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"Auf gut Deutsch waren sie schon mausetot"

„Der Gegner macht das 1:2, hat Überzahl, eine Flanke, mit Maierhofer haben sie einen riesigen Spieler, der den Ball gut ablegen kann und selbst kopfballstark ist.“

Nach den jüngsten Erfahrungen kann man verstehen, dass Franco Foda in der Schlussphase des Matches gegen Red Bull Salzburg das eine oder andere für seine Mannschaft weniger vorteilhafte Szenario im Kopf hatte.

Diesmal behielt der SK Sturm jedoch die Nerven und rettete nach dem Ausschluss von Milan Dudic auch mit einem Mann weniger den 2:1-Sieg über die Runden.

„Die letzten zwei, drei Minuten waren für einen Trainer nicht so angenehm, aber das ist unser Job. Diesen Job suchen wir uns selbst aus, da muss man durch“, grinste Foda.

„Bis zum letzten Blutstropfen alles gegeben“

Nachdem der Deutsche in dieser bisweilen holprigen Saison schon einige Male Grund genug hatte, abwechselnd mit dem Schicksal, dem Schiedsrichter oder dem Unvermögen seiner Elf zu hadern, lobte er seine Mannschaft diesmal für seine Verhältnisse fast schon überschwänglich.

Einige Beispiele: „Ich bin sehr stolz auf die Mannschaft, dass sie das Ergebnis diesmal in Unterzahl über die Runden gebracht hat. Sie hat heroisch gekämpft, bis zum Schluss alles investiert, Leidenschaft und Biss gezeigt.“

Oder: „Meine Mannschaft hat bis zum letzten Blutstropfen alles gegeben. Bei einigen Spielern hat man gesehen, dass sie lange nicht gespielt haben. Auf gut Deutsch waren sie schon mausetot. Aber sie haben alles aus sich rausgeholt, deswegen haben wir auch verdient gewonnen. In den letzten Wochen war die Mannschaft ja nicht gerade vom Glück beseelt.“

Oder: „Die zwei Youngsters auf der linken Seite, Klem und Kainz, wie sie gegen Leonardo gespielt haben, war unglaublich. Toll, wie bissig sie waren.“

„Können große Schritte nach vorne machen“

Nun ist Foda kein Mann der lauten Töne. Es muss schon ein Sieg der Kategorie besonders wertvoll gewesen sein, um den 45-Jährigen aus der Reserve zu locken. Diese Leistung genügte jedoch seinen Ansprüchen: „So stellen wir uns das vor.“

Salzburg gehört bekanntlich ohnehin zu den Angstgegnern der Grazer, diesmal zählten die drei Punkte jedoch in der Tat doppelt, da der Meister bei einer Niederlage wohl schon nach einem Saison-Drittel so gut wie aus dem Rennen um die Titelverteidigung gewesen wäre.

Nun beträgt der Rückstand auf Leader Admira „nur“ acht Punkte, auf die zweitplatzierte Austria deren vier. Salzburg, das seit vier Liga-Auftritten sieglos ist, hat nur noch ein Guthaben von zwei Zählern auf die Steirer.

„Wir können jetzt große Schritte nach vorne machen“, blickt Roman Kienast bereits auf die kommenden Aufgaben. Soll heißen: In Graz weiß man, dass man trotz des bislang aus diversen Gründen enorm schwierigen Saisonverlaufs noch im Rennen ist.

„Im Oktober ist noch keiner Meister geworden“

„Im Oktober ist Gott sei Dank noch keiner Meister geworden. Wichtig ist, dass man oben dabei ist, gute Leistungen bringt und zu Chancen kommt“, hält Jürgen Säumel den Blick auf die Tabelle ohnehin für überbewertet.

Bei allem Lob fordert Foda von seiner Mannschaft nun höchste Konzentration. Mit dem Cup-Heimspiel gegen die Admira und dem Gastspiel bei Rapid folgen weitere wichtige Aufgaben: „Wie nach Niederlagen gilt: Schnell abhaken.“

„Wollen auf jeden Fall im Pokal überwintern“

Am Mittwoch will der Cupsieger des Jahres 2010 gegen den aktuellen Tabellenführer Admira um jeden Preis weiterkommen.

„Wir wollen auf jeden Fall im Pokal überwintern. Der Pokal ist immer eine Möglichkeit, relativ schnell ins internationale Geschäft zu kommen. Ich glaube, dass die Mannschaft nach diesem Sieg mehr Selbstvertrauen haben wird. Aber die Admira hat sich gut entwickelt, behauptet sich vorne. Es ist kein Zufall, wenn man vorne steht“, so der Deutsche.

Und gegen Rapid könnten die „Blackies“ die Tendenz dieser Spielzeit, dass sie sich gegen Salzburg und die beiden Wiener Vereine von ihrer besseren Seite präsentieren, fortsetzen. Dieser Umstand ist auch Foda schon aufgefallen:

„In den letzten Jahren war es immer so, dass wir gegen die sogenannten ‚kleineren‘ Mannschaften gewonnen, aber gegen die Großen nichts geholt haben. Dieses Jahr scheint es ein wenig anders zu sein.“

Peter Altmann

Nach den zahlreichen verletzungbedingten Ausfällen in den letzten Wochen und Monaten hat sich die Lage auf dem Personalsektor zuletzt merklich entspannt. Deshalb blickt auch Foda zuversichtlich in die mittelfristige Zukunft:

„Wir wissen, was wir können, wenn wir alle Mann an Bord haben und alle in körperlicher Topverfassung sind. Das habe ich immer gesagt. Es fehlt natürlich noch einiges, das ist aber ganz normal. Die Spieler, die lange verletzt waren, können nicht sofort wieder hundertprozentige Form zeigen. Das wird noch die eine oder andere Woche dauern.“

Besonders wertvoll für das Spiel Sturms ist, dass Kienast wieder einsatzfähig ist. Der Goalgetter stand gegen Salzburg das erste Mal nach seinem Mittelfußknochenbruch in der Startformation und wusste unter anderem mit einem Assist zu überzeugen.

Kienast selbstkritisch

Der 27-Jährige ist im Kombinationsspiel der Grazer enorm wichtig und öffnet mit seinen weiten Wegen zudem Räume für seine Mitspieler. Vorzüge, die zuletzt abgegangen sind.

„Es war nicht schlecht, aber es ist noch nicht alles da. Ich habe einige Abspielfehler gemacht, muss die Bälle noch besser annehmen. Aber im Großen und Ganzen kann ich mit meinem Comeback zufrieden sein“, mischten sich bei Kienast selbstkritische Töne in die Freude über die Rückkehr.

Laut LAOLA1-Datenbank hatte Kienast sechs Torschuss-Beteiligungen (je drei Torschüsse und Vorlagen) – so viel wie kein anderer Sturm-Kicker. Ausbaufähig ist seine selbst für einen Stürmer mangelhafte Zweikampf-Quote von 26,7 Prozent (nur acht von 30 Duellen Mann gegen Mann gewonnen).