news

"Dann wird es schwierig für denjenigen"

Was haben die SV Ried und Red Bull Salzburg gemeinsam?

Beide stehen vor ihrer zehnten Bundesliga-Saison en suite. Einen kleinen Unterschied gibt es dann doch, denn die Innviertler waren 2005 wiederaufgestiegen, die Salzburger überhaupt gegründet.

Beide hatten auch das Auge auf einen Trainer geworfen. „Ich hatte mit Adi Hütter schon geplant“, sagt Ried-Manager Stefan Reiter im LAOLA1-Interview in seinem Büro in der Keine-Sorgen-Arena.

Der 44-Jährige hatte sich aber die Hintertür Salzburg offen gelassen, und letztlich ging es auch zum Double-Sieger der vergangenen Saison – weil Vorgänger Roger Schmidt nach Leverkusen wechselte.

Und da sein Co-Trainer Oliver Glasner das Gehalt hinten anstellte, um bei seiner SV Ried Cheftrainer zu werden, musste sich Reiter nicht lange umsehen und konnte seinen neuen Plan umsetzen.

Über den Aufbruch in eine neue Ära, Fehler in der vergangenen Spielzeit und Berufsauffassung von Spielern spricht der längstdienende Manager der österreichischen Bundesliga vor dem Saisonauftakt.

LAOLA1: Wie hat die SV Ried die vergangen Saison in der Sommerpause aufgearbeitet?

Stefan Reiter: Es ist grundsätzlich kein Misserfolg, wenn die SV Ried Sechster wird. Wir haben aber verschiedene Punkte aufgearbeitet und haben versucht, gewisse Dinge zu verändern. Das ist ein ganz normaler Vorgang und passiert auch anderswo. Das ist auch die Pflicht, um positive Veränderungen herbeizuführen. Man muss dabei immer den sportlich-wirtschaftlichen Ausgleich herstellen, der ist uns vergangene Saison auch gelungen. Wir haben zwei Spieler verkauft, einen zu Red Bull Salzburg und einen zu Bayern München. Da haben wir auch in den Jahren zuvor gut gearbeitet, wir haben diese Spieler über Jahre gut entwickelt und das ist bei uns auch ein Überlebens-Faktor. Im Frühjahr hatten wir die Überlegung, attraktiver zu spielen. Das war ein Prozess, der sich in der Rückrunde entwickelt hat. Dafür haben wir uns die richtigen Trainer und die richtigen Spieler gesucht.

LAOLA1: Adi Hütter war Ihr Wunschkandidat als Trainer, Oliver Glasner ist es am Ende geworden.

Reiter: Das war nicht einfach. Adi Hütter ist relativ spät bei Red Bull Salzburg Thema geworden, das war für mich dann auch schwierig. Denn es war für mich klar, dass er bei uns Trainer werden würde. Ich musste kurz vor Saisonende Änderungen in meinen Planungen vornehmen, es ging aber gut.

LAOLA1: Und mit Salzburg konnte man sich auch arrangieren.

Reiter: Ich versuche mit jedem partnerschaftlich zu arbeiten. Wir sind keine Bittsteller, nur weil Salzburg finanzstärker ist, wir hauen auch nicht hin. Wir sehen sie als Zugpferd der österreichischen Bundesliga, vor allem durch die internationalen Erfolge und da profitieren wir alle mit. Wir haben keinen Neid, weil wir sowieso nicht in diese Sphären kommen werden. Aufgrund der Nähe haben wir ein positives Verhältnis, schenken braucht uns aber auch keiner etwas. Sie ebenfalls nicht, sie investieren schließlich sehr viel. Und es gibt  ja immer Möglichkeiten, dass man sich einigt.

LAOLA1: Hatten Sie eine Alternative für Glasner, wenn dieser nach Leverkusen mitgegangen wäre?

Reiter: Wir hätten dann einfach den nächsten Schritt gesetzt. Ich halte von Parallelverhandlungen wenig, das habe ich auch noch nie gemacht. Das ist auch unfair, wenn viele Namen kolportiert werden. Nicht für den Verein, sondern für den jeweiligen Kandidaten. Da werden interne Rankings aufgestellt, die finde ich nicht in Ordnung.

LAOLA1: Wie sehen Sie heute die Kommunikation rund um die Trennung von Michael Angerschmid?

Reiter: Da habe ich einen großen Fehler gemacht. Das war die Presseaussendung, mit der ich damals alles erklären wollte. Es wurde zuvor ein medialer Druck aufgebaut hinsichtlich der Vertragsverlängerung von Michael Angerschmid und ich war da vielleicht etwas blauäugig. Der Vertrag endete mit 31. Mai 2014 und es gab einen Passus, der miteinander abgesprochen wurde. Es ging um ein weiteres Jahr im Vertrag, was sein legitimer Wunsch war. Da er ein junger Trainer ist, einigten wir uns auf einen Erfolgsfall, bei dem sich der Vertrag verlängern würde. Wir haben darüber gesprochen und kamen auf klassische Dinge wie das Erreichen eines internationalen Startplatzes. Das wollte ich nicht, weil das richtig vermessen gewesen wäre. Wir haben weiterdiskutiert, dabei auch mitunter gelacht, und haben uns dann ganz einfach die Tabelle der vergangenen Saison angeschaut und ich habe gesagt: Bei einem Punkt mehr verlängert sich der Vertrag um ein Jahr zu besseren Bedingungen. Das war ihm Recht. Ich wollte es aber nicht öffentlich kommunizieren, bin dann bei einem TV-Interview live darauf angesprochen worden und da ist es dann rausgekommen. Es waren nur drei, vier Leute involviert. Es hat mich geärgert, dass es nicht intern blieb. Ich habe darauf mit der Presseaussendung reagieren müssen, das wurde aber medial umgemünzt mit der Aussage: Er muss die letzten drei Spiele gewinnen. Es wurde einfach dargestellt, als ob es jetzt erst erfunden worden wäre. Dem war aber nicht so. Es war aber nichts Dramatisches, keiner hat sich unrecht verhalten.

LAOLA1: Wie sieht es bei Andreas Schicker aus?

Reiter: Andreas Schicker ist mir einer der liebsten Spieler gewesen, aber das hier ist ein Betrieb und ich kann mir hier nur rationale Entscheidungen leisten. Es tut mir leid, aber das ist so.

LAOLA1: Der langzeitverletzte Jan-Marc Riegler kämpft sich aktuell vertragslos zurück.

Reiter: Er tut mir menschlich sehr leid, aber da gilt das gleiche Prinzip. Der Vertrag ist ausgelaufen und ich kann ihm keinen neuen Vertrag geben, wenn ich nicht weiß, ob er in sechs Wochen, in sechs Monaten oder in einem Jahr wieder fit ist. Das wäre einfach unverantwortlich gegenüber dem Verein. So leid es mir um ihn tut. Er wird aber immer einen Vorzug gegenüber anderen Spielern bekommen, denn er kommt aus unserer Akademie, ist bei uns ausgebildet worden. Wir helfen ihm auch bei der Reha, die findet in der Region statt und unsere Phyisos sind dabei eingebunden.

LAOLA1: Was erwarten Sie von Oliver Glasner zur neuen Saison?

Reiter: Ich weiß, was er kann und davon bin ich total überzeugt. Er verkörpert den Typus eines modernen Trainers, er ist nicht nur auf sondern auch neben dem Platz sehr aktiv. Das ist heute ein ganz wichtiger Faktor. Da geht es nicht nur um das fußballerische Fachwissen sondern auch um das Zwischenmenschliche, auch wie man den Job wahrnimmt und vorlebt. Der Job ist sehr aufwendig geworden und ich beneide heutzutage keinen Trainer, denn das Bild hat sich massiv verändert. Er muss das Team wirklich führen, muss es vorleben, speziell bei einer jungen Mannschaft wie unserer. Auf der anderen Seite verfügen Trainer heute auch über ein großes, hochqualifiziertes Betreuer-Team, das einem viel hilft und abnimmt. Der springende Punkt ist, als Cheftrainer auch etwas anzunehmen und das tut Oliver. Er ist der Letzte, der beratungsresistent ist. Das ist ein entscheidender Faktor. Man lernt immer dazu und darf auch nie aufhören zu lernen. Das gilt für alle im Verein.

LAOLA1: Ist er auch ein Chef?

Reiter: Er ist in diesem Fall ein Alphatier, der auch ganz vorne stehen muss und will. Diese Kombination ist auch richtig. Deswegen hat er auch das Angebot in Leverkusen abgelehnt.

LAOLA1: Abschließend etwas Lokales: Was sagen Sie zur Rückkehr des LASK in den Profi-Fußball?

Reiter: Gratulation zum Aufstieg und zur Euphorie. Aber es ist auch wieder Profi-Fußball und keine einfache Liga. Ich wünsche ihnen, dass sie erfolgreich sind. Und wenn sie nicht so erfolgreich sind, wie es sich die Fans wünschen, dass nicht wieder das eintritt, was schon einmal passiert ist. Das ist wesentlich. Klar ist aber auch, der Name allein macht es nicht aus, dass man ein Spiel gewinnt.

 

Das Gespräch führte Bernhard Kastler

LAOLA1: Sie haben Thomas Murg nach Ried gebracht (Hier zur Story), der mit disziplinären Problemen im Frühjahr auffiel. Wie viele Vorteile bringt das ruhige Umfeld in Ried wirklich mit sich?

Reiter: Es hat schon viele Vorteile. Aber es muss auch einem jeden klar sein, wie er seinen Fußball-Beruf auffasst. Fakt ist und das sage ich meinen Spielern zwei Mal im Jahr: Wir sind sicher kein unerfolgreicher Klub, haben uns in der Bundesliga super etabliert, wie wir uns das auch vorstellen. Wenn ein Spieler von uns weggeht, dann gibt es verschiedene Gründe. Wir wollen ihn halten, aber er entscheidet sich anders, wenn der Vertrag ausgelaufen ist. Beispiel Anel Hadzic. Das passiert. Es geht jemand, dafür werden wir entschädigt und damit wird ein Spieler von einem anderen abgelöst. Spieler, die von der SV Ried keinen neuen Vertrag mehr erhalten, wandern aber durchwegs in die niedrigeren Klassen. Da stelle ich schon jedem die Rute ins Fenster. Wenn jemand bei uns nicht ordentlich arbeitet, dann wird es schwierig für denjenigen.

LAOLA1: Thomas Hinum hat etwa beim LASK unterschrieben. Der ist bekanntlich Zweitligist.

Reiter: (schweigt).