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"Habe ganze Karriere auf diesen Tag hingearbeitet"

Mittwoch, 22:21 Uhr - in Wien-Favoriten gibt es kein Halten mehr. Soeben ist es tatsächlich Realität geworden: Die Wiener Austria ist am Ziel ihrer Träume, ist Meister 2012/13!

Mit einem 4:0-Sieg gegen den SV Mattersburg fixieren die Veilchen eine Runde vor Schluss den 24. Meistertitel der Vereinsgeschichte, brechen zudem den All-Time-High-Punkterekord von Sturm Graz (81) und stellen mit 82 Zählern eine neue Bestmarke auf.

"Ein unglaubliches Gefühl. Wir lassen den Emotionen freien Lauf. Wie wir diese Saison geschuftet, für diese Ziel gearbeitet haben, das ist unglaublich", strahlte Alexander Gorgon wenige Sekunden nach Spielende, umringt von tausenden Fans am Rasen.

"Meister - das hört sich saugeil an", konnte es auch Heinz Lindner kaum fassen.

Ausgelassener Jubel und Bierduschen

Trainer Peter Stöger wurde bereits Sekunden vor dem Schlusspfiff von seinen Betreuer-Kollegen auf Schultern getragen, als Schiedsrichter Harkam die Partie dann beendete, brachen alle Dämme.

Ausgelassener Jubel da, Bierduschen dort. Dazu 12.000 Fans, die ihre Mannschaft mit Gesängen hochleben ließ. Und ein Präsident, der mit den Tränen kämpfte.

Höhepunkt der Feierlichkeiten: Die Tellerübergabe. Nachdem jeder einzelne Spieler und das komplette Trainerteam unter frenetischem Applaus aufgerufen wurden, überreichte Liga-Boss Hans Rinner die Schale an Kapitän Manuel Ortlechner.

"Habe meine ganze Karriere auf diesen Tag hingearbeitet"

Ein bewegender Moment für den 33-Jährigen. "Ich habe meine ganze Karriere auf diesen Tag hingearbeitet und bin einfach nur überglücklich. Es ist unbeschreiblich, abnormal.  Der ganze Tag war schon ewig lange, ich hätte am liebsten schon um 10 Uhr am Vormittag gespielt."

Denn der Druck sei doch groß gewesen. "Viele Leute haben gezittert, weil der Vorsprung immer geringer geworden ist. Man darf aber nicht vergessen, dass Salzburg auch eine großartige Saison spielt. Man kann einfach nicht immer jeden schlagen und jedes Spiel gewinnen. Das schafft niemand. Es wäre vermessen gewesen, das zu verlangen."

Ähnlich sah es Alexander Grünwald: "Die letzte Wochen waren für den Kopf sehr anstrengend, heute war der Tag, wo wir es selber in der Hand hatten. Uns war klar, dass, wenn wir unsere Leistung bringen, es erledigt ist."

3:0 nach 12 Minuten

Erledigt war die Angelegenheit bereits nach 12 Minuten, denn zu diesem Augenblick führten die Violetten schon 3:0.

Daher konnte man die knisternde Atmosphäre in der ausverkauften Generali-Arena aufsaugen, die Stimmung und das ganze Drumherum diesmal richtig auskosten.

"Wir haben uns schon während der Partie immer angesehen und gelächelt, weil wir gewusst haben, dass wir das heute genießen müssen. Das ist etwas Einmaliges", veranschaulichte Ortlechner die Gefühlsage.

"Unbeschreibliches Gefühl"

Für den Innenverteidiger war es, so wie für viele im Austria-Kader, der erste Titelgewinn.

"Das ist ein unbeschreibliches Gefühl. Ein großes Lob an die Mannschaft und an den Verein. Wenn man sieht, was Salzburg für eine Saison spielt, ist es unglaublich, was wir geleistet haben. Wir können unheimlich stolz sein", erklärte Grünwald.

Auch Philipp Hosiner konnte seine Gefühle kaum in Worte fassen. "Es ist unbeschreiblich. Wir haben einen langen Atem gehabt, Salzburg hat uns in den letzten Spielen sehr unter Druck gesetzt. Wir haben alle eine tolle Saison gespielt."

Und Markus Suttner ergänzte: "Geil, das ist Gänsehaut-Feeling pur. Das ist das geilste Gefühl. Ich kann es noch gar nicht glauben, werde das wohl erst morgen realisieren."

Roman Kienast: "Das Gefühl, Meister zu werden, ist etwas ganz Besonderes. Bei uns gibt es nicht viele, die dieses Gefühl kennen. Für sie freut es mich um so mehr."

Emotionale Worte von Stöger

Für ganz emotionale Worte sorgte Trainer Stöger. Der Wiener bedankte sich nicht nur bei seinem Trainerteam, sondern auch bei seinen Spielern: "Das ist mein schönster Meistertitel, weil er schwer erarbeitet war. Ich habe noch nie mit einer Mannschaft zusammen gearbeitet, die immer 100 Prozent gegeben hat. Das war notwendig, denn sonst wäre es nicht möglich gewesen, gegen diese Salzburger zu bestehen."

Der 47-Jährige zollte zudem der Leistung der Bullen Respekt: "Es war gegen die Salzburger ein harter Fight über die ganze Saison, das macht mich stolz. Meine Truppe war ein Traum, hat alles aus sich herausgeholt. Diese Mannschaft tut alles für den Erfolg."

Und er sprach den Fans Dank aus. "Das war mein 10. Jahr bei der Austria. Noch nie ist mir in einem Jahr eine derartige Sympathie entgegen gebracht worden wie heuer. Danke."

"Land unter" in der Kabine

Während der FAK-Chefcoach den großen Triumph scheinbar demütig auskostete, ließen es Jun und Co. auch noch kurz vor Mitternacht in den Katakomben des Stadions krachen.

"Also die Kabine muss renoviert werden. Da ist Land unter. Es wird auch noch in zwei, drei Wochen nach Alkohol riechen", grinste Ortlechner.

Suttner abschließend: "Die Kabine ist sehr nass. Ich muss überhaupt schauen, ob mein Gewand trocken ist."

Und möglicherweise feiern die Austrianer noch immer, denn es gab in Favoriten an diesem Abend einfach kein Halten mehr.

 

Martin Wechtl / Harald Prantl