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Markus Kraetschmer: "Es ist sicher, dass er bleibt"

Markus Kraetschmer:

Gerald Baumgartners Job stand am Sonntag auf der Kippe. Am Tag nach dem 0:1 in Wiener Neustadt stand die Beurlaubung des Austria-Trainers unmittelbar bevor.

Letztlich entschieden sich Vorstand Markus Kraetschmer und Sportdirektor Franz Wohlfahrt dann doch dazu, dem Salzburger noch eine Chance zu geben.

Am Dienstag-Abend in Graz war dann eine motivierte, wenngleich spielerisch nicht gerade überzeugende FAK-Truppe zu sehen. Nach einer 1:0-Führung gaben die Violetten das Spiel gegen den SK Sturm noch aus der Hand.

„Da ist mir der Schmäh ausgegangen“

In der fünften und letzten Minute der Nachspielzeit gelang dem eingewechselten Simon Piesinger mit seinem zweiten Tor der Siegtreffer der steirischen Gastgeber gegen zehn Wiener, bei denen das Wechselkontingent bereits erschöpft war, als sich Jens Stryger Larsen verletzt hatte. Ein Tor, das wegen einer Abseits-Stellung von Roman Kienast aberkannt hätte werden müssen.

„Am Schluss bin ich erstarrt, da ist mir der Schmäh dann ausgegangen. Fußball kann manchmal brutal sein“, sagt Baumgartner anschließend. Von seinen Spielern war nach dem Spiel übrigens kein einziger zu einer Stellungnahme bereit.

Wohlfahrt kommentiert die Trainerfrage nicht

Auch Wohlfahrt setzte der späte Gegentreffer zu: „Dieses 1:2 sind die Sachen, die in dieser beschissenen Situation noch dazu kommen.“

Auf die Frage, wie es mit dem Trainer weitergehe, antwortete der Sportdirektor: „Wir haben Probleme damit, die richtige Mannschaft zu finden, weil es viele Verletzte gibt.“ Auch auf eine neuerliche Nachfrage zu Baumgartners Zukunft wollte der Kärntner keinen Kommentar abgeben.

Für gewöhnlich kein sonderlich gutes Zeichen für den Coach. Baumgartner gab zu, nicht zu wissen, ob er im Wiener Derby am Sonntag noch auf der Betreuerbank sitzen werde. Der Coach verabschiedete sich vorsorglich jedenfalls schon von einigen Journalisten, machte nicht den Eindruck, als ob er an einen Verbleib glaube.

Kraetschmer: „Es ist sicher, dass er bleibt“

„Ich verstehe, dass der Trainer extrem enttäuscht ist. Er ist genauso konsterniert wie die Mannschaft. Ich sehe sehr viele hängende Köpfe. Aber es kann sich jeder in den Spiegel schauen, weil jeder alles probiert hat“, sagt Kraetschmer.

Sturm Austria
Ballbesitz 48,5% 51,5%
Zweikämpfe 49,5% 50,5%
Eckbälle 4 1
Torschüsse 15 9
Torschüsse außerhalb Strafraum 5 4
Torschüsse innerhalb Strafraum 10 5
Kopfballchancen 3 2
Abseits 3 2
Fouls 19 12

Und siehe da, der AG-Vorstand wird auch ganz konkret, wenn es um die Trainerfrage geht: „Von meiner Warte ist es absolut sicher, dass er im Derby auf der Bank sitzt.“ Und ohne Kraetschmers Zustimmung ist der Trainer auch nicht zu beurlauben.

„Nicht von Emotionen leiten lassen“

Der Wiener weiter: „Wir haben am Sonntag gesagt, dass wir diesen unbequemen, detailgetreuen Weg gehen müssen. Es ist letztendlich nicht nur das nackte Ergebnis. Vom Verlauf her war das eine ganz andere Niederlage als jene in Wiener Neustadt. Der Trainer ist kein Thema.“

Auch Kraetschmer war anzumerken, dass ihn die Niederlage sehr mitnimmt. „Es ist brutal. Nach so einem Tiefschlag ist es schwer, direkt analysieren zu müssen. Unsere Aufgabe ist es aber, im Detail zu analysieren und sich nicht von den Emotionen leiten zu lassen.“

„Wir haben einen super Draht zueinander“

Emotionen, die Baumgartner nur zu gut kennt, immerhin geht es für den Salzburger seit geraumer Zeit gefühlt in jedem Spiel um seinen Job: „Wenn man sich auf den Profi-Fußball einlässt, gibt es zwei Seiten: Man ist Profi-Trainer und man ist Mensch. Ich versuche, das Berufliche von meinem Privatleben fernzuhalten, sonst würde mir manchmal der Kopf explodieren.“

Dass er die am Dienstag so bitter enttäuschte Truppe bis zum Derby wieder aufrichten kann, davon ist der FAK-Coach überzeugt: „Wir haben einen super Draht zueinander, deswegen wird es nicht schwierig sein.“

Es wird wohl seine allerletzte Chance sein.

 

Harald Prantl/Peter Altmann