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"Traurig, ihnen immer in den Hintern treten zu müssen"

Schon nach 41 Spielsekunden war absehbar, welchen Verlauf die Partie bei der Admira für den SK Sturm nehmen könnte, so bedenklich freistehend ließ man Rene Seebacher zum Abschluss kommen.

Die folgenden 44 Minuten brachten alles, nur keine Steigerung – der 0:3-Pausenstand war somit die Basis für die 2:4-Niederlage des Meisters beim Aufsteiger aus der Südstadt.

„Wir waren von der ersten Minute an nicht in dieser Partie drinnen, haben teilweise Anfängerfehler gemacht – vor allem bei den Gegentoren. Die laufen drei Mal nach relativ einfachen Pässen alleine auf unser Tor – das darf einfach nicht passieren“, ärgerte sich Joachim Standfest, der zugab:

„Wir waren vom Ersten bis zum Letzten total undiszipliniert. Dafür haben wir die Rechnung präsentiert bekommen.“

Hölzl: „Unerklärlich“

Der Rechtsverteidiger war Teil einer Viererkette, die in Halbzeit eins mehrmals nicht auf der Höhe des Geschehens war, jedoch auch von den Vorderleuten wenig Unterstützung bekam.

So machte sich etwa im zentralen Mittelfeld das verletzungsbedingte Fehlen von Jürgen Säumel bemerkbar. Die Abstimmung zwischen Manuel Weber und Sandro Foda funktionierte nicht.

„Drei ganz einfache Fehler haben zu den Gegentoren geführt. Es waren einfache Pässe durch die Mitte und auf einmal sind sie alleine vor dem Tor gestanden. Das ist unerklärlich“, konnte es Andreas Hölzl nicht fassen.

Der Tiroler bezeichnete die Vorgehensweise der Sturm-Elf als „fahrlässig“. Nach viel Schatten in den ersten 45 Minuten folgte ein wenig Licht nach Wiederanpfiff. Dem ging jedoch eine entsprechende Kabinenpredigt von Trainer Franco Foda voraus.

„Sehr traurig, dass man in der Halbzeit immer lauter werden muss“

Hölzl: „Es war keine ruhige Ansprache. Aber das haben wir uns nach solch einer Schweins-Halbzeit selbst zuzuschreiben. Diese Fehler mussten klar angesprochen werden.“

„Es ist für mich sehr, sehr traurig, dass man in der Halbzeit immer etwas lauter werden und den Spielern in den Hintern treten muss, damit es besser wird“, ärgerte sich Foda maßlos.

Der Coach nahm noch in der Pause zwei Umstellungen vor und stellte Ferdinand Feldhofer statt des enttäuschenden Milan Dudic in die Innenverteidigung und ersetzte Haris Bukva durch Patrick Wolf.

„Es ist einfach sehr schade, weil wir in den letzten Spielen einen Aufwärtstrend hatten, und dann glaubt der eine oder andere, dass es ohne Engagement, Aggressivität und Biss geht. Da wurden wir eines Besseren belehrt. Ich hoffe, die Mannschaft wird irgendwann daraus lernen.“

Fakt ist, dass es in der Meister-Saison eine Stärke der Steirer war, dass man gerade gegen vermeintlich schwächere Gegner höchste Konzentration an den Tag legte. Diese scheint den „Blackies“ in dieser Spielzeit phasenweise abhandengekommen zu sein. Schon beim 0:3 in Kapfenberg waren ähnliche Fehler zu beobachten.

„Die Admira ist ein bisschen eingebrochen“

Als positiv blieb lediglich zu vermerken, dass sich die Grazer nach dem Seitenwechsel aufbäumten und beinahe erfolgreich gegen die drohende Niederlage gestemmt hätten.

„Ich glaube, dass die Admira schon nach dem 1:3 ein bisschen die Nerven weggeschmissen hat. Ich kann mich nur an den Lattenschuss von ihnen erinnern, ansonsten waren wir die klar spielbestimmende Mannschaft. Ich habe das Gefühl gehabt, dass sie ein bisschen eingebrochen sind“, ortete Wolf beim Aufsteiger ein wenig Nervenflattern.

Bei beiden Sturm-Toren waren Admiraner nicht unbeteiligt. Beim 1:3 durch Imre Szabics machte Goalie Patrick Tischler keine gute Figur, beim Anschlusstreffer von Darko Bodul köpfte Christopher Dibon in den Lauf des Stürmers.

Bodul sah in Minute 83 wegen wiederholter Kritik Gelb-Rot von Referee Gerhard Grobelnik, der sich nicht nur wegen dieser Szene den Grazer Zorn zuzog.

Fehler des Linienrichters verhindert Ausgleich

„Das war eine extreme Protagonisten-Truppe, die wollten sich nur in den Vordergrund spielen“, schimpfte Wolf und meinte damit vermutlich auch Schiedsrichter-Assistent Andreas Heidenreich, der beim klar regulären Ausgleichstreffer durch Andreas Hölzl fälschlicherweise auf Abseits entschied.

Die Niederlage an dieser Szene festzumachen, lag jedoch allen Beteiligten im Sturm-Lager fern. Dies wäre ob der großen Mängel in der eigenen Performance auch viel zu billig gewesen.

Möglicherweise war es auch der richtige Weckruf vor dem Europa-League-Duell mit Lok Moskau am kommenden Donnerstag.

Gut möglich, dass Foda die eine oder andere Umstellung vornehmen wird. Jedenfalls kündigte er an:

„Ich werde die nächsten Trainingstage abwarten und mir ein Bild machen. Jene Spieler, wo ich der Meinung bin, dass sie bereit sind, 100 Prozent abzurufen, werden dann spielen.“

Peter Altmann

„Ich hätte noch den einen oder anderen wechseln können, vor allem in der Verteidigung. In der zweiten Hälfte waren wir dann viel besser organisiert“, meinte Foda.

Einzelkritik an Manuel Weber

Der Deutsche  betonte, im Vorfeld vor einer „bissig und aggressiv“ spielenden Admira gewarnt zu haben. Neben mangelndem Aufwand war ihm vor allem die fehlende Kompaktheit, die Sturm in der Meister-Saison noch so ausgezeichnet hatte, ein Dorn im Auge.

„Der eine oder andere Spieler hat die taktische Disziplin vermissen lassen. Nach jedem Ballverlust in der Vorwärtsbewegung waren wir mit einem Steilpass in die Tiefe ausgehebelt“, monierte der Coach, der diesmal entgegen seiner Gewohnheiten einen Spieler namentlich nannte – und zwar seinen Kapitän:

„Manuel Weber hat vor allem in der ersten Halbzeit die taktische Disziplin absolut vermissen lassen.“

Der Kärntner kam auch nur auf eine mangelhafte Quote von 38,1 Prozent gewonnener Zweikämpfe (nur deren acht von 21), war jedoch nur einer von vielen Beteiligten an dieser Pleite.

„Ohne Engagement, Aggressivität und Biss“

Foda ärgerte vor allem, dass man nach den vier Punkten aus den Schlagern gegen Rapid und Salzburg beziehungsweise dem 5:0 gegen Wiener Neustadt nicht nachlegen konnte: