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Sturm nur 80 Minuten lang "perfekt"

Sturm nur 80 Minuten lang

„Wir hatten einen Plan, und den haben wir 80 Minuten perfekt umgesetzt.“

Es kommt selten vor, dass Franco Foda nach einer Niederlage mit der Leistung seiner Mannschaft zufrieden ist und ihr sogar ein „Riesen-Kompliment“ ausspricht.

Dafür müssen schon besondere Umstände herrschen, wie bei Sturms Gastspiel bei der Wiener Austria.

Wie jedes Spiel dauerte jedoch auch dieses nicht 80 sondern 90 Minuten. Die Grazer gaben in der Schlussphase ihre Führung noch aus der Hand und fuhren mit einer 1:2-Niederlage im Gepäck unbelohnt in die Steiermark zurück.

„Austria hatte 80 Minuten keine Torchance“

„Wir haben natürlich gewusst, dass die Austria an diesem Tag eine höhere individuelle Klasse besitzt als wir, das stand außer Frage“, erläuterte Foda die Ausgangsposition.

Mit Christian Gratzei, Milan Dudic, Ferdinand Feldhofer, Andreas Hölzl, Jürgen Säumel, Samir Muratovic, Matthias Koch, Sandro Foda und Roman Kienast fehlte dem Deutschen beinahe eine komplette Elf.

Mit Stefan Stangl bot Foda in seiner personellen Not einen 19-jährigen Amateurspieler im defensiven Mittelfeld auf, in der Innenverteidigung durfte wieder der erst 18-jährige Florian Neuhold ran. Beide Youngsters machten ihre Sache gut, wie die gesamte Sturm-Elf.

Für Foda heiligte der Zweck die Mittel, also ließ er seine Elf tiefer als gewohnt stehen: „Wir wollten aus einer kompakten Defensive nach Balleroberung schnell nach vorne spielen, weil wir wussten, dass die Austria da Probleme haben kann. Die Austria war optisch überlegen und hatte mehr Ballbesitz, keine Frage, aber wir haben einfach zielstrebiger und schneller nach vorne gespielt. Denn bis zur 80. Minute hatte die Austria aus dem Spiel heraus keine Torchance.“

„Sie können gerne 90 Minuten Ballbesitz haben…“

Die Statistik belegte diese Einschätzung. Den 479 Ballkontakten Sturms standen deren 841 der Austria gegenüber. Joachim Standfest führte die „Blackies“ in dieser Wertung mit 59 Ballkontakten an – ein eher niedriger Wert für den Mannschaftsbesten. Viel anzufangen wussten die Veilchen mit ihrer Überlegenheit jedoch nicht.

Statt Punkten nahm Sturm zumindest die Erkenntnis mit nach Hause, dass man sich auch mit einer derart ersatzgeschwächten Mannschaft ansprechend präsentierte. Mit Stangl, der Boduls Tor mit einem Weitschuss vorbereitete, scheint nach Neuhold eine weitere Kaderalternative gefunden.

„Riesengroßes Lob an Stangl“

"Stangl hat zum ersten Mal in der Bundesliga gespielt. Dem muss man ein riesengroßes Lob aussprechen. Wie er agiert hat, ist unglaublich – genauso Neuhold und Klem“, lobte Standfest, der das gut gefüllte Lazarett nicht als Grund für die Niederlage anführen wollte:

„Natürlich ist es bitter, wenn man so viele Verletzte hat. Irgendwann kannst du es nicht mehr kompensieren. Aber heute ist es sicher nicht daran gelegen.“

„Auch mit dem heutigen Kader wäre es möglich gewesen, drei Punkte einzufahren“, bestätigte Imre Szabics.

Dafür hätte der Plan jedoch 90 Minuten lang perfekt umgesetzt werden müssen…

Peter Altmann

Neuhold: „Wir haben hinten sehr sicher und routiniert gewirkt. Die Austria hat 80 Minuten sehr wenig Plan gehabt, was sie tun soll.“

„Sie können gerne dominieren und 90 Minuten Ballbesitz haben. So lange sie keine Torchance haben, wird ihnen das nicht viel bringen“, fand auch Standfest, dass die Marschroute die richtige war und beklagte:

„Die Defensivleistung war perfekt. Es ist erstaunlich, gegen solch eine Mannschaft keine Torchance zuzulassen und dann kriegen wir aus keiner Torchance ein Tor.“ Gemeint ist der Weitschuss von Michael Liendl, der die frühe Grazer Führung durch Darko Bodul (11.) egalisierte.

Konzentrationsfehler in Schlussphase

Es war jedoch keineswegs nur Pech, dass Sturm die Führung nicht über die Runden gebracht hat. Schon vor dem Ausgleich hätten die Steirer nachlegen können, letztlich sogar müssen.

„Wir haben die Kontermöglichkeiten, die sich uns geboten haben, nicht genutzt. Da haben wir vor allem in der zweiten Halbzeit zu hektisch gespielt“, monierte Standfest.

Bodul führte an, dass sich nach 70 Minuten „Konzentrationsfehler“ eingeschlichen hätten: „Ich glaube, das kommt durch die Müdigkeit. Wir haben eine sehr junge Mannschaft, vielleicht war das Tempo ein bisschen zu hoch. Nach dem 1:1 haben wir hinten Panik gekriegt und das zweite Tor kassiert. Sehr schade, dass wir nicht 90 Minuten so spielen konnten wie bis zur 70.“.