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"Arbeit hat mir selten zuvor so viel Spaß gemacht"

In Mattersburg bleibt (fast) alles unverändert.

Spektakuläre Transfers sucht man weiterhin vergebens. Warum auch in die Ferne schweifen, wenn das Gute so nahe liegt?

Der Kader wird seit Jahren kontinuierlich verjüngt und mit Österreichern nachbesetzt. An dieser Philosophie soll sich in Zukunft nichts ändern.

Ändern will Trainer Franz Lederer hingegen den Spielstil und das dadurch angeknackste Image des Klubs.

Image-Wechsel?

Als „Holzhacker“-Verein verschrien, soll nun mehr auf die spielerische Linie geachtet werden. „Uns läuft der Ruf einer körperbetonten oder harten Truppe nach. Wir können jetzt zwar nicht hergehen und sagen: Wir wollen unseren Ruf ändern, aber wir wollen schauen, dass wir das, was wir wirklich können und in der täglichen Trainingsarbeit zeigen, auch auf den Platz bringen", erklärt der 47-Jährige.

Zuversichtlich stimmt den Langzeit-Coach die Vorbereitung: "Die Arbeit hat mir selten zuvor so viel Spaß gemacht, wie in den letzten Wochen. Es steht eine Gemeinschaft am Feld, wo der Eigenantrieb sehr, sehr hoch ist."

Aus diesem Grund fiebert der Burgenländer dem Meisterschafts-Start auch freudig entgegen.

LAOLA1 nimmt für die Bundesliga-Vorschau SV Mattersburg unter die Lupe:

AUSGANGSLAGE

Und jährlich grüßt das Murmeltier. SV Mattersburg ist schon lange nicht mehr jener Verein, der um die Europacupplätze mitmischt. Seit Jahren kämpfen die Burgenländer um den Klassenerhalt. Und seit Jahren hört alles auf das Kommando von Franz Lederer. Der waschechte Mattersburger geht heuer bereits in seine siebente Saison als Chefcoach. Auch diesmal heißt das Ziel Klassenerhalt. Im vergangenen Jahr kristallisierte sich schnell ein beinharter Zweikampf zwischen dem SVM und dem LASK heraus – mit dem wesentlich besseren Ende für Mörz und Co. In der neuen Saison soll ein ähnliches Zittern verhindert werden. Das junge Team ist nahezu zusammengeblieben und dank der Erfahrungen im Abstiegskampf gereift. Ob diese Faktoren reichen werden, um ein etwas entspannteres Jahr zu erleben, wird sich weisen. Womöglich schon nach den ersten vier Runden, denn der SVM muss dabei drei Mal in der Fremde antreten.

PERSONAL

Mattersburg bleibt seiner Linie treu. Im Burgenland setzt man auf Österreicher und Kontinuität – ein Umbruch blieb im Sommer wie gewohnt aus. Vier Spieler   verließen (Lindner, Salamon, Bliem, Chrappan), vier Akteure (Mravac,  Rodler, Domoraud , Böcskör) kamen in der Sommerpause zum Klub. „Wir haben unsere Abgänge eigentlich eins zu eins ersetzt. Rodler soll den Abgang von Chrappan mehr als wettmachen. Er ist wirklich ein „Baum“, kopfballstark und hat auch einen gewaltigen Schuss. Domoraud soll auf der linken Außenbahn die Lücke, die wir bisher nicht richtig füllen konnten, schließen. Böcskör ist erfahren und wird unser dritter Goalie sein, Mravac war vor vor zwei Jahren im Abstiegskampf sehr wichtig für uns und wird auch in der neuen Saison als schneller Verteidiger eine wichtige Komponente sein“, meint Lederer.


AUSBLICK

Erstmals seit der Saison 07/08 starten die Burgenländer die neue Meisterschaft mit einem Heimspiel. Setzte es beim Start der letzten Saisonen immer Niederlagen (Salzburg 0:6, LASK 0:4, Austria 0:2), darf am 16. Juli daheim gegen Wr. Neustadt mit einem Sieg spekuliert werden. Lederer warnt jedoch: "Wr. Neustadt wird sich zerreißen, weil jeder dieses Team schon jetzt abschreibt. Außerdem würde ich vor einer Partie nie sagen, dass diese schon gewonnen ist." Dass ein Erfolgserlebnis angesichts der "knüppeldicken" Auslosung (Stum, Salzburg, Admira) immes wichtig wäre, ist dem Chefcoach bewusst: „ Gute Leistungen kommen  mit dem Selbstbewusstsein, und da ist es notwendig, wenn möglich einen guten Start hinzulegen." Eine genaue Zielvorgabe hat der 47-Jährige nicht ausgegeben: „Wir wollen uns weiterentwickeln, den Elan aus dem Frühjahr mitnehmen, gute Spiele machen und auch vom Spielerischen her stärker agieren. Wir wollen so lange wie möglich mit jenen Klubs, die mit uns von der finanziellen Hierarchie her auf Augenhöhe sind, mithalten können. Ich sage einmal, das reicht vor bis Platz fünf.“

FÜNF FRAGEN AN DEN TRAINER

LAOLA1: Mit welchen Erwartungen geht der SV Mattersburg in die neue Saison?

Franz Lederer: Wir freuen uns alle, dass es wieder los geht – schließlich trainiert man, um zu spielen. Erwartungen? Wir gehen jetzt nicht her und sagen: Wir hauen der Welt ein Loch. Denn das wird nicht der Fall sein. Fakt ist, dass eine tolle, positive Stimmung in der Mannschaft herrscht. Wir wollen das Vertrauen in unsere eigene Stärke zeigen und die guten Leistungen im Training umsetzen. Vielleicht kann man in Tabellenregionen vordringen, die letzte Saison nicht möglich waren.

LAOLA1: Das Team hat sich kaum verändert, ist eingespielt und hat im Abstiegskampf viel Erfahrung sammeln können. Sind diese Faktoren ein großer Vorteil?

Lederer: Natürlich ist es erfreulich, dass sich ein Gros der Mannschaft schon kennt. Dennoch gibt es Neue zu integrieren, schließlich sollen sie bis auf Böcskör mehr als nur Alternativen sein. Positiv stimmt mich, dass die Mannschaft obwohl sie sehr jung ist, schon viele Spiele am Buckel hat. Das ist ganz, ganz wesentlich. Die Erfahrung sollte vorhanden sein, um sich mehr zuzutrauen und Vertrauen in die eigene Qualität zu haben.

LAOLA1: Sie haben jetzt ihre siebente Sommer-Vorbereitung in Mattersburg mitgemacht. Haben sie irgendwann an einen Tapetenwechsel gedacht?

Lederer: Nein. Sobald man an so etwas denkt, ist man Fehl am Platz. Die Arbeit hat mir selten zuvor so viel Spaß gemacht, wie in den letzten Wochen. Es steht eine Gemeinschaft am Feld, wo der Eigenantrieb sehr, sehr hoch ist. Ich bin zwar schon sehr lange Chefcoach beim SVM, habe aber immer noch Ziele, die ich hoffentlich verwirklichen darf. Deshalb möchte ich gar nicht so viel über meine Person reden.

LAOLA1: Mattersburg setzt sehr viel auf Spieler aus dem Burgenland. Könnte dieser Weg auch wieder mehr Zuschauer ins Stadion locken?

Lederer: Das ist natürlich ein Hintergedanke von uns. Das ist klar. Diese jungen Burschen bringen eine mitreißende Spielanlage mit. Sie geben nicht auf und wollen den Leute das bieten, wofür sie ins Stadion kommen. Es wird ehrliche Arbeit abgeliefert. Ob diese Philosophie die Fans ins Stadion bringt, wird sich zeigen. Heutzutage kann man eben jeden Tag ein Fußballspiel im Fernsehen anschauen, wenn man will.

LAOLA1: Michael Mörz und Ilco Naumoski suchen schon länger ihrer Form. Wie bekommt man die beiden Routiniers wieder in Schuss?

Lederer: Michi ist nicht mehr jener Michael Mörz, der er vor einigen Jahren war. Er ist zwar 31 Jahre, muss aber weiterhin Bereitschaft an den Tag legen, um sich weiterzuentwickeln. Michi ist zudem in einem Alter, wo man die Spielweise vielleicht etwas anders anlegen muss. Wenn er diese Bereitschaft zeigt, kann er noch immer eine sehr wichtige Komponente sein. Wenn ein Roger Federer als Nummer eins versucht, sich im taktischen Bereich weiterzuentwickeln, dann muss das ein Fußballer auch können. Ilco denkt als Stürmer selber am meisten nach – schließlich wird man auf seiner Position an Toren gemessen. Er muss versuchen, alles für die Mannschaft zu geben. Irgendwann bekommt man es dann zurück. Nur den Fokus aufs Toreschießen zu legen, wäre schlecht, denn dann wäre man nur verkrampft. Er ist aber auf einem guten Weg.

Martin Wechtl