news

Der unglaubliche Torre(i)gen in der Südstadt

Der unglaubliche Torre(i)gen in der Südstadt

Das beste Heimteam hatte das beste Auswärtsteam zu Gast.

„Es war ein unglaubliches, unpackbares Spiel – für die Fans sicher das Allergrößte, aber für uns Spieler…“

Manuel Ortlechner war nach dem 6:4-Auswärtssieg seiner Austria gezeichnet und glücklich zugleich. Beim Oberösterreicher wurden Erinnerungen an das legendäre 5:4 beim LASK in der Saison 2009/10 wach.

Vor etwas mehr als drei Jahren, am 24. Juli 2009, kassierten die Veilchen zum letzten Mal mehr als zwei Tore in der ersten Halbzeit, lagen zur Pause nach einer 3:0-Führung sogar 3:4 hinten.

„Wir sind damals zur Halbzeit in der Kabine gesessen und haben es nicht glauben können. Das wäre heute fast die Krönung gewesen. Ich bin unheimlich froh, dass wir so eine Moral bewiesen und das Spiel gebogen haben. Ich bin stolz“, gestand der FAK-Kapitän im Gespräch mit LAOLA1.

„Das glaubt dir sowieso niemand“

Sein Pendant, Richard Windbichler, war hingegen „fassungslos und sehr frustriert. Die Austria hat die beste Defensive – da musst du erst einmal vier Tore schießen. Und wenn du dann vier Stück machst und die Partie trotzdem verlierst – das glaubt dir sowieso niemand…“

Der Torre(i)gen in der Südstadt bot den Fans nicht nur zehn Tore, sondern offenbarte bei beiden Mannschaften große Defensiv-Schwächen.

Vor allem die Südstädter erwischten in der Abwehr einen rabenschwarzen Tag. Zwei Mal servierten die Niederösterreicher Ex-Kollegen Philipp Hosnier mustergültig die Kugel, zwei Mal musste man sich nach einer Standardsituation geschlagen geben.

Kühbauer hadert

„Das ist eine Katastrophe. Wir sind nicht gut gestanden, das war ganz schlecht“, rang Peter Pöllhuber, der das Torfestival mit seinem Zuspiel in Minute zwei auf Hosiner einläutete, um Worte.

Auch Trainer Didi Kühbauer war die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben.  

„Es ist ein Jammer, wenn man drei Mal einen Rückstand aufholt und am Ende mit leeren Händen dasteht. Das müssen wir uns aber selber zuschreiben. Zunächst servieren wir Philipp den Ball, kommen zurück, gehen vor der Pause in Führung und bekommen nach dem Seitenwechsel zweimal einen ruhenden Ball verpasst.“

„Nach dem Elfmeter zum 4:4 servieren wir Hosiner erneut den Ball perfekt. Wir hätten das Spiel nicht verlieren müssen. Das ist unser Problem. Wir belohnen uns nicht, lassen uns die Butter vom Brot nehmen. Da nützt es auch nichts, wenn man hört, dass man gut Fußball spielt“, fiel es dem Niederösterreicher schwer, die Niederlage zu akzeptieren.

„Denn da wäre ich zu emotional“

Denn einen großen Unterschied zwischen den beiden Teams, konnte der 41-Jährige nicht erkennen.

„Die Austria hat uns nicht an die Wand gespielt. Wir haben es ihnen heute sehr einfach gemacht. Sie sind halt cleverer, das ist ein Qualitätsding. Ich habe eine sehr gute Truppe, da fährt die Eisenbahn drüber.“

Dennoch werden die „Blackouts“ in der Defensive ein Nachspiel mit sich bringen. „Heute rede ich nicht darüber, denn da wäre ich zu emotional. Und wir wissen alle, was dann dabei rauskommt. Beim nächsten Training wird es aber laut werden. Ich weiß nicht, was man als Trainer da verändern muss, weil man nicht selber am Platz steht. Man arbeitet jede Woche daran, aber was heute in der Abwehr abgegangen ist….“

Stöger lobt Admira

Austria-Coach Peter Stöger blieben die  Abwehrschwächen seiner Elf ebenso wenig verborgen. „Wir haben zu viele Fehler gemacht. Aber die Admira ist ein sehr unangenehmer Gegner, wenn man im Spielaufbau den Ball verliert. Sie können neben Salzburg am besten umschalten. Sie haben Instinktfußballer und besitzen in diesem Bereich große Klasse.“

Schlussendlich seien die „drei Punkte aber das Wichtigste“. Beinahe wäre es jedoch nur ein Zähler geworden, denn nach dem Ausgleich durch Schwab wäre der Wiener auch mit dem Unentschieden zufrieden gewesen.

„Wir haben nach dem Elfmeter auch nicht den Auftrag erteilt, auf Teufel komm‘ raus auf das fünfte Tor zu gehen. Wir wollten der Admira keinen Raum geben und haben schlussendlich von ihrem Fehler profitiert.“

Ortlechner hinterfragt Elferpfiff

Der fragwürde Strafstoß nach einer Attacke von Ortlechner an Issiaka Ouedraogo sorgte im violetten Lager dennochfür Entsetzen.

„Ich habe mich schon wieder umgedreht, weil ich so wie alle anderen auch dachte, dass es Abstoß gibt. Keine Ahnung warum der Schiedsrichter da Elfmeter zeigt. Als ich ihn gefragt habe, hat er gesagt, dass er sich die Szene noch einmal anschauen muss. Schön, wenn er es sich nachher noch einmal anschaut, aber davon haben wir nichts. Gott sei Dank haben wir aber gewonnen“, beschrieb der „Übeltäter“ die stritte Szene in der 82. Minute.

Stöger hatte ebenfalls eine ganz klare Meinung: „Aus meiner Sicht war da gar nichts. Für mich war dieser Strafstoß nicht zu geben. Ärgerlich, dass sich der Assistent einmischt. Man denkt sich natürlich, dass es nach dem ganzen Auf und Ab schade wäre, wenn man dadurch keine drei Punkte mitnimmt.“

Doch Hosiner sorgte in der Nachspielzeit mit seinen Saisontoren zehn und elf doch noch für ein violettes Happy End.

„Das ist das Schicksal. Anscheinend wollte es der Herr im Himmel so“, fand Windbichler die wohl richtigen Worte für ein denkwürdiges, unglaubliches und unpackbares Spiel.

Martin Wechtl