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"Die Haltungsnoten sind schwer ausbaufähig"

Der SC Wiener Neustadt darf in diesem Sommer erneut für die Bundesliga planen. Für den notorischen Abstiegskandidaten ein Erfolg.

Wenngleich Manager Günter Kreissl nicht mit allem zufrieden war. „Wenn ich es mit dem Skispringen vergleiche, wäre die Weite gut, aber die Haltungsnoten schwer ausbaufähig“, sagt der 39-Jährige im LAOLA1-Interview.

Der starke Mann beim SCWN spricht über die Kaderplanung, fixe Abgänge und die Suche nach einem neuen Co-Trainer.

LAOLA1: Am vergangenen Wochenende hat sich der SC Wiener Neustadt endgültig aller Sorgen entledigt.

Günter Kreissl: Für uns scheint seither die Sonne. Wir haben das so erwartet, aber es ist trotzdem schön, wenn es auch so kommt – ich spreche da von der Lizenzerteilung und vom Klassenerhalt.

LAOLA1: Aktuell sind 36 Punkte auf dem Konto. Das ist dieselbe Anzahl wie vor einem Jahr. Ist die Weiterentwicklung, die Sie erhofft haben, eingetreten?

Kreissl: Wir haben vom Budget her deutlich günstiger als im Vorjahr gearbeitet und den gleichen sportlichen Output – das bezeichne ich grundsätzlich als erfolgreich. Im letzten Spiel können wir die Punkte von der Vorsaison aber noch übertreffen und sogar auf Rang sieben vorrücken. Dann muss man definitiv von einer erfolgreichen Saison sprechen. Ich überlege gerade, ob ich einen schönen Vergleich finde…

LAOLA1: Nur zu!

Kreissl: Vielleicht Skispringen. Die Weite wäre auf jeden Fall gut, die Haltungsnoten sind schwer ausbaufähig. Es waren viele nicht gute Leistungen dabei. Die extrem vielen Gegentore sind ein Wermutstropfen. Auch diese lange Negativserie zum Schluss tut weh. Wir hatten an genug zu knabbern.

LAOLA1: Am Ende gehen die Weiten und nicht die Haltungsnoten in die Geschichtsbücher ein.

Kreissl: Richtig! Was überbleibt ist das, was sehr gut messbar ist. Bei der Haltungsnote kommt es auf die persönliche Einschätzung an. Da ist es so, dass es viel Verbesserungsmöglichkeiten gibt, in drei Monaten aber keiner mehr danach fragen wird.

LAOLA1: Für Sie fängt die Arbeit erst so richtig an.

Kreissl: Nein, dem muss ich entschieden widersprechen! Ich arbeite seit letztem August an der Mannschaft für die kommende Saison. Meine Arbeit hat sich nur insofern verändert, dass ich anders abschließen kann. Mit Christian Deutschmann und Julian Salamon habe ich zwei Neuzugänge präsentiert, Christoph Freitag wird seinen Vertrag verlängern. Ich habe monatelang vorgearbeitet, es geht nur in eine andere Phase. Jede halbe Stunde ruft ein Manager, der eine super Idee hat, an.

LAOLA1: In den vergangenen Transferzeiten wurde in Wiener Neustadt jedes Mal eine komplette Elf ausgetauscht. Können Sie das diesmal vermeiden?

Kreissl: Letzten Sommer sind 16 Spieler geblieben – davon viele, die regelmäßig gespielt haben. In dieser Größenordnung wird es sich ungefähr wieder abspielen. Ich schätze, dass rund 16 Spieler bleiben und ungefähr acht, neun Neue dazu kommen.

LAOLA1: Wer muss definitiv gehen?

Kreissl: Jörg Siebenhandl, David Witteveen, Arvedin Terzic und Manfred Rottensteiner. Zusätzlich gibt es fünf, sechs Spieler, bei denen die Tendenz deutlich dorthin geht, dass sie keine neuen Verträge mehr bekommen werden. Die will ich aber nicht alle aufzählen, weil aufgrund diverser Entwicklungen doch noch der eine oder andere bleiben könnte.

LAOLA1: Befürchten Sie, auch Spieler zu verlieren, die Sie eigentlich halten wollen? Ich nenne mal Stefan Stangl und Kristijan Dobras als Beispiele.

Kreissl: Ja. Diese Befürchtung muss ich bei Stangl haben. Rapid hat sich zwar noch nicht bei uns gemeldet, was ich so höre, dürfte das aber sehr wohl ein Thema sein. Ich glaube, dass es für Dobras gut wäre, wenn er noch ein Jahr bei uns bleiben würde, aber wenn ihn sich ein Großklub einbildet…

LAOLA1: Über Stangl haben Sie mit Rapid also noch nicht gesprochen. Dafür über die Zukunft von Leihgabe Lukas Denner?

Kreissl: Das hängt direkt zusammen. Wir würden ihn gerne bei uns behalten. Ein Gegengeschäft, wenngleich sicher nicht Eins zu Eins, ist denkbar. Ich gehe davon aus, dass diese Gespräche mit Rapid irgendwann stattfinden werden. Ich fände es aber komisch, wenn ich dort anrufen würde, um nachzufragen, ob das mit dem Interesse stimmt.

LAOLA1: Abschließend: Wie läuft die Suche nach einem neuen Co-Trainer?

Kreissl: Gut. Wir hatten mehrere interessante Kandidaten und haben uns ziemlich klar auf einen festgelegt. Noch ist es aber nicht komplett finalisiert?

LAOLA1: War die Rückkehr von Mario Posch ein Thema, nachdem sich die Vienna ins sportliche Niemandsland verabschiedet?

Kreissl: Nein, er ist nicht der Kandidat. Aber nur aus dem Grund, weil wir nicht warten konnten, wie es sich für ihn bei der Vienna entwickelt. Das hat überhaupt nichts mit seiner Qualität zu tun, sondern ausschließlich damit, dass wir in den Gesprächen mit anderen Kandidaten schon viel zu weit waren.

Das Gespräch führte Harald Prantl