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"Wir haben einen Typen wie ihn gebraucht"

Vor einem Jahr war der Wolfsberger AC wie jetzt Zweiter – allerdings von unten.

Nach sieben Runden der Saison 2013/14 lagen die Kärntner eigentlich am letzten Platz, doch der Admira wurde wegen Lizenzverstößen fünf Punkte abgezogen und so hatten sie die Rote Laterne.

Vor dem achten Spieltag zog WAC-Klubchef Didi Riegler die Konsequenzen und es folgte Trainer Didi Kühbauer für den erfolglosen Slobodan Grubor, der im Sommer davor wiederum Nenad Bjelica beerbt hatte.

Das alles hat auch Manuel Kerhe mitverfolgt, schließlich ist der 27-Jährige schon seit 2009 ein "Wolf" und stieg in der Ära Bjelica mit den Kärntnern von der Regionalliga bis in die Bundesliga auf.

Kerhe, der siebentbeste Assistgeber 2013, wäre seinem früheren Trainer fast nach Italien gefolgt, spielt aber nun sein größtes Bundesliga-Spiel und erklärt, was Didi Kühbauer alles richtig gemacht hat.

LAOLA1: Der Liga-Gipfel steht an und der WAC ist dabei. Ist es dein bislang größtes Spiel?

Manuel Kerhe: In der Bundesliga auf jeden Fall. Das Testspiel gegen Chelsea vor 30.000 Zuschauern steht auch weit oben. Ich freue mich einfach auf ein schönes Spiel mit einer schönen Atmosphäre. Wir sind alle heiß auf diese Partie, hoffentlich können wir sie auch positiv beenden.

LAOLA1: Es bietet sich die historische Chance, als erstes Kärntner Team Tabellenführer zu werden.

Kerhe: Ich muss ehrlich sagen, daran denke ich nicht und ich glaube auch, dass keiner der anderen bei uns daran denkt. Es ist ein Bundesliga-Spiel und es geht gegen Salzburg, was es grundsätzlich natürlich schon einmal prestigeträchtiger macht. Das Ziel bleibt aber einfach: Wir versuchen, dass wir sie schlagen können. Das versuchen wir ohnehin jedes Mal und so auch dieses Mal.

LAOLA1: Wie habt ihr vor, Salzburg zu schlagen? Mehr wie Malmö oder so wie Sturm?

Kerhe: Man kann sich von beiden Mannschaften Dinge abschauen. Es ist sicher so, dass man ohne entsprechendes Zweikampfverhalten und Aggressivität gegen Salzburg nicht bestehen kann. Man muss versuchen, ihnen die Schneid abzukaufen. Aber auf der anderen Seite müssen wir natürlich auch schauen, dass wir spielerische Akzente setzen und unsere Angriffe vor dem Tor gut ausspielen.

LAOLA1: Ihr zieht für die Partie nach Klagenfurt um: Vor- oder Nachteil?

Kerhe: Wir spielen ja dennoch in Kärnten, sind ein Kärntner Verein und hoffen, dass sehr viele Zuschauer kommen und wir auch durch unsere Leistungen zuletzt ein paar Leute inspiriert haben. Es ist etwas schade, dass wir nicht in Wolfsberg spielen, aber so können wir neue Fans gewinnen.

LAOLA1: Egal, was passiert, ihr seid nach einem Saison-Viertel Zweiter. Träumt ihr von der CL-Quali?

Kerhe: Ein bisschen träumen gehört immer dazu, das wäre ja für jeden toll. Aber dafür ist es noch viel zu früh, es ist eine Momentaufnahme und es sind noch viele Runden zu spielen. Man muss auch realistisch und am Boden bleiben. Die Großen wie Rapid und Austria werden noch herankommen, das versteht sich von alleine. Wenn man auf die Tabelle schaut, heißt es für uns einfach, vorne mit dabei zu bleiben. Das ist sicher ein Ansporn, der uns im Kopf herumschwirrt.

LAOLA1: Hat euch der Saisonstart selbst ein wenig überrascht?

Kerhe: Wenn uns vor der Saison jemand gesagt hätte, dass wir dieses Top-Spiel in der achten Runde bestreiten, dann hätte ich ihn für komplett deppert gehalten. Es ist schön, wir genießen das, aber alleine genießen wird auch nicht reichen. Es geht immer weiter und wir müssen weiterarbeiten. Es ist ja auch so, dass wir in der Vorbereitung hart gearbeitet haben und auch deswegen so dastehen.

LAOLA1: Vor einem Jahr Platz neun, nun zwei. Was hat Didi Kühbauer alles richtig gemacht?

Kerhe: Als er kam, herrschte Chaos bei uns. Wir als Mannschaft haben einfach einen richtigen Typen wie ihn gebraucht, dass er uns mit harter Arbeit aber auch Spaß wieder an die anderen Mannschaften heranbringt. Dass er gewissen Leuten auch in den Arsch tritt. Das hat uns gut getan. Im Sommer hat er einen guten Kader zusammengestellt, das hat sich bislang in dieser Saison gezeigt.

LAOLA1: Ist er auch ein Grund, warum du nicht zu Spezia Calcio gewechselt bist?

Kerhe: Er spielt schon eine Rolle, aber auch, weil ich schon länger hier bin, eine schöne Zeit hier hatte und habe und mit dieser Mannschaft noch länger zusammenspielen wollte. Da habe ich einfach ein gutes Gefühl. Der Wechsel wäre für mich nicht zum richtigen Zeitpunkt geschehen. Im Sommer kann man weitersehen, da bin ich ablösefrei und wer weiß, was kommt, wenn ich die Leistungen bringe.

LAOLA1: Wie sehr hätte dich aber Spezia gereizt?

Kerhe: Natürlich, ich habe mit Nenad Bjelica oft telefoniert und er hat mir gesagt, dass er mich gerne haben würde. Dafür war ich ihm sehr dankbar. Es hat auch mit der Ablöse ein paar Probleme gegeben, dazu habe ich mich privat dagegen entschieden, eben dass es jetzt noch nicht so gut ist.

LAOLA1: Du bist 27 Jahre alt. Ist ein Wechsel ins Ausland für dich zwingend?

Kerhe: Es ist auch in Österreich schön, Fußball zu spielen und es gibt gute Vereine hier. Klar, der Jüngste bin ich auch nicht mehr. Vielleicht ist es im Sommer die letzte Chance für mich, wenn ich ins Ausland will. Aber wenn es nicht klappt, ist es auch kein Problem.

LAOLA1: Abschließend: Wirst du am Sonntag Sadio Mane auf deiner Seite vermissen?

Kerhe (lacht): Für mich persönlich war er der beste Flügelspieler in Österreich, der einfach ein irrsinniges Tempo vorlegt und über eine tolle Ballbehandlung verfügt. Er hat sie alle stehen gelassen und es ist sicher kein Nachteil für uns, wenn er nicht spielt.

 

Das Interview führte Bernhard Kastler