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Zeidler: "So kann man kein Spiel beginnen"

Zeidler:

Was für ein Traumstart für den SV Mattersburg!

„Wir haben den Meister in der ersten Runde geschlagen. Einen besseren Auftakt gibt es nicht“, brachte es Patrick Farkas nach dem 2:1 gegen Red Bull Salzburg im ersten Spiel der neuen Saison auf den Punkt.

Die Burgenländer kehrten nach zwei Jahren Absenz gleich mit einer Überraschung zurück ins Oberhaus.

"Wollten diese Sensation"

„Wir haben auf diesen Tag hingefiebert, wollten die Sensation schaffen und haben sie geschafft“, jubelte Karim Onisiwo. Der durfte gleich nach wenigen Sekunden im Spiel mit den Kollegen feiern. 

Denn Markus Pink erzielte sein zweites Bundesliga-Tor, das erste damals noch für Austria Kärnten und gegen den SV Mattersburg. Dieses Mal nach nur 16 Sekunden (!) und für den SV Mattersburg.

„Damit habe ich wirklich nicht gerechnet, dass es so schnell geht. Aber es ist wirklich wurscht, wer die Tore schießt. Wir sind überglücklich“, so der Torschützenkönig der vergangenen Saison in der Ersten Liga.

System-Umstellung machte sich bezahlt

Sein Trainer Ivica Vastic jubelte mit. „Wir haben heute mit dem Tor einen Top-Start erwischt. Wir wollten in den Rücken der Salzburg-Abwehr kommen und das ist uns gleich nach 16 Sekunden gelungen.“

Der frühere Stürmer durfte sich selbst auf seine Schultern klopfen, ging doch das in der Vorbereitung einstudierte 3-5-2-System gegen den Double-Sieger gleich auf.

„Wir haben in der Vorbereitung verschiedene Systeme probiert, um variabler zu sein. Heute hat das sehr gut geklappt“, freute sich der 45-Jährige nach seinem ersten Bundesliga-Spiel als Trainer seit das unglückliche Engagement bei der Wiener Austria endete.

Farkas ging auf den Matchplan, der auch schnelle Konter beinhaltete, ein: „Die Mitte haben wir zugemacht, außen offen gelassen und waren dann in der Mitte präsent. Salzburg war nicht schwach, wir haben das taktisch gut gemacht.“

"Wir haben Charakter bewiesen"

In der Schlussphase kassierten die Mattersburger den Ausgleich durch Naby Keita (83.). „Wir haben ein blödes Tor bekommen, aber dann Charakter bewiesen“, wusste Onisiwo, dessen Obmann Martin Pucher auf der Pressetribüne hörbar ein Tormann-Foul an Markus Kuster vor dem 1:1 gesehen hatte.

Farkas sagte indes stolz: „Die Moral der Mannschaft hat mich beeindruckt.“

Wie in der ersten Minute traf der Aufsteiger auch in der letzten Minute. Nämlich Alexander Ibser als Joker bei seinem Liga-Debüt.

„Unbeschreiblich, einfach nur geil, in der letzten Minute so ein Tor zu machen“, strahlte der 24-Jährige. Nach dem Bock von Paulo Miranda blieb Ibser vor dem Tor ganz cool und traf per Außenrist - Ibser als Knipser.

Farkas verriet: „Im Training hat er es öfters mit dem Außenrist probiert, da ist es ihm nicht so gelungen.“ Ibser lachte: „Übung macht eben den Meister. Es ist für mich auf der rechten Seite kommend einfacher mit rechts als mit dem linken Fuß und für den Tormann vielleicht auch schwieriger, weil er nicht unbedingt damit rechnet."

Cooler Ibser und Dank an Fans 

Danach gab es die große Jubeltraube, Ibser war begraben von Mitspielern und Mitarbeitern. „Ich habe kurzzeitig keine Luft bekommen, aber in so einem Moment ist das echt wurscht“, grinste Ibser. 

Die 8500 Zuschauer sorgten für einen passenden Rahmen für den Auftakt samt Ausgang.

 

Der Aufsteiger schlägt den Meister!

Posted by LAOLA1 on Samstag, 25. Juli 2015

 

Vastic: „Die Fans waren sensationell, sie haben uns durch dieses Spiel getragen.“ Farkas: „Die Euphorie der Zuschauer ist auf uns übergesprungen.“ Ibser: „Ich hoffe es bleibt so.“

Wie Grödig und Altach?

Freilich soll das auch keine Eintagsfliege gewesen sein. Mattersburg will ohne große Töne zu spucken eine gute Rolle spielen. Wie eben schon traditionell die Aufsteiger der vergangenen Jahre.

Onisiwo: „Es war ein tolles Erlebnis in Runde eins, aber wir schauen von Spiel zu Spiel. Wir müssen weiter arbeiten, dann kann man sich viel erwarten, zumal wir ein eingespieltes Team sind.“

Farkas: „Wir haben uns Grödig und Altach als Vorbild genommen und haben nichts dagegen, wenn uns das auch gelingt.“

Salzburg hingegen muss gleich nach dem ersten Spiel seine Wunden lecken.

Passend zum Regen bei der Saison-Eröffnung durch Bundesliga-Präsident Hans Rinner ruschte auch der Meister im ersten Spiel, ja, in der ersten Minute aus.

„Für uns ist es natürlich unglaublich, dass das Spiel mit 0:1 begonnen hat. Da waren viele unserer Spieler unkonzentriert. So kann man kein Spiel beginnen“, war Peter Zeidler nach seiner Bundesliga-Auftakt-Niederlage als Salzburg-Trainer enttäuscht. 

Soriano: "Wir brauchen viel mehr von allem"

Zum ersten Mal nach zehn Jahren und zum überhaupt zweiten Mal in der Red-Bull-Ära mussten sich die Salzburger zum Auftakt geschlagen geben. Und das hatte natürlich seine Gründe. 

Zum einen die Gegentore in Minute eins und 93. „Wenn du nicht konzentriert bist, passiert wo etwas. Mattersburg hat sehr gut gespielt, besser als Red Bull Salzburg“, wusste Jonatan Soriano.

Der Kapitän wusste aber auch, was fehlte: „Wir brauchen viel mehr von allem: Aggressivität, Intensität, Konzentration.“ Spielerisch merkte man außerdem den vorgenommenen Umbau.

Missverständnisse, Ungenauigkeit - blindes Verständnis ist bei Salzburg neu noch weit entfernt. 

„Es sind neue Spieler da, es sind junge Spieler da, es ist eine neue Situation. Aber es ist egal, wer spielt. Alle kennen unseren Stil, unser System“, ist das für Soriano keine Ausrede.

„Es ist eine unglückliche Niederlage, zumal wir auch Chancen hatten, ich auch. Da hat etwas das Glück gefehlt, manchmal war auch der letzte Pass nicht so gut gespielt“, sagte Marco Djuricin.

Dem Stürmer, dem die Kaltschnäuzigkeit eines Marcel Sabitzer bei Salzburg (noch) fehlt, meinte: „Gegen Mattersburg sollte Red Bull Salzburg nicht verlieren, aber so ist Fußball manchmal.“

Salzburg spielte – nicht das erste Mal – das Remis nicht nach Hause, sondern kassierte den Last-Minute-Treffer zur Niederlage.

„Man könnte bei einem euphorischen Aufsteiger das erste Saisonspiel auch 1:1 spielen, dann passt das“, trauerte Zeidler dem einen Punkt nach.

"Dieser Fehler wird ihm nicht mehr passieren"

Neuzugang Miranda hatte Ibser das 2:1 mit einem Schnitzer aufgelegt. „Leider war er nach einer sehr guten Partie platt. Der wird ihm in dieser Saison sicher nicht mehr passieren“, so Zeidler. 

Nun wartet am Mittwoch Champions-League-Quali gegen den altbekannten Gegner Malmö, der sein Liga-Spiel zu Hause gegen Sundsvall mit 3:0 gewann. Es braucht eine rasche Steigerung beim ersten Heimspiel der Spielzeit.

„Wir sollten dann das Spiel anders beginnen. Als richtig gute Mannschaft, die wir werden wollen, macht man den Fehler nicht zwei Mal. Wir müssen Dinge besser machen, wollen aber auch nicht vergessen, dass wir dennoch Chancen hatten. Wir hatten etliche, können aber auch nicht davon ausgehen, dass wir immer viele Tore schießen“, nahm Zeidler auch Positives mit.

Gegen Malmö wieder mit Leitgeb?

Christoph Leitgebs alte Knieprobleme verhinderten indes einen Einsatz gegen Mattersburg. „Wir hoffen natürlich, dass er gegen Malmö spielen kann“, so Zeidler.

Vielleicht war das 1:2 in Mattersburg ein Weckruf zur rechten Zeit. Soriano blickte gleich voraus: „Wir haben eine gute Mannschaft, das nächste Spiel wartet.“

  

Bernhard Kastler

Mattersburg Salzburg
Ballbesitz 41% 59%
Zweikämpfe 51,5% 48,5%
Eckbälle 1 5  
Torschüsse 10 23
Torschüsse außerhalb Strafraum 4 10
Torschüsse innerhalb Strafraum 7 13
Kopfballchancen 1 3
Abseits 1 6
Fouls 13 14