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Nach dem Umbruch geht es um die Bestätigung

Nach dem Umbruch geht es um die Bestätigung

Alles neu bei Rapid!

Der Abschied der langfristigen Trainerlösung Peter Pacult und der Platzsturm im Wiener Derby haben bei Rapid Spuren hinterlassen.

Ein Neuanfang war die einzige logische Folge. Mit Coach Peter Schöttel wurde ein Mann mit Rapid-Vergangenheit geholt, der einen großen Stellenwert in Hütteldorf genießt.

Mit ihm und seinem neuen Team wurde auch der Kader umgekrempelt. Einige Leistungsträger verließen den Verein, doch der Verein schaute sich gezielt um Ersatz um.

"Das Team ist willig. Es ist vieles neu für die Spieler, es sind Neue dazugekommen, es sind neue Trainer da, am Anfang ist alles interessant", nimmt Schöttel die Herausforderung im Gespräch mit LAOLA1 an.

Auch in punkto Fans wurde ein Schnitt gemacht. Der "Maßnahmenkatalog der Ehrlichkeit" hat bei weitem nicht nur Fürsprecher, steht aber ebenfalls für den neuen Weg der Grün-Weißen.

Alle Veränderungen unter einen Hut zu bringen, erfordert großes Engagement. Insofern kann Rapid in dieser Saison kaum etwas verlieren - und trotzdem steht viel auf dem Spiel.

LAOLA1 nimmt für die Bundesliga-Vorschau den SK Rapid Wien unter die Lupe:

AUSGANGSLAGE

Die Ausgangslage ist ernüchternd. Erstmals seit der Saison 2006/07 dürfen sich die Grün-Weißen nicht auf internationaler Bühne messen - die Folgen des unzufriedenstellenden fünften Endrangs aus der Vorsaison. Auch kann man sich nicht länger darauf verlassen, dass Peter Pacult das Schiff schon schaukeln wird, denn sein Nachfolger Peter Schöttel muss erst beweisen, dass er als Rapid-Trainer etwas bewirken kann. Die Europacup-Belastung fällt weg, trotzdem ist eine neue Mannschaft vorhanden, die sich erst finden muss. "Gerade wenn vieles bei einer Mannschaft neu ist, ist es eh gut, wenn man viel Zeit am Trainingsplatz verbringt", sieht Schöttel eine Saison ohne internationalen Startplatz zumindest sportlich nicht als Nachteil. Dementsprechend geht die Mannschaft ohne großen Druck in die Saison. Gut Ding braucht Weile scheint die Devise zu sein. Ob sich die Hütteldorfer mit den Top 4 Sturm, Salzburg, Austria und Ried messen können, bleibt abzuwarten.

PERSONAL

Bei Rapid hat sich in der Sommerpause einiges getan. Auffallend: Der österreichische Weg wird noch mehr verfolgt, als in den vergangenen Jahren. Alle Neuzugänge stellen rot-weiß-rote Lösungen dar. Mit Deni Alar wurde das wohl vielversprechendste Stürmer-Talent des Landes verpflichtet, Thomas Prager will wieder auf die Erfolgsspur zurückkehren, Thomas Schrammel hat sich in Ried für höhere Aufgaben empfohlen, ebenso wie Rückkehrer Christian Thonhofer bei Wr. Neustadt. Auch Guido Burgstaller entschied sich für den Rekordmeister. Mit Harald Pichler wurde ein bisheriger "Nobody" verpflichtet, der in den ersten Tagen aber bereits zu einem Führungsspieler avancierte. "Sie präsentieren sich sehr gut", gesteht Schöttel. Die Abgänge von Kavlak, Pehlivan und Kayhan wiegen hingegen schon schwer. "Dass alle drei gehen, kam überraschend. Dadurch wurde ein größerer Umbruch getätigt, als wir vorgehabt haben", so Schöttel. Mit Eder, Hinum, Konrad, Vennegoor of Hesselink, Dober und Blatnik verließen zudem Spieler den Verein, die zuletzt nicht mehr erste Wahl waren. Raimund Hedl beendete seine Karriere und trainiert nun Payer und Co.

AUSBLICK

In den letzten drei Jahren musste Rapid die Saison mit Auswärtsspielen starten. Drei Mal in Folge kassierten die Grün-Weißen zum Auftakt empfindliche Niederlagen (2010/11: Wacker 0:4, 2009/10: Mattersburg 1:2, 2008/09: Sturm 1:3). Die Freude darüber, diesmal mit einem Heimspiel gegen die Admira zu starten, hält sich aber in Grenzen. Denn Zuschauer werden beim "Geisterspiel" nicht vor Ort sein. Eine schwierige Aufgabe, schließlich ist ein guter Start für den weiteren Verlauf von enormer Wichtigkeit. Noch dazu machte man mit dem Aufsteiger schon zum Auftakt der vergangenen Saison schlechte Erfahrungen. Die Frage ist, wie schnell sich Rapid als Einheit präsentiert. "Ich glaube schon, dass wir uns rasch finden und uns am Ende des Jahres auf einem internationalen Startplatz platzieren können", so Schöttel. Allerdings wird dem 44-Jährigen die nötige Zeit gegeben. Dass Rapid aufgrund des Neustarts kein Wörtchen oben mitzureden hat, glaubt Schöttel nicht. "Wir haben schon das Selbstbewusstsein, dass wir wissen, eine gute Mannschaft zu haben.Das ist auch irgendwie das Schöne, wenn man sieht, wie etwas zusammenwächst." Die Entwicklung steht im Vordergrund, ein Platz unter den ersten Drei ist jedoch wie jedes Jahr das erklärte Ziel. Mit der Zeit werden sich auch die Hardcore-Fans wieder besänftigen lassen.

FÜNF FRAGEN AN DEN TRAINER

LAOLA1: Wie sehr erleichtert der Umbruch den Einstieg bei Rapid?

Peter Schöttel: Das kann ich nicht beurteilen. Ich habe natürlich aus der Ferne beobachtet, was letztes Jahr hier war. Ich bin da und mache das, was ich für richtig halte. Ich hoffe, dass wir die Spieler nach vorne bringen und erfolgreich sind. Mit der Vergangenheit sollten wir uns eine Woche vor dem Meisterschaftsstart jetzt wirklich nicht mehr beschäftigen. Dem fiebern wir schon alle entgegen. Für uns ist die erste Partie gleich eine ganz wichtige.

LAOLA1: Welchen Eindruck hinterließen bisher die Neuverpflichtungen?

Schöttel: Sie präsentieren sich sehr gut. Thonhofer war leider nur eine Woche bei uns, hat sich dann im ersten Spiel in Retz verletzt, Burgstaller war sehr stark bis zum Melk-Spiel, wo er sich weh getan hat und Prager wird von Woche zu Woche stärker. Er ist ein sehr guter Spieler. Pichler, Schrammel und Alar haben sowieso sehr gute Chancen, dass sie gleich in der Startelf stehen. Bis jetzt bin ich mit den Neuen zufrieden, aber auch mit denen, die schon da waren. Speziell die Älteren wie Patocka und Katzer präsentieren sich sehr gut. Sie imponieren mir mit ihrer Einstellung, ihrer Fitness und ihrem Willen. Die Vorbereitung ist bis jetzt ohne Probleme verlaufen.

LAOLA1: Das Ziel war, den Konkurrenzkampf auf jeder Position zu beleben. Wurde das geschafft?

Schöttel: Ja, schon. Es ist jetzt eigentlich eine Mannschaft da, mit der man durchaus auch Europacup spielen könnte. Wenn alle fit sind, ist wirklich jede Position doppelt besetzt. Ich bin an und für sich einer, der schon seine Formationen wechselt. Ich glaube nicht, dass ich drei, vier Spiele mit derselben Startelf spielen werde. Ich schaue schon mit einem Auge auf das, was der Gegner macht. Deshalb werden auch alle beschäftigt werden.

LAOLA1: Rapid hat vor allem schnelle, dynamische Spieler verpflichtet. War das Spiel in letzter Zeit einfach zu statisch?

Schöttel: Rapid hat immer Qualität gehabt, es war nie leicht gegen Rapid. Aber man hat halt bei zwei, drei Spielern immer ansetzen können, von denen man gewusst hat, dass sie nicht mehr so beweglich und schnell sind. Wir haben auch angesetzt, dass wir die Kommunikation innerhalb der Mannschaft verbessern. Das ist mir als Gegner aufgefallen, dass Rapid Spieler drin hat, die zwar Erfahrung hätten, sich aber schwer mit Kommandos tun und die Mannschaft zu führen. Da haben wir in der Vorbereitung sehr stark daran gearbeitet, dass wir lauter werden am Feld und uns gegenseitig pushen.

LAOLA1: Welche Philosophie, die Sie auch bei Rapid umsetzen wollen, vertreten Sie?

Schöttel: Meine Philosophie ist nichts Besonderes. Ich möchte aus einer gut organsierten Grundordnung schnell nach vorne spielen. Alle sollen in die Rückwärtsbewegung einbezogen werden, aber trotzdem muss man ihnen einerseits nach vorne die Kreativität lassen, andererseits schon so rasch wie möglich in trainierten Aktionen nach vorne kommen. Als Rapid-Trainer weiß ich, dass wir immer aktiv sein müssen, das war als Neustadt-Trainer anders. Da haben wir uns etwas passiver verhalten können und auf die Fehler des Gegners warten können. Bei Rapid muss man wahrscheinlich in 80 % der Spiele selbst das Spiel gestalten.

Alexander Karper