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Rapid am Scheideweg

Rapid am Scheideweg

Rapid steht vor dem wohl ausverkauften Heimspiel am Samstag in der 13. Bundesliga-Runde gegen Meister Sturm Graz am Scheideweg.

Mit einem Sieg gegen die Steirer könnte der Anschluss an die oberen Tabellenregionen geschafft und die Krisenstimmung zumindest vorläufig beseitigt werden, im Falle eines Punkteverlusts aber würde sich die ohnehin schon angespannte Situation wahrscheinlich weiter verschärfen.

"Wir brauchen unbedingt ein Erfolgserlebnis"

Angesichts dieser Ausgangsposition sprach Trainer Peter Schöttel von einer besonders wichtigen Partie.

"Wir brauchen unbedingt ein Erfolgserlebnis, und ein Erfolgserlebnis können nur drei Punkte sein. Ich hoffe, dass wir gut ins Spiel finden und das Publikum gleich mitnehmen", lautete die Devise des Wieners, für den das bittere Cup-Aus gegen Ried nach eigenen Angaben abgehakt ist.

Schöttel lässt sich nicht alles schlechtreden

Dennoch ließ Rapids Rekordspieler die Mittwoch-Partie noch kurz Revue passieren.

"Ich lasse mir dieses Match nicht schlechtreden, auch wenn es kein gutes Spiel von uns war", betonte Schöttel.

"Ich behaupte nicht, dass wir einen fantastischen Fußball spielen, aber wir müssten aufgrund unserer Leistungen besser dastehen."

Auch deshalb forderte der Coach des seit drei Liga-Partien sieglosen Tabellenfünften mehr Realitätssinn.

"Es ist nicht alles gut, wenn man gewinnt, und nicht alles schlecht, wenn man verliert. Ich muss als Trainer sachlich bleiben."

Im Winter wird nachgebessert

Schöttel bat wieder einmal um mehr Geduld und verwies auf die durchwachsenen Vorsaisonen.

"In den letzten Jahren ist es - mit Ausreißern wie gegen Aston Villa - nicht mehr nach oben gegangen."

Damit eine Trendwende gelingt, sind in der Wintertransferzeit Kader-Adaptierungen zu erwarten.

"Es werden mit Sicherheit Spieler gehen müssen. Und ich wünsche mir, dass wir noch ein, zwei richtig Gute holen und die zwei, drei Besten von den Amateuren raufholen. Das würde auch die Hierarchie verbessern."

Laut Schöttel soll der Kader für die Spielzeit 2012/13 schon vor Beginn der Frühjahrssaison zu 90 Prozent stehen.

"Ich brauche nicht 21 Gute, sondern 15 Gute, einige hungrige Junge und einige, die sofort helfen", so die Vorgabe des Trainers.

Sturm als "Vorbild"

Vorerst konzentriert sich der 44-Jährige aber noch ganz auf das Spiel gegen die auswärts in dieser Liga-Saison noch sieglosen "Blackies", die er als Vorbild in punkto Chancenverwertung darstellte.

"Sie haben zuletzt gegen Salzburg und Admira nicht gewonnen, weil sie den Gegner an die Wand gespielt haben, sondern weil sie mit ihren Chancen konsequent umgegangen sind."

Verletzungsserie wie Seuche

In Anbetracht der Ausfälle von Schlüsselspielern wie Christian Gratzei, Jürgen Säumel (beide verletzt), Milan Dudic und Manuel Weber (beide gesperrt) hält sich die Freude von Sturm-Coach Franco Foda über die Treffsicherheit seiner Mannschaft in Grenzen.

"Die Verletzungsserie zieht sich wie eine Seuche durch den ganzen Herbst. Wir müssen uns einfach irgendwie bis zum Winter durchmogeln."

Respekt vor Rapid

Vor den Hütteldorfern zeigte der Deutsche Respekt.

"Rapid ist bekanntlich zu Hause sehr stark. Wir haben aber zuletzt 2:0 im Hanappi-Stadion gewonnen und wir werden am Samstag wieder versuchen, zu punkten", meinte Foda, der ziemlich sicher auch auf den angeschlagenen Silvije Cavlina verzichten und deswegen auf seinen dritten Goalie Alexander Schachner setzen muss.

Schachner im Tor

Der Sohn von Ex-Teamstürmer Walter Schachner hatte bereits beim 3:1-Cup-Achtelfinal-Sieg über die Admira nach der Einwechslung für Cavlina seine Feuertaufe ohne Gegentor bestanden.

"Alexander hat wie die anderen jungen Spieler bei uns sehr gut trainiert. Es ist gut, dass er seine Chance bekommt. Ich bin überzeugt davon, dass er sie nutzen wird."

Dies wäre auch im Sinne des Vereins, denn für die Verpflichtung eines neuen Keepers im Winter besteht kein finanzieller Spielraum.

"Wir hatten schon kein Geld, einen zusätzlichen Stürmer zu verpflichten, also werden wir auch keinen Tormann holen", sagte Foda.

"Was gibt es Schöneres?"

Schachner selbst zeigte sich vor seinem Liga-Debüt relativ gelassen.

"Was gibt es Schöneres, als vor 18.000 Zuschauern zu spielen? Ich freue mich total drauf. Überhaupt bin ich ja seit Tagen vorgewarnt, ich weiß, dass ich wahrscheinlich spielen werde und kann mich sorgfältig vorbereiten. Ich werde einfach versuchen, mich voll auf meine Aufgabe zu konzentrieren und die Fans und den Wirbel komplett auszublenden."

Schachners Eltern werden vor der Partie wohl aufgeregter sein als ihr Sohn.

"Mein Vater hat die zweite Hälfte des Admira-Spiels im Bus verfolgt, als er mit dem LASK vom Cup-Match aus Salzburg heimgefahren ist. Er hat mir nachher erzählt, dass er wahrscheinlich nervöser war als ich selbst. Und die Mama war daheim vor dem Fernseher dabei. Die war so aus dem Häuschen, dass sie dem Schüttelfrost nahe war", erzählte Schachner junior.