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Salzburger Signal: "Wir haben Großes vor"

Salzburger Signal:

Was für eine Machtdemonstration.

Das 5:1 von Red Bull Salzburg gegen Austria Wien vor 12819 Zuschauern in der zweiten Bundesliga-Runde war für die Hausherren spürbar mehr als nur ein Kantersieg. Für den Vizemeister bedeutete die Demütigung des Meisters mehr als nur die nächsten drei Punkte.

Auch wenn der in der vergangenen Saison verlorene Titel damit nicht zurückgeholt wurde, war es für die "Bullen" eine Art von Genugtuung.

"Wir hatten noch eine kleine Rechnung offen. Wir haben nicht vergessen, was sie vergangene Saison am letzten Spieltag hier gemacht haben", erklärte der zweifache Torschütze Kevin Kampl.

Salzburg hatte nicht vergessen

Nach seinem ersten Treffer – nur 23 Sekunden nach der Pause – konnte durch die folgende Mini-Balotelli-Pose beim Torjubel erahnt werden, wie sehr der 26. Mai noch in den Salzburger Köpfen war.

Nämlich als damals der frisch gebackene Meister aus Wien im letzten, bedeutungslosen Saisonspiel im Duell mit dem "Vize" den Titel vor, während und nach dem 0:3 in der Mozartstadt provokativ feierte.

"Es war bitter, wie das Betreuer-Team in Lederhosen da stand und die Mannschaft beim Aufwärmen mit der Meisterschale einlief. So etwas motiviert jeden noch einmal extra, das haben auch alle Spieler am Feld heute gezeigt", schilderte der Slowene nach der sportlichen Antwort.

Für die Mozartstädter, die den Auftakt vergangene Woche in Wiener Neustadt ebenfalls mit 5:1 für sich entschieden, war es die nächste Ansage, wie die Meisterschaft in dieser Saison verlaufen soll.

Signal an die Fans: „Wir haben Großes vor“

"Wir wollten im ersten Heimspiel unseren Fans signalisieren, was wir Großes vorhaben und dass die Mannschaft brennt. Das haben wir gut gemacht, wir sind zufrieden", hielt Trainer Roger Schmidt fest.

Der Deutsche wollte vor dem so wichtigen Hinspiel in der CL-Quali am Mittwoch zu Hause gegen Fenerbahce eine "Klasse-Partie" seiner Mannschaft sehen und wurde nicht enttäuscht. "Das gibt uns Selbstvertrauen, das wir für so eine Aufgabe auf diesem hohen Niveau brauchen.“

Die Offensive zündete einmal mehr ein Feuerwerk und machte der Austria mitunter durch das seit Sommer proklamierte Spiel mit viel Pressing das Leben schwer. "Wir haben die Tore sehr gut herausgespielt, sie waren für die Austria schwer zu verteidigen", zeigte sich der „Bullen-Dompteur" sehr angetan.

Trotz 5:1 nicht alles perfekt

Doch auch bei einem 5:1 muss nicht alles perfekt sein. Und war es auch nicht. Schmidt: „Wir haben im Spiel nach vorne vor der Pause zu viel Risiko genommen und einer torgefährlichen Mannschaft Chancen vorbereitet.“

Dass der Meister nach dieser herben Pleite zwar schwer enttäuscht, aber nicht zu Tode betrübt war, hatte eben diesen Grund.

"Es war kein Qualitäts-Unterschied. Wir müssen das Tor bei 0:0 machen", sagte Torschützenkönig Philipp Hosiner, der in Minute sechs alleine vor RBS-Goalie Peter Gulacsi lieber den Ball weiter spielte, anstatt selbst die Führung der „Veilchen“ zu erzielen.

"Ich habe Alex (Grünwald, Anm.) neben mir schreien hören und dachte, er wäre alleine. Er hat den Gegenspieler selbst nicht gesehen. Im Nachhinein muss ich natürlich abschließen", wusste der 24-Jährige, der im Austria-Dress weiter auf ein Tor gegen Salzburg wartet.

Austria trauert Chancen nach

Salzburg-Rechtsverteidiger Christian Schwegler, der zur Pause die meisten Ballkontakte hatte aber wegen einer Nierenprellung aus dem Spiel musste, hatte Grünwald entscheidend gehindert. Der von den Austria-Spielern und -Fans geforderte Elfmeter-Pfiff blieb seitens Manuel Schüttengruber aus.

"Von der Berührung durch den Körper her war es kein Elfmeter, aber er berührt dann den Ball mit der Hand. Das kann man schon pfeifen", meinte der spätere Austria-Torschütze, der versicherte: "Wir hatten in der ersten Hälfte große Chancen, wenn wir die nützen, schaut das Spiel ganz anders aus.“

So traf Jonathan Soriano wenige Minuten nach der Riesen-Chance der Austria nach Ferserl-Assist durch Salzburg-Rückkehrer Marco Meilinger zum 1:0. Es war dies das erste Tor des Spaniers gegen die Austria überhaupt. Im Duell mit Hosiner führt der Kapitän in dieser Spielzeit nun mit 4:1.

Alan erhöhte, ehe Grünwald kurz vor der Pause die mitgereisten Austria-Fans wieder hoffen ließ. "Mit dem schnellen Tor nach der Pause war aber wieder alles zunichte, was wir uns vorgenommen haben", ärgerte sich Alexander Gorgon, für den sich sein Team „vielleicht zu wenig zugetraut hatte“.

Bjelica: „Habe auch gute Dinge gesehen“

So erkannte Salzburg ob des eingangs erwähnten Vorfalls kein Erbarmen und folgte dem Ruf seiner Fans, die vor Spielbeginn eine Choreografie mit dem Motto „Klarmachen zum Entern“ präsentierten.

"Wir sind dann überrollt worden“, musste Austria-Goalie Heinz Lindner anerkennen.

"Es ist natürlich bitter gegen einen direkten Gegner so hoch zu verlieren", zeigte sich Austria-Trainer Nenad Bjelica geknickt, aber ebenfalls ganz und gar nicht zu Tode betrübt. "Ich habe auch gute Dinge meiner Mannschaft gesehen. Vor allem in der ersten Hälfte, in der wir frech nach vorne gespielt und Chancen kreiert haben. Leider haben wir diese nicht genutzt."

Noch fehlende Frische

Ineffektivität und defensive Fehler seien der Grund für diese bittere Niederlage gewesen. Zudem die bereits nach dem Sieg gegen die Admira erwähnte fehlende Frische. Der neue Coach der Violetten hat dafür eben einen anderen Zeitplan im Kopf.

"Uns fehlt sie noch, Salzburg hat sie schon. Im August werden wir die 100 Prozent erreicht haben. Es geht ja nicht darum, wie man beginnt, sondern wie man aufhört", schilderte der Kroate, der bei der Pressekonferenz hinsichtlich des Titelrennens einen entbehrlichen Vergleich wählte: "Das ist eine verlorene Schlacht, aber den Krieg müssen sie erst gegen uns gewinnen."

Der Titel war nach den 90 Minuten für beide Seiten ein wenig ernstzunehmendes Thema. "Ja klar, sie sind schon nach der zweiten Runde fix Meister“, zeigte sich etwa Grünwald sarkastisch.

Sein Sportchef Thomas Parits erklärte: "Wie man letztes Jahr gesehen hat, entscheiden nicht diese Duelle." In der violetten Meister-Saison hatten die Wiener gegen die Salzburger kein einziges der vier Spiele für sich entscheiden können und hatten ebenfalls in Runde zwei verloren, damals 0:1 gegen Sturm.

Für Titelkampf unerheblich

Für Kampl hatte dieser Kantersieg für den Verlauf der Meisterschaft ebenfalls noch keine Aussagekraft: "Da können uns noch viele stoppen. Es waren zwei Spiele, zwei Siege, nicht mehr und nicht weniger. Wir brauchen uns da gar nichts einreden. Es wird noch eine harte Saison, aber wenn wir so weiterspielen, wird es für die anderen in der Liga schwierig."

Schwierig soll es in jedem Fall am Dienstag und am Mittwoch für die jeweiligen Gegner in der Champions-League-Quali werden. Während Salzburg für das Fenerbahce-Spiel viel Selbstvertrauen tankte, muss sich die Austria für die Partie gegen den isländischen Meister Hafnarfjördur aufrichten.

Salzburg Austria
Torschüsse Kampl 4 Gorgon 5
Torschuss-Vorlagen Schwegler, Alan, Soriano 3 Suttner, Jun 3
Ballkontakte Hintergger 71 Suttner 66
Zweikampfquote Hinteregger 75 % (15/5) Rogulj 64,3 % (9/5)
Passqoute Soriano 95,7 % (44/2) Rogulj 89,5 % (17/2)

Bjelica konnte dafür der 1:5-Watsch’n auch etwas Positives abgewinnen: "Vielleicht ist eine höhere Niederlage auch insofern gut, als dass wir am Dienstag dann ein besseres Spiel abliefern."

Austria will schnell vergessen

Für die „Meister-Veilchen“ der vergangenen Saison war klar: Schnell abhaken und auf die nächste Aufgabe fokussieren. An der Art und Weise der Ausrichtung der Wiener wird auch solch eine Niederlage nichts verändern.

Bjelica ließ dahingehend wissen: "Ich lasse immer offensiv spielen. Wenn einmal so eine Niederlage kommt, dann geht die Welt nicht unter. Wir werden wieder aufstehen. Hier herkommen und zu verteidigen, ist nicht mein Stil. Wir werden auch das nächste Mal kommen, um zu gewinnen."

Diese Runde ging klar an den „Vize“, der als einzige Mannschaft nach dieser Runde mit zwei Siegen aus zwei Spielen da steht und mit einem 10:2-Torverhältnis folglich weiterhin Tabellenführer ist.

Zudem konnten zwei Serien prolongiert werden: In der Red-Bull-Ära wurden alle neun Heim-Premieren in einer Saison gewonnen, zudem wurde mit dem 17. Heimspiel in Folge ohne Niederlage der Rekord aus der Spielzeit 2009/2010 eingestellt.

Einen 5:1-Sieg gegen die Austria gab es zudem schon einmal, im Jahr 2008/09 wurde Salzburg später auch Meister. Eine frühe Machtdemonstration, die zugleich ein gutes Omen ist.

 

Bernhard Kastler