news

Brennpunkte vor dem Kult-Schlager Rapid gegen Sturm

Brennpunkte vor dem Kult-Schlager Rapid gegen Sturm

Rapid Wien gegen Sturm Graz - das steht für Rivalität, spektakuläre Spiele, viel Emotion und Kult.

Daran wird sich im Duell der 22. Bundesliga-Runde nichts ändern. Diese Begegnung hat in der jüngeren Vergangenheit immer mehr an Bedeutung gewonnen.

"Seit der GAK in Konkurs ging, sucht Sturm den Rivalen in Wien. Das hat sich hochgeschaukelt und wird ein heißer Tanz", weiß Ex-Blackie Mario Sonnleitner.

Ähnlich sieht es Gegenüber Anel Hadzic:" Es ist ein Spiel mit sehr vielen Emotionen, die gehören auch dazu. Es ist ein Prestigeduell zweier großer Teams mit großartigen Fans."

Aufgrund der Tabellenkonstellation und des Vorgeplänkels steht für beide Seiten viel auf dem Spiel.

LAOLA1 beleuchtet die Brennpunkte vor dem vierten Saison-Aufeinandertreffen (3x Liga, 1x Cup) zwischen Rapid und Sturm:


Alain Masudi konnte 2002 Ladislav Maier bezwingen
  • ZAHLEN LÜGEN NICHT

Sturm in Wien gegen Rapid - das waren sehr oft leere Kilometer aus Sicht der Steirer. Besonders bitter ist die Bilanz der Schwarz-Weißen auf der Pfarrwiese. In 21 Spielen gab es ebenso viele Niederlagen, bei einer Tordifferenz von 16:94. Erst am 9. März 1991 konnte Sturm dank eines Tores von Kurt Temm nach 50 Jahren erstmals bei den Hütteldorfern gewinnen. Danach folgten noch 13 Auswärtssiege, beim letzten im Happel-Stadion im Jahr 2002 stand Franco Foda erstmals als Trainer in einer Bundesliga-Partie an der Seitenlinie. Alain Masudi und Imre Szabics bzw. Roman Wallner hießen die Torschützen beim 2:1-Sieg. Ein weiteres von wenigen Auswärts-Ausrufezeichen bei den Grün-Weißen setzte Sturm im September 2007 mit einem 5:1-Erfolg - es ist die bis dato höchste Heimniederlage für Rapid in der Bundesliga-Geschichte. Die jüngere Vergangenheit spricht eindeutig für die Wiener: Insgesamt gewann Rapid fünf der letzten zehn Begegnungen (drei Remis, zwei Niederlagen), ebenso siegte man in fünf der letzten zehn Heimspiele gegen Sturm (vier Remis, eine Niederlage).

  • DAS SPIEL MIT DEM FEUER

Für Rapid steht sportlich und auch abseits des Rasens viel auf dem Spiel. Das Duell mit Sturm Graz soll im Hinblick auf eine konstruktive Lösungsfindung in der Pyro-Causa richtungsweisend sein. Ein weiterer Vorfall würde die ohnehin ratlos wirkenden Rapid-Verantwortlichen auf eine wetiere Probe stellen. Ausgerechnet gegen die "Blackies", gegen die zuletzt immer viel Brisanz in der Luft lag. Choreografien gegen den steirischen Rivalen ohne Bengalen? Kaum vorstellbar. Noch dazu nach der zuletzt aufgeheizten Stimmung inklusive Schweinskopf-Skandal rund um die Überläufer Florian Kainz und Robert Beric. Die Strafen von Seiten der Bundesliga sind auch noch lange nicht ausgereizt. Die Sektor-Sperre trifft Rapid im Happel-Stadion nur peripher, Geldstrafen ist man gewöhnt. Bei weiteren Delikten könnte durchaus auch ein Geisterspiel drohen. Der Fan-Block muss sich daran gewöhnen, genau beobachtet zu werden.

 

Gesamtbilanz 186 Spiele / 95 Rapid-Siege / 44 Remis / 47 Sturm-Siege - Tore: 360:208
Heimbilanz 93 Spiele / 65 Rapid-Siege / 14 Remis / 14 Sturm-Siege  - Tore: 238:90
  1. Duell
  1. Oktober 1943 (7:1)
Höchster Sieg 12:1 (24. September 1950)
Höchste Niederlage 0:4 (5. April 1975) bzw 1:5 (15. September 2007)

  • HAUPTDARSTELLER ROBERT BERIC

Inklusive Cup-Achtelfinale bestritt Sturms verlorener Sohn Robert Beric bisher drei Spiele im grün-weißen Dress gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber. In den beiden Liga-Duellen traf er bisher je einmal und flog in beiden vom Platz. Beim 1:1 in Wien mit Rot nach einer Tätlichkeit gegen Anel Hadzic und beim 3:1 in Graz nach einer überharten Gelb-Roten, ebenfalls gegen "Lieblings-Gegenspieler" Hadzic. Trainer Zoran Barisic will seinen Stürmer trotzdem nicht bremsen: "Ich will gar nicht, dass Robert die Emotionen im Zaum halt, ich will positive Emotionen sehen." Auch bei Sturm ist das neuerliche Wiedersehen mit dem Slowenen ein Thema, vor allem für Hadzic. "Wir müssen ihn natürlich im Auge haben. Er hat jetzt 15 Tore bei Rapid geschossen. Morgen macht er einmal keines." In den letzten drei Meisterschaftspartien traf Beric vier Mal - klingt nach einem Lauf. Auch Mario Sonnleitner hat nichts dagegen, wenn sein Teamkollege die Serie gegen die Grazer fortsetzt: "Je mehr Tore er macht, desto weniger muss ich verhindern." Im Fokus steht er garantiert.

 

  • RAPIDS FEHLENDER NACHDRUCK

Gegen die Admira wurde Rapids aktuelle Schwäche wieder offensichtlich. Viel Ballbesitz, allerdings viel Hin- und Hergeschiebe rund um den 16er. Der Zug zum Tor fehlte ebenso wie der Risiko- oder Überraschungspass. Dazu gesellt sich die fehlende Effektivität, die Rapid schon monatelang begleitet sowie Fehlverhalten in der Defensive. So habe man sich den Gegentreffer in der Südstadt, quasi aus dem Nichts, selbst zuzuschreiben, da nicht gut genug verschoben und attackiert wurde. Das soll gegen Sturm geändert werden. "Wir wollen so schnell wie möglich die Kontrolle haben und Sturms schnelles Umschaltspiel unterbinden", kündigt Barisic an. "Es hängt von uns ab, was wir zulassen, wie wir es angehen, ob wir Zugriff haben. Wir müssen den Gegner wohin lenken." Zielstrebigkeit, rasches Umschalten und mehr Tempo vor dem gegnerischen Tor spielen ebenfalls eine Rolle. "Wir wollen den Gegner unter Druck setzen und destabilisieren. Es gibt drei Korridore, wo wir durchbrechen wollen. Wir werden nicht blind drauflosspielen." Eine Top-Leistung wird nötig sein, bisher war das Spiel gegen neun Rieder nur schwer zu bewerten, gegen Admira war es laut Müller nicht mehr als eine "durchschnittliche Leistung". "Wir müssen unser wahres Gesicht zeigen. Das wird ein heißes Ding", so der Deutsche.

  • STURMS DEFENSIV-POTENZIAL
Der turbulente Auftakt gegen den SC Wiener Neustadt ist Foda noch bestens in Erinnerung, besonders die teilweise inferiore Abwehrleistung. "Wir waren im Gegenpressing und nach Ballverlust einfach nicht gut genug, auch die Restverteidigung hat nicht funktioniert", weist der Mainzer vor dem ersten Frühjahrs-Auswärtsspiel noch einmal auf die größten Schwachpunkte seiner Mannschaft beim ersten Spiel hin. Foda weiß aber auch, wie gut die Defensive unter seiner Ägide im Herbst schon funktioniert hat, in dem man immerhin von zehn Liga-Partien fünf Mal zu Null gespielt hat. "Die Mannschaft kann das. Ich hoffe, dass es im Defensivverhalten nur ein Ausrutscher war", sagt der Coach der "Blackies" daher. Waren die Herren Spendlhofer und Madl vor der letztwöchigen Partie nicht ganz fit, steht die gesamte Defensive nun wieder bei hundert Prozent, so wie auch die restliche Einsergarnitur. Nur Daniel Beichler und Sandi Lovric stehen nicht zur Verfügung, dazu sammeln Andreas Pfingstner, Naim Sharifi und Benjamin Rosenberger Spielpraxis bei den Amateuren.

  • AUFSTELLUNGSPOKER

In puncto Geheimniskrämerei ist Rapid schon Meister. Trainer Zoran Barisic kommt keine genauere Information über die Startelf über die Lippen. Nach der Rotation der vergangenen Spiele ist vor allem die Situation von Louis Schaub und Stefan Schwab interessant. "Louis hat sehr gut trainiert und einen guten Eindruck hinterlassen", verrät "Zoki" nicht, warum es für ihn gegen die Admira nicht für die erste Elf reichte. Bereits zweimal in Folge musste überraschend Schwab zuschauen. "Es gibt überhaupt keine Probleme. Wir sind aber überall doppelt besetzt, vor allem im defensiven Mittelfeld. Ich bin sehr zufrieden, auch mit seiner Entwicklung." Während Brian Behrendt und Christopher Dibon weiterhin fehlen und Michael Schimpelsberger, Andreas Kuen und Christian Schoissengeyr vorerst bei Rapid II schnuppern, fällt eine Entscheidung über Jan Novotas Rückkehr ins Rapid-Tor erst Samstag Vormittag. Ein Fragezeichen steht noch rechts in der Abwehr, da Ferdinand Weinwurm eher Mario Pavelic oder der Variante Stefan Stangl/Thomas Schrammel weichen muss. Im defensiven Mittelfeld werden die Karten neu gemischt. Kehrt Schwab zurück, wird wohl Petsos und nicht Wydra neben ihm starten. Bekommt Schaub wieder eine Chance, wird wohl Alar weichen müssen.

 

Traditionell macht auch Foda ein großes Geheimnis um seine Startformation. Fakt ist, dass die Grazer ihrer offensiven Spielweise treu bleiben möchten. Das wäre zumindest eine Steigerung im Vergleich zum letzten Spiel gegen Rapid im Cup-Achtelfinale, als man nach dem Rückstand völlig harmlos agierte. "Ich habe eine klare Vorstellung, wie wir spielen. Es gibt den einen oder anderen Spieler, der sich in dieser Woche gut präsentiert hat", lässt sich der 48-Jährige alle Möglichkeiten offen. Wer diese Spieler sind, wird natürlich nicht verraten. Im Angriff hat sich Roman Kienast mit seinem Debüt-Treffer bei seiner Rückkehr aber schon einmal wärmstens empfohlen, allerdings ist der schnelle Bright Edomwonyi vermutlich von Beginn an die bessere Waffe. "Wir haben viele Spielformen ausprobiert, da war die ganze Mannschaft sehr aggressiv. Diese Agressivität will jetzt aber auch in Wien sehen!", fordert Foda. Auf die Frage, ob man nicht ein wenig defensiver agieren wird, stellt er weiters klar: "Warum? Ich glaube nicht, dass wir das können, am eigenen Strafraum zu verteidigen. So kommt der Gegner zu viel zu vielen Chancen."


Alexander Karper / Andreas Terler