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Stankovic: "Es wird ein falscher Eindruck vermittelt"

Stankovic:

"Eine Sache stört enorm. Nämlich, dass wir so dumme Tore bekommen und zwar immer wieder."

So lautete das Fazit von Darko Milanic nach dem 2:4 Anfang August 2013 gegen den SK Rapid. 

Fast genau ein Jahr später klingt die Message des Sturm-Trainers ähnlich. Sowohl gegen Altach, als auch gegen Grödig verabsäumen die Schwarz-Weißen, das Spiel zu entscheiden und fangen sich durch Eigenfehler Gegentore ein. 

Unterm Strich halten die Grazer nach zwei Spielen bei null Punkten. Die Situation ist zu Beginn der neuen Saison nach einem ohnehin durchwachsenen Jahr alles andere als entspannt. 

Marko Stankovic bleibt dennoch gelassen. Der Rückkehrer ist auch nach zwei Spielen ohne Sieg fest vom Erfolg seiner Mannschaft überzeugt. 

"Wenn die zwei Niederlagen in der siebenten oder achten Runde passieren, wäre es halb so schlimm. Am Start ist es halt ein bitterer Beigeschmack, weil eben die Null steht", meint der 28-Jährige. 

Warum seiner Meinung nach in Graz "zu viele Süppchen gekocht werden", er Darko Milanic gut versteht und was Emmanuel Frimpong auf eine echte Verstärkung noch fehlt erklärt Stankovic im LAOLA1-Interview.

LAOLA1: Unter der Woche hat Sturm gegen den HSV getestet. Welche Schlüsse hast du aus diesem 0:2 ziehen können?

Marko Stankovic: Es war ein netter Test gegen einen deutschen Bundesligisten. Schön war es vielleicht für ein paar junge Spieler, die so einen Gegner einmal hautnah erleben konnten. Es war eine angenehme Trainingseinheit, die aber im Hinblick auf das Spiel gegen Wiener Neustadt nicht sehr relevant war.

LAOLA1: Möglicherweise fällt Aleksandar Todorovski gegen Wiener Neustadt aus - da könnte mit Marco Gantschnig oder Benjamin Rosenberger schon einer dieser jungen Spieler zum Einsatz kommen, oder?

Stankovic: Schwer zu sagen. Unsere Kaderdecke ist aber dünn, da muss eben einmal ein Junger in die Bresche springen. Egal, wer rechts in der Viererkette spielen wird - er wird seine Sache gut machen.

LAOLA1: Ein Junger, der besonders hervorgehoben wird, ist Sandi Lovric. Was ist dein Eindruck von ihm?

Stankovic: Er ist für seine 16 Jahre schon sehr weit und muss einfach nur so weitermachen wie bisher. Er ist einer der wenigen Jungen, der sich auch etwas sagen lässt. Ich will da keinen persönlich ansprechen, aber generell hat sich das durch die Generationen ein bisschen verändert. Er ist da anders. Mit seinen 16 Jahren ist er ein echtes Thema bei uns und eine ernsthafte Konkurrenz. Wenn er intelligent ist, und so kommt er mir vor, hat er eine große Zukunft vor sich.

LAOLA1: Gegen den HSV war er durchaus auch offensiver zu sehen  - wo siehst du seinen Einsatzbereich?

Stankovic: Ich sehe ihn als Stratege auf der Sechs, der das Spiel lenkt. Aber er kann sicher einiges mehr spielen. Ich würde ihm raten, dass er sich auf eine Position konzentriert, um die so gut wie möglich zu lernen. Er hat mit Sturm einen Verein, bei dem er hohe Wertschätzung genießt. Man will ihn forcieren. Daraus muss er jetzt das Richtige machen und gute Leistungen zeigen.

LAOLA1: Besonders genau wurde am Mittwoch Emmanuel Frimpong beobachtet, dem noch körperliche Defizite anzusehen waren. Wie präsentiert er sich im Training?

Stankovic: Er ist von seinem Naturell her ein sehr offener, positiver Typ. Wenn man in die Kabine schaut, kommt es einem so vor, als ob er schon ein paar Jahre da wäre. Wir werden sehen, ob er es schafft, die körperlichen Defizite aufzuholen. Das ist nicht so einfach, immerhin hat er ziemlich lange kein Spiel mehr gemacht. Man wird sehen, wie sich der Verein entscheidet. Man muss sich nur darüber im Klaren sein, dass er ein Spieler ist, der noch das eine oder andere Monat brauchen wird. Ich glaube, dass für ihn jetzt erst einmal 6 bis 8 Wochen intensives Training nötig wäre, um auf jenes konditionelle und athletische Level zu kommen, das der Rest der Mannschaft hat. Die fußballerischen Qualitäten sind klar vorhanden, das hat man beim ersten Ballkontakt gemerkt.

LAOLA1: Im Zuge des Tests gegen Hamburg wurde auch die Verpflichtung von Taisuke Akiyoshi fixiert. Wie kann er der Mannschaft helfen?

Stankovic: Er hat bei uns in den Probetrainings sehr stark angefangen. Da war er richtig spritzig, dynamisch und echt stark. Dann hat er ein bisschen am harten Training zu knabbern gehabt, weil er das vielleicht bis dato noch nicht so gewohnt war und sich leider auch leicht verletzt. Dadurch war es unsicher, wie es mit ihm weitergeht. Wenn er sich jetzt an das Tempo gewöhnt, ist er sicher gut für die Konkurrenz in der Mannschaft. Er stellt alles in den Dienst der Mannschaft und ist sehr zuvorkommend. Solche Teamplayer braucht es. Wenn er ein paar Einsätze bekommt und sieht, welcher Wind in der Bundesliga weht, kann er sicher eine Bereicherung für die Mannschaft werden.

LAOLA1: Auf welcher Position siehst du ihn? Zunächst wurde er als defensiver Mittelfeldspieler angekündigt, nun sieht ihn Darko Milanic in einer offensiveren Rolle.

Stankovic: Er kann sicher mehrere Positionen spielen, aber ich habe da den gleichen Eindruck wie der Trainer und glaube, dass er eher in der Offensive als in der Defensive zuhause ist. Zumindest nicht im defensiven Mittelfeld. Er ist einer, der über die Seite kommen kann. Technisch ist er ein sauberer Fußballer, sehr intelligent. Und körperlich ist er zwar sehr schmächtig, sein Gewicht haut er aber ohne Rücksicht auf Verluste in die Zweikämpfe. Das ist absolut lobenswert. Er ist zwar sehr schüchtern und zurückhaltend, aber ein netter Kerl und kommt im Team gut an.

LAOLA1: Apropos Team. Nach den zwei Niederlagen zum Auftakt war in der Öffentlichkeit einiges los. Wie ist die Mannschaft damit umgegangen?

Stankovic: Weil ich wenig Zeit habe, lese ich wenig bis gar nichts und bekomme solche Dinge dann immer erst im Nachhinein mit. Da werden viel zu viele Süppchen gekocht, die nichts mit dem Wesentlichen zu tun haben. Ich komme mit der Austria eigentlich von einem großen Klub, muss aber sagen, dass sich öffentlich weniger getan hat als in Graz. Das finde ich sehr schade. Da wird ein ganz falscher Eindruck vermittelt. Die Mannschaft ist nämlich absolut intakt. Vom General-Manager über den Trainer bis zur Mannschaft ziehen alle an einem Strang. Wir müssen schauen, dass wir die Punkte machen, alles andere ist kompletter Blödsinn.

LAOLA1: Michael Madl hat unlängst in einem Interview gemeint, dass bei Sturm zu viele Leute mitreden, die keine Ahnung haben. Ist das so?

Stankovic: Dazu bin ich erst zu kurz wieder da, um das beurteilen zu können. Für mich zählt die Meinung vom General-Manager, vom Trainer und von den Kollegen und sonst gar keine. Ich weiß nicht, was er da gemeint hat. Ich muss mir erst ein genaueres Bild machen, wie was läuft. Sicher ist, dass die Mannschaft intakt ist. Und das ist das Wichtigste.

LAOLA1: Wie erlebst du Darko Milanic in diesen Tagen? Unlängst hat er zugegeben, durch die Sprachbarriere einen Nachteil zu haben.

Stankovic: Ich erkenne nicht einmal im Ansatz eine Sprachbarriere. Er spricht absolut gut Deutsch. Vielleicht war das im letzten Jahr anders, aber er entwickelt sich ja auch weiter, weil er jeden Tag seine Kommandos geben muss. Die zwei Niederlagen liegen auch nicht im Geringsten am Trainer, das sieht doch ein Blinder. Wir haben in Altach mit einem abgefälschten Schuss ins Kreuzeck verloren, während wir in der ersten Halbzeit zwei Mal alleine auf das Tor gelaufen sind und in Grödig war es unnötig hoch zehn, das haben sowieso alle gesehen. Es sind individuelle Fehler passiert. Da sind dem Trainer die Hände gebunden. Wenn wir so weitermachen wie bisher und aggressiv nach vorne spielen werden die Ergebnisse kommen. Wenn die zwei Niederlagen in der siebenten oder achten Runde passieren, wäre es auch halb so schlimm. Am Start ist es halt ein bitterer Beigeschmack, weil eben die Null steht. Das beschert uns die Unruhe. Vom Ansatz unseres Spieles gibt es aber nicht im Geringsten einen Grund zur Sorge.

LAOLA1: Gerade beim ersten Heimspiel nach zwei Niederlagen werden auch die Fans eine entscheidende Rolle spielen. Steht also auch jede Menge Überzeugungsarbeit an?

Stankovic: Absolut. Es war zwar ein Testspiel und da gibt es keinen Support, aber man hat gegen Hamburg schon gesehen, dass die eine oder andere Aktion zu Beginn bejubelt wurde und die Fans sofort da waren. Das Grazer Publikum schätzt ja den schönen Fußball. Die Fans hinter dem Tor sind ja absolut auf unserer Seite, das merken wir auch. Wenn wir alles geben, werden wir auch kein schlechtes Feedback bekommen. Gegen Neustadt nehmen wir uns vor, dass der Funke sofort aufs Publikum überspringt. Das ist ganz wichtig.

LAOLA1: Der Gegner aus Niederösterreich ist zuletzt immer gerne nach Graz gefahren. Der letzte Liga-Heimsieg von Sturm gegen den SC datiert vom 1. Dezember 2012. Wurde diese Unserie vor der Partie thematisiert?

Stankovic: Nachdem ich von den letzten elf Spielen gegen Neustadt nur eines verloren habe, habe ich eine ganz andere Einstellung zu dem Spiel.

LAOLA1: Na dann steht ja fest, wer die Partie entscheiden wird...

Stankovic (lacht): Mir ist nur wichtig, dass wir die drei Punkte machen. Man will immer selber etwas beitragen, aber wenn nicht und wir gewinnen, dann soll mir das auch recht sein. Besonders in einer Phase wie jetzt steht die Mannschaft im Vordergrund. Sollte es kein schönes Spiel werden, wir gewinnen aber trotzdem, dann haben wir zwar das Gegenteil von dem gemacht, was wir bisher gemacht haben, aber die Punktezahl in der Tabelle ist endlich eine andere.

 

Das Interview führte Andreas Terler