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"Ich war überzeugt, dass er der richtige Mann ist!"

Eigentlich wollte Stefan Reiter ja einige Zeit nicht mehr auf Trainersuche gehen.

Der 51-Jährige verbrachte immerhin fast das ganze Frühjahr damit, einen geeigneten Nachfolger für Paul Gludovatz zu finden.

Und mit Heinz Fuchsbichler schien der Rieder Erfolgsmanager Ende Mai endlich einen gefunden zu haben.

Denn im Normalfall kann man auf Reiters Händchen vertrauen.

"Ich war auch überzeugt, dass er der richtige Mann ist", sagt der Oberösterreicher zwei Tage nach Fuchsbichlers Entlassung.

Warum es mit dem 45-Jährigen nicht geklappt hat, er das auch auf seine Kappe nimmt und er Paul Gludovatz gar nicht ausschließen kann, erklärt Reiter im LAOLA1-Interview.

LAOLA1: Herr Reiter, Heinz Fuchsbichler ist in Ried nach nur wenigen Monaten wieder Geschichte. War es im Nachhinein betrachtet einfach ein großes Missverständnis?

Stefan Reiter: Schwer zu sagen. Vielleicht war er zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort. Ich kann aber nicht viel Schlechtes über ihn sagen, weil er ein ordentlicher Mensch mit einer ordentlichen Konzeption ist. Es hat einfach irgendwie nicht gepasst. Wir machen jetzt ein Hakerl drunter und blicken nach vorne.

LAOLA1: Was genau hat nicht gepasst?

Reiter: Hakerl drunter, Blick nach vorne.

LAOLA1: Verstehe, Sie wollen nicht wirklich ins Detail gehen. Aber man hört aus dem Umfeld, dass Co-Trainer Gerhard Schweitzer keine unwesentliche Rolle gespielt haben soll.

Reiter: Nein, nein. Wir haben im Vorfeld alles genau abgesprochen. Dass Schweitzer Co-Trainer bleibt, war ja keine Bedingung, sondern ein Vorschlag von uns. Ich finde einfach, dass wir ein hochqualifiziertes Trainerteam haben. Da wäre es aus meiner Sicht eine Verschwendung, wenn man die Ressourcen, die man im eigenen Hause hat, nicht nützt. Heinz Fuchsbichler hätte diesen Vorschlag natürlich nicht akzeptieren müssen – er hat es aber getan.

LAOLA1: Es soll aber nicht unbedingt harmonisch zwischen den Beiden gewesen sein.

Reiter: Es war aber nicht so, dass Gerhard etwas anderes gemacht hätte, als Heinz gesagt hat. Das war sicher nicht der Fall.

LAOLA1: Sie haben schon viele gute Griffe getätigt, aber müssen Sie nun auch eingestehen, dass die Bestellung von Fuchsbichler ein Fehler war?

Reiter: Wenn ich die Gesamtsituation betrachte, dann natürlich ja. Ich bin der Hauptverantwortliche, weil ich die Personalauswahl vorschlage. Meistens passiert das dann auch so. Aber es muss eben einen geben, der die Verantwortung trägt. Und ich bin sicher keiner, der sich irgendwo abputzt.

LAOLA1: Viele fragen sich ja, wie Sie eigentlich auf Fuchsbichler gekommen sind. Warum waren Sie von ihm so überzeugt?

Reiter: Weil er einfach sehr nahe an unser damaliges Anforderungsprofil gekommen ist. Man geht in einer Personal-Entscheidung ja oft nach einem Ausschlussverfahren vor. Wir haben ja viele von Haus aus streichen müssen, weil sie entweder noch Vertrag hatten oder in einer anderen Preisliga spielten. Vielleicht habe ich den Prozess zu lange nach vorne getrieben. Im Endeffekt sind ja nicht mehr viele übrig geblieben. Und ich war überzeugt, dass er der richtige Mann ist.

LAOLA1: Jetzt beginnt die Trainersuche wieder von vorne. Wie viele Bewerbungen haben Sie seit Dienstag schon bekommen?

Reiter: Das weiß ich nicht, aber das spielt auch keine Rolle. Ich bin ja froh über jede Bewerbung. Es wird ja oft so negativ dargestellt, wenn sich Trainer bewerben. Dabei ist das ein ganz normaler Prozess. Wenn Sie einen Job suchen, werden Sie sich auch bewerben, oder?

LAOLA1: Natürlich. Aber Ried ist sicher ein Pflaster, wo man besonders gerne arbeiten würde, oder? Es hat zumindest einen guten Ruf.

Reiter: Das hoffe ich. Wir haben zumindest viel dafür getan, um so einen Ruf zu bekommen.

LAOLA1: Sie haben schon am Dienstag gesagt, dass das Anforderungsprofil nun verändert wird. Warum?

Reiter: Ich habe ein paar Dinge, die ich aber für mich behalten will, entdeckt, die nicht so gepasst haben. Wobei eine Sache kann ich schon erwähnen: Ich höre immer wieder, dass man in Ried ohne Reiter nichts machen kann. Das stimmt ja nicht. Ein Cheftrainer kann bei uns genauso arbeiten, wie bei jedem anderen Verein. Ich bin halt so stark, dass ich versuche, die Rahmenbedingungen dafür zu basteln.

LAOLA1: Das heißt, Sie suchen, was die Außendarstellung betrifft, einen stärkeren Trainer?

Reiter: So wie es üblich ist.

LAOLA1: Das würde ja auch sehr gut auf Paul Gludovatz passen.

Reiter: Ich muss ja lachen, was da alles geschrieben und interpretiert wird. Wenn mich jemand fragt, ob ich den Huber Michl als Trainer der SV Ried ausschließe, was soll ich dann sagen? Ich schließe niemanden aus.

LAOLA1: Bei Paul Gludovatz liegt diese Frage aber schon näher.

Reiter: Ja, natürlich. Ich sage auch dazu, dass wir diesen Weg schon einmal beschritten haben. Und das erfolgreich. Wir haben ja nicht nur den Schweitzer zurückgeholt, sondern auch den Heinz Hochhauser. Warum soll man eine Person, nur weil sie schon einmal bei uns gearbeitet hat, ausschließen? Ich wüsste keinen plausiblen Grund, außer man hätte ein totales Zerwürfnis gehabt. Das hatten wir mit Paul nicht. Aber nur weil ich nichts ausschließe, bedeutet das nicht automatisch, dass er zurückkehren wird.

LAOLA1: Wie lange wollen Sie sich für die Trainersuche Zeit nehmen?

Reiter: Ich bin gerade in der Profilbearbeitung. Ich kann nicht genau sagen, wann wir einen Trainer haben. Vielleicht schon in zwei Tagen, vielleicht dauert es aber auch bis Mitte Dezember. Wir sind mit Schweitzer/Angerschmid sehr gut aufgestellt.

Das Interview führte Kurt Vierthaler