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"So ein Spiel haben wir gebraucht"

Besser spät als nie.

Im achten Spiel des Frühjahrs zeigte Red Bull Salzburg erstmals in diesem Kalenderjahr sein wahres Gesicht. Nach vielen Solala-Partien dominierte der Meister seinen Tabellenachbarn Sturm Graz in allen Belangen und fertigte ihn 3:0 ab. Dabei ließen die Mozartstädter keinen einzigen (!) Torschuss zu.

"So eine Leistung haben wir wieder einmal gebraucht. Man kann der Mannschaft nur gratulieren, nämlich so ein Spiel gegen Sturm rauszuhauen, nachdem es einige Partien nicht so lief", zeigte sich nicht nur Kevin Kampl angetan.

Goalie Alexander Walke spielte erstmals 2013 zu Null und hatte gegen die Grazer de facto nichts zu tun: "Wir haben heute ein sehr gutes Spiel gemacht und vor allem in der zweiten Hälfte alles richtig gemacht. Wir haben von vorne bis hinten super verteidigt."

"Richtig gut"

Und selbstredend zeigte sich auch der Coach überaus zufrieden. "Ich freue mich sehr für die Mannschaft, die die letzten Wochen ausblenden und einen kleinen Neuanfang machen konnte. Wir haben in jeder Beziehung ein richtig gutes Spiel gemacht", freute sich Roger Schmidt.

Bei 19:0-Torschüssen gegen einen anderen Top-Vier-Klub kann ein Trainer schon einmal ein überaus positives Fazit ziehen. Auch wenn es in der ersten Hälfte noch für kein Tor gereicht hat.

"Da hat uns nur die letzte Konsequenz gefehlt. Wir waren etwas zu verspielt. In der Halbzeit haben wir besprochen, dass alles, was die Mannschaft einbringt, zum Toreschießen gedacht ist. Das haben wir etwas vergessen. in der zweiten Hälfte hat sie sich aber dann belohnt."

Lob für gesamte Mannschaft

Vor allem Sadio Mane belohnte sich mit seinem Treffer zum 3:0, nachdem der Senegalese ein bärenstarkes Comeback nach Gelbsperre ablieferte. Auch Valon Berisha kehrte nach Grippe zurück. Mit Kampl, Jonathan Soriano und auch Stefan Hierländer (Schmidt: "Ein sehr gutes Spiel") war Salzburgs Offensive an diesem Tag kaum zu schlagen.

Der Deutsche lobte die Mannschaft aber in allen Belangen. "Die ganze Spielanlage war souverän, nicht hektisch, immer auf der Suche nach den tiefen Bällen und sehr variabel. Und wir haben defensiv auch ein gutes Spiel gemacht, die Jungs vorne haben dafür auch richtig gut gearbeitet."

Der Doppelpack-Torschütze des Spiels, Soriano, schraubte sein Torkonto auf 21 Treffer und hat "nur" noch sechs Rückstand auf Top-Goalgetter Philipp Hosiner. Der Spanier hob die Teamleistung hervor: "Der Erfolg gehört der ganzen Mannschaft, die heute exzellent gespielt hat."

Austria kein Thema

Mit diesem Triumph haben sich die Salzburger nicht nur immenses Selbstvertrauen für die letzten acht Runden geholt, sondern auch den Champions-League-Quali-Platz de facto in der Tasche.

"Es war ein wichtiger Schritt nach vorne, auch weil wir zwölf Punkte Vorsprung auf Rapid und Sturm haben. Von daher bin ich sehr zufrieden", erklärte Schmidt, dessen Erleichterung nach jedem einzelnen "sehr schön herausgespieltem" Tor zu sehen war.

Nach der überraschenden 0:4-Heimniederlage gegen Aufsteiger WAC hat Tabellenführer Austria "nur" noch zehn Punkte Vorsprung auf Salzburg, das nun als längstes Team der Liga ungeschlagen ist (8. Dezember, 1:3 in Ried). Doch verbal gehen die "Bullen" nicht auf die Titeljagd.

"Wir sollten jetzt nicht herumspinnen und auf die Austria schauen. Die soll mal da oben machen und wir machen unsere Sachen. Wenn wir noch ein paar Spiele wie diese zeigen, dann können wir ein gelungenes Saisonende bieten", bleibt Kampl wie die meisten anderen Kollegen auf der Bremse.

Die deftige Ansage von Martin Hinteregger gegenüber "Sky" ("Für mich war der Titel nie abgeschrieben. Es ist auf jeden Fall noch was drinnen, weil die Austria – das hat man schon gestern beim 4:0 gesehen – scheißt sich schon an") war eher eine Einzelmeinung. Der verletzte Youngster wurde auch von Schmidt zurückgepfiffen.

Sturms "rabenschwarzer Tag"

So grandios Salzburg ins letzte Viertel gestartet ist, so inferior tat es Sturm Graz. Alleine null Torschüsse sagen schon einiges aus. Man bleibt damit Lieblings-(Heim-)Gegner der Salzburger, das 2002 - damals noch als Austria - das letzte Mal gegen Sturm zu Hause verloren hat.

An diesem Sonntag waren die "Blackys" nicht einmal nahe dran. Sie wahren im wahrsten Sinne des Wortes ohne Chance, vorne fanden sie kaum statt, defensiv hatten sie gegen die Salzburger Offensive stets das Nachsehen und Glück, dass sich die "Bullen" in Hälfte eins noch zurückhielten.

"Das 0:0 war noch das Beste in der Halbzeit", war Michael Madl nach dem Spiel gezeichnet und hielt fest: "Das war ein rabenschwarzer Tag. Diese Niederlage war in der Höhe verdient, wenn es nicht sogar ein bis zwei Tore zu wenig waren."

Sturm lieferte gegen eine - zugegeben toll aufspielende Mannschaft - eine überaus trostlose Vorstellung ab. "Herzlichen Glückwunsch an Red Bull Salzburg. Und zwar richtigen herzlichen Glückwunsch", betonte Trainer Peter Hyballa bereits eingangs, welch klare Angelegenheit das war.

Trockene Analyse Hyballas

"Es war eine ganz klar verdiente Niederlage. Sie waren uns in allen Belangen überlegen. Wir hatten die Idee, uns etwas tiefer zu positionieren und dann die hohe Kette vielleicht zu überloben oder in der Breite zu überspielen. Das ist uns nicht gelungen, wir konnten für keine Entlastung sorgen", analysierte der Deutsche trocken.

Madl sagte es ähnlich: "Wir haben keine Bälle halten können, keine Konter fertig gespielt, uns von Beginn weg zu tief reindrängen lassen. Da hältst du gegen Red Bull nicht 90 Minuten durch."

Kapitän Jürgen Säumel sprach von einer "richtig schlechten Partie", diese Niederlage schmerze allerdings weniger als jene in Neustadt (0:1) vergangene Woche. Nun liegen die Grazer wieder auf Rang vier, punktegleich mit Rapid.

Der Europacup-Platz ist in Gefahr - zum einen weil das beste Frühjahrsteam namens WAC lauert, zweitens weil das gesamte Frühjahr Sturms alles andere als berauschend ist.

 

Bernhard Kastler