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"Er hat gezeigt, warum er in aller Munde ist"

Das 2:2 zwischen Meister Salzburg und Austria Wien war auf seine Weise unterhaltsam, am Ende freute sich aber wohl Tabellenführer Rapid am meisten über dieses Unentschieden.

Die 9.292 Zuschauer in Wals-Siezenheim sahen in 96 Minuten vier Tore, einen Ausschluss, einen besonderen Debütanten und am 100m-WM-Finaltag auch einen „Usain Bolt“ aus Nigeria. 

LAOLA1 blickt auf den Schlager der sechsten Bundesliga-Runde zurück.

  • SALZBURGER MORAL UND „USAIN KAYODE“

Nach zwei Siegen in Folge in der Bundesliga mussten sich die „Bullen“ wieder mit einem 2:2 begnügen. Das erste Viertel der Meisterschaft gestaltet sich also weiterhin mühsam für den Titelverteidiger, dessen Rückstand auf den souveränen Tabellenführer Rapid nun wieder acht Punkte beträgt. 

Nach dem 0:2 in Brest gegen Dinamo Minsk im Europa-League-Playoff gaben die Salzburger vor allem moralisch eine Antwort, lagen sie doch auch gegen die Austria zwei Mal im Rückstand. „Wir machen das Spiel, kriegen nach einer Ecke das 0:1, machen wieder das Spiel, kriegen das 1:2, und kämpfen uns wieder zurück“, fasste Salzburgs Premieren-Torschütze Stefan Lainer, der mit links den Ausgleich zum 2:2 erzielte, zusammen. FAK-Coach Thorsten Fink: „Ein gerechtes Remis.“

„Unsere Vorstellung war im Großen und Ganzen gut, nur unsere Chancen müssen wir machen, dann hätten wir die Partie auch gewonnen“, hielt etwa Andreas Ulmer fest. „Wir haben immer wieder nach vorne gespielt und unsere Aufgabe größtenteils erledigt.“ Der Linksverteidiger agierte aber beim 0:1 unglücklich, als er die Holzhauser-Ecke per Kopf zu Alexander Grünwald verlängerte.

Kayode schnell wie Bolt?

Das war bis dahin die einzige Offensiv-Aktion der Austria. „Wir konnten den Ball nicht halten, haben kein Pressing gespielt. In der Pause wollte ich die Jungs wachrütteln, das hat teilweise geklappt“, meinte Fink, von 2006 bis Anfang 2008 Trainer der Red Bull Juniors bzw. „Co“ unter Giovanni Trapattoni bei RBS. Raphael Holzhauser: „Wir wollten besseres Pressing spielen.“ 

Dafür gelang es wieder, die große Stärke Olarenwaju Kayodes einzusetzen. Der Nigerianer war schnell wie der Blitz und somit auch schneller als Duje Caleta-Car, vollendete zum 2:1 – Saisontor vier. „Ich fühle mich einfach richtig wohl hier“, so der Offensivspieler, der anstelle des angeschlagenen Philipp Zulechner („Magen-Darm-Geschichte“) ganz vorne stürmte.

Am Tag des 100m-WM-Finals natürlich eine unumgängliche Frage: Wie schnell ist Kayode? „Ich weiß meine Zeit über 100 Meter nicht, ich denke, wir sollten einen Wettbewerb machen, wer schneller ist“, lachte der 22-Jährige, der mit seiner lockeren Art schnell zum violetten Publikumsliebling avancierte. Von 2008 bis 2010 spielte Kayode noch für RB Ghana, am Sonntag gab es auch Lob von RBS-Trainer Peter Zeidler: „Er hat gezeigt, warum er in aller Munde ist.“

  • NEUE UND ALTE GESICHTER

War es früher in Salzburg Usus, dass fast immer dieselbe Mannschaft die Spiele bestreitet, ist aktuell die Aufstellung immer wieder eine ganz andere – bei 30 Mann im Kader auch kein Wunder. Dieses Mal gab es fünf Umstellungen. Unter anderem passte Naby Keita, kommenden Donnerstag ohnehin gesperrt, wegen Adduktorenproblemen, Christoph Leitgeb wurde wie Christian Schwegler geschont, Yordy Reyna kam als Joker und Dimitri Oberlin durfte nach spannenden Wochen einmal durchschnaufen.

An ihrer Stelle spielten Smail Prevljak (1. Bundesliga-Tor), der wieder genesene Havard Nielsen, Maskenmann Benno Schmitz, Lainer – und Yasin Pehlivan. Am Samstag verpflichtet, am Sonntag im Einsatz. „Ich wollte natürlich mit einem Sieg starten. Wir waren auch die bessere Mannschaft, haben aber die Tore nicht gemacht“, so der 26-Jährige, der nach 68 Minuten Jonatan Soriano Platz machte. Der Comebacker sagte LAOLA1 nach dem Spiel, er spüre seine Oberschenkel-Probleme weiter, so sei es nicht sicher, ob er am Donnerstag gegen Minsk 90 Minuten bestreiten könne.

Martin Hinteregger meinte hinsichtlich seiner Bauchmuskelzerrung: „Ich denke schon, dass es gehen wird.“ Klar ist, Nielsen und Pehlivan stehen nicht auf der UEFA-Kaderliste für das EL-Playoff, werden also nicht spielen und die Mannschaft wird wieder etwas anders aussehen. „Wir haben in der Konstellation noch nie zusammengespielt, für das haben wir es heute gut gemacht“, sagte Ulmer, der nicht an Rotation denkt. „Im Moment gibt es für uns nur wichtige Spiele.“

  • ROT-PULLER“ UND DEJA-VU

Salzburg ist in dieser Saison bislang noch nicht der Boden für Lukas Rotpuller. Beim 2:2 in Grödig sah er Rot, dieses Mal beim 2:2 Gelb-Rot. „Die erste Gelbe war ein typisches taktisches Foul, die zweite ist hart. Mir ist der Ball etwas weggesprungen, ich habe den Gegenspieler nicht gesehen. Ich habe zuvor fast keine Fouls begangen, beim Gegner wurde vieles zugelassen, da könnte man sich auch bei uns menschlich zeigen. Aber man muss es akzeptieren, glücklich bin ich natürlich nicht.“

In Grödig war Fink noch mächtig sauer auf den Innenverteidiger. Dieses Mal gestaltet sich die Situation etwas anders. „Ich denke schon, denn das andere Mal war es eine Tätlichkeit und so etwas wie heute passiert im Spiel“, so Rotpuller. Finks Antwort später: „Es kann passieren, dass man zu spät kommt. Er hat die falsche Entscheidung getroffen, das kann passieren und wird keine internen Konsequenzen nach sich ziehen. Was anderes wäre es, wenn er schimpft oder schlägt.“

Grünwald resümierte wie folgt: „Die Rote Karte hat weh getan, zudem hatten wir die Chance auf das 3:1. Aber wir dürfen nicht unzufrieden sein, auch wenn mehr möglich war.“ Ob der Ausschluss den Sieg verhinderte, ist Spekulation, aber Holzhauser sagte über Schiedsrichter Schörgenhofer: „Es gab zuvor zwei Situationen mit gestrecktem Bein gegen Kayode, bei denen es keine Gelbe Karte gab. So ist Gelb-Rot fragwürdig.“ Zusatz: "Der Schiedsrichter hat wenig mit sich sprechen lassen, das ist ein wenig ungewöhnlich.“

  • DER RÜCK- UND AUSBLICK

„Austria neu“ kann nach einem Sechstel der Meisterschaft definitiv zufrieden sein. „Wir hätten alle nach der Vorbereitung unterschrieben, wenn uns nach sechs Spielen elf Punkte angeboten worden wären. Aber es geht immer mehr, zumal wir auch die Spieler dafür haben“, sagte Goalie Robert Almer. Der war nach der Partie auch der kritischste Spieler und brachte es wie folgt auf den Punkt:

„Wir haben Salzburg immer wieder spielen lassen. Sie haben Qualität am Ball, auch wenn sie vielleicht mental angeschlagen sind. Aber da darf man ihnen keine Luft zum Atmen lassen, muss sie anpressen, dann kriegen sie Angst und schlagen die Bälle weg. Das haben wir nicht getan, müssen da cleverer sein. Das 2:2 war ein Sinnbild. Wir müssen uns steigern, wenn es um Druck auf den Ballführenden geht.“ Grünwald meinte: „Das ist aber nun eine ganz andere Austria am Platz.“

Salzburg muss zulegen, um im Herbst nicht international zuzusehen. Am Donnerstag (20:30 Uhr) geht es gegen Dinamo Minsk im Rückspiel um alles, ein 0:2 aus dem Hinspiel muss aufgeholt werden. „Wir haben die Qualität, dass wir weiterkommen“, betonte Ulmer, der auf Soriano und Hinteregger hofft. „Wir schauen, welche Spieler fit werden.“ Die Präsenz von Soriano gab der restlichen Mannschaft gegen die Austria sichtlich einen Schub. „Er kann die Bälle gut halten, das ist das, war wir brauchen.“ Die zwei notwendigen Tore wurden am Sonntag auch geschossen. Müssen „nur“ noch die Gegentore verhindert werden.

 

Bernhard Kastler

Salzburg Austria
Ballbesitz 56,6% 43,4%
Zweikämpfe 57,6% 44,4%
Eckbälle 8 2
Torschüsse 14 6
Torschüsse außerhalb Strafraum 10 1
Torschüsse innerhalb Strafraum 4 3
Kopfballchancen 0 1
Abseits 7 1
Fouls 9 16