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"Wir können über so einen Trainer nur froh sein"

Besser hätte Red Bull Salzburg auf seine Blamage nicht reagieren können.

Der 1:2-Peinlichkeit im ÖFB-Cup-Halbfinale daheim gegen Regionalligist Pasching folgte auswärts ein souveränes 6:0 bei Wiener Neustadt, das zuvor die letzten acht Heimspiele ohne Niederlage blieb.

„Es war die richtige Reaktion auf diese Blamage. Wir waren sehr stark, haben ein richtig gutes Spiel gemacht und das auch 90 Minuten durchgezogen“, bilanzierte Eddie Gustafsson zufrieden.

„Ihr wahres Gesicht gezeigt“

Ebenso tat es der Trainer des im Tor spielenden Kapitäns, Roger Schmidt: „Die Mannschaft hat nach dem total überflüssigen Blackout vom Dienstag wieder ihr wahres Gesicht gezeigt. Sie hat super gespielt, herrliche Tore geschossen und trotz offensiver Ausrichtung auch hinten nichts zugelassen.“

Der Deutsche stellte gegenüber Pasching zwar auf sieben Positionen um, war sich aber sicher: „Es lag nicht am personellen Wechsel, auch die Mannschaft vom Dienstag hätte heute ein anderes Spiel gemacht.“

Salzburg präsentierte sich von Beginn an mit deutlich mehr Körperspannung als noch gegen den Drittligisten und belohnte sich durch schnelle Tore von Jonathan Soriano und Alan. Nach der Pause ließen sie gegen einen auseinanderfallenden Gegner ihrer spielerischen Freude freien Lauf.

Besser als erhofft

„Ich bin davon ausgegangen, dass meine Mannschaft eine dementsprechende Reaktion zeigt. Mit einem 6:0 konnte man nicht rechnen, aber dass sie gut spielen werde“, so Schmidt, der treffend festhielt: „Wir sind als geprügelte Hunde gekommen und fahren als Rote Bullen nach Hause.“

Sein Konterpart, Neustadt-Trainer Heimo Pfeifenberger, sprach analog vom „wahren Gesicht, das meine Mannschaft heute nicht zeigte, vor allem nicht zu Hause. Wir haben in keiner Weise Paroli bieten können, das Spiel war nach 16 Minuten vorbei und ich war froh, als es wirklich zu Ende war.“

Während die Niederösterreicher hinsichtlich des Abstiegskampfs die Partie schnell abhaken werden, will Salzburg den „Sweep“ schaffen und auch die restlichen drei Spiele des letzten Viertels gewinnen.

Hoffen auf die Nachzügler

Die letztmögliche Chance auf einen Titel wurde am Leben gehalten, doch Tabellenführer Austria hatte am Samstag die Nerven behalten und bei Wacker durch späte Tore noch 3:0 gewonnen. Die „Veilchen“ können in den folgenden zwei Heimspielen gegen Neustadt und Mattersburg alles klar machen.

„Es wäre keine Überraschung, sollten sie die beiden Heimspiele noch gewinnen. Aber es ist in jedem Spiel alles möglich. In Innsbruck fehlten Wacker sieben Minuten zu einem Remis. Wir werden einfach versuchen, unsere Spiele zu gewinnen, dann schauen wir, ob es noch spannend wird“, so Schmidt.

Kevin Kampl ist, wie er schon zuletzt anmerkte, keiner der aufgibt, ehe es vorbei ist: „Wir wussten, dass wir noch etwas für das Torverhältnis tun konnten, wer weiß, ob das nicht noch schlagend wird.“

Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt und ein Selbstläufer würden die Partien der Austria gegen die Nachzügler auch nicht werden: „Leicht wird es nicht, die Gegner brauchen auch noch Punkte. Im Fußball kann alles passieren, wir müssen hoffen und selbst unsere Sache gut machen.“

Und die Gerüchteküche brodelt wieder

76 Punkte, wie sie die Austria aktuell hat, reichten seit Einführung der Dreipunkte-Regel 1995/96 nur zwei Mal nicht zum Titel. Salzburg selbst hat zu diesem Zeitpunkt zwei Zähler mehr als im vergangenen Jahr, in dem erstmals das Double geholt wurde - beides spricht für RBS.

Den Mozartstädtern droht allerdings ein titelloses Jahr und das sorgt traditionell für eine brodelnde Gerüchteküche bei Red Bull, die möglicherweise einmal mehr zu Umbrüchen führen könnte.

Noch-Werder-Coach Thomas Schaaf (Vertrag bis 2014) wird nicht nur wegen eines gekauften Hauses mit Salzburg in Verbindung gebracht, auch mit einem Stuhl, jenen des Trainers bei Red Bull.

Roger Schmidt soll sich zudem laut „Bild“ geheim mit Michael Born getroffen haben. Das ist der Manager seines Ex-Klubs Paderborn, der deutsche Zweitligist sucht wieder einen Trainer.

Schmidt dementiert, Kampl stellt sich dahinter

„Ich habe weder mit Paderborn gesprochen noch mich getroffen, ich weiß nicht woher das kommt. Ich habe keinerlei Ambitionen, die Arbeit nach einem Jahr hier liegen zu lassen. Schon gar nicht, weil es sehr viel Arbeit war. Davon will ich profitieren und freue mich schon auf die nächste Saison“, dementierte Schmidt klipp und klar.

Kampl hofft, dass der Deutsche und überhaupt alles so bleibt: „Wir Spieler stehen zu 100 Prozent hinter diesem Weg. Wir haben einen super Trainer und wir können froh sein, so einen zu haben. Ich hatte schon viele, aber da waren nur wenige dabei, die menschlich toll sind und so viel Ahnung vom Fußball haben.“

Die Pasching-Niederlage soll aus Sicht Kampls auf keinen Fall auf den Coach zurückgeführt werden: „Diese gehört den Spielern, nicht dem Trainer oder sonst wem."

Sein klares Fazit, das getrost als Echo der Mannschaft gesehen werden kann: "Wir sollten diesen Weg weitergehen, auch wenn wir die Saison ohne Titel beenden. Ich hoffe, dass sehen die anderen bei Red Bull genauso, so dass wir alle an einem Strang ziehen.“

 

Bernhard Kastler