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"Es geht ja hier nicht um die Goldene Ananas"

Es war ein gerechtes Remis beim Schlager Austria gegen Salzburg.

Darüber waren sich nach dem 1:1 im Duell zwischen dem überlegenen Tabellenführer und dem (Noch-)Meister alle einig. Wie auch in puncto Zufriedenheit mit dem Ergebnis sowie der Titelentscheidung.

Doch der Reihe nach. „Im Großen und Ganzen war es ein gerechtes Remis. Die Austria war in der ersten Hälfte besser, da haben wir nicht das gespielt, was wir uns vorgestellt haben. Dafür mit zehn Mann umso besser, da haben wir unser wahres Gesicht gezeigt. Da war es aber dann zu spät.“

Franz Schiemer brachte es aus Salzburger Sicht auf den Punkt. Nach ausgeglichenem Beginn wurden erst die Wiener stärker. „Da haben wir der Austria zu viel Platz gelassen und die Rote Karte hat uns zusätzlich rausgebracht“, analysierte Kevin Kampl, Ausgleichs-Torschütze zum 1:1 in Unterzahl.

Grünwald war überrascht

Deswegen in Unterzahl, weil Isaac Vorsah zum zweiten Mal in dieser Saison noch vor der Pause mit Rot wegen Torraubs vom Platz flog. Dieses Mal nach 37 Minuten – bei der Premiere war es nach bereits 5.

Alexander Grünwald, Mann des Spiels aus Sicht der Austria, holte den Elfer heraus und verwertete ihn souverän. Beim Linksfuß herrschte nach dem Pfiff Verwirrung, sah er doch früh in der Partie noch Gelb wegen einer Schwalbe.

„Ich war zuerst etwas überrascht, ich dachte, er gibt mir Gelb-Rot“, lachte der Blondschopf, um dann ernsthaft festzuhalten: „Es war aber ein klarer Elfmeter und glücklicherweise war er drin.“

Aus Salzburger Sicht war der Ausschluss Vorsahs, der erstmals mit Rodnei das Salzburger Innenverteidiger-Duo bildete, nicht nur wegen dem unmittelbaren Gegentor denkbar schlecht.

„So hätten wir uns das auch zu Elft vorgestellt“

„Nach der Roten Karte war es in der Halbzeit notwendig, das Team auf die neue Herausforderung einzustellen“, sagte Trainer Roger Schmidt, der freilich ebenso ungern den Plan über den Haufen warf, wie Martin Hinteregger nur Minuten nach seiner Einwechslung wieder auswechseln zu müssen.

Nach dessen folgenschwerem Zusammenstoß (Hier die aktuellen Infos) mit Gorgon musste der Coach gleich wieder wechseln, was an Wichtigkeit freilich in keiner Relation zur Gesundheit des 20-Jährigen stand und steht. Alle Protagonisten in der Arena richteten Hinteregger beste Genesungswünsche aus.

Pikanterweise waren die Gäste dann in Unterzahl besser als zuvor. „Wir haben dann gewusst, wir müssen mehr investieren. Wir waren aggressiver, sind viel höher gestanden und haben auf einmal zu zehnt das Spiel dirigiert. So hätten wir uns das auch zu elft vorgestellt“, trauerte Schiemer mehr Punkten nach.

Die Austria tat sich in Überzahl schwieriger, argumentierte allerdings mit einem triftigen Grund. „Wir haben ja auch nicht gegen irgendjemanden gespielt“, rechtfertigte etwa Philipp Hosiner, der im Austria-Dress ohne Tor gegen Salzburg bleibt („Habe ja schon als Admiraner getroffen, also ist es egal.“)

 „Es geht ja nicht um die Goldene Ananas“

Auch Torschütze Grünwald wies darauf hin: „Hier geht es ja nicht um die Goldene Ananas. Dass nicht immer alles zu 100 Prozent laufen kann, das passiert eben. Und wir hätten ja auch gewinnen können.“

So ist es. Vor allem, als Salzburg mehr und mehr riskieren musste und zwangsläufig Räume zuließ, hätten die Wiener den Sack zumachen können. Hosiner und Joker Stankovic hatten etwa dazu die Chancen.

„Wir sind aber auch mit dem 1:1 zufrieden“, stellte Ersterer klar und verfolgte damit dieselbe Linie wie sein Trainer. „Die erste Hälfte war sehr gut, die zweite war nicht alles gut. Da kommt ein Unentschieden raus, wir können damit leben“, war die Fazit-Kurzversion Stögers, der nach der Pause eigene Fehler im Spielaufbau erkannte sowie auch eben auf den Gegner verwies.

„Wir haben gewusst, dass die Salzburger auch mit zehn Mann gefährlich sein können, wenn wir das zweite Tor nicht nachlegen“, so der 46-Jährige, der ebenfalls rechtfertigen musste: „Wir wissen, auf welche Qualitäts-Mannschaft wir getroffen sind. Ich behaupte, dass wir heute wahrscheinlich gegen alle anderen Mannschaften in dieser Konstellation gewonnen hätten, gegen Salzburg kann es eben bestraft werden, wenn man ein oder zwei Mal unachtsam ist. Salzburg lebt immer, wenn es 0:1 steht.“

Salzburger mit Moral zufrieden

Und an diesem Ostersonntag, der historisch viel Schneetreiben und klirrende Kälte mit sich brachte, lebten die „Bullen“ vor allem in Unterzahl. „Großen Respekt ans Team, wie es zurückgekommen ist. Andere lassen sich hängen und kriegen die Hucke voll, aber wir haben gesagt, wir wollen noch einmal alles geben und haben verdient den Punkt geholt“, freute sich Kampl mit seinen Kollegen.

Schiemer sprach von einem wichtigen Punkt für die Moral, Trainer Schmidt sah es nicht anders: „Wir haben das nach der Pause gut gemacht, uns nicht hinten reingestellt und ein offenes Spiel gestaltet. Auch wenn wir nicht gewonnen haben, mit Hälfte zwei und der Moral können wir zufrieden sein.“

So blieb es aber bei den 13 Punkten Abstand auf die Austria, ein Sieg der „Veilchen“ hätte wohl die allerletzten Zweifel hinsichtlich des Meisters 2013 ausgeräumt. So bleibt es (noch) bei Diplomatie.

„Die Austria ist noch nicht Meister, denn es sind noch neun Runden zu spielen und einige Punkte zu vergeben“, erklärte etwa Hosiner, der als Führender der Torschützenliste (27 Treffer) übrigens mit seinem ersten Verfolger Jonathan Soriano (19) das Trikot nach Spielende tauschte.

Die Trainer nutzten die „Darf-man-schon-Gratulieren-Frage“ indes zur Respektsbekundung.

Respektsbekundung statt Gratulation

„Die Austria hat sehr gute Chancen und wird mit hoher Wahrscheinlichkeit auch Meister. Sie machen einen super stabilen Eindruck. Wenn sie das durchziehen, haben sie es sich auch verdient. Ich bin sicherlich der Erste, der Peter gratuliert, aber erst, wenn es so weit ist. Ich glaube aber, er möchte jetzt auch keine Glückwünsche haben.“

Herr Stöger? „So ist es. Weil ich weiß, dass diese Salzburger Mannschaft in der Lage ist, jedes Spiel zu gewinnen. Wenn man dann nachrechnet, weiß man, dass man noch Punkte braucht. Denn 27 sind mehr als 13.“

Ex-Austrianer Schiemer, der seine früheren Kollegen über die Saison als konstanter als sich und seine aktuellen sah, beschrieb es mit seinem Zusatz dann aber schließlich am treffendsten: „Gratulieren tun wir erst, wenn es so weit ist. Im Prinzip kann man es aber schon machen.“

 

Bernhard Kastler / Harald Prantl