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Salzburg-Austria: Eine Frage der Dominanz

Salzburg-Austria: Eine Frage der Dominanz

Es ist der erste große Kracher der noch jungen Bundesliga-Saison.

Wenn sich am Samstag (ab 19 Uhr LIVE im LAOLA1-Ticker) Red Bull Salzburg und Austria Wien gegenüberstehen, kommt es zum ersten Aufeinandertreffen der großen Titelfavoriten 2013/14.

Der „Vize“ empfängt den Meister der Vorsaison und auch in dieser Spielzeit werden es mangels Konkurrenz diese beiden Mannschaften sein, die um den Meistertitel in der Bundesliga kämpfen.

LAOLA1 beleuchtet das Duell der heimischen Giganten.

DIE AUSGANGSPOSITION

DIE AUSGANGSPOSITION
Salzburg verlor 2012/13 nicht gegen die Austria

Salzburg und die Austria sind die einzigen beiden Teams, die in der ersten Runde einen Sieg landen konnten. Die „Bullen“ schossen sich auswärts gegen Wiener Neustadt mit einem 5:1 für den Schlager warm, die Austria entschied spät aber doch den Auftakt gegen die Admira mit 2:0 für sich. Bei den Mannschaften hat sich gegenüber der Vorsaison kaum etwas geändert.

„Beide Teams hatten relativ wenig Fluktuation“, bringt es RBS-Coach Roger Schmidt auf den Punkt. Auch Austria-Kapitän Manuel Ortlechner weiß um die „ähnliche Personalsituation“. Beide Teams gaben im Sommer keinen Stammspieler ab, haben sich im Sommer punktuell verstärkt, was vor allem die Protagonisten aus der vergangenen Saison wieder auf den Plan ruft.

In diesen vier Duellen konnte der amtierende Meister kein einziges Duell für sich entscheiden – 0:1, 0:0, 1:1, 0:3 lauteten die Ergebnisse aus FAK-Sicht. „Im direkten Vergleich haben wir immer gut ausgehen. Wenn wir unsere Topleistung abrufen können, sollten wir besser sein als die Austria“, ist Schmidt nicht nur wegen der guten Vorbereitung und des guten Starts in die Saison optimistisch. Sein Wiener Pendant lässt diese Vergangenheit aber ruhen: „Ich habe diese Spiele nicht analysiert. Was in der Vergangenheit war, interessiert mich nicht so viel.“ Nach dem Admira-Spiel meinte der Kroate noch: „Meine Mannschaft ist körperlich erst bei 70 Prozent.“

DIE SPIELANLAGE

DIE SPIELANLAGE
In Neustadt attackierte Salzburg tief in der gegnerischen Hälfte

Schmidt: „Entscheidend wird sein, dass wir unser Spiel durchdrücken. Unser Spiel ist davon geprägt, extrem aktiv zu sein – im Ballbesitz sowie bei gegnerischem. Dann würden wir das Spiel im Griff haben und die bessere Mannschaft sein.“ Bjelica: „So lange ich Austria-Trainer bin, wird es kein Spiel geben, in dem wir nicht auf Sieg spiele.“ Let’s get this party started!

Salzburg ist als Heimteam gefordert und will den Fans vor dem Heimspiel in der CL-Quali gegen Fenerbahce (Rechte der Austria-Partie wurden von Fenerbahce.tv erworben) bei heißen Temperaturen zusätzlich einheizen: „Wir wollen ein richtig Klasse-Spiel abliefern, unseren Fußball weiter optimieren und mit viel Leidenschaft spielen.“

Was bedeutet das auf dem Feld? Die „Bullen“ werden wieder in einem 4-4-2-System auflaufen, in dem alle Spieler gleichermaßen gefordert sind. Die Vorbereitung stand unter dem Motto „Weniger Gegentore bekommen, gemeinsam besser gegen den Ball arbeiten“. Gegner Wiener Neustadt (Ballbesitz 61:39 Prozent pro RBS) wurde konsequent tief in der gegnerischen Hälfte nahe am Sechzehner durch mehrere Offensivspieler attackiert, Balleroberungen und daraus resultierende Torchancen waren die Folge. Dabei haben die Salzburger in logischer Konsequenz auch hoch verteidigt. Ob Nachzügler Wiener Neustadt oder Meister Austria Wien: Salzburg will seinen Spielstil nahtlos fortsetzen. Egal gegen wen, egal mit welchen Spielern, schließlich verfügt Salzburg über einen entsprechenden Kader.

Darauf angesprochen erklärt Schmidt Tage später: „Damit kann ich nichts anfangen und ist mir auch egal, wo er sie sieht. Wir werden alles geben, was wir im Tank haben und hoffentlich gewinnen.“ Bjelica klang am Freitag allerdings auch schon wieder anders: „Alle sind bereit. Wir haben Respekt vor Salzburg, aber meine Mannschaft ist hervorragend. Wir wissen, dass wir gut in Schuss sind.“ Den bislang letzten Sieg  gegen die Salzburger fuhren die Hauptstädter am 2. Oktober 2011 mit einem 3:2-Heimsieg ein, auswärts gelang zuletzt vor über drei Jahren am 2. Mai 2010 in Wals-Siezenheim ein voller Erfolg (1:0). Seither setzte es drei Niederlagen, drei Mal konnte gepunktet werden.

Salzburg ist in der Liga 2013 noch immer ungeschlagen (letzte Niederlage am 24. November 2012 in Ried, 1:3), hat dabei in jedem Spiel getroffen. Zuletzt blieb man gegen die Austria im Dezember 2012 (0:0) ohne eigenen Treffer.

 

„In den nächsten Wochen müssen wir zeigen, dass wir diese Art von Spiel auch über einen längeren Zeitraum spielen können“, schildert etwa Sportdirektor Ralf Rangnick, der sich am Donnerstag ebenfalls der Presse stellte (Hier zur Story). Schmidt pflichtet seinem Chef bei: „Wir haben uns für diese Saison auf die Fahnen geschrieben, in diesem Bereich einen gewissen Standard abrufen wollen, völlig unabhängig vom Gegenüber. Nämlich, dass der Gegner für unsere Verhaltensweisen keine Rolle spielt.“

Bjelica hat sich damit auseinandergesetzt und erklärt auf Nachfrage von LAOLA1: „Wir dürfen defensiv nicht viel riskieren und müssen das Pressing des Gegners überspringen. Wir schauen, dass wir das Spiel nach vorne lagern und damit den ersten Druck, den sie sehr gut ausüben, vermeiden.“ Soll heißen: Die Defensive soll den Ball schnell, aber sicher, weg vom eigenen Tor befördern. Die „Veilchen“, die in ihrem gewohnten 4-2-3-1-System auftreten werden, könnten wiederum die hohe Verteidigungslinie der Gastgeber ausnützen.

„Wenn sie so hoch verteidigen, werden wir natürlich die Räume haben und müssen dann die Läufe in die Tiefe machen. Wir werden sehen, wie hoch sie in einem engen Spiel verteidigen werden, das ist bei einer 4:1-Führung natürlich leichter“, glaubt Bjelica an eine nicht ganz auf Risiko ausgelegte Salzburger Spielanlange gegen den Titelverteidiger. Wenn doch könnte Philipp Hosiner stechen.

DIE RIVALITÄT

DIE RIVALITÄT
Das Duell Soriano-Hosiner ist nur für die Öffentlichkeit eines

Für ein Spiel, in dem es um nichts mehr ging, blieb die Partie Salzburg-Austria am 36. Spieltag der vergangenen Spielzeit gut in Erinnerung. Kein Wunder, hatten die „Veilchen“ doch wenige Tage zuvor den Titel fixiert und den Meisterteller auch in der Mozartstadt mit. Dort wurde er den Fans vor, während (an der Bank lehnend) und nach dem Spiel präsentiert. Eine Provokation, die in Salzburg vor allem nach der verpassten Meisterschaft nicht vergessen wurde. Austrias Markus Suttner sieht die erste und einzige Auswärtsniederlage der Saison im Nachhinein nicht so schlimm, sie war „eher zweitrangig, da waren wir schon Meister“. Acht Gelbe Karten, sieben dabei auf Austria-Seite zeugen aber von einer gewissen Spannung im Spiel.

Zwar ist die jeweilige Rivalität mit Rapid wohl größer, doch steckt auch in dieser Konstellation viel Brisanz. Salzburg will sich nicht noch einmal von den „Veilchen“ auf die Hörner nehmen lassen. Martin Hintereggers Aussage („Austria scheißt sich schon an“), als Salzburg im Frühjahr doch noch auf Tuchfühlung kam, blieb dahingehend ebenso nicht vergessen. Beide Teams zeigen vor dem Duell Respekt, auch die beiden Top-Torjäger der vergangenen Saison, Philipp Hosiner (32 Treffer) und Jonathan Soriano (26).

Neustadt-Stürmer Thomas Pichlmann war am vergangenen Samstag mehrmals drauf und dran, alleine auf Salzburg-Goalie Peter Gulacsi zu laufen. Abseitsstellungen hielten ihn letztlich noch auf. „Das waren von den Situationen her meine bislang am härtesten zu treffenden Entscheidungen“, merkte der Schiedsrichter-Assistent nachher an. Hosiner ist zuzutrauen, Unaufmerksamkeiten sprich Ballverluste in ungünstiger Feldposition der Hausherren bitter zu bestrafen.

Wird es am Ende gar ein Offensiv-Spektakel? Bjelica: „Warum nicht? Ich halte aber nicht viel davon, wenn es dort und da 1000 Chancen gibt. Solch ein unkontrolliertes Spiel will ich auch nicht haben.“ Die Lehren aus dem Admira-Spiel, in dem die Gäste vor allem vor der Pause zu viele Möglichkeiten vorfanden, wurden gezogen.  Viele Tore gab es zwischen Salzburg und Austria in den vier Duellen 2012/13 allerdings ohnehin nicht. Man darf gespannt sein, wie sich vor allem die „optimierte“ Spielweise der „Bullen“ auf den Liga-Gipfel auswirken wird.

 

Der Torschützenkönig 2013, der in England (Crystal Palace, Everton) begehrt ist, sagt etwa: „Man hat zuletzt in Wiener Neustadt wieder gesehen, welche Riesenqualität sie in ihrer Mannschaft haben.“ Soriano, der wiederum in Spanien (Celta Vigo, Elche, Almeria) Interesse geweckt hat aber laut Rangnick unverkäuflich ist, hat schon vergangene Saison mehrfach erklärt, wie sehr er seinen Liga-Kollegen schätzt, spielt das Duell aber wie alle anderen auch herunter: "Ich sehe keinen Zweikampf mit Hosiner, weder vergangene Saison noch in dieser. Er hat letzte Saison gewonnen, weil er mit der Austria Meister wurde.“

Vereint sind die beiden Stürmer und auch Teams heuer für Österreich in der CL-Quali, in der am Dienstag (Austria-Hafnarfjördur) und am Mittwoch (Salzburg-Fenerbahce) die jeweiligen Hinspiele erfolgen. Beide Teams versprechen, sich nicht für diese Partien zu schonen. Schmidt lässt da gar keine Zweifel aufkommen: „Umso besser die Vorbereitung ist, umso besser die Testspiele sind, umso besser der Cup-Auftritt ist, umso besser der Liga-Auftakt ist, umso konsequenter wir das durchziehen, desto größer ist die Chance, das wir unsere großen Ziele erreichen.“ Beide Klubs wollen vor diesen wichtigen Partien ein Zeichen setzen, das auch für die Meisterschaft Gültigkeit besitzt. Die erste Runde zwischen den Kontrahenten kann eingeläutet werden. Gong!

 

Bernhard Kastler