news

Wie ist das jetzt mit den eigenen Derby-Gesetzen?

Wie ist das jetzt mit den eigenen Derby-Gesetzen?

Derby-Time in der Hauptstadt! Heute, Sonntag, steigt ab 16:00 Uhr – natürlich live bei LAOLA1 – das große Duell der Erzrivalen.

Rapid gegen Austria. Grün-Weiß gegen Violett. Hütteldorf gegen Favoriten. Und natürlich auch Peter Schöttel gegen Karl Daxbacher.

LAOLA1 hat die beiden Trainer vor dem Derby-Spektakel vor das Mikrofon gebeten und zu den verschiedensten Derby-Themen befragt.

LAOLA1: Herr Schöttel, Sie haben als Spieler zahlreiche Wiener Derbies bestritten. Wie groß ist die Vorfreude auf ihrer Premiere als Trainer?

Peter Schöttel: Sehr. Was als Spieler immer ein Highlight war, ist auch als Trainer ein ganz besonderes Spiel. Und nachdem ich von der Qualität meiner Mannschaft überzeugt bin, wir gut vorbereitet sind, gehe ich auch sehr optimistisch in das Spiel.

LAOLA1: Optimistisch dürfen Sie auch sein, Herr Daxbacher, schaut man sich die letzten Spiele ihrer Mannschaft an?

Karl Daxbacher: Bis Donnerstag hat unsere volle Konzentration der Euro-League-Quali gegolten. Aber in den letzten beiden Tagen gab es nur mehr Rapid, Rapid, Rapid. Beide Mannschaften sind auf Augenhöhe, das bringt hoffentlich ein attraktives Derby.

LAOLA1: Damit nach dem „Skandal-Derby“ wieder sportliche Schlagzeilen geschrieben werden können?

Daxbacher: Wir wollen die Vorfälle vom 22. Mai vergessen und mit einem guten Spiel Werbung für den Fußball machen. Es geht beim Derby nicht um Ausschreitungen, sondern um die sportliche Auseinandersetzung und um ein tolles Spiel vor einer tollen Kulisse.

LAOLA1: Nur um die Derby-Stimmung muss man sich Sorgen machen?

Schöttel: Ich finde es schade, dass wir so wenig Unterstützung haben und erhoffe mir immer für das nächste Spiel den Zustand, den alle Rapid-Mannschaften der letzten Jahre genossen haben. Das ist meiner Mannschaft bis jetzt nicht vergönnt gewesen. Die Stimmung beim Derby wird aber sicher gut sein. Auch wenn 30.000 Fans im Happel- nicht mit einem vollen Hanappi-Stadion vergleichbar sind.

Daxbacher: Tolle Stimmung gehört zum Fußball dazu. Aber sicher ist es uns nicht unrecht, wenn der Gegner nicht wie gewohnt unterstützt wird und es ihm nicht hilft. Aber ich verstehe es nicht: Rapid hat so einen tollen Anhang, so viele Fans – und trotzdem zieht sich das so lange hin. Nur weil ein paar Fans beleidigt spielen.

LAOLA1: Zurück zum Sportlichen: Sind Spiele gegen Austria beziehungsweise Rapid einfacher, weil man sowieso alles über den Gegner weiß?

Schöttel: Für mich macht es keinen Unterschied, ob wir gegen Austria, Ried oder Wiener Neustadt spielen. In der Liga kennt jeder jeden sehr gut. Ich habe natürlich auch verfolgt, was die Austria in dieser Saison so gemacht hat. Wir haben Respekt, aber ganz sicher keine Angst!

Daxbacher: Beide Teams kennen sich ganz genau, da wird es keine großen Überraschungen geben. Die Frage wird, wie bei so vielen Derbys sein, wer wie in die Partie kommt. Aber am Ende liegt meistens alles eng beisammen.

LAOLA1: Austria und Rapid halten nach vier Runden bei je sieben Punkten. Was sagen Sie zum Start des jeweils anderen?

Daxbacher: Die Abwehr hat sich konsolidiert, erst ein Gegentor bekommen – und das in der Nachspielzeit. Die Niederlage gegen Sturm war unglücklich, aber trotz Last-Minute-Tor wird gleich alles in Frage gestellt. Das geht so schnell im Fußball, siehe auch bei uns. Vor Kapfenberg waren die Stürmer in der Krise, jetzt treffen sie und schon sind wir die Tormaschine!

Schöttel: Bei der Austria dreht sich derzeit viel um Linz und Barazite. Aber ich finde, dass man den anderen Spielern ein bisschen unrecht tut, wenn man nur die beiden herausstreicht. Weil die arbeiten, damit die Stürmer mit Toren glänzen können. Ansonsten spielt die Austria ihr Kurzpassspiel, das sie schon letzte Saison gepflegt haben. Aber wir wollen auf uns und unser Spiel schauen und selbst initiativ sein.

LAOLA1: Im Vorfeld eines Derbys wird immer auch die „Frage der Ehre“ gestellt. Warum ist das so?

Schöttel: Dieses Spiel ist für alle, denen Rapid am Herzen liegt, ein ganz wichtiges. Es geht um die Nummer 1 von Wien. Die Fans erhoffen sich einen Sieg von uns, zum Teil wird er erwartet. Aber man weiß es nie bei einem Derby, ich sehe diesmal keinen Favoriten. Diejenige Mannschaft, die heute besser drauf ist, wird am Ende gewinnen.

LAOLA1: Und was hat es eigentlich mit diesen eigenen Derby-Gesetzen auf sich?

Schöttel (lacht): Ich suche sie auch noch! Vielleicht ist man noch einen Tick motivierter, will unbedingt gewinnen, kann noch einmal das eine oder andere Prozent mehr rausholen. Aber ich glaube fast, dass es eher eine Phrase ist.

Daxbacher: Diese Phrase muss einfach vor jedem Derby gedroschen werden. Aber ich sage auch: Ja, Spiele gegen Rapid haben eigene Gesetze. Weil es einfach immer wieder vorkommt, dass eine Mannschaft ein Tor geschossen hat, die nicht in Form war. Es wird einfach immer viel in so ein Derby hineininterpretiert.

LAOLA1: Einige sagen, die Doppelbelastung der Austria könnte ein Vorteil für Rapid sein?

Daxbacher: Wir sind gut auf diese Situation vorbereitet. Unser Ziel war es ja, überall und in allen Bewerben dabei zu sein. Und genau so haben wir in der Sommerpause auch gearbeitet. Deshalb lasse ich die größere Belastung auch nicht als Ausrede oder Alibi gelten. Und auf Top-Level absolvieren die Spieler noch mehr Matches.

Schöttel: An und für sich ist es ein Vorteil, wenn du frisch in eine Partie gehen kannst. Aber mit Erfolgen im Europacup tankst du Selbstvertrauen und die Erfahrungen auf der internationalen Bühne bringen natürlich auch langfristig einiges.

LAOLA1: Wie schwierig ist es für den Rapid-Trainer, am Donnerstag vorm Fernseher zu sitzen und der Austria in der Europa League zuzuschauen?

Schöttel: Es ist natürlich sehr schade, dass wir nicht dabei sind. Hoffentlich ist das in der nächsten Saison wieder anders.

LAOLA1: Austria hat zuletzt Florian Mader geholt, bei Rapid ist es schon länger ruhig. Wird sich am Transfermarkt noch etwas tun?

Daxbacher: Grundsätzlich ist unser Transfer-Programm mit der Verpflichtung von Mader abgeschlossen. Aber mir ist es natürlich immer recht, wenn ich noch einen guten Spieler dazu bekomme. Der Vorstand hat das letzte Wort, muss dabei natürlich auch auf die finanziellen Möglichkeiten Rücksicht nehmen. Ich gehe derzeit nicht davon aus, dass noch ein Spieler kommt.

Schöttel: Ich glaube nicht, dass noch jemand kommen wird. Aber vielleicht verlässt uns noch der eine oder andere Spieler. Da gibt es ein, zwei Kandidaten, aber fix ist nichts. Wir sind jedenfalls gut aufgestellt, was den Kader für diese Saison betrifft.

LAOLA1: Wir danken für das Gespräch.

 

Das Interview führte Stephan Schwabl