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Derbysieg und Platz zwei: "Ein ganz großer Schritt"

Derbysieg und Platz zwei:

„Wir sind völlig verdient Derbysieger, das war ganz wichtig. Wir wollten den Sieg unbedingt.“

Mario Sonnleitner fand zum Anlass der grün-weißen Party im Wiener Prater Worte für das 4:1-Festival gegen die Austria.

Eine Saison ohne Sieg im Duell der Erzrivalen wäre nur schwer verkraftbar gewesen. So wurden mit dem souverän herausgespielten Heimsieg gleich zwei Fliegen mit einer Klatsche geschlagen.

Denn noch wichtiger als der Prestigeerfolg war die gleichzeitige Vorentscheidung im Kampf um Platz zwei.

„Ein ganz großer Schritt“

„Platz zwei ist wie ein halber Meistertitel, weil es um die CL-Qualifikation geht“, wusste Abwehrchef Sonnleitner, wohlwissend dass sieben Punkte Vorsprung auf Rang drei nur mehr schwer zu verspielen sind.

Trotzdem wollen die Hütteldorfer in den kommenden Spielen alles daran setzen, um das ausgegebene Ziel aus eigener Kraft zu fixieren und sich auf einen internationalen Härtetest freuen zu können. Obwohl mit dem Sieg Salzburgs Meisterfeier verschoben werden konnte, lässt man sich von der theoretischen Chance auf den Titel nicht mehr blenden.

„Das war ein ganz großer Schritt in die richtige Richtung, also in Richtung Platz zwei“, war sich auch Trainer Zoran Barisic sicher, der trotz der klaren Angelegenheit gegen die Violetten nicht hundertprozentig zufrieden war.

„Es war ein tolles Spiel vor toller Kulisse und einem unglaublichen Rückhalt. Wir waren zeitweise ein bisschen inaktiv, wenn der Gegner den Ball hatte. Wir dürfen in diesen Situationen nicht nachlässig werden und müssen an der Leichtsinnigkeit arbeiten.“

„Sollten die Kirche im Dorf lassen“

Dass seine Kritik aufgrund der dominanten Vorstellung und dem Endergebnis etwas unterging, verwunderte wenig. Auch Barisic musste schlussendlich lächelnd zugeben:

„Ich weiß, dass wir es noch besser können, aber an manchen Tagen sollte man die Kirche schon im Dorf lassen.“

Rapid attackierte früh und erarbeitete sich nach zurückhaltendem Beginn Chancen am Fließband. Etwa, als Robert Beric in der zehnten Minute das leere Tor nicht traf („Zuerst wollte ich chippen, dann weiß ich nicht genau, was ich machen wollte.“)

Doch der Stürmer stellte mit seinem Tor zum 3:1, einem herausgeholten Elfmeter zum 2:1 und dem Assist zum 1:0 seine Wichtigkeit für das Team in weiterer Folge unter Beweis.

Schobesberger stahl Beric die Show

Trotzdem stand der 23-Tore-Slowene im Schatten von Philipp Schobesberger, der im siebenten Spiel in Folge traf und damit den Rekord von Hans Krankl aus dem Jahr 1978 einstellte. Zusätzlich kam der Shootingstar auf zwei Assists.

„Das ist natürlich ein gutes Gefühl, aber noch habe ich nicht so viel erreicht“, blieb der Spieler der vergangenen Wochen wie gewohnt bescheiden.

Kapitän Steffen Hofmann, der den Elfmeter zum 2:1 verwandelte, ließ sich nach Schlusspfiff mit dem Rest der Mannschaft noch minutenlang feiern, ehe in der Kabine die Post abging.

Die Austria agierte aus seiner Sicht in diesem 313. Wiener Derby eher harmlos: „Sie hat in der ersten Halbzeit gut dagegengehalten, aber schon da hatten wir einige gute Möglichkeiten. Der Ausgleich war ein Sonntagsschuss, sonst hatten sie nur bei Standards Chancen.“

„Besser, wir bleiben zu Hause“

Die Verlierer waren von der 1:4-Schlappe dermaßen geknickt, dass sie der Rapid-Ikone nicht einmal widersprechen wollten.

„Der Sieg geht für Rapid absolut in Ordnung, sogar in dieser Höhe“, musste Trainer Andreas Ogris, der die Grün-Weißen mit Sicherheit nicht gerne lobt, zugeben.

„Wir haben nicht ins Spiel gefunden, hatten nicht die nötige Aggressivität in Zweikämpfen – vor allem in den wichtigen Zonen. Da hat Rapid die Überhand bekommen. Wir haben uns auch durch das 1:1 nicht gefestigt. Das hat sich wie ein roter Faden von der ersten bis zur letzten Minute durchgezogen“, lautete seine Analyse.

Sein Abwehrchef Lukas Rotpuller drückte es noch deutlicher aus: „Wenn wir uns so präsentieren, ist es besser, wir bleiben zu Hause.“

„Wir haben heute versagt“

Der 24-Jährige ging mit seiner Mannschaft hart ins Gericht und wollte nach der ersten Derby-Niederlage der Saison nichts schönreden.

„Wenn du so auftrittst, hast du gegen keinen in der Liga eine Chance. Das war einer Austria in einem Derby nicht würdig. Heute war es von jedem in der Mannschaft zu wenig, wir haben alle Attribute vermissen lassen. Ich bin auch enttäuscht von meiner Leistung.“

Kurz und knapp lautete das Resümee: „Wir haben in dieser Saison schon gezeigt, dass wir es können. Aber heute haben wir versagt!“

Für die Veilchen war es schlichtweg unerklärlich. Und trotzdem muss sich die Austria nun selbst bei der Nase nehmen, um sich für das einzige verbliebene Saison-Highlight, das Cup-Finale, wieder aufzurichten. „Es war eine schlechte Leistung, die erste Derby-Niederlage ist extrem bitter. Aber wir haben noch ein großes Ziel, dafür müssen wir uns Selbstvertrauen holen“, blickte Markus Suttner schon wieder nach vorne.

Wille und Spaß machten Unterschied aus

Rapid hingegen genoss das Hier und Jetzt. Das Gefühl, dass Rapid Spaß am Derby-Auftritt hatte und nicht aufhörte, auf weitere Tore zu spielen, kam nicht von ungefähr.

„Das war unser Ziel. Wir wollten ihnen weitere Tore einschenken, sind weiter offensiv aufgetreten. Das ist zum Glück aufgegangen, da wir nach dem 1:1 überhaupt nicht unsicher geworden sind oder den Faden verloren haben“, freute sich Sonnleitner.

Auch Beric kam aus dem Schwärmen nicht heraus. „Es stimmt, das macht wirklich Spaß. Wir haben einfach viel Qualität nach vorne. Schobi, Kainzi, Steffen, Schwabi sind alle super Spieler, alle technisch stark. Das ist Qualität.“

Diese setzte sich an diesem Nachmittag nicht nur gegen die Austria durch, sondern wohl auch im Rennen um Platz zwei.


Alexander Karper / Harald Prantl

Rapid Austria
Ballbesitz 52,5% 47,5%
Zweikämpfe 50,5% 49,5%
Eckbälle 11 3
Torschüsse 13 7
Torschüsse außerhalb Strafraum 2 3
Torschüsse innerhalb Strafraum 11 4
Kopfballchancen 1 3
Abseits 2 0
Fouls 9 13