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"Für mich ist jedes Tor gleich schön"

„Hin und wieder ist es nervig“, sagt Philipp Hosiner.

Er meint die zahlreichen Interviews, die er dieser Tage geben muss.

Das große Interesse an seiner Person ist aber nicht weiter verwunderlich. Immerhin hat der Austrianer in 19 Runden 20 Tore geschossen.

Für LAOLA1 hat sich der 23-Jährige dennoch Zeit genommen.

Der Burgenländer spricht über seine Zeit in Deutschland, seine Emotionen nach Toren, seine Entwicklung als Mensch und räumt mit einem Gerücht auf.

LAOLA1: Philipp, um deine Person herrscht ein unheimlicher Hype. Nerven die Interviews inzwischen?

Philipp Hosiner: Natürlich habe ich in letzter Zeit sehr viele Interviews geben müssen. Doch das gehört dazu, ist in der Phase, in der es sehr gut läuft, einfach so. Das gehört zum Profi sein dazu, auch wenn es hin und wieder nervig ist.

LAOLA1: Du bist mit 17 Jahren nach Deutschland gegangen. Wie prägend war die Zeit bei 1860 München und Sandhausen?

Hosiner: Ich habe dort den Übergang von der Jugend- zur Männerabteilung geschafft. Bei den „Löwen“ bin ich zum Mann geworden. Ich konnte sowohl fußballerisch also auch charakterlich einiges mitnehmen. Vor allem die Einstellung, wie es ist, ein Profi zu sein, konnte ich dort lernen. Es gab einige Beispiele, wie das geht und wie es eben nicht geht. Ich habe mir die guten Spieler als Vorbild genommen und versucht, es ihnen nachzumachen.

LAOLA1: Hat deine Familie deinen Entschluss nachvollziehen können?

Hosiner: Sie ist immer hinter mir gestanden. Ich wollte diesen Schritt machen. So eine Chance bekommt man auch nicht immer. Es war auch mit der Schule abgesprochen. Ich habe dann in München die Handelsschule abgeschlossen.

LAOLA1: War es im Nachhinein ein Vorteil, dass du einen gewissen Teil deiner fußballerischen Ausbildung in Deutschland genossen hast?

Hosiner: Es war definitiv kein Nachteil. Wahrscheinlich wäre es sogar besser gewesen, noch früher ins Ausland zu gehen. Die Qualität der Ausbildung in Österreich ist nicht schlecht, aber in Deutschland ist es doch etwas anderes. Dort ist die Qualität der Spieler viel höher. Es ist wesentlich schwieriger, sich durchzusetzen. Ich habe dort wirklich viel gelernt. Auch im körperlichen Bereich ist einiges weitergegangen. Ich bin mit meiner Entwicklung sehr zufrieden.

"Die meisten Teams hauen die Kugel einfach nach vorne"

LAOLA1: Die Trikotnummer 16 hattest du schon bei der Vienna und bei der Admira. Auch in Wien trägst du die 16 am Rücken. Gibt es dafür einen gewissen Grund?

Hosiner: Nein, die Zahl hat keine besondere Bedeutung. Ich habe mit ihr einfach gute Erfahrungen gemacht. Sowohl bei der Vienna als auch der Admira ist es für mich sehr gut gelaufen. Bei der Austria war die Nummer frei, also habe ich sie mir wieder geschnappt.

LAOLA1: Der Rummel um deine Person ist – wie von dir schon erwähnt –manchmal ein bisschen nervend. Ist er auch motivierend?

Hosiner: Motivierend ist das falsche Wort. Ich versuche auch immer, die Mannschaft lobend zu erwähnen. Ohne ihr geht es einfach nicht. Das möchte ich in jedem Interview zum Ausdruck bringen. Wir liegen sieben Punkte vor Salzburg, sind seit neun Runden ungeschlagen und haben heuer auswärts noch nie verloren. Das ist eine unheimliche Leistung. Die Medien schreiben aber sehr viel über mich, weil ich eben vorne treffe. Es ist aber der Verdienst des ganzen Klubs.

LAOLA1: Bekommst du den ganzen Wirbel um dich auch im täglichen Leben mit? Wirst du auf der Straße nun öfters erkannt?

Hosiner: Es hat sich nicht wirklich viel verändert. Ich bekomme halt jetzt nur positive Rückmeldungen – mit negativen habe ich Gott sei Dank noch keine Erfahrung gesammelt.

LAOLA1: Mit welchem Spieler harmonierst du eigentlich am besten?

Hosiner: Da gibt es viele. Jun, Simkovic, Grünwald, Mader, Gorgon, Kienast, Vrsic… Eigentlich mit allen Offensivspielern. Ich lebe auch von solchen Leuten und ihren tollen Pässen. Diese Spieler haben die Qualität und die Klasse, mir die Bälle perfekt in die Tiefe zu spielen. Genau solche Vorlagen brauche ich. Und deswegen macht es so viel Spaß.

LAOLA1: Dein Teamkollege Emir Dilaver hat unlängst über dich gesagt, dass er keinen Stürmer kennt, der derart dem Ball hinterher jagt. Ein schönes Kompliment?

Hosiner: (lacht) Dann kennt er wohl nicht so viele Stürmer. Im Ernst. Das ist auch eine Aufgabe, die mir der Trainer mitgibt. Es hilft der Mannschaft irrsinnig viel. Die meisten Teams in Österreich haben nicht die Qualität, um den Ball ruhig aus der Gefahrenzone heraus zu spielen. Sie hauen die Kugel einfach nach vorne. Dadurch kommen wir oft sehr einfach wieder in Ballbesitz. Deswegen gehe ich oft jenen Bällen nach, die aussichtslos erscheinen.

LAOLA1: Etliche Experten waren begeistert, dass dir die Umstellung von der Admira zur Austria so schnell gelungen ist. Liegt das nur am Spielsystem oder auch am unheimlich guten Klima?

Hosiner: Beides ist dafür verantwortlich. Ich bin vom ersten Tag an super aufgenommen worden. Natürlich gab es ein paar neue Spieler, aber auch etliche, die ich schon gekannt habe. Es ist so, wie es in einer Fußball-Mannschaft ist. Man muss sich schnell anpassen und das ist mir auch rasch gelungen. Das Startelf-Debüt gegen Mattersburg mit zwei Toren und dem Sieg hat auch einiges erleichtert.

LAOLA1: Rückblickend war es also die richtige Entscheidung, so früh ins Ausland zu gehen – immerhin gibt es in unserem Land Stimmen, die meinen, dass viele Österreicher zu früh über die Grenzen wechseln.

Hosiner: Auf jeden Fall. Ich bereue nichts, auch nicht die Zeit in Sandhausen. Das Jahr ist nicht so glücklich für mich verlaufen, weil ich nicht viel gespielt habe. Diese Erfahrung gehört auch dazu, denn erst dann weiß man zu schätzen, wenn man regelmäßig zum Einsatz kommt. Es war dennoch kein verlorenes Jahr, denn ich konnte aus einer anderen Sichtweise einiges mitnehmen. Da ich aber natürlich spielen wollte, bin ich zurück nach Österreich gegangen und habe mich der Vienna angeschlossen.

LAOLA1: Eines deiner  großen Vorbilder ist Thierry Henry. Was fasziniert dich an ihm?

Hosiner: Seine Klasse, seine Ballbehandlung, sein Torinstinkt und seine Dribblings. Mir imponiert auch seine Art, wie er für die Mannschaft arbeitet. Er ist ein Weltklasse-Typ und Fußballer.

LAOLA1: Du triffst heuer wie am Schnürchen, hast bereits 20 Bundesliga-Tore auf deinem Konto. Ist ein Treffer noch immer etwas Besonderes, oder lässt die Emotion aufgrund der Häufigkeit nach?

Hosiner: Für mich ist jedes Tor gleich schön. Wenn man so viele Tore schießt, will man genau deswegen immer noch mehr erzielen. Jeder Treffer hilft der Mannschaft, die Fans freuen sich, das Selbstvertrauen steigt. Deswegen möchte ich immer treffen und das Spiel gewinnen.

LAOLA1: Wo würdest du bei dir – auch wenn es derzeit wohl schwierig ist – noch Verbesserungspotenzial sehen und woran arbeitest du am härtesten?

Hosiner: Zuerst schaue ich, dass ich bis zum Match wieder bei 100 Prozent bin. Mir ist wichtig, dass ich weiß, dass ich beim Match topfit bin. Zudem übe ich eigentlich jeden Tag die Torabschlüsse. Das braucht ein Stürmer.

"Ich war nie Fan von Rapid!"

LAOLA1: Das heißt, der Ruhm steigt dir nicht zu Kopf?

Hosiner: Auf keinen Fall. Ich war mein ganzes Leben sehr bodenständig. Mit dem bin ich immer sehr gut ausgekommen. Das wollen nicht nur die Fans und die Mannschaft, sondern wurde mir von meiner Familie vermittelt. Daher werde ich immer so bleiben, wie ich jetzt bin.

LAOLA1: Hat es eigentlich in den letzten Wochen und Monaten irgendwann ein persönliches Gespräch mit Marcel Koller gegeben?

Hosiner: Nein. Ich habe aber die Pressekonferenz gesehen, in der über meine Person gesprochen wurde. Ich weiß also die Gründe, warum ich nicht einberufen wurde. Das ist in Ordnung und nachvollziehbar. Ich versuche meine Leistungen weiterhin zu bringen, vielleicht bekomme ich dann irgendwann die Möglichkeit, mich im Nationalteam zu präsentieren.

LAOLA1: Kann man sagen: Didi Kühbauer hat dich bei der Admira geformt, Peter Stöger verfeinert dich jetzt?

Hosiner: Ich habe von jedem Trainer etwas gelernt. Jeder hat seine positiven und negativen Eigenschaften – genauso wie jeder Mensch. Ich habe versucht, immer das Beste für mich mitzunehmen. Didi Kühbauer hat mir ermöglicht, in der Bundesliga zu spielen. Er hat mich weitergebracht. Peter Stöger hat mir seit dem ersten Tag das Vertrauen ausgesprochen. Das brauchen vor allem Stürmer. Er lässt mich das machen, was ich am besten kann und kritisiert mich kaum. Er kann sich auf mich verlassen und das versuche ich ihm mit Leistungen zurückzugeben.

LAOLA1: In diversen Foren hält sich das hartnäckige Gerücht, du wärst früher Rapid-Fan gewesen. Stimmt das?

Hosiner: Nein. Und ich möchte mit dem Gerücht auch einmal aufräumen. Im Burgenland hat es früher nicht wirklich einen Verein geben. Deswegen sind ich und meine Kollegen öfters mit unserem U12-Nachwuchs-Trainer nach Wien zu diversen Spielen gefahren. Wir haben uns Rapid angesehen, aber auch die Austria oder das Nationalteam. Aber Fan von Rapid war ich nie.

LAOLA1: Rapid ist übrigens der einzige Klub gegen den du sowohl für die Admira als auch für die Austria noch nicht getroffen hast.

Hosiner: (lacht) Einen Treffer hebe ich mir dann eben für das Frühjahr auf.


Das Gespräch führte Martin Wechtl

LAOLA1: Deine Leistungen haben sich in ganz Europa herumgesprochen. Ist für dich das Ausland wieder ein Thema?

Hosiner: Mein primäres Ziel ist es, mit der Austria Erfolg zu haben. Wenn man so wie wir einen derartigen Vorsprung auf den Tabellenzweiten hat, möchte man so lange wie möglich an der Spitze bleiben. Wir werden jetzt nicht sagen: Salzburg wird Meister und wir Zweiter. Intern ist der Titel schon das große Ziel. Nur posaunen wir es nicht heraus. Wir haben sehr viel Qualität und das haben wir bis jetzt auch gezeigt.

LAOLA1: Wenn du weiterhin so triffst, werden spätestens im Sommer, einige Angebote eintrudeln. Machst du dir darüber schon Gedanken? Spielen auch Negativ-Beispiele wie etwa Jimmy Hoffer, der vielleicht ein Jahr zu früh ins Ausland gewechselt ist,  in deinen Überlegungen eine Rolle?

Hosiner: Das werden wir sehen. Ich habe eine tolle Zeit bei der Austria, fühle mich sehr wohl und möchte weiterhin hier Erfolge feiern. Was im Sommer sein wird, kann man jetzt überhaupt nicht sagen. Es geht sehr schnell im Fußball. Jetzt läuft es, aber es kann auch wieder ganz schnell in die andere Richtung gehen. Vielleicht will mich gar keiner mehr haben, oder ich verletzte mich. Irgendwann ist das Ausland aber bestimmt wieder ein Thema. Schließlich will sich jeder Fußballer weiterentwickeln.

LAOLA1: Hast du ein Lieblings-Destination wohin die Reise einmal gehen könnte? Deutschland, England?

Hosiner: Das wäre mir egal. Es muss das Gesamtpaket passen: Der Verein, das Umfeld, der Trainer, die Mannschaft, das Spielsystem. Ich werde sicher keinen Schnellschuss machen und zum erstbesten Klub wechseln.

LAOLA1: Vor einem Jahr hast du gerade deine erste Herbstsaison in Österreichs höchster Spielklasse abgeschlossen. Jetzt spielst du beim Tabellenführer und führst die Torschützenliste an. Damit hast du wohl nicht gerechnet?

Hosiner: Es ist wirklich sehr schnell gegangen. Ich war aber von meiner Qualität überzeugt, habe gewusst, dass ich die Klasse besitze, um in der Bundesliga zu bestehen. Dass ich Tore schießen kann, habe ich auch schon bewiesen, denn das habe ich mein ganzes Leben lang gemacht. Mit diesem intensiven Lauf bei der Austria habe ich natürlich nicht rechnen können. Es ist schön, aber kein Zufall. Ich hoffe, dass es auch in der Rückrunde so weitergeht.

LAOLA1: Hast du dich durch die Erfolge auch menschlich entwickelt?

Hosiner: Ich denke schon. Man muss sich immer weiter entwickeln. Es gibt ja genug zum Lernen. Dazu gehört auch der Umgang mit den Medien. Viele Spieler können mit dem Druck, die Leistungen zu bestätigen, nicht umgehen. Diesen Druck mache ich mir nicht. Ich möchte zwar immer gewinnen, verlasse mich dabei aber auch auf andere Spieler. Im Derby gegen Rapid hatte ich etliche Chancen, die Tore hat aber Alexander Gorgon gemacht. Ich weiß, dass wenn ich nicht zur Stelle bin, eben andere Leute einspringen.