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"Würde mich nicht als Austria-Fan bezeichnen"

Wie ein Phönix aus der Asche.

Als Andreas Schrott im Jänner 2011 nach der Vertragsauflösung bei Wacker Innsbruck bei Regionalligist USK Anif anheuerte, waren sich viele Experten einig, dass es das wohl mit seiner Bundesliga-Karriere endgültig gewesen sein wird.

Doch der 30-jährige Verteidiger strafte seine Kritiker Lügen und schaffte dank der Admira ein Comeback in Österreichs höchster Spielklasse.

Beim Aufsteiger und aktuellen Tabellenführer zählt der Tiroler zum Stammpersonal und brachte es bisher auf acht Einsätze.

„Wenn mir jemand im Mai gesagt hätte, dass ich beim Tabellenführer der Bundesliga mehr als die Hälfte aller Spiele von Anfang an bestreiten werde, hätte ich ihm das sicher nicht geglaubt“, schätzt sich der ehemalige U21-Teamspieler glücklich.

Im LAOLA1-Interview spricht Schrott über das Spitzenduell gegen Austria, seinen unschönen Abgang von Wacker und seinen Status bei der Admira.

LAOLA1: Nach der Länderspielpause wartet in der Bundesliga der Schlager Admira gegen Austria. Wie verläuft die Vorbereitung? Ist es ein Vor- oder Nachtteil, dass bei euch drei und bei der Austria gleich sieben Spieler beim Team waren?

Andreas Schrott: Eigentlich verläuft die Vorbereitung so, wie vor jedem anderen Spiel auch. Und das mit den Teamspielern sehe ich neutral. Die Akteure der Austria sind beim Team ja nicht zum Einsatz gekommen. Daher ist es weder ein Vor-, noch ein Nachteil.

LAOLA1: Am Samstag treffen nicht nur der Erste auf den Zweiten, sondern auch die offensivstärksten Mannschaften der Liga aufeinander. Erwartest du viel Arbeit?

Schrott: Auf jeden Fall. Uns ist bewusst, dass mit der Austria ein harter Brocken wartet. Wir Abwehrspieler müssen uns in die Offensive einschalten und für Gefahr sorgen. Schließlich ist Angriff die beste Verteidigung.

LAOLA1: Zuletzt gab es gegen Mattersburg und Wr. Neustadt zwei Nullnummern. Generell ist auffällig, dass ihr euch gegen die sogenannten „Kleinen“ schwer tut. Hast du eine Erklärung dafür?

Schrott: Es ist offensichtlich, dass wir gegen Mannschaften, die relativ tief stehen, unsere Probleme haben. Wir sind ein Team mit sehr schnellen Spielern, die den Raum brauchen. Und diesen gibt es eben gegen die Vereine, die wenig für das Spiel machen, nicht. Zudem haben wir in den letzten Partien unsere zahlreichen Möglichkeiten nicht nützen können. Da müssen wir wieder konsequenter werden.

LAOLA1: Ist möglicherweise auch euer „Überraschungsmoment“ mittlerweile verpufft?

Schrott: Das würde ich nicht unbedingt sagen. Wie bereits erwähnt, haben wir gegen die „Kleineren“ unsere Probleme. Auf der anderen Seite kennen uns nun die Teams – sie wissen, dass unsere Stärken im Umschalten von der Defensive auf die Offensive liegen. Damit müssen wir umgehen lernen.

LAOLA1: Dann kommt die Austria als spielstarke Mannschaft also genau richtig?

Schrott: Wir können im Herbst nicht mehr viel verlieren. Wir haben bisher sehr überrascht und viele Punkte am Konto. Diese kann uns niemand mehr nehmen. Alles was noch dazukommt, ist Draufgabe.

LAOLA1: Fängt man eigentlich als Spieler, wenn man nach über einem Drittel der Meisterschaft mit vier Punkten Vorsprung an der Spitze liegt, unterbewusst im Kopf zu rechen an, was heuer noch möglich ist?

Schrott: Überhaupt nicht! Ich habe die selbe Situation letztes Jahr in Innsbruck miterlebt. Es kann sehr schnell umschlagen. Wenn man plötzlich fünf, sechs Spiele nicht gewinnt, ist es das andere Extrem. Die Liga ist sehr ausgeglichen. Das sieht man jede Runde. Wir müssen am Boden bleiben und konzentriert weiter arbeiten. Wir werden uns aber nicht wehren, wenn wir am Ende der Meisterschaft weit oben stehen.

LAOLA1: Gibt es Parallelen zum letztjährigen Erfolgslauf der Innsbrucker?

Schrott: Die ersten Spiele nach dem Aufstieg sind einfach etwas Besonderes. Das ganze Drumherum ist anders. Wir haben plötzlich 8.000 Zuschauer in der Südstadt - in der Ersten Liga waren es manchmal 500. Das motiviert zusätzlich. Es ist ein tolles Gefühl,  in der Bundesliga zu spielen. Das weiß man, wenn man aus der Erste Liga kommt, einfach mehr zu schätzen. Diese Euphorie wollen wir solange wie möglich mitnehmen und nicht abklingen lassen. Und das erreicht man am besten mit Erfolgen.

LAOLA1: Apropos Wacker. Dein Abschied ist nicht unbedingt schön verlaufen. Hast du das Thema abgehakt?

Schrott: Eigentlich schon. Ich habe bei der Admira die Möglichkeit erhalten, mich zu beweisen und allen zu zeigen, dass ich doch noch nicht zum alten Eisen gehöre. Das freut mich, denn Wacker hat mir ja damals die Bundesliga-Tauglichkeit abgesprochen. In erster Linie habe ich aber mir selber bewiesen, dass ich es noch kann. Ich hege jedenfalls keinen Groll, denn ich hatte eine tolle Zeit in Innsbruck und hoffe, dass ich meine längerfristige Zukunft in Tirol planen kann.

LAOLA1: Hat es jemals eine Aussprache mit den Verantwortlichen bei Wacker gegeben?

Schrott: Ich habe  den Fall nur mit dem Präsidenten besprochen und ihm meine Sicht der Dinge dargelegt. Mit Trainer oder Management gab es kein Gespräch mehr. Ich habe keine Veranlassung gesehen, schließlich haben sie ja vorher auch nicht mit mir gesprochen.

LAOLA1: Wie dankbar bist du der Admira, dass sie dich aus Anif geholt hat?

Schrott: Natürlich freue ich mich über diese erhaltene Chance. Ich habe dafür aber auch hart gearbeitet und im Probetraining offensichtlich gezeigt, dass mich die Südstädter gebrauchen können.

LAOLA1: Ist es eine Art Neustart für dich – schließlich ist es nicht alltäglich, dass ein Spieler in deinem Alter aus der Regionalliga verpflichtet wird?

Schrott: Auf jeden Fall. Wenn man einmal unten ist, ist es extrem schwer, wieder nach oben zu kommen. Die Bundesliga-Klubs holen aus der Regionalliga grundsätzlich Spieler, die mehr Perspektive haben. Ich mit meinen 30 Jahren gehöre wohl nicht mehr in dieses Schema. Deswegen ist es definitiv ein Neuanfang.

LAOLA1: Du bist bei der Admira bis jetzt acht Mal zum Einsatz gekommen. Bist du mit dieser Bilanz zufrieden?

Schrott: Ja! Wenn mir jemand im Mai gesagt hätte, dass ich beim Tabellenführer der Bundesliga mehr als die Hälfte aller Spiele von Anfang an bestreiten werde, hätte ich ihm das sicher nicht geglaubt. Momentan läuft es für mich wirklich gut – es geht aber noch besser. Ich finde mich von Training zu Training wieder besser mit dem Bundesliga-Tempo zurecht. Das zeigt, dass noch einiges drinnen ist.

LAOLA1: Abschließend noch einmal zurück zur Austria. Man hat dich heuer regelmäßig als Besucher bei den Heimspielen der Veilchen angetroffen. Gibt es dafür einen Grund?

Schrott: Ich habe mit Pascal Grünwald und Florian Mader ein super Verhältnis. Wir treffen uns regelmäßig und deswegen habe ich mir heuer schon wirklich viele Spiele der Austria angesehen. Ich weiß daher, was am Samstag auf uns zukommt. Als Austria-Fan würde ich mich aber nicht bezeichnen.

Das Gespräch führte Martin Wechtl