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Schöttel: "Er wollte schon zum Jubeln abdrehen"

Schöttel:

Es war die an Unfassbarkeit nicht zu übertreffende Szene beim 0:0 zwischen Schlusslicht Kapfenberg und dem Zweiten Rapid.

Nicht etwa, als via Anzeigetafel in der 75. Minute verkündet wurde, dass David Sencar das SMS-Voting zum „Spieler des Spiels“ gewonnen hatte, obwohl er erst in der 90. Minute eingewechselt wurde.

Sondern, als Hamdi Salihi eine Minute zuvor das Kunststück vollbrachte, den Ball aus drei Metern nicht im leeren Tor unterzubringen, das Leder an die Latte bugsierte und somit die Mutter aller Matchbälle vergab. (Hier das Video)

„Aus meiner Sicht war er sich zu sicher. Ich glaube, er wollte schon zum Jubeln abdrehen“, analysierte sein Trainer Peter Schöttel („Sehr unbefriedigendes Ergebnis“) nach dem Spiel.

„Hamdi ist untröstlich“

„Es hat jeder gesehen, dass der drin sein muss. Aber selbst einem Goalgetter wie Hamdi passiert das. Er war einen Moment unkonzentriert – schade! Ich bin ihm nicht böse, er selbst ist untröstlich“, wusste der Rapid-Coach.

Das zeigte sich auch, als der Albaner mit hängendem Kopf in die Kabine schlich. Der aktuelle Reservist – der 27-Jährige spielte erstmals seit Runde 14 – empfahl sich hinsichtlich der fehlenden Kaltschnäuzigkeit nicht für Aufgaben in der Startelf.

Das tat aber auch Rene Gartler – erstmals seit Runde 13 auf dem Feld – nicht. Der 26-Jährige vergab mehrere Chancen und war wie Salihi nach Schlusspfiff für keine Wortspenden zu haben.

Ebenso wenig wie Steffen Hofmann, der bereits nach 25 Minuten wegen eines zugeschwollenen Auges (Königshofer: „Er hat ausgesehen wie Vitali Klitschko nach einem Boxkampf“) für Gartler vom Feld musste und das wutentbrannt sowie wild gestikulierend Richtung des vierten Offiziellen tat.

Sein Trainer war vor allem aber ob des vergebenen Sieges verärgert: „Wenn wir von Chancen reden, dann – ohne zu übertreiben – hatten wir zehn und Kapfenberg drei. Wir hätten einfach ein Tor erzielen müssen – auch wenn es nicht die große spielerische Offenbarung war.“

Seine Spieler teilten die Ansicht des 44-Jährigen. „Wir hatten nicht den besten Tag, aber genügend Möglichkeiten, um mit drei Punkten nach Hause zu fahren“, meinte Markus Katzer. „Wir müssen mit diesen Chancen das Tor machen“, ärgerte sich Deni Alar.

„Wir können natürlich nicht zufrieden sein. Wir wollten drei Punkte, das ist nach dem Spielverlauf doppelt bitter. Ohne Tore gewinnt man aber kein Spiel“, wusste Lukas Königshofer, der wie seine Teamkollegen der verpassten Tabellenführung nachtrauerte: „Als Rapid muss man immer schauen, dass man ganz vorne ist.“

Der Tormann, der nach seinem Bundesliga-Debüt in Mattersburg wieder den Vorzug vor Helge Payer bekam, musste aber auch zugeben, dass „die Kapfenberger uns anfangs mit ihrem Pressing ein wenig überrascht haben“.

Geglücktes Von-Heesen-Debüt

Das ist mitunter Thomas von Heesen zuzuschreiben, der bei den Steirern ein geglücktes Trainer-Debüt feierte, nachdem der Deutsche eine mit sieben neuen Spielern versehene Startelf auf das Feld schickte.

Diese stellte den Rekordmeister durchaus vor Probleme, begegnete ihm in der ersten Hälfte auf Augenhöhe und hatte auch Chancen auf den Torerfolg.

„Der Trainer hat uns seinen Stempel bereits aufgedrückt. Wir haben vieles umgesetzt, was er gesagt hat – wir können zufrieden sein“, war Mark Prettenthaler, einer der sieben Neuen, nach den 90 Minuten happy.

„Wir sind anders aufgetreten, als in Salzburg. Das hat man gesehen“, hielt Goalie Raphael Wolf fest, der viele Rapid-Chancen zunichte machte, aber auch bei Salihis tausendprozentiger Möglichkeit das Glück des Tüchtigen hatte.

Von Heesens Kommentar zur Salihi-Aktion? „Das mit dem Lattenschuss war schon lustig.“

Der 50-Jährige konnte nach seinem Debüt in Kapfenberg generell lachen: „Wir sind super zufrieden mit dem Punkt, die Mannschaft hat einige Dinge gut umgesetzt.“

Sein erstes, ganz großes Ziel setzte das Team bereits um: „Es ist schön, dass die Mannschaft gemerkt hat, dass sie zu Null spielen kann. Wir hatten Glück in der zweiten Hälfte, aber das muss man sich auch erarbeiten. Es liegt aber noch viel Arbeit vor uns.“

Das gilt nicht nur für das Schlusslicht.

 

Bernhard Kastler