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Glasner: "Ich werde sicher kein Schmidt-Klon"

Glasner:

Nicht jeder sagt Rudi Völler ab.

Oliver Glasner hat es getan. Der 39-Jährige entschied sich aus dem Bauch heraus für den Cheftrainer-Posten bei seiner SV Ried und gegen das Amt als Co-Trainer von Roger Schmidt in Leverkusen.

Der langjährige "Wikinger" folgt seinem Freund Michael Angerschmid, dem er beinahe entschuldigend seine Entscheidung zuvor mitteilte. Das andere Rieder Urgestein freute sich, dass er "Ried in guten Händen weiß". Montag beendete Glasner die Tätigkeit in der Welt von Red Bull.

Nach der Feier über das Double trennten sich die Wege des Trainer-Teams und der Mannschaft. Der neue Coach der Innviertler wird nun auf Urlaub gehen: „Familie und Freunde werden alle eingepackt, denn bis Dezember ist dann ohnehin wieder keine Zeit“, sagt der in Riedau lebende Ex-Verteidiger, der zwischen seinen Urlaubs-Trips immer wieder in Österreich sein wird, im LAOLA1-Interview.

Darin erzählt Glasner auch, was er von Roger Schmidt gelernt hat und was er sich selbst als neuer Trainer der SV Ried vorstellt.

LAOLA1: Wie haben Sie mit Salzburg das Double gefeiert?

Oliver Glasner: Als wir nach Salzburg zurückgekommen sind, waren wir noch geschlossen in der Stadt unterwegs. Das ist dann unterschiedlich ausgeklungen. Ich bin ein wenig früher heimgegangen, weil ich am Tag drauf noch den einen oder anderen Termin hatte. Da wollte ich auch nicht ganz kaputt sein. Es war sehr lustig und eine würdige Feier. Vorher sind wir ja nie wirklich dazugekommen, weil immer wieder ein Spiel war. Jetzt haben wir nach so einer Saison verdientermaßen die Sau einmal herausgelassen.

LAOLA1: Für die Spieler war Trainer Roger Schmidt wie ein Vater. War er für Sie wie ein Bruder?

Glasner: (grinst) Schwierig zu sagen, denn ich habe keinen Bruder und weiß nicht, wie das ist. Aber wir haben einfach ein wirklich sehr gutes Verhältnis gehabt. Wir kannten uns vor zwei Jahren, als wir gemeinsam in Salzburg diesen Weg begonnen haben, nicht. Es hat sich eine freundschaftliche Beziehung daraus entwickelt. Es war klasse, täglich mit Leuten zusammenzuarbeiten, mit denen man sich wirklich sehr gut versteht – nicht nur fachlich, sondern auch menschlich. Auch im Umgang mit anderen. Da ticken wir sehr ähnlich. Es waren zwei fantastische Jahre.

LAOLA1: Was nehmen Sie von ihm nach Ried mit?

Glasner: Seine Mannschaftsführung ist sicherlich eine große Stärke. Sie ist auch so, wie ich mir das für mich vorstelle. Er geht mit allen sehr wertschätzend um, hat für alle ein offenes Ohr, war aber dennoch eine Respektsperson. Auch die Spielphilosophie und Trainingsformen sowie -inhalte, die wir gemeinsam gestaltet haben, sind bei den Spielern sehr gut angekommen. Sie haben sich dementsprechend weiterentwickelt und das ist einfach das Wichtigste, zu sehen, dass das umgesetzt wird, was ausgegeben wird. Aufgrund dessen, dass wir jetzt sehr erfolgreich waren, werde ich sicher das eine oder andere mitnehmen, aber ich werde sicher kein Klon von Roger Schmidt werden. Das geht auch nicht, das wäre nicht authentisch. Nicht Oliver Schmidt oder Roger Glasner wird Ried trainieren, sondern Oliver Glasner, mit dem, was ich alles gelernt habe. Ich habe mir auch schon vorher sehr viele Gedanken darüber gemacht, Trainer zu sein, auch als Spieler, wo ich mir etwas abschauen konnte. Das zusammengeschachtelt wird den Trainer Oliver Glasner ausmachen.

LAOLA1: Was war Ihr genaues Aufgabengebiet in Salzburg?

Glasner: Standards und Gegneranalyse waren meine Kernpunkte. Ersteres habe ich alleine gemacht, Gegneranalyse weitestgehend auch, aber dann am Ende gemeinsam mit Roger und unserem Video-Analysten Richard Kitzbichler. Genauso gehörte aber auch die Umsetzung des Trainings zu meinen Aufgaben, welche Inhalte wir trainieren wollten, das Coachen der Übungen. Es war ein Miteinander, da haben wir auch über alles diskutiert. Die Letztentscheidung hatte immer er, das muss auch sein. Ich habe sie aber auch immer zu hundert Prozent mitgetragen, das sehe ich für einen Assistenztrainer ebenfalls als nötig an, dass nämlich immer die Loyalität gegeben ist.

LAOLA1: Sie haben sich gegen den Co-Trainer-Posten in Leverkusen und für das Chef-Trainer-Amt bei Ihrer SV Ried entschieden. Dort waren Sie als jahrelanger Spieler ein Chef. Ändert sich was?

Glasner: Es ist auf alle Fälle etwas ganz was anderes. Spieler und Trainer zu sein, das kann man nicht miteinander vergleichen. Ich wollte nun eben Cheftrainer werden. Wie Roger bei Salzburg verlängert hat, war ausgemacht, dass ich noch einmal zwei Jahre als Co-Trainer mache. Aber auch nur mit ihm und das zum letzten Mal, um danach selbst den Schritt zu machen. Wo man dann als Trainer anfängt, das weiß man vorher nie – und jetzt ist es die SV Ried geworden.

LAOLA1: Fühlen Sie sich bereit, ganz vorne zu stehen?

Glasner: Das tue ich absolut, sonst hätte ich es auch nicht gemacht. Wir haben in Ried mit der einen oder anderen Verstärkung, die sicher noch kommen wird, auch die Möglichkeit, diese Spielidee wie in Salzburg umzusetzen. Ried hat einen sehr guten Kader, man war im Frühjahr von einigen Verletzungen gebeutelt, aber es gibt mittlerweile fünf U21-Teamspieler, erfahrenere Bundesliga-Kicker und junge, gute noch dazu. Von daher passt die Ausgangslage.

LAOLA1: Wie laufen die Kaderplanungen?

Glasner: Wir haben alles so weit besprochen, die Planungen haben natürlich schon vor mir begonnen und wurden nun mit mir fortgesetzt. Die Umsetzung liegt in den Händen von Stefan (Reiter, Manager, Anm.), wir telefonieren natürlich auch permanent und ich bin am Laufenden. Ich bin zuversichtlich, dass wir bis Trainingsbeginn den einen oder anderen Neuzugang haben werden. Zu wünschen wäre, dass wir am 16. Juni unseren Kader für die neue Saison beisammen haben.

LAOLA1: Welche Spieler sollen noch kommen?

Glasner: Sie müssen Charakter mitbringen, sich in den Dienst der Mannschaft stellen, weil diese Spielweise nur funktioniert, wenn sie von allen geschlossen umgesetzt wird. Natürlich braucht es auch Spieler mit Geschwindigkeit und Lernbereitschaft. Das gilt für die, die schon da sind und wird auch für alle, die noch dazukommen, gelten. Es wird aber alles seine Zeit brauchen und nicht von heute auf morgen gehen.

 

Das Interview führte Bernhard Kastler