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"Wir dürfen in der Liga nicht den Anschluss verlieren"

Am Donnerstag waren sie nach dem dritten Sieg im dritten Spiel der Europa League noch die gefeierten Helden, diesmal standen sie da wie die begossenen Pudel.

Ausgerechnet im 315. Wiener Derby verfiel der SK Rapid wieder in alte Muster,  die typischen Bundesliga-Muster der vergangenen Wochen.

Die 1:2-Niederlage war abseits des internationalen Erfolgslaufs bereits die dritte Liga-Pleite in Folge. Eine Phase, in welcher der Absturz von der Tabellenspitze auf Rang drei mit fünf Punkten Rückstand auf RB Salzburg und die Austria besiegelt wurde.

„Leider! Wir müssen an die Leistungen anknüpfen, die wir in der Europa League zeigen. Das muss unser Anspruch sein. Wir dürfen in der Liga jetzt nicht den Anschluss verlieren, das ist das tägliche Brot. Da müssen wir wieder in die Spur kommen“, klang Verteidiger Maximilian Hofmann gegenüber LAOLA1 verzweifelt.

Nur Fink sah „sehr gutes Spiel“

Nicht nur in den unterschiedlichen Bewerbe zeigten die Grün-Weißen zwei Gesichter, auch innerhalb der 90 Minuten.

Eine Aussage vom siegreichen Austria-Coach Thorsten Fink konnten nicht alle nachvollziehen: „Wir haben ein sehr gutes Spiel von beiden Mannschaften gesehen. Beide Teams wollten nach vorne spielen, beide wollten Ballbesitz.“

Denn die ersten 45 Minuten verliefen ohne große Highlights und zerfahren, auch wenn die Gäste noch mehr spielerische Linie zeigten und noch eher für Gefahr sorgen konnten.

Finks Gegenüber Barisic sprach von einer sehr schlechten Leistung. Auch der Torschütze zum 1:1, Philipp Prosenik und M. Hofmann teilten diese Meinung.

Pressing „mit Prosenik dann besser“

„In der ersten Hälfte haben wir gar nicht ins Spiel und überhaupt nicht ins Pressing gefunden, was uns schon oft ausgezeichnet hat. Wir haben Austria zu viel spielen lassen“, analysierte der Innenverteidiger, der erneut den Vorzug gegenüber Mario Sonnleitner bekam.

Wieder einmal wie ein Fremdkörper im Spiel der Hütteldorfer wirkte Neuzugang Matej Jelic, der lediglich zehn Ballkontakte aufwies und das forcierte Attackieren an vorderster Front vernachlässigte.

Kritik an Mitspielern wollte in der Natur der Sache keiner üben. Allerdings war offensichtlich, dass das Pressing nicht wirkte.

„Klar ist es ein Unterschied. Wenn du einen Beric vorne gehabt hast, war es schon etwas anderes. Aber Jelic gibt im Training jeden Tag hundert Prozent und es ist klar, dass er erst die Sprache und das System lernen muss. Aber ich glaube an ihn, er wird schon kommen und uns in Zukunft noch helfen können. Da bin ich zuversichtlich“, so M. Hofmann, der zugab: „Mit Prosenik war es dann besser.“

„Waren nicht wirklich anwesend“

Dass Austrias Führungstreffer kurios durch eine Standardsituation entstand, passte ins Bild. Wieder einmal musste Rapid einem Rückstand nachlaufen, das kam für viele nicht von ungefähr.

„Gleich nach der Pause haben wir das Gegentor kassiert – zu Recht, weil wir nicht ins Spiel gefunden haben und nicht wirklich anwesend waren“, musste Prosenik zugeben.

Anscheinend brauchte die Barisic-Elf diesen Weckruf, denn durch den Rückschlag ging ein Ruck durch die Mannschaft, begünstigt durch die daraufhin defensiver stehenden Favoritner.

„Wir haben dann ein anderes Bild abgegeben - wir waren viel aktiver, agiler und nach vorne besser“, analysierte Barisic, der in seinem 100. Bundesliga-Spiel als Rapid-Trainer eine bittere Derby-Niederlage einstecken musste.

„Austria war mit dem X auch zufrieden“

Die Belohnung war der Ausgleich des erst 15 Minuten zuvor eingewechselten Prosenik, der seinen ersten Saisontreffer erzielen konnte. Einer, der im Endeffekt zu wenig wert war.

„Natürlich freue ich mich über mein erstes Tor im Derby, aber so ist es halt bitter“, konnte sich der Sturmtank nicht richtig darüber freuen.

Dabei sprach daraufhin alles für Grün-Weiß. „Wir sind gut zurückgekommen, waren die bessere Mannschaft und hätten ein paar Chancen noch besser ausspielen können. Die Austria war in der Phase mit dem X auch zufrieden“, meinte M. Hofmann.

Wollte die Austria den Sieg im Endeffekt etwa mehr als der grün-weiße Erzrivale? „Das glaube ich gar nicht“, so der 22-Jährige weiter. „Sie sind bei 1:1 dann öfter am Boden gelegen, wollten Zeit schinden und haben versucht, das 1:1 irgendwie über die Runden zu bringen. Umso bitterer, dass es belohnt wurde.“

„Lucky Punch“ passte in Rapids Negativlauf

Alexander Gorgon bestätigte das sogar: „Wenn du auswärts das 1:1 kassierst, muss du versuchen, das Ergebnis zu halten. Am Ende war der Sieg doch ein bisschen überraschend. Es war ein Lucky Punch am Ende.“

Prosenik sah es etwas anders und sprach davon, dass ein bisschen das Glück und der Wille auf Rapids 2:1 gefehlt hätten. Als einziger sprach der Stürmer jedoch auch an, dass man sich gegen Pilsen verausgabt habe und die Doppelbelastung sehr wohl ihre Spuren hinterlassen hätte.

Der Lucky Punch hätte aus Rapid-Sicht nicht passieren dürfen, doch auch dies passt derzeit ins etwas unglückliche Bild des Titel-Mitfavoriten.

„Wir haben im Moment nicht das Glück auf unserer Seite. Kleinigkeiten laufen einfach gegen uns – das ist entscheidend. Wir werden versuchen, das Glück wieder für uns zu gewinnen“, stellte Barisic klar.

Und M. Hofmann sprach aufmunternde Worte, um nach der so bitteren Derby-Niederlage nicht die Köpfe hängen zu lassen: „Wir müssen uns aufbäumen und punkten, dann kommen auch wieder bessere Zeiten. Wir wissen, dass wir gut spielen können und müssen es jetzt wieder in Punkte umwandeln.“ Und das nicht nur in der Europa League.


Alexander Karper / Harald Prantl

 

Rapid Austria
Ballbesitz 54,5% 45,5%
Zweikämpfe 40,4% 59,6%
Eckbälle 5 4
Torschüsse 12 15
Torschüsse außerhalb Strafraum 4 8
Torschüsse innerhalb Strafraum 8 8
Kopfballchancen 2 2
Abseits 4 4
Fouls 21 12