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"Ich habe noch nie so hart trainiert"

Roman Prokoph geht einen ungewöhnlichen Weg.

Mit 25 Jahren ist der Deutsche im besten Fußballer-Alter. Auch Angebote aus der zweiten deutschen Liga hatte er vorliegen.

Doch der Berliner entschied sich für einen Wechsel vom VfL Bochum zum Kapfenberger SV. „Ich will vor allem im körperlichen Bereich etwas dazulernen“, begründet der Angreifer im LAOLA1-Interview.

„Er ist ein Spieler, der großes Potenzial, aber noch körperliche Defizite hat. Er ist schnell, technisch beschlagen und quirlig. Man muss ihm Zeit lassen, aber ich denke, dass er uns helfen kann“, beschreibt Trainer Werner Gregoritsch seinen Neuzugang.

Der Stürmer, der für ein Jahr plus Option unterschrieben hat, spricht über 21.000 Einwohner, mit denen er nichts anfangen konnte, seine Steirisch-Kenntnisse und Christian Fuchs sowie Ümit Korkmaz.

LAOLA1: Was verschlägt einen Berliner nach Kapfenberg?

Roman Prokoph: Der Fußball. Der Fußball hat mich in Deutschland schon weit herumgeführt. Jetzt bin ich in Österreich gelandet.

LAOLA1: Wie ist es zu deinem Wechsel gekommen?

Prokoph: Ich hatte beim VfL Bochum noch bis 2013 Vertrag. Doch unter Trainer Friedhelm Funkel habe ich wenig Spielzeit bekommen. Ich habe das letzte halbe Jahr nur noch auf der Bank und auf der Tribüne verbracht. Ich bin aber im besten Fußballer-Alter – und da will man natürlich spielen. Werner Gregoritsch wollte mich schon vor einem Jahr haben, damals war es noch nicht möglich. Diesmal schon.

LAOLA1: Es ist ungewöhnlich, dass ein Deutscher im besten Fußballer-Alter nach Österreich kommt. Gab es keine anderen Möglichkeiten?

Prokoph: Doch. Ich hatte Angebote aus der zweiten deutschen Liga. Mir erschien es aber so, dass ich meine Fähigkeiten hier verbessern kann. Ich will vor allem im körperlichen Bereich etwas dazulernen. In Deutschland geht es ja mehr um Fußball. Ich habe mir das hier angesehen und bin zum Entschluss gekommen, dass ich das probieren will.

LAOLA1: Wie recherchiert man über Kapfenberg, wenn man in Deutschland sitzt?

Prokoph: Ich habe durch meinen Berater zum ersten Mal von diesem Klub gehört. Ich habe mich dann ein bisschen erkundigt.  21.000 Einwohner – damit kann man als Großstädter nicht so viel anfangen. Ich habe mich dann aber auf der Internet-Seite des Vereins schlau gemacht und mich auch über die Liga erkundigt. Letztlich gibt es attraktive Gegner hier. Gegen die großen Vier spielt man vor ordentlich Publikum und kann auf sich aufmerksam machen.

LAOLA1: Du kommst aus der Metropole Berlin, wie gehst du damit um, nun in einer Stadt wie Kapfenberg zu leben?

Prokoph: Ich bin in Berlin groß geworden, danach bin ich nach Hamburg – die zweitgrößte Stadt – gewechselt, von dort aus ging es in den Ruhrpott nach Essen – auch dort leben sehr, sehr viele Menschen. Jetzt lasse ich mich auf etwas Neues ein. Ich denke, das bringt mich menschlich weiter. Graz und Wien sind nicht weit entfernt, da kann man schon was machen. Ich freue mich auf die Zeit.

LAOLA1: Was erwartest du von der österreichischen Bundesliga?

Prokoph: Ich erwarte Spiele vor vielen Zuschauern. Ich erwarte zweikampfstarkes, dynamisches Spiel. Ich freue mich besonders auf die Duelle mit Rapid, Austria und Salzburg.

LAOLA1: Wie hat die Integration in die Mannschaft bisher funktioniert?

Prokoph: Recht gut. Es ist eine junge Mannschaft, alle sind sehr offen. Durch Raphael Wolf habe ich auch eine Bezugsperson hier. Außerdem redet der Trainer sehr viel mit mir, was wichtig ist. Ich bin gut angekommen. Mein Fazit fällt positiv aus.

LAOLA1: Wie geht’s deinem Steirisch?

Prokoph: Wenn die Jungs sich untereinander unterhalten, ist es extrem schwer für mich. Der Trainer sagt mir vor Besprechungen auch immer, dass ich mich melden soll, wenn ich etwas nicht verstehe. Wenn man aber mit mir spricht, klappt das – dann können die Jungs schon gutes Hochdeutsch sprechen. Ein paar Worte habe ich auch schon aufgegriffen. Passt! Oder: Ja, freili! (lacht)

LAOLA1: Beschreib‘ dich als Fußballer, welcher Spielertyp bist du?

Prokoph: Ich bin eigentlich gelernter Stürmer, habe aber auch Rechts- und Linksaußen gespielt. Ich bin schnell, habe Kondition und bin zweikampf- sowie kopfballstark. Wenn ich diese Tugenden hier in die Waagschale werfe, bin ich sicher, dass ich der Mannschaft helfen kann.

LAOLA1: Du scheinst auf der rechten Außenbahn eingeplant zu sein…

Prokoph: Ich habe mit dem Trainer eigentlich eine andere Abmachung. Ich habe es so verstanden, dass ich als Stürmer eingeplant bin. Aber klar, dass er in der Vorbereitung Dinge ausprobiert. Ich denke aber, dass ich der Mannschaft am meisten im Sturm helfen kann.

LAOLA1: Ich weiß, dass das keine einfache Frage ist, weil du ja noch nicht lange beim Klub spielst, aber dennoch: Was ist für Kapfenberg in dieser Saison möglich?

Prokoph: Es fällt mir wirklich schwer, das zu beurteilen. Ich denke, die Mannschaft lebt von ihrer Geschlossenheit und ihrer Physis. Ich habe noch nie so hart trainiert wie hier. Die Jungs sind alle topfit. Realistisch ist ein Platz im Mittelfeld.

LAOLA1: Abschließend: Du hast mit Christian Fuchs und Ümit Korkmaz in Bochum gespielt. Was hältst du von ihnen?

Prokoph: Fuchs hat eine super Entwicklung gemacht. Mir war klar, dass er ein Spieler ist, der auf jeden Fall in der Bundesliga bleibt. Er hat mit Schalke einen super Verein gefunden. Er hat einen super linken Fuß, schlägt Standards wie kein anderer. Auch bei Flanken und Ecken ist er sehr stark. Korkmaz ist ein kleiner Wühler, der sehr schnell und robust ist. Man hat in der zweiten Liga gesehen, dass er großes Potenzial hat.


Das Gespräch führte Harald Prantl