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WAC "nicht überfordert", Rapid mit Taktik und Finesse

WAC

„Das ist ein Frustbier!“

Ausnahmsweise prosteten Dietmar Kühbauer und sein Gegenüber Zoran Barisic schon während der obligatorischen Pressekonferenz nach dem 3:0 der Wiener an.

Der in dieser Saison bisher verwöhnte WAC-Coach ging diesmal leer aus und hatte an diesem Nachmittag nicht viel Grund zur Freude.

Zu harmlos agierte der Tabellenführer, zu dominant traten die Grün-Weißen beim dritten Sieg in Serie auf. Einen Vorwurf wollte er dem Überraschungsteam aber keinesfalls machen.

„Das darfst du dir gegen Rapid nicht erlauben“

„Das war nicht das, was wir uns vorgenommen haben. Mit dem Spiel kann ich nicht zufrieden sein“, gestand der 43-jährige Burgenländer.

Die Kärntner nahmen das Spiel nie richtig an, überließen den Hausherren die Kontrolle, gingen zu zaghaft in die Zweikämpfe und agierten bei den Gegentoren unglücklich.

„Wir haben uns beim zweiten und dritten Tor schlecht angestellt, die haben wir ihnen geschenkt. Das darfst du dir gegen Rapid nicht erlauben“, war die Niederlage aus Sicht der Wölfe verdient.

Vor allem, weil man die Tugenden, welche den WAC bisher ausmachten, diesmal nicht an den Tag legten konnte. Und, weil die Pfeife beim Stand von 0:0 stumm blieb.

Elfer-Szene eine der wenigen gefährlichen WAC-Szenen

Manuel Kerhe ging in der 21. Minute nach einem Duell mit dem abermals in der Viererkette aufgebotenen Stefan Stangl zu Boden.

Selbst nach dem TV-Studium ging die Tendenz in Richtung: Kann man geben, muss man aber nicht.

Trainer Kühbauer wollte nicht wieder als Spielverderber herhalten und ließ die Aktion, bei der sein Schützling vor den Augen von Schiedsrichter Muckenhammer möglicherweise zu theatralisch abhob, beinahe unkommentiert:

„Das soll Zoki entscheiden, sonst heißt es, ich bin parteiisch. Wenn er pfeift, hätte es auch anders kommen können“, meinte der wohl impulsivste Trainertyp der Bundesliga.

Taktisches Mittel zum Erfolg

Auf Seiten der Hütteldorfer schloss man beim 3:0-Erfolg spielerisch dort an, wo man unter der Woche beim 5:1 im Nachtrag in Wiener Neustadt aufgehört hatte.

Allerdings mit Anlaufzeit. „Wir sind schwer in die Gänge gekommen, das ist aber mit Verlauf der Partie besser gelungen“, analysierte Barisic, da die Dominanz anfangs nicht durch große Chancen ausgedrückt wurde.

Das Konzept war aber ganz klar ersichtlich und schlussendlich auch das taktische Mittel zum Erfolg.

(Die Taktiktafel zeigt die erfolgreichen Pässe Rapids in der 1. Halbzeit)

Mit intensivem Spiel über die Flügel wurde das Spiel breit gemacht, weite, genaue Wechselpässe sorgten für Tempowechsel und Verwirrung in der WAC-Defensive.

Beric längst bei Rapid angekommen

Oftmals funktionierte das Verschieben nicht und Rapid fand mit den überraschenden Seitenwechseln den Mitspieler im verwaisten Raum.

Das erfolgreichste Beispiel dafür war die Aktion, die zum 1:0 führte. Schwab fand Schrammel mit einem weiten Pass auf rechts, dieser konterte mit einem erneuten Seitenwechsel auf Kainz, der direkt ablegte und Torschütze Beric mustergültig bediente.

Der Slowene stellte mit seinen Saisontreffern fünf und sechs sowie seinem vierten Tor in den letzten zwei Spielen unter Beweis, dass er längst bei Rapid angekommen ist.

„Der Sieg war sehr wichtig für uns und die Fans. Immerhin wollen wir in der Tabelle so hoch wie möglich hinaus. Ich hoffe, der Lauf hält an“, gab sich der Matchwinner gegenüber LAOLA1 bescheiden.

WAC als Tabellenführer „nicht überfordert“

Das Tor des Spiels erzielte jedoch Florian Kainz. Nach Ballbehauptung von Beric gegen zwei Gegenspieler und Schobesbergers Querpass netzte er sehenswert mit der Ferse.

Rapid WAC
Ballbesitz 58,6 % 41,4 %
Zweikämpfe 52,5 % 47,5 %
Eckbälle 7 6
Torschüsse 18 8
Torschüsse außerhalb Strafraum 9 4
Torschüsse innerhalb Strafraum 9 4
Kopfballchancen 2 1
Abseits 0 1
Fouls 9 15

„Ich war schon relativ früh am ersten Pfosten. Es war ein guter Angriff über die rechte Seite. Es wäre sich gar nicht mehr ausgegangen, dass ich anders schieße. Das war eine Reaktion, aber dass es so gelingt, ist natürlich sehr schön. Man muss trotzdem am Boden bleiben“, schilderte der Ex-Sturm-Spieler seinen Treffer – die endgültige Entscheidung.

Die Frage, ob der WAC aufgrund der Tabellensituation gegen Rapid überfordert gewesen sei, wollte Kühbauer so nicht stehen lassen. Schließlich habe es das auch schon nach der ersten Saisonniederlage gegen Wiener Neustadt geheißen.

„Rapid ist noch immer der beste und größte Klub. Ich werde dem Team nicht zumuten, zu sagen, dass sie überfordert waren. Man braucht nicht alles in Frage stellen, wir haben immerhin 21 Punkte gemacht.“

Tabellensituation für beide Teams erfreulich

Das änderte nichts daran, dass er seinem Team an diesem Spieltag den Biss, die Kompaktheit und die letzte Entschlossenheit absprach. So wie es auch Peter Zulj auf den Punkt brachte:

„Die letzten paar Wochen sind wir viel besser gestanden, sind viel aggressiver zum Mann gegangen und waren besser im Zweikampf. Gegen Rapid war es nach dem 0:2 vorbei, weil wir nach vorne nichts zusammengebracht haben.“

Der WAC thront trotz Niederlage noch an der Tabellenspitze, könnte aber bei einem Sieg von RB Salzburg gegen die Austria verdrängt werden. Rapid hingegen machte weitere drei Punkte wett und weist, vorbehaltlich dem Sonntags-Spiel, sechs Punkte auf die Kärntner und drei auf den Meister auf.

Bei einem Blick auf das erfreuliche Abschneiden im ersten Saisonviertel wird Kühbauers „Frustbier“ wohl schnell zum „Genussbier“.


Alexander Karper