news

"Wenn man nur leise ist, wird man überbleiben"

Ein junger, heimischer Keeper hat es in Österreich bekannterweise nicht einfach. Lukas Königshofer kann davon ein Lied singen.

Zweieinhalb Jahre drängt sich der 22-jährige Wiener nun schon bei Rapid auf, musste aber bisher immer wieder Helge Payer, Raimund Hedl oder Jan Novota den Vortritt lassen.

Gegen Mattersburg war es dann endlich soweit: Der ehemalige U21-Teamkeeper feierte beim 2:1-Erfolg in Mattersburg sein Bundesliga-Debüt. Die Erleichterung nach mehreren Rückschlägen konnte nicht größer sein.

"Es ist ein bisschen Angst dabei, wenn man einen Jungen ins Tor stellt. Aber wenn man es nicht ausprobiert, wird man es nie erfahren", lautet die Devise der Zukunftshoffnung.

Im großen LAOLA1-Interview verrät Königshofer, wie er tickt, wie er Enttäuschungen wegsteckte, wie ein Handwurzelröntgen sein Leben veränderte und warum sein Opa seine Eltern überreden musste.

LAOLA1: Gratulation zum Bundesliga-Debüt! Wie groß war der Adrenalinschub vor dem Spiel in Mattersburg?

Lukas Königshofer: Ich habe es schon vormittags von Raimund Hedl erfahren. Er hat mich auf die Seite genommen und mir alles Gute gewünscht. Ich hätte es mir eigentlich ärger vorgestellt. Ich war kaum aufgeregt, es war ganz gemütlich.

LAOLA1: Wie überraschend kam die Ansage, dass du endlich deine Chance bekommst?

Königshofer: Schon ein bisschen, aber man hofft halt jede Woche, dass man endlich zum Spielen kommt. Wenn es immer nein heißt, ist es nicht so gut. Trotzdem bereite ich mich auf jedes Match vor, als würde ich spielen. Diese Woche war es halt so, obwohl es in der Hinsicht nicht abzusehen war.

LAOLA1: Du bist immerhin schon zweieinhalb Jahre bei Rapid. Hast du auch schon überlegt, ob es noch Sinn macht?

Königshofer: Vor allem im letzten Sommer als Jan Novota geholt wurde, habe ich schwer über meine Zukunft nachdenken müssen, das muss ich ehrlich zugeben. Mein Vertrag läuft im Sommer aus, wenn ich nur ab und zu bei den Amateuren spiele, ist es auch nicht leicht. Da macht man sich schon viele Gedanken. Ich bin der falsche Typ dafür, dass auf mich zukommen zu lassen. Es waren schon Überlegungen da, was für Optionen es geben könnte. Ich habe das dann auch mit dem Trainer beredet. Dass ich geblieben bin, war jetzt aber eigentlich mein Glück. Ich bin froh darüber.

LAOLA1: Mit deinem Einsatz hat Trainer Schöttel Courage gezeigt. Fehlt in Österreich das Vertrauen in junge Torhüter?

Königshofer: Es ist immer schwer auf der Torwart-Position. Da sind uns die Deutschen einen Schritt voraus, wenn man sieht, wie die jungen Torhüter dort spielen. Wenn man Bernd Leno hernimmt: Den hat Leverkusen ausgeliehen, obwohl er noch nirgends gespielt hat, jetzt spielt er um den Meistertitel und die Champions League und wurde fix verpflichtet. Rene Adler wird jetzt durch die Finger schauen. Mittlerweile ist es bei uns aber eh schon besser. Jörg Siebenhandl spielt bei Wr. Neustadt, Heinz Lindner bei der Austria, jetzt habe ich auch einmal gespielt. Das ist schon mal ein guter Ansatz.

LAOLA1: Für ÖFB-Tormanntrainer Otto Konrad bist du ein Paradebeispiel dafür, dass Österreich in dieser Hinsicht bisher hinterherhinkt.

Königshofer: Wir kennen uns vom U21-Team. Es ist halt schwer, ich verstehe auch teilweise die Vereine. Es ist ein bisschen Angst dabei, wenn man einen Jungen ins Tor stellt, bei dem man nicht weiß, wo er steht. Aber wenn man es nicht ausprobiert, wird man es nie erfahren. Eine Garantie gibt es aber auch bei einem Älteren nicht. Ich finde es gut, dass schon langsam draufgekommen wird, dass das keine schlechte Idee ist. Natürlich muss die Leistung stimmen, das ist das Grundkriterium.

LAOLA1: Du warst U21-Torhüter, hattest Probetrainings bei Blackburn und West Ham. Bist du mit deiner bisherigen Entwicklung zufrieden?

Königshofer: Natürlich hätte ich mir erhofft, dass es ein bisschen schneller geht. Man brennt die ganze Zeit darauf. Nur wenn ich zurückblicke, bin ich froh darüber. Das Debüt war wie ein Märchen, da hat alles gepasst. Man kann es immer besser machen, aber im Großen und Ganzen bin ich zufrieden. Bisher habe ich nur einmal ein Zwischenziel erreicht.

LAOLA1: Hast du trotzdem von einem schnelleren Durchbruch geträumt, vor allem als englische Vereine Interesse zeigten?

Königshofer: Die Geschichten mit England waren schon super. Umso schwerer war es zu verarbeiten, wenn man hört, dass sie mich vom Sportlichen her genommen hätten, aber ich in Österreich noch keine Partie gespielt habe. Das ist der Grund, warum ich jetzt nicht in England bin. Im Endeffekt ist es aber vielleicht gescheiter gewesen. Dass ich jetzt zum Spielen komme, taugt mir schon. Das wäre in England vielleicht nicht passiert.

LAOLA1: Die „Insel“ steht bei dir anscheinend aber ganz weit oben.

Königshofer: England ist das Ziel meiner Träume. Jeder hat seine Lieblingsländer, bei mir ist es England. Als Liverpool-Fan ist Pepe Reina mein Vorbild. Ich war aber nie der Typ, der Dressen gekauft und Bilder von einzelnen Spielern an der Wand gehabt hat. Ich habe immer versucht, mir Dinge abzuschauen und sie selber umzusetzen. Reina hat für mich den besten Ausschuss und Spieleröffnung.

LAOLA1: Welchen Einfluss hat dein Vater Roland auf deine Karriere und deine Entwicklung?

Königshofer: (lächelt) Gar keinen. Ich rede schon mit ihm über Spiele, aber sonst überhaupt nicht. Er probiert schon immer, mir Ratschläge zu geben. Aber dadurch, dass ich mich im Fußball besser auskenne als er, übernehme ich nur das, was ich brauchen kann. Am Anfang hat es mich schon genervt, dass ich immer als Sohn des dreifachen Rad-Weltmeisters gesehen wurde, aber mittlerweile stört es mich nicht mehr. Bei Rapid kommt er ab und zu in der Kabine vorbei, aber das beeinflusst weder seine noch meine Arbeit.

LAOLA1: Du kommst generell aus einer sportbegeisterten Familie, deine Mutter war Handball-Torfrau. Der Sport war also immer schon allgegenwärtig.

Königshofer: Auf alle Fälle. Ich war immer schon ein aktiver Bua, ich könnte gar nicht ohne Sport. Das ist mir schon in die Wiege gelegt worden.

LAOLA1: Wie bist du zum Fußball gekommen bzw. wann hat sich herauskristallisiert, dass du Torhüter wirst?

Königshofer: Zum Fußball bin ich eigentlich über den Opa gekommen. Der war der einzige Fußballfan in der Familie, der auch mit mir spielen gegangen ist. Meine Eltern waren zuerst eher gegen Fußball, warum weiß ich nicht. Aber der Opa hat sie überredet. Fixer Torwart bin ich eigentlich spät geworden, mit 12 oder 13 Jahren. Bis dahin habe ich vom Stürmer bis zum Verteidiger alles durchgespielt.

LAOLA1: Stimmt es, dass ein Handwurzelröntgen, deine Torhüterkarriere vorangetrieben hat?

Königshofer: Teilweise schon. Als ich zur Admira ins Leistungszentrum in die Südstadt gekommen bin, haben wir das bei den Aufnahmetests machen müssen. Natürlich schaut man dann, welchen Weg man einschlägt. Mit 1,72 wäre es schwer geworden als Tormann. Da aber 1,91 plus/minus vier Zentimeter prophezeit worden ist (heute: 1,93), hat es gut ausgeschaut.

LAOLA1: Wie verträgt es sich als Rapid-Torhüter, dass du einmal bei der Austria vorbeigeschaut hast?

Königshofer: Ich war knapp ein Jahr in der U10, das konnte ich nicht beeinflussen. Da war ich ein kleines Kind. Durch den Papa war ich schon damals oft im Hanappi-Stadion und natürlich Rapid-Fan. Auch in Kärnten habe ich mir alle Spiele von Rapid angeschaut.

LAOLA1: In deiner Zeit in Kärnten bist du zum Profi aufgestiegen. Wie wichtig war diese Zeit?

Königshofer: Sehr wichtig, sowohl aus sportlicher als auch aus menschlicher Sicht. Ich bin mit 16 Jahren nach Klagenfurt gegangen und habe größtenteils alleine in unserer Ferienwohnung gewohnt. Das hat mich sehr selbstständig gemacht. Sportlich bin ich zum ersten Mal an die Kampfmannschaft herangekommen.

LAOLA1: Auf deiner Homepage beantwortest du die Frage, mit wem du nie auf ein Bier gehen würdest, mit Frenkie Schinkels.

Königshofer: (lacht) Das stammt auch aus der Zeit, mehr will ich dazu aber nicht mehr sagen.

LAOLA1: Wie bewertest du deine bisherige Zeit bei Rapid inklusive Kreuzbandriss?

Königshofer: Vor allem im ersten Jahr war es ein Riesenunterschied zum Training bei Kärnten. Aber es gab nie ein Problem mit Peter Pacult. Das letzte Jahr war nicht leicht, die Verletzung hat mich vier Monate gekostet, das hängt einem danach doch noch hinterher. Das wurde mir auch als Grund genannt, warum Jan Novota geholt wurde. Jetzt ist es halt immer besser geworden.

LAOLA1: Du giltst aber als extrovertierter Typ, der auch einmal seine Meinung sagt. Hat dir das auch schon Probleme eingebracht?

Königshofer: Es kommt immer drauf an, wie es die anderen Leute aufnehmen. Wenn man nur leise ist und nicht sagt, was einen stört, wird man überbleiben. Ich bin schon im Sommer zum Trainer gegangen und habe das Gespräch gesucht. Ich finde es in Ordnung, darüber auf einem normalen Level zu reden. Da kommt man auf Sachen drauf, die man gar nicht weiß.

LAOLA1: Im Spiel gegen Mattersburg konntest du viele überzeugen. Zufrieden?

Königshofer: Eigentlich schon. Soweit ich es von Mitspielern und Umfeld mitbekommen habe, dürfte es gut gewesen sein. Der Spielverlauf ist auch dazu gekommen. Wenn man 2:1 gewinnt, kommen die Emotionen bei der Parade in der 95. Minute schon heraus, noch dazu beim Bundesliga-Debüt. Das war schon super. Für mich hat es gepasst, aber auf dem kann ich mich nicht ausruhen. Das war erst ein Schritt, die wichtigen kommen erst.

LAOLA1: Weißt du bereits wie es weitergeht? Ist dir schon signalisiert worden, ob du im Tor bleibst?

Königshofer: Nein, wir haben noch überhaupt nicht darüber geredet. Aber ich hoffe zumindest oder gehe nach der Leistung davon aus, dass ich wieder spiele. Aber das entscheidet der Trainer.


Das Gespräch führte Alexander Karper