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"Der Schiri war einfach eine Katastrophe"

Rapid gegen Salzburg hatte alles, was ein richtiges Spitzenspiel haben muss.

Ein spannender Spielverlauf, viele Emotionen, strittige Szenen - kurz: Genug Stoff für hitzige Diskussionen.

Neben dem umstrittenen Matchwinner Stefan Maierhofer (hier geht's zur Story) stand auch Schiedsrichter Robert Schörgenhofer im Mittelpunkt.

Der 39-jährige FIFA-Referee wurde vor allem von Rapid stark kritisiert.

LAOLA1 hat Schiedsrichter-Boss Johann Hantschk mit den heiklen Situationen konfrontiert:

  • Szene 1: Handspiel Mendes

Hantschk beschreibt die Situation wie folgt: "Der Salzburger springt und bekommt den Ball von hinten an die Hand. Eindeutig kein strafbares Vergehen. Der Schiedsrichter hat absolut richtig entschieden." Für den Wiener ist vor allem entscheidend, wie sich Mendes in dieser Situation verhalten hat. "Der Spieler, der verkehrt steht und springt, hat die Hand abgewinkelt und nicht an der Hosennaht. Das ist ein ganz normaler Vorgang."

  • Szene 2: Ellbogencheck Maierhofer

Bei diesem Vergehen findet Hantschk klare Worte: "Diese 42. Minute ist dem Schiedsrichter anzulasten. Regeltechnisch gesehen handelt es sich eindeutig um eine Tätlichkeit, die mit einer klaren Roten Karte zu bestrafen gewesen wäre. Es war eine Fehlentscheidung." Schörgenhofer hätte als einziger eine gute Sicht gehabt - im Gegensatz zu den Assistenten. "Er hätte dieses Vergehen sehen müssen." Und folglich Maierhofer ausschließen müssen. Schörgenhofer hat jedoch Hantschk versichert, dass er das Duell Maierhofer-Pichler anders wahrgenommen hat. "Er hat mir gesagt, dass er es nicht als Tätlichkeit gesehen hat. Er hat nur einen Luftkampf gesehen. Im schnellen Ablauf ist es sehr schwierig, das zu erkennen, was wir in der TV-Kontrolle als eindeutig wahrnehmen", erklärt der Schiri-Boss. Eine Sperre hat Maierhofer nicht zu erwarten, da Schörgenhofer die Situation wahrgenommen, aber nicht geahndet hat.

  • Szene 3: Handspiel Maierhofer

Auch bei der dritten heiklen Szene war Maierhofer mittendrin statt nur dabei. Hantschk schildert die Situation aus seiner Sicht: "Der Ball kam nach einem Freistoß in die Mitte, wo sechs, sieben Spieler aufgefädelt im Pulk standen. Bei der TV-Kontrolle kann man sehen, dass es Handspiel war. Aber Handspiel ist erlaubt und nichts Verbotenes." Entscheidend sei aus Schiedsrichtersicht, wie sich das Handspiel zugetragen hat. Hantschk: "Im konkreten Fall hat er die Hand zu weit oben, der Spieler köpft sich den Ball an die eigene Hand. Nach regeltechnischer Auffassung ist dieses Handspiel wegen der unnatürlichen Armhaltung in Kopfhöhe strafbar." Die Pfeife von Schörgenhofer blieb aber stumm.

Die drei oben erläuterten Szenen waren an diesem Nachmittag aber nicht das Ende der Fahnenstange. Strittige Situationen gab es in den 90 Minuten zur Genüge.

  • Maierhofer vs. Königshofer:

Auf einmal lag der Rapid-Keeper am Boden. Was war passiert? Lukas Königshofer bewegte sich rückwärts in Richtung eigenes Tor und bekam von Stefan Maierhofer einen Rempler in den Rücken verpasst. Der Assistent zeigte das Vergehen an, der Salzburg-Stürmer wurde mit Gelb bestraft. „Da komme ich nicht mehr weg. Er macht die schnellen Schritte zurück, ich gehe nur in Schutzposition und wir laufen zusammen“, schildert Maierhofer die Aktion. Obwohl sich Königshofer in weiterer Folge mehrmals an den schmerzenden Halsbereich griff, spielte er den Vorfall nach dem Schlusspfiff herunter. „Stefan ist vom Charakter her ein ähnlicher Typ wie ich und geht voll in den Zweikampf. Das gehört dazu. Er ist ein super Typ, ich kenne ihn schon länger.“ Der Rapid-Keeper outet sich damit als fairer Sportsmann: „Maierhofer hat mit dem Tor bewiesen, was er kann. Für uns wäre es zu einfach, uns nur auf den Schiedsrichter auszureden.“

  • Leonardo vs. Kulovits
Mit Leonardo und Stefan Kulovits trafen zwei Hitzköpfe gleich mehrmals im Spiel aufeinander. Für Trainer Peter Schöttel stand fest: „Schiedsrichter Schörgenhofer hätte Leonardo nach seinem zweiten Foul einfach runterholen müssen. Er hat es gesehen und nicht geahndet, deshalb bin ich wütend.“ Für einen harten Einstieg an Kulovits sah der Brasilianer Gelb, danach hatte er Glück, nicht vom Platz zu fliegen. Auch Rapids Kampfgelse war kein Kind von Traurigkeit und hätte in einem Infight mit dem Salzburger ebenfalls Gelb sehen können. Spätestens beim Jantscher-Foul wäre ein Karton angebracht gewesen. Diesen sah er aber erst in der 81. Minute.

  • Reizfigur Schörgenhofer

Neben Stefan Maierhofer avancierte eben Schiedsrichter Robert Schörgenhofer mit seinen Entscheidungen zur Reizfigur. Besonders Rapid fühlte sich benachteiligt. „Wenn der Schiri nur Salzburg in die Karten spielt, kann man nichts machen“, war Guido Burgstaller der Zorn anzusehen. Und der Offensivspieler ging noch weiter: „Der Schiri war einfach eine Katastrophe, das muss jetzt einmal gesagt werden. Mit ihm kann man nicht reden, wenn man ihn was fragt, schaut er dich nicht einmal an. So was geht mir einfach am Arsch. Er ist genauso ein Mensch wie ich. Er kann mir in die Augen schauen und mit mir drüber reden. Aber so was hat mit Fußball nichts zu tun.“ Diese Ansicht verstärkte Schöttel, der von Schörgenhofer nicht die beste Meinung hat: „Er redet nicht mit mir. Wenn er mir vor dem Spiel die Hand gibt, dann ist der Tag schon gerettet.“ Hantschk hingegen nimmt seinen Schützling in Schutz und verweist auf die persönlichen Eigenheiten eines jeden Schiedsrichters: "Es gibt eben unterschiedliche Charaktere im Schiedsrichterbereich. Es gibt leutselige, mitteilsame, umgängliche, lockere Typen, die das partnerschaftliche Gespräch am Platz suchen. Harkam ist beispielsweise so ein Mensch. Und dann gibt es eben andere, wie zum Beispiel Schörgenhofer, die eher introvertiert sind, ihre Entscheidungen treffen und ihre Ruhe haben wollen." Alles in allem hätte Schörgenhofer laut Hantschk in einer sehr schwierigen Atmosphäre viel richtig gemacht. Diesen Eindruck hatte Jakob Jantscher, der sich während der Partie ein Wortduell mit Steffen Hofmann lieferte, nicht unbedingt. „Ich habe ihm nur gesagt, dass er sich nicht aufregen soll, weil die Schiedsrichter einfach nicht das Niveau wie andere Schiedsrichter international haben. Deshalb habe ich gesagt: Steffen, reg dich nicht so viel auf, das hat eh keinen Sinn.“ Für Hantschk sind Angriffe auf den Schiedsrichter mittlerweile ganz normal geworden: "Man braucht manchmal auch Ausreden, wenn am Schluss gar nichts geht. Dann haut man eben auf den Schiedsrichter hin."

Kurt Vierthaler/Alexander Karper