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"Das war eine Ansage an die Austria"

Der Weg ist das Ziel.

Und für Salzburg war es auf dem Weg namens Aufholjagd am Samstag ein großer Schritt in die richtige Richtung.

Mit dem 3:1-Sieg bei Rapid setzten die "Bullen" Leader Austria gehörig unter Druck. Die Wiener haben nur noch drei Punkte Vorsprung auf ihren Verfolger, spielen allerdings am Sonntag noch bei der Admira.

"Tolle Teamgeist-Leistung"

Auch wenn Trainer Roger Schmidt vor der Partie von lauter Schlüssel-Wochenenden bis zu einem möglichen "Finale dahoam" am 36. Spieltag gegen die Austria sprach, dieser Sieg in der Bundeshauptstadt war ein immens wichtiger.

"Es war nicht die beste fußballerische Leistung von uns, es war aber eine tolle Leistung hinsichtlich des Teamgeists", hielt etwa Kevin Kampl fest. Der Meister drehte nämlich ein 0:1 noch zum ersten Sieg gegen Rapid in dieser Saison.

Damit bleibt es in der Red-Bull-Ära dabei: Keine Saison ohne Triumph gegen die Hütteldorfer. Und dazu noch der Austria eine Message auf den Weg in die Südstadt mitgegeben.

Signal der Mannschaft

"Wenn wir die Chance bekommen, aus eigener Kraft Meister zu werden, dann hat die Mannschaft heute gezeigt, dass sie das wahrnehmen wird", freute sich Schmidt.

"In einer schwierigen Situation bei Rapid in Rückstand zu liegen, weiter an sich zu glauben, weiter Fußball zu spielen und das dann noch nach Hause zu bringen, war richtig klasse. Ich habe allerhöchsten Respekt vor meiner Mannschaft", jubelte der Deutsche, der mit der Tormann-Rochade von Alexander Walke zu Eddie Gustafsson  überraschte ("Alex hat zuletzt nicht so konstant fehlerlos gehalten").

Dabei zollte der 46-Jährige dem Kontrahenten aus Wien Respekt: "Wir haben gegen eine starken Gegner gespielt. Es war ein sehr intensives, schwieriges Spiel für uns. Man hat gesehen, dass sich Rapid sehr viel vorgenommen und uns alles abverlangt hat."

Vor vier Wochen konnte Salzburg am Ostersonntag der Austria in Unterzahl die Titelvorentscheidung per 1:1 noch vermiesen. Nun setzte man wieder ein Zeichen in Wien.

Wieder gerieten die Gäste in Rückstand, wieder kamen sie zurück. Dieses Mal sogar mit einem Sieg am Ende. Und das gegen den Angstgegner, der die "Bullen" vor allem vor der Halbzeit mit gutem Pressing kaum zur Entfaltung kommen ließ.

"Ein Statement abgegeben"

Einmal mehr bewiesen die Salzburger also Moral. "Wir haben ein Statement abegegen", meinte Valon Berisha diesbezüglich. Die Erleichterung darüber war ähnlich groß wie der Jubel mit den mehreren hundert mitgereisten Salzburger Fans.

"Für uns Spieler sind solche Partien schon Highlights der Saison. Da freut sich jeder drauf, auch wenn es zuvor gegen Rapid nicht so gelaufen ist. Heute hat die Leistung aber wieder gestimmt, die Mannschaft ist super drauf und in einem tollen physischen Zustand. Ganz klar war das eine Ansage an die Austria, aber wir müssen weiter nachlegen", sprach Kampl stellvertetrend für sein Team.

So werden die Salzburger am Sonntag gespannt gen Südstadt schauen.

Schmidt: "Wenn man so ein Spiel nach Rückstand noch gewinnt, ist das ein extrem gutes Zeichen. Rapid konnte vergangene Woche zwei Mal bei der Austria ausgleichen. Ob das aussagekräftig ist, wird man sehen. Wir haben vier Spiele in Folge gewonnen, davor in Unterzahl bei der Austria remis gespielt. Wir sind sicherlich in einer sehr guten Phase, man wird sehen, was die Austria macht."

Gierig nach Titel

Klar ist, die Salzburger sind nun gierig nach der Titelverteidigung.

So ist etwa Doppelpack-Torschütze Alan, der dieses Mal Jonathan Soriano nicht wegen einer Kindesgeburt sondern wegen einer Magen-Darm-Grippe vertrat, nach insgesamt fünf Toren in zwei Spielen noch nicht zufrieden.

"Das bin ich erst, wenn wir Meister sind. Wir alle wollen gemeinsam den Titel holen."

Zumindest wurde schon einmal die Champions-League-Qualifikation fix erreicht. Das hatte der erste Verfolger Rapid aber ohnehin nicht mehr auf der Agenda.

"Wir schenken ihnen die Tore"

Im zweiten Spiel unter Neo-Trainer Zoran Barisic setzte es nach dem 2:2 im Derby gegen die Austria die erste Niederlage. Die laut Rapid zu verhindern gewesen wäre. 

"Bis zum 1:0 waren wir die klar bessere Mannschaft und sollten nach der Führung noch sicherer sein, aber dann schenken wir ihnen die Tore", sprach Torschütze Deni Alar den Fehlpass von Gerson auf Hierländer an, der Alans postwendendes 1:1 auflegte.

"Wir sind verdient in Führung gegangen, haben danach aber Geschenke verteilt. Wir waren scheinbar in einem Schockzustand", merkte Barisic an. Stefan Kulovits war sich sicher: "Wenn wir das 1:1 nicht kassieren, dann siegen wir auch."

So foulte er in der Folge Florian Klein und Alan brachte Salzburg endgültig auf die Siegerstraße. Für den Rapid-Mittelfeldspieler "lächerlich. Wenn das ein Elfer ist, dann muss man jedes Spiel fünf geben."

Hadern mit der verspielten Führung

Marcel Sabitzer, Assistgeber zum 1:0, war nach dem Spiel fassungslos: "Wir haben zum sechsten Mal in diesem Frühjahr 1:0 geführt und geben es wieder aus der Hand. Ich weiß nicht, da fehlen mir die Worte, ich bin einfach sehr enttäuscht."

So wie weiterhin die Rapid-Fans, die einmal mehr den Support weitestgehend einstellten und in erster Linie mit "Vorstand raus"-Rufen sich bemerkbar machten - und an diesem Tag speziell mit "Kuhn raus"-Plakaten auf allen vier Tribünen.

Nächste Woche kommt es in Graz zum Krisengipfel mit Sturm, bei dem es auch weiter um die Europa-League-Quali-Plätze geht. Der WAC und Ried spitzen hinter den beiden Teams auf Rang drei und vier.

Aufbauen auf Leistung

Barisic nimmt jedenfalls Positives aus seinen bisherigen Spielen mit: "Wir haben gegen die zwei besten Mannschaften der Liga gespielt und ihnen Paroli geboten. Das Ergebnis heute entspricht nicht der Leistung, auf die kann man aufbauen."

Sowohl bei Rapid als auch bei Salzburg bleibt dabei der Weg das Ziel.

 

Bernhard Kastler / Martin Wechtl

Rapid Salzburg
Torschüsse
Burgstaller 4 Mane, Alan 2
Torschuss-Vorlagen
Sabitzer, Alan 4 Kampl 3
Ballkontakte
Trimmel, Sabitzer 65 Sekagya, Rodnei 63
Zweikampfquote
Katzer 83,3% Rodnei 72,7%
Passquote
Kulovits 87,1% Ilsanker 95,2%