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Schöttel: "Wir haben uns naiv angestellt"

Schöttel:

Wahnsinn, unglaublich, historisch - um nur einige Ausdrücke zu nennen, die nach Admiras 4:3-Sensationssieg unter dern Zuschauern die Runde machten.

Tatsächlich hatte das Spiel alles zu bieten, was das Fußballerherz begehrt. Vor allem, weil der Aufsteiger seine Form aus den vergangenen Spielen konservierte und schlussendlich den nicht mehr geglaubten Sieg erzwang.

In die Geschichtsbücher eingehen wird dieser Abend deshalb, weil die Südstädter erstmals seit 18 Jahren zumindest für eine Nacht von der Tabellenspitze lachen. Erstmals seit 17 Jahren durfte man einen Erfolg vor ausverkauftem Haus feiern (10.600).

Trainer Dietmar Kühbauer war nach dem Schlusspfiff im Gespräch mit LAOLA1 stolz auf seine Jungs, - auch wenn eine strittige Szene die Entscheidung brachte - versuchte aber trotz Feierstimmung am Boden zu bleiben: "Ich werde ihnen jetzt trotzdem keine Torte backen."

Elfmeter-Entscheidung erhitzte die Gemüter

Der entscheidende Elfmeter erhitzte hingegen die Gemüter der Gäste. Trainer Peter Schöttel lieferte sich noch beim Abgang zu den Kabinen ein lautstarkes Wortgefecht mit Schiedsrichter Rene Eisner, seine Spieler waren fassungslos.

Was war passiert: Nachdem sich Rapid nach einem 0:3-Rückstand zurückkämpfte und beim Stand von 3:3 sogar noch auf den Siegtreffer drückte, bekam Guido Burgstaller im Strafraum einen Schuss von Emin Sulimani an den Arm.

"Ich habe die Hand vor den Kopf getan. Ich glaube, dass er mich auf der Seite getroffen hat, aus meiner Sicht war das aber kein Elfmeter. Dass uns der Schiedsrichter die Partie so zusammenhaut, finde ich einfach schade", war Burgstaller erbost.

Auch für Trainer Peter Schöttel war von Absicht keine Spur. Zumindest einen Punkt hätte sich das Team, seiner Meinung nach, verdient gehabt.

Rapid mit Schiedsrichter-Leistung nicht einverstanden

"Wenn man so ein Spiel durch so einen Elfer verliert, ist man einfach enttäuscht und auch wütend." Beim Schreiduell mit dem Referee konnte der Wiener seine Emotionen nicht mehr zügeln.

"Es ist natürlich um die Elfmeterszene gegangen. Er hat mir eine natürliche Handbewegung gezeigt, ich habe versucht, ihm meine Sicht der Dinge mitzuteilen, aber es hilft nichts."

Prinzipiell wurde Kritik an der Art und Weise laut, wie der Schiedsrichter die Partie leitete.

"Es hat viele strittige Szenen gegeben. Ich war vom Start weg überhaupt nicht einverstanden, wie er die Partie gepfiffen hat", so der 44-jährige.

"Wir haben teilweise geschlafen"

Kapitän Steffen Hofmann richtete sich hingegen an jene, die in der Vergangenheit immer wieder von einer "Wiener Mafia" sprachen und laut denen Rapid immer wieder bevorzugt wird.

"Wenn er einen Elfmeter pfeift, dann ist es einer. Vor allem gegen uns, die ja seit Jahren nur bevorzugt werden." Trotz der spielentscheidenden Situation war den Hütteldorfern aber auch klar, dass sie spielerisch nicht überzeugen konnten.

"Wir müssen uns selbst bei der Nase nehmen. Diese Niederlage ist ganz ärgerlich, weil unsere Leistung über lange Strecken nicht gut war. Wir haben es der Admira richtig einfach gemacht, Tore zu erzielen. Wir haben uns naiv angestellt, das darf auf diesem Niveau nicht passieren", so Schöttel.

Sein Kapitän stimmte ihm zu: "Wir haben bei jedem Tor individuelle Fehler gemacht, teilweise sogar geschlafen. Dann darf man sich nicht wundern." Auch wenn die Moral nach dem 0:3-Rückstand zu loben war, war es an diesem Abend einfach zu wenig.

"Für die Pumpe ist das nicht gut"

Admira setzte hingegen die Serie gegen die vermeintlich Großen fort, nachdem schon Salzburg, Sturm und Austria daran glauben mussten. Rapid, gegen die man die bisher einzige Niederlage kassiert hatte, stand noch auf der Abschussliste.

"Das war absolut Werbung für den österreichischen Fußball. Sieben Tore, nach einem 3:0 der Ausgleich, dann noch das 4:3, dazu ein volles Haus - es gibt nichts Schöneres", stellte ein überglücklicher Kühbauer klar.

Während der Aufsteiger 60 Minuten lang dominant auftrat, flatterten in der Schlussphase die Nerven. Bis der Schlusspunkt den sechsten Saisonsieg fixierte und die Admira nun schon seit neun Runden ungeschlagen ist.

"Der Elfer noch zum Schluss - für die Pumpe ist das nicht gut, aber das muss sie aushalten", gab der Ex-Rapidler mit einem Lächeln zu verstehen.

"Dann hätten wir uns alle in den Hintern gebissen"

Der Strafstoß war auch für den ehemaligen Mittelfeldspieler "hart", kümmerte ihn nach der herzerfrischenden Leistung seiner Elf aber nur wenig. Selbst als der Drei-Tore-Vorsprung verspielt wurde, blickte der Chefbetreuer positiv nach vorne:

"Gefreut habe ich mich natürlich nicht darüber, aber das ist das Schöne am Fußball. Wenn es schlecht ausgegangen wäre, hätten wir uns alle in den Hintern gebissen."

Vor allem die Offensive narrte Rapids Verteidiger und führte sie regelrecht vor. Sowohl Issiaka Ouedragogo als auch Patrik Jezek, der mit 308 Spielen in der Bundesliga nun der längstdienende Legionär in Österreich aller Zeiten ist, trugen sich je zweimal in die Torschützenliste ein.

Zudem hat Kühbauer mit Philipp Hosiner, Benjamin Sulimani und Co. weitere angriffswütige Spieler auf der Bank, die zuletzt allesamt nach Belieben trafen.

Mit Leidenschaft und Bewegung an die Spitze

"Wir haben einfach irrsinnig stark gespielt und wieder einen großen Gegner geschlagen. Das war der Wille der ganzen Mannschaft", war Sommer-Zugang Hosiner in Feierlaune.

Für den Trainer stellen sich die Erfolge alles andere als zufällig ein: "Der Erfolgsrun ist sicher ein Thema. Jeder weiß, was er kann, es gelingt sehr viel. Dahinter steckt aber sehr viel Leidenschaft und Bewegung. Das ist kein Zufallsprodukt."

Als Belohnung verweilt der Aufsteiger an der Tabellenspitze und wartet ab, was Salzburg gegen die Austria abliefert. Mehr als eine Momentaufnahme stellt das für Kühbauer jedoch nicht dar:

"So blöd es klingt: Ich habe mir noch keinen Kopf darüber gemacht. Es ist sehr schön für uns, aber wir haben jetzt wieder zwei Wochen Pause, in denen wir runterkommen können."

Als Belohnung gibt es zwar keinen selbstgebackenen Kuchen, dafür dürfen sich die Spieler über zwei trainingsfreie Tage freuen.


Alexander Karper