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„Wird schwer, dass wir noch auf Platz 2 rutschen“

„Wird schwer, dass wir noch auf Platz 2 rutschen“

Es gehen einem langsam die Superlative aus.

Was soll man zu dieser Wiener Austria noch sagen? Wer soll diese Mannschaft auf dem Weg zum 24. Meistertitel stoppen? Die Veilchen eilen von Sieg zu Sieg und sind seit nunmehr 15 Spielen in Serie ungeschlagen.

Als erstes Team seit Einführung der Drei-Punkte-Regel 1995/96 erreichen die Wiener 60 Punkte nach 24 Spielen, die bisherige Bestmarke hielten der FC Tirol (2001/02) und Sturm Graz (1997/98) mit je 57 Zähler -  beide beendeten die betreffenden Saisonen mit dem Meistertitel.

Die letzte Niederlage datiert vom 22. September 2012. Damals setzte es daheim eine 0:1-Pleite gegen Titelverteidiger Salzburg. Seither wurden zwölf Partien gewonnen, nur drei endeten unentschieden.

Das 4:0 gegen Wacker Innsbruck war der sechste Dreier en suite, die vier Begegnungen im Frühjahr wurden mit einem Torverhältnis von 13:2 bewältigt.

„Kann nicht versprechen, dass wir Meister werden“

Trotz der imposanten Zahlen und einem 15-Punkte-Polster (bei zwei Spielen mehr) auf Salzburg hebt niemand in Wien-Favoriten ab beziehungsweise spricht von einer g’mahtn Wiesn.

„Ich kann schließlich niemanden versprechen, dass wir Meister werden, denn das ist unmöglich. Ich kann nur versprechen, dass wir unser Bestes geben“, erklärt Manuel Ortlechner im Gespräch mit LAOLA1.

Um fokussiert zu bleiben, wird der Berichterstattung in den Medien wenig Bedeutung geschenkt. „Wir konzentrieren uns auf die Arbeit, meiden die Zeitungen und das Internet. Wenn du ständig mit dem Thema Titel konfrontiert wirst, beschäftigst du dich vielleicht mehr damit. Das ist auch ein Tipp an meine Mitspieler. Wir bleiben bescheiden und demütig“, versichert der FAK-Kapitän.

„Haben unser Ding runtergespielt“

Genauso betrachtet Florian Mader die Situation der Violetten. „Wir haben alle ein großes Ziel vor Augen, wissen aber auch, dass wir noch nichts erreicht haben. Es kann im Fußball mit der Drei-Punkte-Regel recht schnell gehen.“

Dass jeder Sieg erst hart erarbeitet  werden muss, bewies das Duell mit den Tirolern, die in der Anfangsphase durchaus Chancen auf die Führung hatten.

„Und so ein schnelles Gegentor kann dich gleich am Anfang aus der Ruhe bringen. Es zeichnet uns aber derzeit aus, dass wir dennoch cool bleiben. Wir haben unser Ding runtergespielt“, berichtet Ortlechner, der lobende Worte für die Gegner findet:

„Es war nicht so einfach. Tirol hat sich mit Händen und Füßen gewehrt. Solche Siege muss man erst einmal rüberbringen.“

Stöger zufrieden

Ähnlich analysiert Peter Stöger, der am Samstag zum 50. Mal auf der violetten Trainerbank Platz nahm.

„Wir waren zu Beginn ein wenig überrascht über die Formation der Innsbrucker. Sie wollten uns nicht ins Spiel kommen lassen, haben unsere Passwege mit großer Laufarbeit zugestellt. Das haben sie wirklich sehr, sehr gut gemacht. Nach dem 1:0 war es leichter, nach dem 2:0 war die Partie eigentlich durch.“

„In der zweiten Hälfte war ich mit meiner Mannschaft sehr zufrieden, habe eine sehr spielfreudige Truppe gesehen. Ich freue mich auch, dass es das Team gelernt hat, dass wenn die Möglichkeit besteht, wir weiter auf Tore spielen – auch wenn es schon 2:0 steht. Das haben wir ihnen versucht einzuimpfen“, freut sich der Wiener.

Hosiner bricht Torsperre

Freuen durfte sich auf Philipp Hosiner. Der führenden der Torschützenlisten beendete seine 266-minütige Torsperre mit seinen Saisontreffern 24 und 25 – eine eindrucksvolle Antwort auf die leise angedichtete Krise.

„Das sind jetzt schon viel Tore. Ich habe in den letzten Spielen einige Großchancen vergeben, habe aber nie an mir gezweifelt und gewusst, dass der Ball schon irgendwann wieder rein geht. Und dann platzt der Knoten wieder“, strahlte der Burgenländer.

Zumal  Roman Kienast mit drei Treffern in den letzten zwei Spielen bereits Druck von der Bank ausübte.

„Ich habe etwas Druck gespürt“

Dieser Druck sei jedoch nur förderlich. „Es ist ein Konkurrenzkampf in einer Top-Mannschaft. Wenn man Meister werden will, ist es gut, wenn sich die Spieler gegenseitig pushen. Das ist bei uns vor allem im Sturm der Fall. Roman hat bewiesen, dass er eigentlich mehr verdient hätte, als nur zu Kurzeinsätze zu kommen. Ich habe etwas Druck gespürt und gewusst, dass auch ich wieder einmal treffen sollte.“

Während seine Kollegen die Thematik Meistertitel mit Vorsicht behandeln, hat Hosiner eine klare Meinung:

„Es ist schön, mit so vielen Punkten dazustehen. Uns ist klar, dass irgendwann auch ein Unentschieden kommen wird. Mit dem rechnen wir. Doch das wird uns nicht aus der Bahn werfen. Es wird schwer werden, dass wir noch auf den zweiten Platz rutschen.“

Wie wahr, denn wer soll die Austria in ihrer aktuellen Form stoppen?

 

Martin Wechtl / Harald Prantl