ist sie. Sie haben das Double geholt und waren in der Europa League, haben aber noch mehr von sich erwartet. Jetzt kommt der nächste große Schritt: Die Chance auf die Gruppenphase der Champions League ist da, das wollen alle und ist auch eine realistische Zielsetzung“, sagte Hütter bei LAOLA1.

Der Vorarlberger folgte Roger Schmidt, der von seiner Ausstiegsklausel Gebrauch machte und zu Bayer Leverkusen in die Deutsche Bundesliga wechselte.

Hütter wurde als logischer Nachfolger von Sportchef Ralf Rangnick verpflichtet, weil der 44-Jährige unter anderem um die Ecke in Grödig mit derselben Spielidee arbeitete.

Der ehemalige Nationalspieler tritt in große Fußstapfen, vor allem auch was den Umgang mit der Mannschaft betrifft.

Schmidt war eine Vater-Figur für seine Spieler, doch auch Hütter bewies in Grödig schon seine soziale Kompetenz. Nach dem entlarvten Wettskandal blieb die Mannschaft etwa in der Erfolgsspur.

Messen lassen muss sich der neue Coach aber wie jeder andere auch an Erfolgen. Die Titelverteidigung ist Pflicht, der Cup-Sieg de facto auch.

Und die Champions League? Ja, die eigentlich auch, denn Rangnick sagte schon vor Wochen: "Wir wollen nicht nur mitspielen, wir wollen dort auch eine Rolle spielen."

Nie standen die Chancen für den Einzug in die CL-Gruppenphase besser als jetzt. Ein Scheitern ist praktisch keine Option.

Die so erfolgreiche Double-Mannschaft konnte de facto gehalten werden, bis auf Florian Klein suchten nur Ergänzungsspieler neue Herausforderungen.

Bei Kevin Kampl war ein Verbleib alles andere als klar, doch auch der Blondschopf wird zumindest noch diese eine Saison in der Mozartstadt auflaufen - um gemeinsam den Traum Champions League zu erleben.

Es liegt auch an jener Truppe, die vergangene Saison in der Europa League Ajax Amsterdam überrannte, die Königsklasse zu erreichen.

Die Neuzugänge können aus zeitlichen Gründen die von Salzburg so imposant umgesetzte Spielidee in dieser Form noch nicht entscheidend auf den Platz bringen.

Bei den vier Spielen zum Einzug in die Gruppenphase darf und wird auch kein Risiko eingegangen.

Trainer Hütter wird den von Rangnick vorgegebenen und von Schmidt umgesetzten Weg weitergehen. "Wir versuchen, das Level zu halten, ich möchte aber schon ein paar neue Elemente einbauen", schickt der neue Coach voraus. Diesbezüglich darf man gespannt sein.

Mit der körperlichen Verfassung, wie einige Spieler aus dem Urlaub kamen, zeigte sich Hütter in der Vorbereitung nicht zufrieden. Die entsprechende Physis ist unabdingbar für dass Salzburger Spiel.

Am System wird nichts großartig gerüttelt. Jonatan Soriano und Alan erfordern als harmonisches Duo ein 4-4-2 mit den starken Außenspielern Kampl und Mane.

Man hat aber nun bessere Alternativen als vergangene Saison.

ZUGÄNGE ABGÄNGE
Marcel Sabitzer (ausgeliehen von Leipzig/Rapid) Florian Klein (Stuttgart)
Massimo Bruno (RSC Anderlecht) Dusan Svento (Köln)
Naby Keita (FC Istres) Yordy Reyna (leihweise zu Grödig)
Peter Ankersen (Esbjerg) Eddie Gustafsson (Karriereende)
Benno Schmitz (FC Bayern München II) Thomas Dähne (RB Leipzig)
Fabian Bredlow (RB Leipzig) Stefan Hierländer (RB Leipzig)
Taxiarchis Fountas (zurück aus Grödig) Marco Meilinger (Austria Wien)
Robert Zulj (Greuther Fürth)

TOR:

Die Salzburger taten vergangene Saison einen absoluten Goldgriff, als sie Peter Gulacsi vom FC Liverpool verpflichteten. Der Ungar avancierte binnen weniger Wochen zur absoluten und unumstrittenen Nummer eins der Salzburger, die vor allem durch sein modernes Spiel besticht und als mitspielender Keeper für die risikohafte Philosophie notwendig ist. Auf der anderen Seite war der 24-Jährige mit 74,2 Prozent gehaltener Torschüsse auch hinsichtlich der Statistik der beste Keeper der Liga. Alexander Walke wäre wohl bei jedem anderem Team Nummer eins, in Salzburg reicht es zur sicheren Nummer zwei. Fabian Bredlow, im Tausch mit Thomas Dähne aus Leipzig gekommen, ersetzt Eddie Gustafsson als neue Nummer drei.

LAOLA1-Bewertung: Der beste Keeper der Liga mit der besten Nummer zwei sowie einer Zukunftshoffnung. Besser geht es hierzulande nicht.

ABWEHR:

Und weiter geht es bei der Creme de la Creme der Liga: Im Abwehrzentrum haben sich Martin Hinteregger und Andre Ramalho aus einer Kinder-Riegel-Notlösung zu einer absoluten Macht entwickelt - auch international. Franz Schiemer ist nach leidigen Verletzungsproblemen wieder auf dem Damm und die erste Alternative, zumal Rodnei immer wieder Probleme hat und Isaac Vorsah mittlerweile um die Karriere-Fortsetzung bangen muss, eine neuerliche Operation soll helfen, Asger Sörensen ist die junge Alternative. Auf den Außenpositionen haben Andreas Ulmer (links) und Chrstian Schwegler (rechts) die Nase als Stammspieler der vergangenen Saison vorne, sie werden von den Neuzugängen Peter Ankersen (links und rechts) und Benno Schmitz (rechts) herausgefordert.

LAOLA1-Bewertung: Für die Liga reicht das doppelt und dreifach, international hat sich die Erstformation auch schon ausgezeichnet. Mit Florian Klein, der ein bärenstarkes Frühjahr spielte, hat man einen Leistungsträger verloren. Peter Ankersen ist auf dem Weg dorthin, Schmitz ist noch jung. Innen wie außen sollte sich aber das Verletzungspech in Sachen CL in Grenzen halten.

MITTELFELD:

Die Champions-League-Quali wird im Normalfall weiterhin die Erstformation aus dem Vorjahr spielen und zwar Kevin Kampl rechts sowie Sadio Mane links. Im Zentrum spielt der vergangene Saison wiedererstarkte Christoph Leitgeb offensiv sowie der Überraschungs-Stammspieler 2013/14, Stefan Ilsanker. Weil der aktuell mit seiner Zehe Probleme hat, ist Andre Ramalho die erste Alternative auf dieser Position. Im zentralen, offensiven Mittelfeld fehlt Valon Berisha wegen eines Kreuzbandrisses bis ins Frühjahr, Naby Keita wäre eine Alternative, da würde aber eher Kampl hereinrücken. Auf dessen Position kann Neuzugang Massimo Bruno zeigen, was er kann, auf der anderen etwa auch Valentino Lazaro, der ebenfalls im Zentrum spielen wird und scheinbar nahe dran ist, denn auf die U19-EM muss er verzichten. Marcel Sabitzer ist eher für den Sturm vorgesehen, spielte aber auch schon Außenspieler. Konrad Laimer darf sich als junges Talent (17) möglicherweise über Einsatzminuten freuen.

LAOLA1-Bewertung: Wie für alle anderen Mannschaftsteile gilt auch hier. Für die Meisterschaft ist das mehr als genug. International wiederum kann die Erstformation sicherlich reüssieren, zudem ist mit Massimo Bruno ein Neuzugang dabei, der wie Marcel Sabitzer eher früher als später helfen kann.

ANGRIFF:

Im Sturm werden weiterhin Jonatan Soriano und Alan Österreichs Traum-Paar im Kontext eines Angriffs-Duo bilden. Marcel Sabitzer ist die erste Alternative, ebenso kann Sadio Mane ganz vorne spielen, wenn es gewünscht wird. Von den diversen Lieferinger Optionen scheint Nils Quaschner jemand zu sein, der die Nase am weitesten vorne hat.

LAOLA1-Bewertung: Wenn Soriano und Alan wollten, könnten sie in höheren Ligen spielen. Sie gehören zum erweiterten Kreis europäischer Spitzenstürmer, Soriano wurde etwa auch Torschützenkönig der Europa League. Die Maxime (vor allem in der CL-Quali) gilt: Nicht wieder so viele Chancen auslassen.

TRAINER:

Ja, die Fußstapfen sind groß, die Roger Schmidt und Oliver Glasner hinterlassen haben. Der Deutsche wechselte nach Leverkusen, nachdem er mit Salzburg die erfolgreichste Saison der RB-Ära absolvierte. Glasner wäre mitgegangen, doch entschied sich, selbst Chef zu sein und wurde Ried-Coach. Nun haben Adi Hütter und Zsolt Löw die Profis über. Hütter hat sich mit seiner Arbeit in Grödig, das er in die Bundesliga und den Europacup führte, diese Chance verdient. Nun muss der 44-Jährige zeigen, dass er auch einen Kader bändigen kann, der weitaus größer als jener von Grödig ist.

LAOLA1-Bewertung: Hütter ist sich dieser Chance bewusst und weiß sowohl fachlich als auch im Kontext der sozialen Kompetenz, was zu tun ist. Doch von der "Vater-Figur" Schmidt müssen sich die Spieler erst einmal abnabeln können, einem "Neuen" misstraut man schnell einmal, wenn es plötzlich nicht so nach Wunsch laufen sollte. Nichtsdestoweniger sollte Hütter dieser Aufgabe gewachsen und auch erfolgreich sein, wenngleich der eine oder andere Fehler auf höchstem Niveau nicht überraschend käme und verständlich wäre.


Anmerkung: Als Bewertungsgrundlage gibt es 1 bis 10 Bälle, wobei 10 das Maximum darstellt.

SCHLÜSSELSPIELER:

Kevin Kampl: Er ist das Aushängeschild dieses jungen, dynamischen, offensiven, attraktiven Salzburgs. Er ist ein absolutes Vorbild als Profi und auf der anderen Seite emotionaler Leader sowie Taktgeber am Feld. Dass Kevin Kampl an Bord blieb, war die wichtigste Entscheidung in der Sommerpause. Ein Jahr wird sich der slowensche Teamspieler noch in der Mozartstadt reinhauen, danach entweder zu Leipzig (in die Bundesliga) oder zu einem anderen Klub in eine Top-Liga wechseln.

 

Jonatan Soriano: Wenn wir schon bei Vorbilder sind, ist der Spanier ein großes dieser Salzburger Mannschaft. Der Kapitän hat sich vergangene Spielzeit zu einem anderen Stürmer entwickelt, in dem er zu einem großen Arbeiter für die Mannschaft mutierte. Dazu holte der 28-Jährige die Titel als Torschützenkönig der Bundesliga und Europa League. Der Spanier war wie Kampl und Mane im Sommer ein gefragter Mann, zeigte sich aber stets loyal, was nicht nur am Gehaltsscheck liegt. Seine Familie liebt es offensichtlich, in Salzburg zu leben. Das macht ihn ebenso stark. Sollte er im Juli/August eine ähnliche Torquote wie vergangene Saison hinbekommen, dann willkommen in der UCL!

UNTER DRUCK:

Marcel Sabitzer: Kaum da und schon unter Druck. Aber das ist eben das Los nach solch einem Wechsel. Sabitzer muss sich gegen enorme Konkurrenz durchsetzen, um spielen zu können. Es wird allgemein festgehalten, ihm drohe das Schicksal Robert Zuljs. Es soll aber wohl Schlimmeres geben, als nach einem halben Jahr bei einer Top-Mannschaft in die zweite deutsche Bundesliga zu wechseln. Eines ist klar: Sabitzer, zuletzt zweifacher ÖFB-Torschütze, ist vor allem auch hinsichlich der im September beginnenden EM-Quali gefordert, Einsätze mit Leistung zu erzwingen.

 

Rodnei: Natürlich hat der Brasilianer sehr viel Verletzungspech, vor allem was seine Adduktoren und die Leiste betrifft, aber auf der anderen Seite muss der Verteidiger zusehen, bei seinen Spieleinsätzen entsprechend zu überzeugen. Denn sein Vertrag läuft nach dieser Saison aus und mit 28 Jahren ist Rodnei in Salzburg keiner, dem die Zukunft gehört. Franz Schiemer hat als erster Backup die Nase vorne, dahinter lauern schon die Jungspunde wie Asger Sörensen. Es ist durchaus wahrscheinlich, dass dies die letzte Saison Rodneis in Salzburg ist, sollte sich in dieser Spielzeit nicht Besserung einstellen.

MANAGER-SCHNÄPPCHEN:

Kaum zu glauben, aber wahr: Franz Schiemers Wert ist aktuell als Schnäppchen zu sehen. Zumindest für Salzburger Verhältnisse. Der Innenverteidiger hält aktuell bei 11,50 Mio. und wird am Samstag gegen Rapid wohl spielen - und vielleicht auch öfter. Sicherer Backup!

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DAS LAOLA1-FAZIT:

Wäre Roger Schmidt noch Trainer, gäbe es kaum einen Zweifel, dass Red Bull Salzburg die Meisterschaft und den Cup-Sieg ebenso mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit erfolgreich verteidigt wie man es zum ersten Mal in die Champions League geschafft hätte. Auch bei seinem Nachfolger Adi Hütter gibt es wenige Zweifel, zumal der neue Trainer den eingeschlagenen Weg fortsetzt. Doch muss es der Vorarlberger schaffen, dass die Mannschaft vor allem im CL-Playoff auf dem Punkt da ist - auch gegen einen nominell schwächeren Gegner. Es wird sich erst mit Fortlauf zeigen, wie Hütter diese Truppe und eine Dreifach-Belastung mit einer hochkarätigen Bank handelt. Allgemein ist wie auch schon vergangenen Sommer zu loben, dass der von Sportchef Ralf Rangnick vorgegebene Weg, der absolut richtige ist und sehr wahrhscheinlich auch zum großen Ziel führen wird. Trotzdem wird immer nach Leipzig geschielt, wo ein Bundesliga-Aufstieg die Red-Bull-Präferenzen endgültig verschieben könnte.



Bernhard Kastler