Es war sicherlich ein würdiges Finale der Herbstsaison.
Vor allem betreffend Emotion und Spannung – Salzburg gegen Rapid, das Duell steht für Brisanz.
Am 19. Juli eröffnete der Titelverteidiger die Meisterschaft mit einem furiosen 6:1-Kantersieg gegen seinen Vizemeister.
Am 14. Dezember endete das letzte Bundesliga-Spiel des Jahres 2014 mit einem 2:1-Sieg der Wiener in Salzburg. „Das tut natürlich sehr gut“, jubelte Mario Sonnleitner.
Es den Kritikern gezeigt
Rapid, das mit 26 Punkten die schlechteste Hinrunde seit 2006/07 spielte, zeigte es den Kritikern.
„Wir haben uns eingeschworen, wir sind eine gute Truppe, egal was da immer von außen reingetragen wird. Wir wissen, was wir können. Heute haben wir das gezeigt. Wir haben verdient gewonnen“, hielt Sonnleitner fest. Rapid gewann spät, hatte sich das aber zuvor redlich verdient.
„Wenn man in der letzten Minute trifft, dann ist das glücklich, aber es war auch nicht unverdient“, wusste etwa Salzburg-Trainer Adi Hütter. Der ärgerte sich über die ersten 20 Minuten seiner Mannschaft.
„Da haben wir überhaupt nicht das umgesetzt, was wir am Donnerstag gezeigt haben“, so der Trainer, der auch festhielt: „Man kann sicher kritisieren, dass wir es im letzten Spiel vor toller Kulisse nicht von Anfang an geschafft haben, den Gegner unter Druck zu setzen.“
Hütter musste sich ärgern
Hütter bot nach der Rotation beim 5:1 gegen Giurgiu wieder die Stammelf auf, die aber wie im Liga-Heimspiel zuvor gegen den WAC nicht ihr schönstes Gesicht zeigte.
„Es gibt keinen Einser- und keinen Zweier-Anzug. Die Jungen machen Druck“, so Hütter, der sich 2015 auf einen „offenen, gesunden Konkurrenzkampf“ einstellt.
Den Hebel anzusetzen gilt es auch nach den internationalen Spielen. Letztlich gab es nach den Partien der Gruppenphase in der Europa League nur einen Sieg, ein 4:1 gegen das Schlusslicht aus Wiener Neustadt.
„Das ist schon fast ein Phänomen“, meinte Hütter, der auch auf die drei Niederlagen zu Hause angesprochen wurde. Gegen Sturm (2:3), Austria (2:3) und Rapid (1:2) holte man jeweils einen Rückstand auf und bekam noch spät den entscheidenden Gegentreffer.
„Dann ist es vielleicht kein Zufall und hat mit der Konzentration bis zu letzten Sekunde zu tun.“ Hütter war mit dem Herbst dennoch zufrieden.
Rapid-Coch Zoran Barisic war am Sonntag happy. „Ich will gar nicht näher auf eine Analyse eingehen, ich bin einfach froh, dass wir nach dem späten Ausgleich noch das Siegestor geschossen haben. Ich möchte meiner Mannschaft zur Teamleistung gratulieren. Es war nicht einfach, aber wir haben gezeigt, dass wir als Team funktionieren. Wir haben viel Potenzial, das noch ausgebaut gehört. Mit einer sehr guten Leistung haben wir heute gegen einen sehr starken Gegner gewonnen.“
Referee Hameter auch im Fokus
Stürmer Robert Beric („Wir haben als Mannschaft stark gespielt“) entschied mit seinen Saisontoren zwölf und 13 das Spiel zugunsten der Hütteldorfer. Die Tore fielen allesamt in der Schlussphase.
Zum Glück für Referee Markus Hameter fielen noch welche, denn der stand nach dem Spiel schlussendlich nicht so im Fokus, wie es wohl bei einem 0:0 der Fall gewesen wäre.
„Ich habe eine schlechte Schiedsrichter-Leistung gesehen“, musste Hütter konstatieren, obwohl der Trainer normalerweise kein Wort über Referees verliert.
„Es war ein Spitzenspiel vor 17.000 Zuschauern und Herr Hameter hat es nicht verstanden, eine Ausstrahlung auf den Platz zu bekommen, wie es sich gehört. Es war keine Souveränität vorhanden. Aber es hat auch nichts mit der Niederlage zu tun.“
Sonnleitner spürte es
Die Spieler kommentierten die Leistung nicht, Ausgleichs-Torschütze Sabitzer schwieg zu diesem Thema in den Katakomben.
Andre Ramalho brauchte sich indes nicht beschweren, flog er doch in Summe zurecht mit Gelb-Rot vom Platz. Der Verteidiger huschte auch schnell an den Journalisten vorbei, um nicht erklären zu müssen, warum man in der gegnerischen Hälfte mit Gelb vorbelastet ein derartiges Foul begeht. Für Hütter war der Ausschluss dennoch überzogen.
Ramalhos möglicher Ersatz, Franz Schiemer, kam bei seinem Abschiedsspiel nicht mehr zum Einsatz. Vor seinem Karriereende riss sich der 28-Jährige symptomatisch noch eine Muskelfaser.
Ilsanker, der wie Sabitzer den Platz als „schwieriges Geläuf“ bewertete, rückte zurück und sagte: „Wir waren über 60 Minuten in Unterzahl und man hat keinen Unterschied gesehen. Wir hatten Rapid dann gut unter Kontrolle und gute Chancen. Bitter, dass wir noch das 1:2 bekommen.“
Sonnleitner wusste hingegen schon zuvor, dass die mitgereisten Rapid-Fans noch etwas zu jubeln hätten. „Salzburg hat natürlich die Qualität, auch mit einem Mann weniger. Wir haben dann nach der Führung blöd den Ausgleich bekommen. Aber ich hatte nie das Gefühl, dass wir das Spiel heute noch verlieren. Ich habe gewusst, dass wir da heute noch etwas machen.“
Gute Ausgangsposition für Rapid
Rapid hat etwas gemacht und überwintert auf dem vierten Platz. Nur einen Punkt hinter Platz zwei, auf den immer noch der WAC vor punktegleichen Altachern rangiert.
„Wir haben gewusst, dass es im Herbst schwierig wird. Das war vergangene Saison auch schon so. Wir sind knapp dran am zweiten Platz, das war das Minimalziel. Jetzt haben wir dann eine Vorbereitung, mit der wir uns wieder ein Stück weit verbessern können und dann hoffentlich konstanter ins Frühjahr gehen“, hofft Kapitän Hofmann auf ein ähnliches Frühjahr wie 2014.
Salzburg bleibt indes weiter mit acht Punkten Vorsprung voran, Sportchef Ralf Rangnick: „Die Mannschaft hat nach dem 1:1 mit zehn Mann auf Sieg gespielt, das hat sich im Nachhinein als falsche Entscheidung erwiesen, aber trotzdem ist es mir lieber, eine Mannschaft spielt dann tatsächlich auf Sieg, weil sie gespürt hat, dass der möglich war. Wenn Naby Keita den Ball etwas besser trifft, gewinnen wir das Spiel noch. So verlieren wir es mit der letzten Aktion. Schade, aber die letzten drei Monate waren in Ordnung.“
Beide Teams haben sich somit in die Winterpause gerettet. Für Salzburg gibt es allerdings noch einen letzten Termin in diesem Fußball-Jahr: Die Auslosung des Europa-League-Sechzehntelfinals.
Djuricin und Red Bull?
Am Montag um 13 Uhr wird in Nyon ausgelost. Salzburg tritt am 19. Februar auswärts sowie am 26. Februar zu Hause gegen eines dieser Teams an: Liverpool, Roma, Ajax, Anderlecht, Sevilla, Villarreal, Torino, Tottenham, PSV, Dnipro, Wolfsburg, YB Bern, Aalborg, Guingamp. Trabzonspor.
Das Weihnachtsgeschenk, dass sich die Salzburger wünschen heißt Liverpool. Gegen den würde wohl auch Marco Djuricin gerne einmal spielen. Der Sturm-Kicker wurde Stunden vor Salzburg-Rapid mit seinem Berater am Weg in die Büros der Arena gesichtet.
Bei „Sky“ dementierte Rangnick in der Halbzeit Gespräche und meinte: „Wir sprechen nur über Spieler, die da sind, und vor allem nicht über Spieler von anderen Liga-Teams.“ Die „Kleine“ ließ ein Djuricin-Dementi von der Sturm-Weihnachtsfeier folgen.
Kampl weinte
Apropos Weihnachtsfeier. Sonnleitner: „Die haben wir am Montag. Das wäre richtig grauslich geworden, wenn wir nur remis gespielt hätten. So können wir wohlverdient in den Urlaub gehen.“
Sabitzer („Ein Unentschieden wäre gerecht gewesen“) denkt als Winterkönig ähnlich: „Ich bin jetzt im Urlaub, ich denke nur noch an den Strand.“
Und Kevin Kampl? Der könnte dank Ausstiegsklausel im Winter weg sein. In die Kabine kam der Slowene übrigens mit sehr feuchten Augen.
Bernhard Kastler
Salzburg | Rapid | |
---|---|---|
Ballbesitz | 49,5% | 50,5% |
Zweikämpfe | 48,5% | 51,5% |
Eckbälle | 5 | 5 |
Torschüsse | 14 | 10 |
Torschüsse außerhalb Strafraum | 7 | 4 |
Torschüsse innerhalb Strafraum | 7 | 6 |
Kopfballchancen | 3 | 0 |
Abseits | 1 | 3 |
Fouls | 15 | 18 |