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Wieder einmal den Sack nicht zugemacht

Wieder einmal den Sack nicht zugemacht
Blut, Schweiß, Tränen, Kartenspiele, ein aberkanntes Tor und ein Elfmeter.

Die Partie zwischen Rapid und Wiener Neustadt hatte im Endeffekt einiges zu bieten, auch wenn es lange Zeit nach einer klaren Angelegenheit ausschaute.

Die Hausherren schafften es wieder einmal nicht, ihre Überlegenheit frühzeitig in Tore umzumünzen, dem Gegner konnte es recht sein.

Denn Wiener Neustadt braucht im Abstiegskampf jeden Punkt wie einen Bissen Brot. Da nimmt man eine Punkteteilung im Hanappi-Stadion gerne mit.

„Wir haben wieder aufgehört, Fußball zu spielen“

„Wir haben in der zweiten Halbzeit wieder aufgehört, Fußball zu spielen. Wir sind immer schwächer geworden und haben die Kontrolle verloren“, gab Rechtsverteidiger Michael Schimpelsberger im Gespräch mit LAOLA1 zerknirscht zu.

Mit hängenden Köpfen schlichen die Hütteldorfer in die Kabine. Erst nach einer kurzen Pause konnten die Protagonisten die Enttäuschung auch in Worte ausdrücken.

Doch was war passiert? Rapid erwischte einen Start nach Maß und ging durch ein sehenswertes Tor von Drazan bereits in der neunten Minute in Führung.

Der Youngster übernahm einen Pass von Hofmann in den Lauf und knallte das Leder via Innenstange unter die Latte.

"Haben Wiener Neustadts Hoffnung am Leben erhalten"

„Wir haben ganz gut ins Spiel gefunden und einen günstigen Spielverlauf erwischt“, stellte auch Trainer Peter Schöttel klar.

An den ersten 45 Minuten seiner Elf gab es wenig auszusetzen. Da versuchten die Grün-Weißen ihr Kombinationsspiel aufzuziehen, fanden durch die Offensivabteilung in Person von Guido Burgstaller, der erstmals seit seiner Verletzung wieder in der Startelf stand, und Rene Gartler immer wieder gute Chancen vor.

Im Endeffekt mussten sie sich aber den Vorwurf gefallen lassen, nicht nachgelegt zu haben.

„Wir haben den Sack nicht zugemacht. Mit dem 2:0 wäre es vorbei gewesen. Wir haben aber die Hoffnung von Wiener Neustadt am Leben erhalten. Das ist immer so, wenn es nur 1:0 steht“, trauerte Schöttel den verlorenen Punkten nach.

Verdacht auf Jochbeinbruch bei Novota

In der zweiten Halbzeit verfiel der Rekordmeister wieder in alte Muster und ließ nur mehr selten das spielerische Potenzial aufblitzen.

„Wir hätten 2:0 führen müssen. Der Fehler heute war, dass wir die Partie offen gelassen haben. Eigentlich müssen wir den Vorsprung daheim sicher nach Hause spielen“, so Markus Katzer.

Eine Schrecksekunde gab es in der 71. Minute: Bei einer Flanke in den Strafraum prallte Fernando Troyansky mit Torhüter Jan Novota zusammen. Blut strömte, beide Spieler mussten mit Cuts ausgewechselt werden.

Vor allem für Novota, der aufgrund seiner Strafraumbeherrschung den Vorzug gegenüber Helge Payer bekam, hat der Zusammenstoß schwere Folgen.

Der 27-jährige Slowake erlitt bei einem harten Zusammenprall mit Fernando Troyansky einen Bruch der Augenhöhle sowie des Daches der Kieferhöhle.

Zudem zog sich der Schlussmann eine Gehirnerschütterung und eine Rissquetschwunde über der Augenbraue zu. Novota drohen mehrere Wochen Pause. Genauere Untersuchungen folgen am Montag.

Für Stöger war aberkannter Treffer korrekt

Dass der Ball in dieser Szene sogar im Tor landete, ging im Endeffekt etwas unter. Für Gäste-Coach Stöger handelte es sich jedoch um einen regulären Treffer.

Zwar war ein klares Aufstützen von Salkic gegen Pichler zu erkennen, laut Stöger habe ihm der Schiedsrichter jedoch versichert, dass das Tor wegen Abseits aberkannt wurde. Dieses war in diesem Fall jedoch nicht gegeben.

„Wir haben es in der ersten Halbzeit verabsäumt, aktiv ins Spiel einzugreifen. Wir haben aber Veränderungen vorgenommen, die gefruchtet haben. Das Tor nach der Standardisituation war aber korrekt“, so Stöger.

Der Frust über den aberkannten Treffer war den Neustädtern anzusehen. Nur sechs Minuten später musste Tomas Simkovic in einer an sich fairen Partie mit Gelb-Rot vom Feld.

Geteilte Meinungen über Elfmeter-Entscheidung

Der Ausschluss war für die Niederösterreicher, gegen einen Gegner, der es nur mehr mit hohen Bällen probierte, aber wie eine Initialzündung.

Nur sieben Minuten später zeigte Referee Ouschan auf den Elfmeterpunkt. Der eingewechselte Helly ging im Duell mit Katzer zu Boden. Die Meinungen über diese Entscheidung gingen auseinander.

„Das war ein klarer Elfer“, war sich der Gefoulte, der daraufhin den Elfmeter gegen den für Novota ins Spiel gekommenen Payer souverän verwandelte, sicher.

Übeltäter Katzer sah es anders: „Ich komme von der Seite, treffe ihn ganz leicht und er fällt. Da müsste man jede Berührung pfeifen.“

„Wäre unfair, alles auf dem Elfmeter aufzuhängen“

Auch die ehemaligen Kollegen auf der Trainerbank waren sich nicht ganz einig. Für Schöttel handelte es sich nicht um ein elferreifes Foul:

„Dieser Elfer wäre nicht zu geben gewesen. Das passt zu unserer Situation. Zuerst der Elfer bei der Admira, heute gegen Wr. Neustadt. Zur Zeit werden sehr leicht Elfer gegen uns gepfiffen.“

„Man muss den Elfer nicht geben, aber Katzer stellt sich in diesem Zweikampf patschert an“, gab Stöger zu, der aber keineswegs von einem gewonnenen Punkt aufgrund eines geschenkten Strafstoßes reden will:

„Es wäre unfair, alles auf diesem Elfmeter aufzuhängen. Wir haben uns heute aufgeopfert und viel investiert.“ Der Punkt im Hanappi sei ein Zeichen gewesen, dass mit den Niederösterreichern zu rechnen ist.

Freude wollte bei Rapid hingegen nicht aufkommen. Schließlich hätte man mit den eingeplanten drei Punkten die Ausrutscher von Admira, Salzburg und Austria ausnützen können.


Alexander Karper