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Sommer-Check: SK Sturm Graz

Sommer-Check: SK Sturm Graz

Vorhang auf für Darko Milanic!

Wie vor zwölf Monaten sind in der steirischen Landeshauptstadt Vorfreude und Spannung auf die neue Saison riesig.

Basierte dies im Sommer 2012 größtenteils auf der Lautsprecher-Politik des damals neu installierten Coaches Peter Hyballa, gibt diesmal die Einkaufspolitik Hoffnung, dass Sturm Graz auf die Erfolgsspur zurückkehrt (siehe Wunschelf und Kaderbewertung).

Aber auch Milanic. Seine Mixtur aus Selbstbewusstsein und gleichzeitig konsequentem Tritt auf die Euphoriebremse erinnert genau wie das derzeit praktizierte 4-4-2-System stark an seinen langjährigen Weggefährten Franco Foda.

Grundsätzlich übernimmt der Slowene in einer Situation, in der er kaum verlieren kann. Schlechter als im Frühjahr können sich die "Blackies" kaum präsentieren, ein derartiger Reinfall wie in der vergangenen Chaos-Saison ist nicht zu erwarten.

LAOLA1 hat die große Saisonvorschau für den SK Sturm Graz:



UNTER DRUCK:

Manuel Weber: Keine Frage, an dieser Stelle könnten auch einige andere Sturm-Kicker, die ein unglückliches Jahr hinter sich haben, stehen. Webers Vertrag läuft in einem Jahr aus - für ihn ist es also ganz entscheidend, seinen guten Namen wieder wiederherzustellen. Das Können dazu hat er. Allerdings wartet im zentralen Mittelfeld durch die Neuzugänge von Anel Hadzic und Daniel Offenbacher jede Menge Konkurrenz. Ein Weber in Normalform wäre dennoch ein Gewinn.

SHOOTINGSTAR:

Marco Djuricin: Der klassische Shootingstar wie im Vorjahr David Schloffer ist bei Sturm heuer nicht in Sicht. Und ja, Djuricin ist schon einige Jahre kein unbekannter Name. Dennoch ist der Stürmer erst 20 und hat den endgültigen Durchbruch auf höchstem Niveau noch vor sich. Der vermeintliche Schritt zurück aus Deutschland nach Österreich könnte sich sowohl für die "Blackies", als auch für den gebürtigen Wiener als goldrichtig erweisen.

SCHLÜSSELSPIELER:

Robert Beric: Ablösesummen von rund einer Million Euro haben in der Bundesliga Seltenheitswert - mit Ausnahme RB Salzburg natürlich. Selbstredend ist die Erwartungshaltung in Graz dementsprechend riesig. Der von Frank Stronach finanzierte Stürmer, den Milanic vom NK Maribor bestens kennt, muss quasi einschlagen. Bestätigen sich die bisherigen positiven Eindrücke, ist die Wahrscheinlichkeit jedoch hoch, dass sich Sturm hier einen Torgaranten geangelt hat.

Christian Gratzei: So wie Tore von Beric ein Schlüssel zum Erfolg sind, muss auch die Defensivleistung der "Blackies" wieder besser werden. Dies betrifft auch die Torhüter-Position, wo sowohl Gratzei (Fangquote 2012/13: 61,3 %) als auch die zwischenzeitliche Nummer 1 Johannes Focher (64,8 %) nicht auf Top-Niveau agierten. Zurzeit scheint Gratzei mehr Vertrauen zu genießen als im Vorjahr. Dass er ein sicherer Rückhalt sein kann, hat er in der Vergangenheit oft genug bewiesen.

TRAINER:

Darko Milanic: Ob Michael Petrovic oder Franco Foda - Sturm ist in der Ära nach Ivica Osim stets gut mit Trainern gefahren, die den Verein in- und auswendig kannten. Das Umfeld in Graz ist schließlich kein einfaches. Der langjährige Sturm-Verteidiger Milanic hat durch seine großen Erfolge bei Maribor (vier Meistertitel) jedoch auch den Vorteil, sich ausreichend von den "Blackies" emanzipiert zu haben. Bislang agiert der Slowene ebenso zielstrebig wie unaufgeregt und auch mit der nötigen Geduld, dass seine Taktik früher oder später greift.

Ruhe, einfach nur Ruhe. Nach einer Pleiten-, Pech- und Pannen-Saison sehnt man sich in Graz nach einer weniger turbulenten Spielzeit. Dafür ist zuallererst eine sportliche Stabilisierung des schwächsten Frühjahrs-Teams von Nöten. Dafür sollte Trainer Darko Milanic garantieren. Der Slowene führt die "Blackies" bislang mit ruhiger Hand. Auch dank einer geglückten Transferpolitik ist an der Mur wieder so etwas wie Euphorie zu spüren. Womit wir die Brücke zu den Verantwortungsträgern schlagen können. Abseits des Feldes herrschte bei Sturm in den vergangenen eineinhalb Jahren seit der Amtsübernahme von Präsident Christian Jauk bekanntlich viel zu viel Unruhe. Mit dem derzeitigen Führungs-Duo Gerhard Goldbrich und Daniela Tscherk scheint endlich eine Chance auf die notwendige Kontinuität vorhanden zu sein. Goldbrich legte eine beachtliche Transferzeit hin und hat - noch viel wichtiger - eine genaue Vorstellung davon, wie er den Kader in den kommenden zwei, drei Jahren ausrichten möchte. Bekommt er die Zeit, könnte etwas Gutes entstehen. Zum Konzept gehört auch, den eigenen Nachwuchs künftig wieder früher in die Kampfmannschaft einzubauen. Diesbezüglich war das monatelange Hickhack um die Akademie kein Ruhmesblatt. Aber jeder Brand der jüngeren Vergangenheit lässt sich wohl nicht auf einmal löschen...

Imre Szabics hat bei Sturm Graz fraglos schon bessere Zeiten erlebt. Der unumstrittene Stammspieler der Meistermannschaft von 2011 muss inzwischen um seinen Platz in der Startelf kämpfen, und hat dabei gegen die beiden Neuzugänge Robert Beric und Marco Djuricin nicht die besten Karten. Seine Einsatzzeit wird der 32-Jährige jedoch bekommen - und ein Einkaufspreis von 8,1 Millionen im Bundesliga Manager sind für einen Spieler seiner theoretischen Klasse nicht die Welt. Noch dazu, falls sein Marktwert in den ersten Runden sinken sollte...

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THESE: STURMS TRANSFERPOLITIK IST EIN RISIKO

PRO - Ein Kommentar von Harald Prantl

Zugegeben, schlecht lesen sich die Namen, die der SK Sturm im Sommer geholt hat, nicht. Hadzic, Beichler, Offenbacher, Beric, Djuricin, Todorovski - das kann sich sehen lassen. Auf den zweiten Blick bin ich dann aber nicht mehr so richtig überzeugt. Beichler: Seit Jahren auf der Suche nach Konstanz. Djuricin: Hat auf Profi-Ebene noch nicht regelmäßig getroffen. Beric: Mag schon sein, dass der einschlägt. Aber fragt mal bei den Austria-Fans nach, bevor ihr einen Superstar aus der slowenischen Liga zum neuen Heilsbringer hochstilisiert. Und überhaupt kommt mir das alles nicht so richtig ausgewogen vor. Die Zentrale im Mittelfeld mag zwar ausgezeichnet besetzt sein, die Flügel überzeugen mich wiederum überhaupt nicht. Und sich selbst als besten Einkäufer dieses Sommers zu bezeichnen, wie es Neo-Coach Darko Milanic getan hat, kann eigentlich nur gegen einen verwendet werden.


CONTRA - Ein Kommentar von Peter Altmann

Ja, Daniel Beichler hat einige Seuchenjahre hinter sich. Ja, Marco Djuricin muss sich auf Profiebene erst dauerhaft durchsetzen. Ja, Aleksandar Todorovski ist hierzulande noch ein unbeschriebenes Blatt. Und so weiter und so fort. Kurzum: Jeder Transfer birgt in gewisser Art und Weise das Risiko des Scheiterns in sich. Letztlich geht es um die Trefferquote, und diesbezüglich stehen Sturms Chancen auf eine ordentliche Quote gut. Bei Anel Hadzic und Daniel Offenbacher weiß man, was zu erwarten ist. Ebenso bei Beric, den Trainer Milanic in- und auswendig kennt, und bei dem Investor Frank Stronach das finanzielle Risiko trägt. Todorovski ist auf der rechten Abwehrseite zumindest kein Downgrade. Bei einem Talent wie Djuricin nicht zuzuschlagen, wäre beinahe fahrlässig. Bleibt Beichler. Der wurde in den vergangenen Jahren zum Sorgenkind. Aber wo soll er wieder auf die Beine kommen, wenn nicht im heimischen Grazer Umfeld? Geht er auf, ist der Ertrag umso größer. Ich finde es nicht überraschend, dass viele Sturm als einen der Gewinner dieser Transferzeit betrachten.

4 - das große Zittern bricht bei den Gegnern nicht aus, wenn sich ein Sturm-Spieler den Ball zum Freistoß parat legt. Gerade einmal vier Treffer resultierten in der Vorsaison aus einem Freistoß - die wenigsten der Liga. Auch die nur 57 Torschüsse nach Freistößen sind Minuswert.

15 - So lange ist es nicht her, dass das Kopfballspiel eine Schwäche Sturms war. In der Vorsaison war dies ganz anders - Nikola Vujadinovic lässt grüßen. 15 Kopfball-Treffer erzielten die Grazer (nur Austria hatte mit 17 mehr), und das obwohl man mit 74 die zweitwenigsten Torschüsse per Kopf abgab. Mit deren 7 kassierten die Steirer zudem die wenigsten Kopfball-Gegentreffer.

51,95 - So lautet die prozentuelle Siegquote von Darko Milanic bei seinen bisherigen Trainerstationen Maribor und Gorica. Zu 24,32 Prozent endeten die Partien Unentschieden, 23,72 Prozent seiner Spiele verlor er.

162 - So oft stellte Sturm in der Vorsaison gegnerische Spieler ins Abseits - der mit Abstand höchste Wert der Liga.

DAS LAOLA1-FAZIT:

"Sturm Graz!" Milanic' Antwort auf die Frage, welcher Bundesligist sich am Sommer am besten verstärkt hat, ist kurz, knapp und selbstbewusst. GM Goldbrich hat mit der Verpflichtung namhafter Spieler, aber auch jener des Slowenen als Trainer die Basis für eine gute Saison gelegt. Doch wie lässt sich eine "gute Saison" für einen Verein, der erst vor zwei Jahren zu Meisterehren kam, definieren? Salzburg und die Austria scheinen derzeit wohl außer Reichweite. Den Anspruch auf Rang drei können die Steirer, auch wenn man Rapid nicht unterschätzen sollte, jedoch stellen. Einen Europacup-Platz erschlich sich Sturm auch in der Vorsaison, dennoch herrschte zurecht riesige Enttäuschung. Deshalb gilt es in dieser Spielzeit vor allem die Art und Weise, wie man auftritt, auf Vordermann zu bringen, ehe man wieder in Richtung größerer Ziele schielt. Ein weiteres Jahr mit derart katastrophaler Außendarstellung wäre für den Verein schwer zu verkraften. Auf sportlicher Ebene pocht Milanic dabei darauf, die notwendige Zeit zu bekommen. Dies tut er zurecht. Nach der Vorkommnissen der Vergangenheit lautet eine der spannendsten Fragen daher: Wie ruhig bleiben Führungsgremium und Umfeld, sollte es zwischenzeitlich nicht nach Wunsch laufen?


Peter Altmann