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"Vielleicht gibt es eine Regel, die ich nicht kenne"

Gegen Red Bull Salzburg kann man verlieren. Vor allem die Admira.

Die Südstädter taten das mit der 1:4-Heimniederlage zum fünften Mal in Folge gegen den Meister und haben erstmals in dieser Saison nach 23 Runden die Rote Laterne bei sich hängen.

Das wäre auch bei einem Remis der Fall gewesen, denn Wiener Neustadt überholte die Admira per 3:1-Sieg in Grödig. Einem möglichen Unentschieden trauerten die Mödlinger aber dennoch nach.

Admira trauerte möglichem Remis nach

„Wir haben in gewissen Situationen die Möglichkeit verpasst, zurückzukommen. Beim Stand von 0:1 mit der Chance von Rene Schicker und beim Stand von 0:2 mit dem verschossenen Elfmeter (durch Schicker, Anm.). Dann hätte man noch einmal Druck ausüben können, das Publikum ist da und es kann alles passieren. Salzburg hat heute eine normale, pragmatische  Leistung gereicht.“

Trainer Walter Knaller („Salzburg ist die Mannschaft, die am leichtesten zu analysieren ist, und am schwersten zu spielen“) attestierte aber freilich schon auch einen Qualitätsunterschied.

„Wie sie uns im Konter ausgespielt haben, das war schon wie auf der Playstation. Da kann man nur gratulieren. Aber es ist ärgerlich, wir haben die Chance auf ein Remis ausgelassen und sind am letzten Platz angelangt. Jetzt heißt es einen anderen Modus einschalten.“

Unglücksrabe Schicker

Der Unglücksrabe an diesem Abend hieß Rene Schicker, der die beiden oben genannten, ganz dicken Chancen ausließ. „Wir hatten ein Konzept und das ist relativ gut aufgegangen. Wir sind zu ein paar Möglichkeiten gekommen, die musst du gegen Salzburg verwerten. Dann wären wir voll dabei gewesen. Nach der Pause dachten wir, wir könnten die Partie noch umreißen, bekommen auch einen Elfmeter. Aber den habe ich nicht reingehaut, das war wieder mein Fehler. Das ist schade.“

Der Sieg von Wiener Neustadt hatte im Schicker’schen Weltbild nach der Partie keinen Platz. „Das interessiert uns nicht, dass die gewinnen. Wichtig ist die Partie am Samstag.“

„Muss die Mannschaft nicht aufrichten“

Auch Knaller lenkte schnell den Fokus auf das „Kellerduell“ in Wiener Neustadt. „ Das musst du abhaken. Ich denke nicht, dass ich die Mannschaft aufrichten muss. Wir brauchen auch nicht analysieren, wir können uns schon Gedanken machen, wie wir es am Samstag angehen.“

Mittlerweile ist es aber nicht mehr ein Duell um den Verbleib in der Liga, Grödig hat nur vier Punkte Vorsprung auf die Admira. Knaller gibt zu: „Eigentlich habe ich mit einem Zweikampf gerechnet, Wiener Neustadt ist jetzt im Flow.“

Der andere Modus geht nun so: „Der Kampf gegen den Abstieg ist eine eigene Geschichte. Wir fahren nach Wiener Neustadt, dürfen dort nicht verlieren, das bedeutet Anspannung für Spieler und Trainer. Das sind die Schattenseiten des Berufes, aber da müssen wir durch und dort gewinnen.“

„Da kann man Rot zeigen“

Auf der anderen Seite der Tabelle ist freilich Zufriedenheit zu verspüren, Spitzenreiter Salzburg gewann auch Spiel zwei nach dem Europa-League-Aus gegen Villarreal. Von Hänger nichts zu sehen.

„Das liegt auch daran, dass in diesen beiden Spielen gegen die Spanier die Leistung okay bis gut war“, begründete Andreas Ulmer, der sein 150. Bundesliga-Spiel für Salzburg machte.

In diesem spielten die Gäste 68 Minuten in Unterzahl. „Man kann sagen, dass wir in der Vorbereitung gut gearbeitet haben“, meinte Ulmer zur physischen Leistung der Salzburger.

Trainer Adi Hütter zeigte sich sehr zufrieden: „Wir haben drei Tore in Unterzahl geschossen und hatten noch weitere Chancen. Wir haben richtig gut reagiert, weil wir im Training auch immer wieder in Unterzahl spielen und versuchen, keinen Unterschied erkennen zu lassen. Das war heute der Fall.“

Die Rote Karte sah erstmals in seiner Profi-Karriere Marcel Sabitzer, der elf Minuten zuvor das 1:0 erzielte.

„Es war vorher ein Foul an ihm und dann sieht man seine Attacke. Er geht mit beiden Beinen gestreckt hinein. Er ist sicher keiner, der jemanden verletzen will, aber da kann man dann Rot zeigen. Das ist eben die Regel“, nahm Hütter den Ausschluss zur Kenntnis.

Sabitzer selbst kommentierte ihn nicht wirklich. „Ich muss mir die Szene noch einmal ansehen, im Spiel geht es sehr schnell“, so der 20-Jährige, der bei zwölf Saisontoren hält.

Der „Bulle“ schien nach dem ausbleibenden Pfiff zuvor etwas übermotiviert in den folgenden Zweikampf mit Markus Lackner eingestiegen zu sein. Diese These stützte er mit der Antwort auf die Frage, ob es vorher einen Pfiff hätte geben müssen: „Ja“.

„Vielleicht kenne ich die Regel nicht“

Für alle Salzburger hätte es hingegen vor dem Elfmeter keinen Pfiff geben dürfen. „Peter (Gulacsi, Anm.)  war im Fünfer und mit beiden Händen vorher am Ball, da kann der Tormann schon so hingehen“, analysierte Valentino Lazaro die Karambolage mit Toni Vastic im Strafraum.

Sein Trainer sah es ähnlich. „Vielleicht gibt es eine Regel, die ich nicht kenne. Aber Peter war klar vorher am Ball. Mir tut es leid für Toni, der sich in der Szene hoffentlich nicht zu schwer verletzt hat.“

Auch Gulacsi war in erster Linie um das Wohlergehen von Vastic besorgt (Hütter: „Hat mir gefallen“), ließ sich nach Spielende sogar dessen Nummer geben, um gleich Genesungswünsche zu bestellen.

Den Elferpfiff sah der Ungar wie die Mehrheit: „Schon mein Gefühl im Spiel war, dass es keiner war, dennich war früher am Ball. Wichtig war, dass wir auch mit zehn Mann sehr gut gespielt und verdient gewonnen haben. Einen Elfer zu halten, da ist immer auch etwas Glück dabei.“

Vastic verließ noch vor Schlusspfiff gemeinsam mit Vater Ivica das Stadion Richtung Krankenhaus, klagte über Schulter- und Bauchbeschwerden, konnte aber ohne fremde Hilfe die BSFZ-Arena verlassen.

Hütter war indes mit der Leistung seiner Mannschaft zufriedener als mit jener des Schiedsrichters.

„Mir hat Herr Schüttengruber heute grundsätzlich nicht so gut gefallen. Lackners Foul war auch mit gestrecktem Bein, aber Gelb. Schößwendter beging gelbbelastet ein Foul von hinten an Soriano und dann noch zwei. Bei uns war jede Attacke Gelb.“

Minaminos erster Doppelpack

Am Ende des Tages zählt bekanntlich der Sieg, zu dem Neuzugang Takumi Minamino zwei Tore beisteuerte, seine ersten beiden in der Bundesliga.

„Ich habe mich am Vormittag für ihn entschieden, er hat es mit zwei Toren und einem Assist gedankt. Das erste hat er super gemacht, weil er gleich nachgegangen ist. Es war ein gelungener Auftritt“, so Hütter über den Japaner, der einmal mehr von heimischen Journalisten empfangen wurde.

 

Bernhard Kastler

Admira Salzburg
Ballbesitz 60,6% 39,4%
Zweikämpfe 49,5% 50,5%
Eckbälle 4 3
Torschüsse 14 16
Torschüsse außerhalb Strafraum 6 3
Torschüsse innerhalb Strafraum 8 13
Kopfballchancen 0 2
Abseits 4 4
Fouls 21 15