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"Viel gesehen, das besser funktioniert hat"

Allerdings konnten sich die Veilchen so gut wie nie in der gegnerischen Hälfte festsetzen, behaupteten den Ball zumeist nur auf der hintersten Linie. So spielten sich etwa die Innenverteidiger Kaja Rogulj und Lukas Rotpuller insgesamt 46 Mal den Ball zu. Zum Vergleich: Das Top-Duo des WAC war Joachim Standfest/Peter Zulj mit 16 Zuspielen.

Dass sich Gager für diese zwei Spieler in der defensiven Zentrale entschieden hatte und auf Kapitän Manuel Ortlechner verzichtete, begründete er so: „Wir wollen ein bisschen höher attackieren, den Gegner früher stören. Ich bin der Meinung, dass bei dieser Spielanlage Rogulj und Rotpuller leichte Vorteile gegenüber Ortlechner haben.“

"Keine Wunderdinge erwarten"

Das offenbar geplante Pressing funktionierte allerdings kaum, Ballgewinne tief in der gegnerischen Hälfte hatten Seltenheitswert. „Man darf sich keine Wunderdinge erwarten. Nach einer Trainingswoche kann kein Mensch verlangen, dass schon alles klappt“, sagte Gager.

Insgesamt wirkte der Austria-Trainer aber nicht unzufrieden: „Ich habe viel gesehen, das schon besser funktioniert hat – das ist das Wichtigste. Durch den Frühjahrsstart fehlt die Selbstsicherheit, das ist klar. Wir müssen es uns hart erarbeiten, dass wir wieder sicherer werden.“

Der 44-Jährige überraschte sich zudem auch selbst ein wenig: „Ich hätte gedacht, dass ich nervöser bin, war es aber überhaupt nicht. Als ich zu den Amateuren gekommen bin, war ich nervöser als diesmal.“

Nachsatz: „Ich lebe momentan meinen Traum.“

Harald Prantl

Peter Stögers Brillen-Tick wurde in der vergangenen Saison bestens dokumentiert.

Also stand Herbert Gager bei seinem Debüt als Cheftrainer der Wiener Austria ebenfalls mit einer neuen Sehhilfe an der Seitenlinie.

„Insgesamt habe ich aber nur drei. Diese habe ich neu bekommen, eine hatte ich vorher und eine ganz alte habe ich auch noch daheim. Es können aber noch mehr werden“, lachte der 44-Jährige nach dem 0:0 gegen den WAC in Klagenfurt.

Auch sonst hatte sich der Wiener für sein Bundesliga-Debüt fesch gemacht. Statt des Trainingsanzuges, den er bei den Amateuren meistens trug, waren Jeans und schwarze Schuhe angesagt: „Wenn du Trainer bei Austria Wien bist, kannst du nicht mit dem Trainingsanzug an der Seitenlinie stehen.“

Probleme in Hälfte eins

Wichtiger als das Styling des Trainers war an diesem Abend aber freilich der Spielstil der Mannschaft, die er am vergangenen Sonntag von Nenad Bjelica übernommen hatte.

  WAC Austria
Torschüsse Standfest, Zulj, Gotal 3 Holland 3
Torschuss-Vorlagen Zulj 6 Rogulj 2
Ballkontakte Zulj 66 Rotpuller 106
Zweikampfquote Baldauf 57,1% (8/6) Suttner 69,6% (16/7)
Passquote Falk 100% (4/0) Rotpuller 94,9% (75/4)

Gager stellte die Startelf auf einigen Positionen um. „Wir waren von der Aufstellung überrascht“, gab WAC-Coach Didi Kühbauer zu.

Die wichtigsten Änderungen waren in der Zentrale zu beobachten. David de Paula mimte gemeinsam mit James Holland eine Art Doppel-Sechs, war also weitaus defensiver als bei seinen ersten beiden Partien für den FAK. Davor durfte Roman Kienast hinter Philipp Hosiner ran. Weil de Paula seine Rolle aber sehr zurückgezogen anlegte und Kienast oft auf einer Höhe mit Hosiner stand, klaffte in der Zentrale ein Loch, was in der ersten Hälfte für Probleme sorgte.

„Wir haben schwer ins Spiel gefunden, hatten Probleme mit den zweiten Bällen und haben unnötige Fouls gemacht, obwohl wir wussten, dass der WAC bei Standards gefährlich ist“, war Gager mit den ersten 45 Minuten nicht unbedingt zufrieden.

Umstellungen nach der Pause

Der Kommentar zur zweiten Hälfte: „Nach der Pause haben wir das Spiel besser angelegt, sind aber auch nicht richtig torgefährlich geworden.“

Die Violetten stellten in der Halbzeit ein wenig um, im Spielaufbau ließen sich Holland und de Paula abwechselnd zwischen die Innenverteidiger fallen, weshalb die Austria ein wenig breiter aufgestellt war. Durch die höher stehenden Verteidiger konnten die Flügel nach innen rücken und den in der Zentrale davor unbesetzten Platz einnehmen.

Auf Ballbesitz bedacht

Insgesamt war klar zu sehen, dass die Austria unter Gager auf Ballbesitz und einen geregelten Spielaufbau setzt. Mit 61,9 Prozent Ballbesitz (740:456 Ballkontakte) und 487:200 Pässen waren die Wiener den Kärntnern in diesen zwei Kategorien klar überlegen.