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"Ich rechne mir immer Chancen aus“

Toni Polster kann getrost als violette Legende bezeichnet werden.

Von 1983 bis 1987 spielte der mittlerweile 49-Jährige bei der Austria. Nach 167 Treffern in 202 Pflichtspielen, drei Meistertitel und ein Cup-Erfolg verließ er Wien-Favoriten um die Herzen in Italien, Spanien und Deutschland zu erobern.

2005 kehrte der Wiener zu Veilchen zurück, als Generalmanager. Doch sein Engagement war nur von kurzer Dauer.

Nach Ungereimtheiten mit dem damaligen Boss Frank Stronach endete seine Aufenthalt nach wenigen Monaten und brachte ihm sogar ein Hausverbot ein.

Nachtragend ist Österreichs erfolgreichster Torschütze jedoch nicht. „Alles längst vergessen“, erklärt Polster, wenn man ihn auf die turbulente Zeit anspricht.

Am Wochenende kehrt der verlorene Sohn erneut an seine alte Wirkungsstätte zurück. Doch diesmal als Trainer des Gegners Admira.

Im Interview mit LAOLA1 berichtet der Ex-Internationale über die ersten Wochen als Admira-Coach, seine Ziele in der Bundesliga und das Wiedersehen mit seinem Herzensklub.

LAOLA1: Sie sind seit ein paar Wochen als Trainer bei der Admira im Amt. Wie fühlt es sich an, Chefcoach in der Bundesliga zu sein?

Toni Polster: Es ist wunderbar. Es macht riesig Spaß, das Verhältnis mit den Spielern zu entwickeln. Jeder weiß, was die andere Seite verlangt. Wir wissen, was wir wollen, wie wir spielen wollen, welche Ideen wir haben. Jetzt freuen wir uns, dass es endlich losgeht.

LAOLA1: Kapitän Richard Windbichler meint, dass ihr heuer etwas bewegen wollt. Was will der Trainer bewegen?

Polster: Wir wollen das letzte Jahr, das für die Mannschaft sehr anstrengend war, vergessen machen. Unser Ziel ist ein Platz im gesicherten Mittelfeld. Dies wollen wir mit schönem Fußball erreichen. Ich möchte die Jungs weiterentwickeln, besser machen – in erster Linie guten Fußball zu bieten. Wenn man gut spielt, hat man viel mehr Möglichkeiten, um ein Spiel zu gewinnen.

LAOLA1: Sie waren in ihrer aktiven Zeit ein echter Knipser. Ihre erste Amtshandlung war jedoch, die Defensive zu stabilisieren. Welche Vorstellungen haben sie dabei?

Polster: Ich musste zunächst in der Defensive die Hebel ansetzen, sonst würde wir das selbe erleben, wie letztes Jahr. Soviele Tore, wie die Admira in der vergangenen Saison erhalten hat, kann man selber gar nicht schießen. Das heißt jetzt aber nicht, dass wir defensiv spielen – im Gegenteil. Wir werden immer vier, fünf Leute im Angriff dabei haben. Und wir werden so an die sechs Spieler haben, die fünf bis acht Tore schießen müssen. Den begnadeten Torjäger a la Philipp Hosiner besitzen wir nicht, deswegen müssen sich die Jungs das Tore schießen aufteilen. Es wird spannend, ob wir das schaffen.

LAOLA1: Die Admira hat im Sommer elf Spieler abgegeben, aber nur vier neue geholt. Was sagen Sie dazu?

Polster: Es ist schwierig, wenn man mit dem Einkaufswagen nicht durch Europa fahren und ein paar Spieler verpflichten kann. Wir sind eben ein Ausbildungsverein. Dazu stehen wir. Der Klub versucht, seine Spieler zu verbessern, damit diese dann für andere Vereine interessant werden. Die Admira ist jedenfalls ein tolles Sprungbrett für junge Spieler. Das haben die letzten Jahre gezeigt und ist auch unsere Philosophie.

LAOLA1: Sie haben es angesprochen: Die Admira ist aktuell eine sehr junge Truppe. Würde sie sich nicht den einen oder andern routinierten Spieler in ihren Reihen wünschen?

Polster: Es fehlt vielleicht ein echter Leitwolf, aber in diese Rolle können andere hineinwachsen. Ich denke da an einen Richard Windbichler oder Stefan Schwab. Sie haben das Zeug zum Führungsspieler, bringen viel Qualität mit. Die Zwei sind schon lange im Geschäft, obwohl sie noch sehr jung sind. Jetzt müssen solche Leute halt mehr Verantwortung übernehmen.

LAOLA1: Ihr erstes Liga-Spiel als Chefcoach ist gleich gegen ihre Wiener Austria. Kribbelt es schon?

Polster: Ja, natürlich. Es ist eine Ironie des Schicksals, dass mein Debüt in Favoriten stattfindet. Die Austria war jahrelang meine Heimat. Dort bin ich fußballerisch aufgewachsen. Der ganze Klub freut sich aber auf dieses Duell. Wichtig ist, dass die Mannschaft die gezeigten Leistungen im Training auch im Match rüberbringen kann. Das ist viel wichtiger, als meine Gefühle.

LAOLA1: Ich nehme an, Sie wollen mit etwas Zählbaren heimkehren?

Polster: Es ist fantastisch, im ersten Spiel gegen den Meister anzutreten. Besser jetzt, wo sie noch nicht so eingespielt sind. Wir werden versuchen, diesen Umstand gnadenlos auszunützen. Ich rechne mir immer Chancen aus. Wenn man Fußball spielt, geht man raus, um zu gewinnen. Wer nicht an eine Sensation glaubt, soll zu Hause bleiben. Wir werden alles versuchen.

 

Das Gespräch führte Martin Wechtl