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Die neue Salzburger Zeitrechnung

Die neue Salzburger Zeitrechnung

28 Sekunden dauerte es, ehe Salzburg eine Reaktion auf das Europa-League-Aus zeigte.

Da traf Marcel Sabitzer zur Führung im Derby gegen Grödig. Danach drückten die Gastgeber. „Wir haben die erste halbe Stunde verschlafen und Salzburg hatte hochkarätige Chancen. Zu unserem Glück haben wir den Ausgleich geschossen“, war Bald-„Bulle“ Cican Stankovic zwischendurch froh.

Am Ende kam Salzburg per 3:1 aber doch noch zum verdienten Pflicht-Sieg gegen den Nachzügler.

  • Ende des Europa-League-Fluchs

Mit der letzten Möglichkeit hat Salzburg seinen „Europa-League-Fluch“ noch besiegen können. Vor dem Derby gegen Grödig verhieß „die Statistik nichts Gutes“ (Hinteregger), konnten die „Bullen“ doch nur ein Liga-Spiel nach den sieben Europa-League-Partien gewinnen, und das gegen das Schlusslicht aus Wiener Neustadt (4:1). Drei Mal reichte es nur zu einem Remis (2:2 WAC/h, 2:2 Grödig/a, 2:2 Ried/a), drei Mal ging man sogar als Verlierer vom Platz (2:3 FAK/h, Altach 1:4/a, Rapid 1:2/h). Nun konnte nach dem 1:3 gegen Villarreal  mit dem 3:1 eine positive Reaktion gezeigt werden. „Nach dem Aus war Konzentration angesagt. Wir wollten unbedingt drei Punkte holen, damit wir im Rennen um den Meistertitel keine Punkte verlieren“, sagte Marcel Sabitzer, der bereits nach 28 Sekunden traf, bei „Sky“ nach dem Spiel. Nur Alexander Gorgon war in einem anderen Derby in dieser Saison schneller – der Austrianer traf im August bereits nach 16 Sekunden. Sabitzer war das freilich egal, Hauptsache gewonnen: „Wir haben es ganz gut gemacht, haben aber in der ersten Hälfte zu viele Chancen ausgelassen. So ist Grödig zurück ins Spiel gekommen, aber im Endeffekt geht der Sieg völlig in Ordnung.“ So sah das auch sein Trainer Adi Hütter: „Man hat von der ersten Minute weg gesehen, dass die Mannschaft auf dieses Derby sehr fokussiert war. Sie hat das Spiel sehr ernst genommen und in den ersten 45 Minuten richtig guten Fußball gespielt. Über 90 Minuten brauchen wir über den verdienten Sieg nicht sprechen.“

  • Die neue Zeitrechnung

Das gilt aus Salzburger Sicht in zweierlei Hinsicht. Zum einen: Nach dem Aus am internationalen Parkett gilt der Fokus ganz den beiden nationalen Bewerben. Der Cup-Titel soll verteidigt, zudem die Meisterschaft wieder so schnell wie möglich eingetütet werden. Sabitzer: „Der Sieg hat einen sehr hohen Stellenwert. Wir wollen mit einem guten Stil Meister werden und es war ein wichtiges, weil schwieriges Spiel für uns.“ Hütter befand nicht alles als positiv. „Die Leistung in der ersten Hälfte war absolut in Ordnung. Das Ärgerliche war, dass wir nicht gleich den Sack zugemacht haben. Solche Riesen-Möglichkeiten auszulassen, ist nicht notwendig. Da fehlt die Entschlossenheit. Es war dann viel Aufwand in Hälfte zwei, um den Arbeitssieg zu erreichen.“ Das Gegentor in einer Hälfte, die Salzburg dominierte, tat besonders weh. „Wir wollen versuchen, zumindest Gleichzahl zu erreichen. Am besten ist es, wenn der Sechser auch noch eingreifen kann. Es ist ärgerlich, dass durch einen einfachen Abschlag ein Spieler allein auf das Tor läuft. Dass Duje ausrutscht, ist unglücklich, aber mich ärgert, dass die Absicherung nicht da ist. Wir haben eine anspruchsvolle Spielweise, aber das muss sicherlich besser werden.“ Apropos Duje Caleta-Car, neue Zeitrechnung Teil zwei. Der 18-jährige Innenverteidiger bekam den Vorzug gegenüber Andre Ramalho. Das wird ab sofort öfter der Fall sein, denn Ramalho verlässt Salzburg im Sommer gen Leverkusen zu Roger Schmidt. Caleta-Car könnte ab Sommer gesetzt sein, zumal Noch-Sportchef Ralf Rangnick auf dieser Position scheinbar auf Eigengewächse setzt. „Die Zeit ist gekommen, um an die Zukunft zu denken“, sagte Hütter vor der Partie. Caleta-Car verschuldete neuerlich ein Tor, dieses Mal war Pech dabei. Der Kroate gilt als cool, sollte so etwas wegstecken können. Valentino Lazaro bekam wieder die Chance, doch wusste er wieder nicht so zu überzeugen, wie man sich das von ihm erhofft. Nichtsdestoweniger werden Spieler wie er, Felipe Pires, Konrad Laimer und andere mehr und mehr Einsatzminuten bekommen – für die Zukunft von Red Bull.

  • Der nächste Patzer im "Goalie-Duell"

Apropos Zukunft von Red Bull. Die heißt auch Cican Stankovic. Der Grödig-Goalie wechselt im Sommer nach Salzburg und wird – sofern Peter Gulacsi nicht wechselt – dem Ungarn ein heißes Duell um die Nummer eins liefern. Pikanterweise sorgen beide in den direkten Duellen für kapitale Fehler. Beim 2:2 im Herbst in Grödig sah Gulacsi bei einem Tor von Nun-Leipziger Yordy Reyna nicht gut aus, am Sonntag Stankovic gegen Sabitzer. „Ich wollte Sabi überspielen, habe den Ball nicht so gut mitgenommen, das passiert leider. Hätte ich ihn auf die Tribüne geschossen, wäre nichts passiert. Ich habe mich für die schlechtere Variante entschieden“, nahm der 20-Jährige das 1:3 natürlich auf seine Kappe. Sein Trainer Michael Baur war ihm nicht böse. „Er weiß genau, dass er den Ball besser weggeschlagen hätte, aber solche Fehler passieren eben. Er hat uns vor der Pause am Leben erhalten.“ Noch fühlt sich Stankovic aber nicht heimisch in der Red-Bull-Arena: „Ich habe hier schon öfters gespielt, aber immer im Grödig-Trikot, also kann ich das nicht sagen.“

  • Grödigs erstes Mal

Stankovic und Co. können sich aber schon einmal an das Stadion gewöhnen, schließlich weichen die Salzburger aus bekannten Gründen schon am Mittwoch gegen Wiener Neustadt auf dieses aus. Überhaupt war die 1:3-Niederlage nach den zwei Absagen zuvor der erste Auftritt in diesem Jahr. Es begann nicht verheißungsvoll, das Grödiger Spiel war speziell nach der Pause besser. „Wir haben in den ersten Minuten gar nicht umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben. Vielleicht war der Respekt vor Red Bull ob der letzten Ergebnisse zu groß. Wir haben erst nach 25 Minuten ins Spiel gefunden und dann durch Tomi den Ausgleich erzielt. Das hat uns Selbstvertrauen gegeben. In der zweiten Hälfte haben wir ein paar gute Aktionen gespielt, da hat uns dann aber die Entschlossenheit vor dem Tor gefehlt“, analysierte Baur. Der Coach zeigte sich nicht gänzlich unzufrieden und blickt nicht nur deswegen optimistisch Richtung Mittwoch. „Wir schauen nach vorne und blicken auf Wiener Neustadt. Ein sehr wichtiges Spiel. Und es ist uns schon öfter gelungen, dass wir nach Niederlagen, speziell auch höhere bei Red Bull, wieder aufgestanden sind und etwa Wiener Neustadt geschlagen haben. Da müssen wir da sein.“

Salzburg Grödig
Ballbesitz 63,0% 37,0%
Zweikämpfe 54,5% 45,5%
Eckbälle 4 3
Torschüsse 20 7
Torschüsse außerhalb Strafraum 7 3
Torschüsse innerhalb Strafraum 13 4
Kopfballchancen 4 0
Abseits 3 4
Fouls 12 21