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Sommer-Check: SV Ried

Sommer-Check: SV Ried

Ein Jahr ohne Europacup.

Die SV Ried hat sich schon fast daran gewöhnen können, Österreich europäisch zu vertreten. Nach zwei Teilnahmen an der Europa League via Cup-Bewerb müssen die Innviertler dieses Jahr aber zusehen.

Das ist für die "Wikinger" alles andere als ein Beinbruch, sind die Rieder doch im Stande, ihre Möglichkeiten realistisch einzuschätzen.

So steht auch weiter im Vordergrund, die Spieler und die Mannschaft zu entwickeln. Mit Michael Angerschmid und Gerhard Schweitzer bleiben die Hauptverantwortlichen dafür gleich, dieses in Ried so erfahrene Trainer-Duo schwingt auch in der kommenden Saison das Zepter.

Dafür ist das eine oder andere Gesicht neu. Stars sind wie gewohnt keine dabei, doch diese haben die Innviertler noch nie gebraucht, um erfolgreich zu sein. Und das wollen die Rieder auch diese Saison wieder sein - mit oder ohne Europacup.

LAOLA1 hat die große Sommervorschau für die SV Ried:



UNTER DRUCK:

Toni Vastic: Es wird eine richtungsweisende Saison für Rieds Winterzugang mit dem so klanghaften Namen. Bisher wurde der Sohn des ehemaligen Edeltechnikers Ivica mit Vorschusslorbeeren überhäuft, deren er im Frühjahr noch nicht gerecht werden konnte. Zwar kam der Offensivspieler auf 15 Einsätze, über eine Jokerrolle kam der hochveranlagte Rieder nicht hinaus. Zwölf Ein- und zwei Auswechslungen sprechen eine deutliche Sprache, lediglich 446 Minuten stand er auf dem Platz. Da dem 20-Jährige eine rosige Zukunft vorhergesagt wird, muss er sich nun etablieren, will er seine Karriere vorantreiben. Denn wer schon im Nachwuchs der Bayern seinen Mann stand, hat sicher höhere Ziele.

SHOOTINGSTAR:

Patrick Möschl: Der Wirbelwind ist nur einer der zahlreichen Youngsters, die in Ried ihre Chance bekommen und kurz vor dem Durchbruch stehen. Sein Vertrag wurde erst vor kurzem bis 2015 verlängert, das Vertrauen in seine Fähigkeiten, die er bereits bei den Profis unter Beweis stellen darf, ist ungebrochen. In der vergangenen Saison stand der Offensivspieler schon mehrmals im Kader und bekam drei Kurzeinsätze zugesprochen. In der Vorbereitung war er nah dran an der Mannschaft und spielte beim Sieg im ÖFB-Cup auswärts in Bregenz sogar von Beginn an. Alles in allem ist der Saalfeldener ein vielversprechendes Talent, das bei Ried vor dem Durchbruch steht.

SCHLÜSSELSPIELER:

Rene Gartler: Die SV Ried hat ihren Goalgetter im Sommer 2012 gefunden. Mit 15 Toren in der vergangenen Saison war der Stürmer nicht nur Rieds Topscorer, sondern hievte sich sogar auf den vierten Rang der Torschützenliste. Der Wiener hat nach seinem Abgang von Rapid seine Qualitäten in der Bundesliga unter Beweis gestellt, zählt nunmehr zu den gefürchtetsten Angreifern der Liga und stellt sich dabei auch in den Dienst der Mannschaft. Ohne Zweifel ist Gartler eine der führenden Persönlichkeiten bei den Riedern und verleiht der oftmals sehr jungen Konstellation Halt.

Robert Zulj: Mit 21 Jahren gehört der Allrounder zwar noch zu der jungen Garde der Rieder, seine Bedeutung für die "Wikinger" ist jedoch sehr groß geworden. In der vergangenen Saison gelang dem Offensivspieler, der sowohl im Sturm als auch dahinter im Mittelfeld eingesetzt werden kann, der große Durchbruch. In 34 Spielen stand der spielstarke Akteur am Feld und erzielte nicht weniger als elf Treffer plus sechs Assists als Mann hinter der Solospitze Gartler. Zulj zog das Spiel an sich und erwies sich vor dem Tor eiskalt. Nicht umsonst ist er auch im U21-Nationalteam gesetzt. Sollte ihm noch einmal eine ähnliche Saison gelingen, werden die Interessenten Schlange stehen.

TRAINER:

Michael Angerschmid: In gewohnt ruhiger Art nahm der Chefbetreuer die Vorbereitung in Angriff. Erstmals kann der 39-Jährige mit einer gewissen Sicherheit zur Tat schreiten. Im Dezember wurde er interimistisch ins Amt befördert, nach Saisonende wurde er schlussendlich bestätigt und erhielt einen Vertrag bis 2014. Tatkräftige Unterstützung bekommt er von Gerhard Schweitzer, der für die lauteren Töne und die Koordination des Trainings verantwortlich zeichnet. Im Frühjahr konnte der Coach nicht ganz zufrieden sein, schließlich wurde ein Europacup-Startplatz verpasst. Was aber eben in Ried kein Drama ist. Ohne Druck und ohne Doppelbelastung geht man zuversichtlich in die Saison.

Bei der SV Ried, da greift ein Rad ins andere. Dinge, die zu erledigen sind, werden seriös abgearbeitet. Beispiel Rasenheizung. Gleich nach dem letzten Heimspiel in der vergangenen Saison gegen Red Bull Salzburg begann die erste Phase, Anfang Juli war alles fertig, so dass beim ersten Heimspiel der neuen Spielzeit am 27. Juli gegen Wolfsberg alles so aussehen wird, als wäre nie etwas gewesen. Die Infrastruktur-Offensive (Ausbau VIP-Klub, Rasenheizung, Ausbau Akademie, Verbesserungen der Trainingsbedingungen der Profis) leistet man sich durch eigene Spielverkäufe und läuft reibungslos. Auch in der Kaderplanung hat sich Manager Stefan Reiter mit seinem Team einmal mehr hervorgetan. Stars brauchen die "Wikinger" nicht, sie holen seit Jahren Spieler mit Potenzial, das sie mit der Zeit mehr und mehr ausschöpfen. Was jedoch ansteht, sind zahlreiche Verlängerungen von auslaufenden Spielverträgen. Bei den meisten verfügt der Verein über keine Option, etwa bei Rene Gartler, Robert Zulj, Marcel Ziegl oder auch dem Innenverteidiger-Duo Jan-Marc Riegler und Thomas Reifeltshammer. Bei insgesamt 13 Spielern endet das Dienstverhältnis nächsten Sommer, da gibt es also einiges zu tun. Schließlich wollen die Innviertler ein Auseinanderfallen der Mannschaft verhindern, ganz im Gegenteil: Der Stamm soll gehalten werden. Bei der kontinuierlich guten Arbeit von Reiter und Co. müssen sich die Rieder Fans aber alles andere als Sorgen machen.

Sandro Wieser kam in der Sommerpause aus Hoffenheim, der Liechtensteiner ist auf Leihbasis bei der SV Ried. In der Vorbereitung fiel der zentrale Mittelfeldspieler bereits durch seinen tollen Umgang mit dem Ball auf und hat sich nicht nur dadurch schnell ein Stammleiberl erspielt. Acht Millionen sind mit ihm klug investiert! 

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THESE: RIED IST DIE NUMMER 1 IN OBERÖSTERREICH

PRO - Ein Kommentar von Martin Wechtl

Ernsthaft? Wer, wenn nicht die SV Ried soll die Nummer eins in Oberösterreich sein? Pasching? LASK? BW Linz? Eine simple Verlinkung auf die Tabelle der österreichischen Bundesliga würde genügen, um alle gegenteiligen Meinungen zu widerlegen. Seit der Saison 2005/2006 sind die Innviertler ohne Unterbrechung in der höchsten Spielklasse vertreten – und das durchaus mit beachtlichen Erfolgen: Vizemeister 2007, Cupsieger 2011 und die viermalige Teilnahme an der Europacup-Qualifikation. Die "Wikinger" haben sich zu einem fixen Bestandteil der Bundesliga gemausert. Zudem haben sie mit Stefan Reiter einen der fähigsten - wenn nicht sogar den besten – Manager, der Jahr für Jahr mit seiner Transferpolitik für Aufsehen sorgt. Das Stadion wird den Ansprüchen gerecht, ist Spiel für Spiel gut besucht und verfügt seit Sommer auch über eine Rasenheizung. Darüber hinaus entsprangen unter anderem Spieler wie Franz Schiemer, Manuel Ortlechner, Kevin Stöger oder Samuel Radlinger dem Nachwuchs der SVR. Alles in allem gibt es aktuell keinen oberösterreichischen Klub, der der SV Ried nur annähernd das Wasser reichen kann.


CONTRA - Ein Kommentar von Bernhard Kastler

Der größte Realtitätsverweigerer zu sein wäre noch eine Untertreibung, wenn jemand der SV Ried in Oberösterreich nicht den sportlichen Platz an der Sonne einräumt. Hier ist jede Diskussion in den vergangenen Jahren überflüssig. Doch macht das alleine eine Nummer 1 in einem Bundesland aus? Es geht auch um Popularität und Aufmerksamkeit und hier reihen sich die "Wikinger" - zurecht oder nicht sei dahingestellt - hinter dem LASK. Der Traditionsklub, der erste Nicht-Wiener-Meister anno 1965, zieht auch in der Regionalliga, 6000 Zuschauer beim "Heimspiel" in Pasching oder im Relegations-Rückspiel gegen Liefering sind dafür Beweis. Das wäre in Ried in derselben Situation definitiv anders. Hinzu kommt die mediale Aufmerksamkeit: Alleine das Vujanovic-Transfertheater sorgte für mehr Rauschen im Blätterwald als jeder einzelne Ried-Transfer im Sommer. Zurecht oder nicht sei einmal mehr dahingestellt. Der LASK war und ist jedoch der Klub der Oberösterreicher, das wird - so lange er existiert - immer so bleiben. Was allerdings nicht das Geringste daran ändert, dass Ried als Aushängeschild glänzt. In sportlicher wie wirtschaftlicher Hinsicht. Und das zählt am Ende mehr.

Zugänge Abgänge
Sandro Wieser (Hoffenheim/leihweise) Marco Meilinger (zurück zu RBS)
Bernhard Janeczek (Gladbach) Maximilian Karner (SV Grödig)
Oliver Kragl (Babelsberg) Wolfgang Schober (Wacker Innsbruck)
Julius Perstaller (Wacker Innsbruck) Anel Hadzic (Sturm Graz)
Ola Kamara (zurück von 1860 München) Emanuel Schreiner (Altach)
Philipp Rensch (Vöcklamarkt)
Markus Hammerer (Ziel unbekannt)
Nacho (Ziel unbekannt)
Ivan Carril (Ziel unbekannt)
Markus Grössinger (Ziel unbekannt)
Edin Ibrahimovic (Ziel unbekannt)


  • 15,60 - So viele Millionen kostet Rene Gartler im Bundesliga-Manager und ist damit der teuerste Rieder Spieler.
  • 44 - So viele Tage benötigten die Oberösterreicher für den Einbau der Rasenheizung. Am 22. Mai wurde damit begonnen, am 5. Juli wurde das Projekt abgeschlossen.
  • 60 - Mit dieser Anzahl an Treffern beendeten die Rieder die Vorsaison - ein SVR-Torrekord - und belegten in dieser Kategorie Platz 3 hinter Salzburg und der Wiener Austria. Und das mit nur einer Spitze, was die Offensivkraft aus dem Mittelfeld beweist.
  • 118 - Achtung, (Abseits-)Falle! Keine Mannschaft stand 2012/13 öfters im Abseits wie die Rieder. 118 Mal in den 36 Runden, knapp dahinter die Admira (116).
  • 503 -  Keine Mannschaft flankte vergangene Saison öfter als die SV Ried. Mit Respektabstand auf Platz zwei: Rapid (439). Die Innviertler verloren aber mit Marco Meilinger ihren Flankengott (101, Platz zwei hinter Manuel Kerhe).

DAS LAOLA1-FAZIT:

Im Prinzip gilt dieses Motto jedes Jahr: Keine Sorgen! Die SV Ried hat zwar mit Anel Hadzic und Marco Meilinger zwei Stützen verloren, aber sich auch wieder adäquat verstärkt. Manager Stefan Reiter und sein Team führen den Klub tadellos, die Trainer und Betreuer sorgen für die sportliche Entwicklung. Letzteres ist das zentrale Wort. "Wir gehören immer zu den zwei, drei Vereinen mit dem kleinsten Budget. Dieses Budget wird sich auch nicht wesentlich erhöhen. Wir müssen mit unseren Mitteln auskommen. Deshalb kann unser Ziel nur lauten, dass wir die Mannschaft und den Verein stetig weiterentwickeln wollen", so formuliert es Reiter und trifft den Nagel auf den Kopf. Manch ein Fan würde sich freuen, wenn die eine oder andere Kampfansage rausposaunt. Doch das wäre nicht Ried und auch nicht legitim. Das stille Wasser der Bundesliga fährt blendend mit seiner Art und gehört zum Stammpersonal der Liga. Das wird so bleiben, denn es gibt deutlich schwächere Teams. Die Top 4 werden einmal mehr schwierig, so bleibt der gesicherte Mittelfeldplatz, auf den die Rieder sowieso ein Abo haben.


Bernhard Kastler/Alexander Karper