Am Sonntag ist in Oberösterreich Wahltag.
Dort regiert Schwarz-Grün mittlerweile schon seit 2003. Auch fußballerisch ist Schwarz-Grün schon seit Jahren die Nummer 1 im Land ob der Enns. Zumal die SV Ried allein im Oberhaus vertreten ist.
„Also sportlich bin ich auf jeden Fall ein Schwarz-Grüner“, lacht Thomas Reifeltshammer von der SV Ried im LAOLA1-Interview. Der 27-Jährige kann mittlerweile auch wieder lachen.
Nachdem Paul Gludovatz und Gerhard Schweitzer zurück sind, spielt der Verteidiger, der seit 1994 für die Wikinger kickt und damit Ried-Urgestein ist, wieder. Das war seit seinem Aufstieg 2011 als Nachfolger von Abwehrchef Oliver Glasner nicht immer so. Ein Gespräch über gestern und heute.
LAOLA1: Siehst du dich als großen Gewinner der bisherigen Gludovatz-Ära II?
Thomas Reifeltshammer: Auf alle Fälle. Ich habe vorher in den fünf Partien nur knapp 40 Minuten gespielt und seither jede Minute. Von dem her kann man schon sagen, dass ich ein Gewinner bin.
LAOLA1: Hattest du bei der Gludovatz-Rückkehr das Gefühl, gleich wieder spielen zu dürfen?
Reifeltshammer: Ich kenne ihn von früher und wusste, wie er tickt und was er verlangt. Er kannte mich und wir hatten damals schon ein gutes Verhältnis. Es hat für mich gepasst und ich dachte mir schon, dass ich wieder bessere Chancen haben würde. Aber natürlich muss man sich das im Training erarbeiten. Das habe ich gemacht und ich denke, ich zahle dieses Vertrauen auf den Platz zurück.
LAOLA1: Abgesehen vom Grödig-Spiel scheint die Verteidigung wieder deutlich stabiler zu sein.
Reifeltshammer: Ja, aber das liegt nicht nur an der Verteidigung. Jeder weiß wieder von vorne bis hinten, wie er verteidigen muss. Wir in der Defensive bekommen eine auf den Deckel, wenn wir viele Tore bekommen und werden gelobt, wenn nicht. Aber es hängt immer mit allen zusammen. Wir arbeiten im Verbund deutlich besser. Das hat viel mit Trainingsarbeit zu tun, wir haben auch viel Videos geschaut, auch im Training. Da haben wir währenddessen gestoppt und uns das angesehen. Das gesamte Verhalten wurde zerlegt. Das sind dann Kleinigkeiten, aber entscheidende.
LAOLA1: Das 3-3-3-1 ist mitunter zurückgekehrt, aber auch andere Systeme wurden seither gespielt. Was passt am besten?
Reifeltshammer: Ich denke, das System ist zweitrangig. Es geht um das Positionsspiel, wie man den Gegner anläuft, in welchem Tempo und wer welche Wege macht. Das ist viel entscheidender. Das System kann man dann interpretieren, wie man will. Die Trainer geben uns für jeden Gegner einen Plan mit, das haben wir bislang ganz gut umgesetzt. Wir haben es gegen Sturm gut gemacht, in Grödig haben wir einen Dämpfer erhalten, aber in der Länderspielpause gut gearbeitet. Wir sind gut unterwegs.
LAOLA1: Hat die Mannschaft eine Respektsperson wie Gludovatz gebraucht?
Reifeltshammer: Ich denke einfach, es geht mehr darum, wie man sich am Platz verhält und wie man unter der Woche arbeitet. Ob da eine klare Linie drinnen ist. Was verlangt der Trainer? Wie kommt das bei der Mannschaft an und wie kann sie es umsetzen? Das harmoniert einfach. Der Trainer ist lange im Geschäft und mit seinem „Co“ ist das eine perfekte Aufgabenteilung. Das greift einfach.
LAOLA1: Das war beim Vorgänger offensichtlich nicht der Fall.
Reifeltshammer: Ich finde es immer unfair, Trainer zu vergleichen. Paul Gludovatz hat schon viel erlebt und ist anders strukturiert. Schlussendlich zählt der Erfolg. Den hatte Gludovatz vorher in Ried und das war kein Zufall. Der Verein hat richtig entschieden, ihn zurückzuholen.
LAOLA1: Der Wunsch liegt wohl nahe, dass das Duo über die Saison hinaus bleibt.
Reifeltshammer: Ich persönlich hätte nichts dagegen (lacht). Aber auch das gesamte Umfeld, das gesamte Innviertel braucht einen wie ihn, der kommunikativ ist und auf die Leute zugeht. Er kennt das Präsidium, die Mitarbeiter und das geht bis in den Nachwuchs hinunter. Er ist ein Koordinator, der seine Spezialisten hat. Ried, Gludovatz, Schweitzer – das passt perfekt zusammen.
LAOLA1: Wenn Ried Ziele ausgibt, geht es meistens um die Entwicklung der Mannschaft. Ist das für dich als Spieler nicht ein wenig visionslos?
Reifeltshammer: Es wäre vermessen, zu sagen, dass wir jedes Jahr vorne mitspielen wollen. Aber es war in den letzten Jahren so, dass viele Spieler und Trainer gekommen und gegangen sind. Das Ziel von Ried muss sein, dass es eine Mannschaft über einen längeren Zeitraum halten kann. So wie 2011, da hat das Team auch länger zusammengespielt und das Ergebnis war der Cupsieg. Es ist sicher schwierig, die besten Spieler zu halten, aber wenn das der Fall ist, dann fängt man auch nicht bei Null an. Das wäre ein Wunschszenario und dann kann man einmal sagen, wir greifen etwas weiter vorne an.
LAOLA1: Mit Oliver Glasner, den du damals als Abwehrchef gefolgt bist, ging euer Trainer und auch ein Rieder Urgestein überraschend zum LASK in die Erste Liga. War das nachvollziehbar für dich?
Reifeltshammer: Er ist ein ehrgeiziger Mensch, so habe ich ihn als Spieler kennengelernt und auch, als er als Trainer zu uns zurückgekehrt ist. Da habe ich schon gemerkt, dass Ried nicht seine letzte Station sein würde. Er hat beim LASK wohl bessere Möglichkeiten gesehen, dass er da einmal in der Bundesliga vorne und international mitspielt. Ich denke, er hat das Projekt gesehen und nicht "da ist Ried und da der LASK". Das muss man akzeptieren. Dass es für Aufsehen sorgen würde, war klar.
LAOLA1: Würdest du als Ried-Urgestein zum LASK wechseln?
Reifeltshammer: (lacht) So lange mich Ried will, spielt das in meinen Überlegungen keine Rolle.
LAOLA1: Du warst 2011 auch bei Rapid im Gespräch. Trauerst du dieser Chance nach?
Reifeltshammer: Nein, weil in diesem Moment habe ich mich dafür einfach auch nicht bereit gefühlt. Und ich habe in jüngerer Vergangenheit auch gesehen, wie schnell es gehen kann und man auf der Bank landet. Solche Phasen wollte ich auch erst einmal durchmachen. Ich habe in Ried alles durchgemacht und als Entwicklung war das für mich wichtig. Das kann ich Jüngeren weitergeben.
LAOLA1: Apropos Rapid. Sieben Niederlage in Folge. Wie knöpft man dem Leader einen Punkt ab?
Reifeltshammer: Es wird schwierig, aber es gibt kaum etwas Schöneres, als gegen den Rekordmeister vor – wie ich gehört habe – großer Kulisse zu spielen. Wir haben keinen Druck und wenn wir an die Leistungen der vergangenen Tage anknüpfen, defensiv gut arbeiten, können wir was mitnehmen.
Das Gespräch führte Bernhard Kastler