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Red Bull Salzburg: Alles neu - alles besser?

Red Bull Salzburg: Alles neu - alles besser?

Fast jedes Jahr baute Red Bull Salzburg im Sommer kräftig seinen Kader um.

Immer mit dem Ziel, endlich die Gruppenphase der Champions League zu erreichen.

Geschafft hat es der Klub von Big-Boss Dietrich Mateschitz aber nie.

Deshalb soll es mit der Saison 2011/12 endgültig den Kurswechsel geben.

Keine teuren Legionäre mehr, weg von Quanität, hin zu Qualität. Dazu wird künftig auf die hauseigenen Talente gebaut.

LAOLA1 nimmt für die Bundesliga-Vorschau den FC Red Bull Salzburg unter die Lupe:

 

 

AUSGANGSLAGE

Erstmals seit Sommer 2008, also seit drei Jahren, geht Salzburg wieder einmal als Jäger in die Saison. Wobei die „Bullen“ - unabhängig von der Vorsaison - nie wirklich als Jäger durchgehen. Die Mozartstädter sind immer der große Favorit, dafür sorgt alleine das größte Liga-Budget. Aber anders als in den Jahren zuvor, wurde das Geld diesen Sommer nicht mit vollen Händen ausgegeben, ja nicht einmal ein Euro wurde aus der Vereinskassa genommen. Der Klub will nun endgültig einen neuen Weg einschlagen, vernünftig investieren und vor allem den hauseigenen Talenten – egal ob aus Salzburg, Ghana oder Brasilien – eine echte Perspektive bieten.

PERSONAL

Die wichtigste Personalentscheidung hat Dosen-Milliardär Dietrich Mateschitz schon Ende der vergangenen Saison getroffen: Ricardo Moniz wurde zusammen mit Niko Kovac als Trainerduo bestätigt. Die Beiden haben in den letzten neun Frühjahrs-Partien gezeigt, wie der neue Weg Salzburgs aussehen könnte. Talente wie Teigl (20), Offenbacher (19) und seit Sommer Meilinger (19) sind fest im Moniz'schen Konzept vorgesehen, was auch die Tatsache beweist, dass das Trio fix in den Profi-Kader genommen und nicht wie erwartet verliehen wurde. Geführt sollen die Youngsters von erfahrenen Spielern werden, weshalb Moniz vor allem Petri Pasanen und Rasmus Lindgren geholt hat. „Ich wollte einfach Spielertypen, die auf ihren Positionen Führungsfiguren sind. Petri ist dazu ein Spieler mit großer physischer Qualität, Rasmus auf der Sechser-Position ein typischer Ballverteiler“, erklärt der Niederländer den Zweck seiner Einkäufe. Dass die beiden Nordländer Qualität haben, haben sie bei Bremen bzw. Ajax mehrfach gezeigt. Eine „Wundertüte“ ist dagegen Leonardo. Der brasilianische Offensiv-Allrounder galt schon in jungen Jahren als „Wunderkind“, schaffte aber nie so richtig den Durchbruch und will sich in Salzburg neu beweisen. Da der 28-Jährige leihweise aus Breda kam, besteht für den Vize-Meister keinerlei Risiko. Neuzugang Nummer vier, Chema Anton (Betis Sevilla B), wurde auch deshalb geholt, weil in der Innenverteidigung aufgrund der Verletzungen von Sekagya, Douglas und Schiemer die Alternativen fehlen.

AUSBLICK

Es gehört mittlerweile schon fast zu jeder neuen Saison dazu, dass in Salzburg von einem Neuanfang gesprochen wird. 2009 nach Co Adriaanse sollte Huub Stevens eine schlagkräftige Truppe formen – was er letztlich auch geschafft hat - , vergangenes Jahr dann den Kader mit teuren Neuzugängen (Alan, Boghossian, Mendes da Silva) auf eine spielerisch höhere Stufe stellen. Da das große Ziel Champions League aber erneut nicht erreicht wurde, und dazu in der Meisterschaft die Ergebnisse ausblieben, zog Mateschitz die Reißleine. Sowohl Stevens, als auch RB-Sportchef Beiersdorfer mussten gehen. Und mit ihnen gleich die großen Ambitionen. Ex- und Wieder-Sportdirektor Heinz Hochhauser nahm Moniz den CL-Rucksack ab und verordnete die längst fällige Frischzellenkur. Einen Freibrief hat Moniz deswegen aber nicht. „Du hast immer Druck, als Red Bull musst du immer gewinnen. Aber selbst, wenn wir zweimal hintereinander verlieren, werde ich den eingeschlagenen Weg nicht verlassen. Ich stehe hundertprozentig für die Offensive und für die Entwicklung. Außerdem kann ich nicht ein Spiel spielen oder etwas tun für die Außenwelt. Ich kann nicht politisch Spieler fallen lassen.“ Der 47-Jährige meint es also ernst mit dem Umbruch, mit der neuen Philosophie. Jetzt liegt es an Red Bull, den Worten auch Taten folgen zu lassen.

FÜNF FRAGEN AN DEN TRAINER

LAOLA1: Anders als in den letzten Jahren hat Salzburg dieses Mal nur vier Neuzugänge geholt. Sind Sie mit dem Kader zufrieden?

Ricardo Moniz: Wir haben sehr selektiv eingekauft. Und das Wichtigste: Wir haben null Euro ausgegeben. Dazu haben wir mit Meilinger, Offenbacher und Teigl drei Juniors fix in den Profi-Kader geholt.

LAOLA1: Sie haben gesagt, Sie wollen nur Spieler verpflichten, die das gewisse Etwas haben. Ist das bei Pasanen, Lindgren, Leonardo und Chema Anton der Fall?

Moniz: Absolut. Was sie jetzt noch brauchen, ist genügend Spielpraxis. Rasmus und Leonardo haben im Frühjahr nicht viel gespielt, deswegen benötigen sie noch Zeit. Aber alle vier sind ein Gewinn und sie brennen darauf, mit Red Bull Erfolge zu feiern. Sie sind keine alten Leute, wie ich es schon gehört habe. Ohne Routine geht es einfach nicht.

LAOLA1: Pasanen, Lindgren und Leonardo haben die holländische Fußball-Schule genossen. Haben Sie bewusst auf dieses Merkmal geschaut?

Moniz: Nein, nicht bewusst. Es gibt auch in Österreich eine gute Ausbildung. Daher ist es Zufall, dass alle drei in Holland ihre Fußball-Ausbildung genossen haben. Ich wollte einfach Spielertypen, die auf ihren Positionen Führungsfiguren sind. Ich brauche keine flachen Spieler.

LAOLA1: Ist ein technisch anspruchsvoller Fußball, wie Sie ihn gerne hätten, in Österreich überhaupt möglich?

Moniz: Natürlich, technisch guten und offensiven Fußball kannst du überall spielen. In Österreich wird zwar viel Wert auf die Physis gelegt, aber das finde ich gut. Du musst auch athletisch topfit sein. Außerdem kannst du nur Angriffs-Fußball spielen, wenn du auch verteidigend denkst. Deswegen wollte ich Pasanen und Lindgren, weil sie starke Persönlichkeiten sind und für die Balance sorgen können.

LAOLA1: Wie sehr sind Sie mit der Balance innerhalb der Mannschaft zufrieden?

Moniz: Da ist noch wenig Balance. Die ist erst dann gegeben, wenn alle Spieler miteinander in Kontakt stehen. Balance ist Aufgabe für jede Position und die damit verbundene perfekte Raumaufteilung. Das hat nichts mit Alter oder Erfahrung zu tun. Ajax perfektioniert das bereits im Nachwuchs.

Kurt Vierthaler