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Kein violettes Durchkommen

Kein violettes Durchkommen

Es war ein violettes Anlaufen gegen eine Rieder Mauer. 59 Prozent Ballbesitz hatte die Austria, die den Sprung an die Tabellenspitze verpasst hat, beim 1:1 daheim gegen die Innviertler, vor der Pause waren es sogar 65,7 Prozent.

Durchkommen war aber praktisch keines. Und weil die Oberösterreicher durchaus gefällig zu kontern wussten, war es letztendlich sogar ein gerechtes Remis.

"Nicht unverschämt sein"

„Wir hatten doch einige Konterchancen, wenn wir die besser ausgespielt hätten, wäre sogar mehr drinnen gewesen. Aber wir wollen nicht unverschämt sein und sind froh, den einen Punkt mitgenommen zu haben“, meint Gernot Trauner.

FAK-Goalie Robert Almer war mit dem Remis auch nicht gerade unzufrieden: „Besser ein Punkt, als man verliert so eine Partie.“ Immerhin war ein Ausschlag der Partie auf beide Seiten bis zum Schlusspfiff möglich. Daniel Sikorskis Lattentreffer (77.) und Thomas Reifeltshammers Riesenchance, die Almer zunichte machte, eine Minute später ließen die Rieder der vergebenen Sensation dann doch ein wenig nachtrauern.

Rieds Defensive stabilisiert

Der Vorsatz des neuen, alten SVR-Trainerduos Paul Gludovatz/Gerhard Schweitzer, in der Länderspielpause in erster Linie die zu Saisonbeginn unter Helgi Kolvidsson teils desolate Defensive zu stabilisieren, trug erste Früchte.

Das 3-3-3-1, das in der Offensive, weil Patrick Möschl praktisch als zweite (links hängende) Spitze agierte, und in der Defensive, weil Florian Hart rechts hinten sehr tief stand, ein wenig asymmetrisch war, ließ die Austria im Spielaufbau lange Zeit rätseln.

Die Rieder überlagerten die Seiten, die Wiener, die es wie gewohnt mit Angriffen über die Flügel versuchten, kamen aus dem Spiel so gut wie nie gefährlich vor das Tor.

"Keine Möglichkeit, einen Seitenwechsel zu spielen"

„Das System ist nicht alltäglich und sehr unangenehm. Wenn da einer von hinten rausschiebt, sind immer noch vier von ihnen da“, sagt Kevin Friesenbichler. Almer ergänzt: „Der Gegner verschiebt überhaupt nicht, weil er mit einer Fünferkette hinten steht. Du hast also keine Möglichkeit, einen Seitenwechsel zu spielen. Das macht es schwierig, durch die Linien durchzukommen.“

Alexander Gorgon fand die Fehler vor allem in den eigenen Reihen: „Sie spielen ein ganz spezifisches System, aber wir waren darauf vorbereitet, wir wussten auch, wie wir sie knacken können. Aber in den entscheidenden Momenten haben wir den Ball zu schlecht laufen lassen und technische Fehler gemacht.“

FAK-Coach Thorsten Fink sah aber im Laufe der Partie eine Verbesserung: „Wir mussten schauen, wie der Gegner spielt, mussten ihn uns zurechtlegen. Als meine Mannschaft dann gemerkt hat, wie das geht, hatte sie mehr vom Spiel.“

Kayode aus dem Spiel genommen

Doch abgesehen von einem abgefälschten Freistoß von Raphael Holzhauser, der unmittelbar vor der Pause für die Führung der Hausherren gesorgt hatte, hielt die Ried-Defensive den Angriffen stand.

„Wir haben in der Länderspielpause trainiert, die Räume eng zu machen – das hat ganz gut funktioniert“, ist Ried-Keeper Thomas Gebauer zufrieden. Vor allem Austrias Lary Kayode, der mit 40 Ballkontakten nach Friesenbichler (33) die wenigsten aller Austrianer hatte, war bei Hart und Bernhard Janeczek, die die rechte Abwehrseite zumachten, gut aufgehoben. Gebauer: „Ich muss unseren Jungs ein Kompliment machen: Kayodes Schnelligkeit ist nicht ins Spiel gekommen, sie hatten ihn gut im Griff.“

"Mit Chancenauswertung nicht zufrieden"

Und dann waren eben auch noch die Konter der Gäste, die die FAK-Defensive regelmäßig vor große Herausforderungen stellten. Trauner sagt: „Nach den Ballgewinnen haben wir sehr schnell umgeschaltet und die Räume hinter der Abwehr genutzt. So sind wir doch zu einigen Chancen gekommen.“ Gebauer: „Wir hätten in der einen oder anderen Kontersituation noch mehr Ruhe haben können.“

Das Hadern mit der Chancenauswertung hatten die Oberösterreicher mit den Wienern gemein. „In so einem Spiel kriegst du keine 20, 30 Chancen, da musst du die Chancen, die du kriegst, verwerten. Wenn wir uns den Ball in der Box besser mitnehmen, schießen wir zwei, drei Tore. Ich bin mit der Chancenverwertung nicht zufrieden“, so Fink.

Nachsatz: „Ich bin mit dem 1:1 nicht zufrieden. Dieser eine Punkt ist für den Tabellenplatz, den wir erreichen wollen, nicht Fisch und nicht Fleisch.“ Die kämpferische Leistung seiner Truppe stellte den Deutschen hingegen durchaus zufrieden.

"Es war ganz klar ein Elfer. Aber…"

Auch die Elfer-Situation, als Kayode in der 23. Minute im Strafraum von Marcel Ziegl gelegt wurde, vermochte den Austria-Coach nicht aus der Reserve zu locken: „Es war ganz klar ein Elfer. Aber gegen die Admira hätte eventuell einer gegen uns gepfiffen werden können – insofern gleicht sich alles aus. Ich will dem nicht nachtrauern und dem Schiedsrichter keine Schuld geben.“

Keinen Grund zum Jammern hatte Ried-Coach Gludovatz: „Wenn man auswärts gegen einen Verein, der mit größter Wahrscheinlichkeit um die ersten drei Plätze spielen wird, 1:1 spielt, ist das ein Erfolg. Es war von allem, was vorher nicht da war, ein bisschen mehr dabei – vom Läuferischen, von der Passqualität und vom Mut her. Wir haben auch nach vorne etwas gebracht. Ein 0:1 moralisch aufzuholen, ist okay.“

Und es bedeutet für die Rieder, dass sie die Rote Laterne an den WAC abgegeben haben. Ried funktioniert wieder.

Harald Prantl/Martin Wechtl

Austria Ried
Ballbesitz 59% 41%
Zweikämpfe 55,6% 44,4%
Eckbälle 8 3
Torschüsse 18 15
Torschüsse außerhalb Strafraum 15 9
Torschüsse innerhalb Strafraum 3 6
Kopfballchancen 1 2
Abseits 1 3
Fouls 10 21