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Hofmann: "In dieser Situation war Rapid noch nie"

Hofmann:

34 Jahre - und kein bisschen müde!

Man würde meinen, Steffen Hofmann hat in seiner Karriere schon alles erlebt. Und trotzdem wird die mittlerweile 14. Saison im Rapid-Dress für den Kapitän eine ganz besondere.

Eine noch nie dagewesene Ausgangsposition des Vereins, die neu entfachte Euphorie, sein dritter Anlauf auf die Champions League - neue bzw. selten erlebte Highlights, die der Nummer elf im Spätherbst seiner aktiven Laufbahn noch bevorstehen.

Denn Hofmann schraubt sein Ego zurück, geht ehrlich mit sich, seinem Körper und Rapid um: "Das Schlimmste wäre, wenn die Leute irgendwann sagen: Hätte er doch schon aufgehört! Oder was macht er noch da? Das wäre schlimmer, als vielleicht ein halbes Jahr zu früh aufzuhören."

Im großen LAOLA1-Interview stellt sich Hofmann offen und ehrlich den brennenden Themen, von Rapids Aufbruchstimmung über das Abenteuer Champions League bis hin zum Karriereende und dem Leben danach.

LAOLA1: Euphorie liegt in der Luft, tausende Fans glauben an euch. Warum ist die Stimmung dieses Jahr ein bisschen anders?

Steffen Hofmann: Es waren immer viele Fans da, aber die Voraussetzungen waren oft anders. Wenn man im Vorjahr die Meisterschaft gewonnen hat, war die Euphorie unglaublich groß. Auch heuer ist die Erwartungshaltung schon sehr hoch an die Mannschaft, obwohl es keinen Titel gab. Aber wir haben ein sehr gutes Frühjahr gespielt und sind im Großen und Ganzen als Mannschaft zusammengeblieben. Wir wissen, was unsere Aufgabe sein wird, sowohl in dieser Saison als auch in der nahen Zukunft.

LAOLA1: Birgt diese Euphorie mehr positive Energie oder auch eine Gefahr?

Hofmann: Es wird darauf ankommen, wie wir damit umgehen. Wir können das gut einschätzen, wissen, dass wir eine wirklich gute Mannschaft und das schon oft genug gezeigt haben. Aber wir wissen auch, dass wir nicht unschlagbar sind und Salzburg weiterhin der Favorit auf die Meisterschaft ist.

LAOLA1: Kannst du mit den vielen Schulterklopfern, die nun dazukommen, etwas anfangen?

Hofmann: Das ist nun einmal so. Damit kann man dann irgendwann umgehen. Man sollte sich in schlechten Zeiten nicht alles zu Herzen nehmen und in guten, wenn alle Schulterklopfer kommen, auch nicht viele Gedanken machen. Wichtig ist, was wir intern besprechen. Jeder persönlich hat natürlich seine Leute, denen er vertraut und die wirklich ehrlich zu einem sind.

LAOLA1: Fakt ist, dass es keinen Umbruch gab, man sich gezielt verstärkt hat und den Luxus hat, bei Transfer-Anfragen nein sagen zu können. Ist diese Situation für dich etwas ganz Neues oder gibt es Vergleichbares?

Hofmann: Ich glaube nicht, dass wir in dieser Situation schon einmal waren. Bisher haben wir immer Spieler verkaufen müssen. Heuer war das nicht so. Es sind zwar Spieler gegangen, die alle sehr viel Potenzial haben, aber nicht die Shootingstars der letzten Saison. Das waren sicher Robert Beric und Philipp Schobesberger, die am Anfang der Transferperiode im Fokus gestanden sind. Jetzt sind einige weggegangen und der Verein hat trotzdem gutes Geld verdient. So eine Situation haben wir nie gehabt, weil wir sonst Spieler verkaufen mussten.

LAOLA1: Ist es für dich somit ein ungewohntes Gefühl, in die Kabine zu kommen und alle sind noch da?

Hofmann: Ja, das habe ich auch noch nicht erlebt, dass wir auf einmal mehr Spieler sind als vorher.

LAOLA1: Würde sich die ganze Ausgangslage verändern, sollten Beric und Schobesberger doch noch gehen? Wie groß wäre dieser Verlust aus deiner Sicht?

Hofmann: Groß, keine Frage, weil wir die ganze Vorbereitung mit den beiden gespielt haben und weil sie für uns wichtige Spieler sind. Gerade bei Robert wäre es schwierig, wahrscheinlich noch ein bisschen schlimmer als bei Schobi, weil wir auf der Position einfach mehr Möglichkeiten haben. Aber ich gehe fest davon aus, dass beide bleiben werden.

LAOLA1: Was freut dich am meisten an den jüngsten, positiven Entwicklungen in und um den Verein? Du hast ja einige Höhen und Tiefen mitgemacht.

Hofmann: Ich freue mich, dass die Situation so ist, aber ich weiß auch, dass wieder andere Zeiten kommen werden. Dann werden uns die Schulterklopfer wieder die Schulter zeigen.

Die Euphorie und neue Situation ist im Rapid-Umfeld spürbar

LAOLA1: Plötzlich ist für viele auch der Meistertitel ein Thema! Er ist auch ein großes Ziel von dir. Ist Rapid schon soweit?

Hofmann: Jeder, der bei uns spielt, will Meister werden. Aber wir haben unsere Ziele klar definiert, nämlich die Mannschaft weiterzuentwickeln, mehr Punkte als im Vorjahr zu sammeln und international in eine Gruppenphase zu kommen. Wenn wir diese Ziele erreichen, wird man sehen, was am Ende herauskommt. Einige Dinge kann man im Fußball einfach nicht beeinflussen. Unsere gesteckten Ziele sind gut und erreichbar.

LAOLA1: Rapid ist mittlerweile sehr zukunftsorientiert aufgestellt, mit langfristigen Verträgen. Gibt es für einen Verein etwas Wertvolleres, als selbst die Zügel in der Hand zu halten?

Hofmann: So ist es schön. Jeder in und außerhalb der Mannschaft sieht, dass wir auf einem richtig guten Weg sind und sich da etwas entwickelt. Das ist für den Verein eine richtig gute Ausgangsposition.

LAOLA1: Es wird viel diskutiert, ob Spieler verkauft werden sollen bzw. wo die Schmerzgrenze liegt. Bei wie vielen Millionen kann man auf Qualität verzichten?

Hofmann: Der Verein muss schon schauen, dass sich alles wirtschaftlich ausgeht und man bestehen kann. Man verkauft keinen Spieler, um schwächer zu werden, sondern um entweder seine Schulden zu bezahlen oder einen Abgang mit günstigeren Spielern aufzufangen. Für jeden Spieler gibt es eine Summe, bei welcher der Verein schwach werden muss. In der Lage sind wir noch nicht, dass wir bei einem 100 Mio. Angebot sagen, der sei unverkäuflich. Da gibt es andere Vereine.

CL-Duelle gegen Kahn, Schweinsteiger und Co.? Hofmann erinnert sich gerne zurück

LAOLA1: Das Wiedersehen mit Bayern München war für dich sicherlich noch spezieller, gleichzeitig das Duell mit deinem guten Freund Owen Hargreaves.

Hofmann: Für mich war Bayern, für Axel Lawaree Brügge das Wunschlos, auch Juve war für viele weit oben. Jeder ist irgendwie zufrieden gestellt worden. Owen und ich haben immer noch guten Kontakt und telefonieren regelmäßig.

LAOLA1: Kann man die Spiele in der Königsklasse überhaupt mit irgendetwas aufwiegen?

Hofmann: Ja, natürlich gibt es Spiele, die einzigartig waren. Wir haben in der Champions League alle Spiele verloren, so toll kann das nicht gewesen sein. Das 7:0 in Salzburg wird nie in Vergessenheit geraten, oder die Spiele gegen Rubin Kazan. Das sind positive Highlights, die auch sportlich sehr erfolgreich waren.

LAOLA1: Also würdest du den CL-Anlauf 2008 mit dem Aus gegen Anorthosis Famagusta am liebsten aus der Erinnerung streichen.

Hofmann: Gegen Famagusta ist sicher einiges falsch gelaufen. Es ist passiert, dennoch hätten wir es in Wien fast noch geschafft, es gut zu machen. Aber es hat nicht mehr gereicht.

LAOLA1: Ajax ist keinesfalls vergleichbar mit Famagusta. Was kommt da auf Rapid zu?

Hofmann: Eine Mannschaft, die sehr jung ist, sehr viel Qualität hat und in der Lage ist, Spieler einzukaufen. Ajax steht sicher über uns, ist aber nicht unerreichbar. Wenn wir wirklich zwei gute Tage haben, können wir das schaffen. Davon bin ich überzeugt.

LAOLA1: Muss man dazusagen, dass sie mittlerweile erreichbar sind? Schließlich haben sie nicht mehr den Stellenwert wie vor einigen Jahren.

Hofmann: Das stimmt, aber Rapid war vor 20 Jahren auch noch im Europacup-Finale. Fußball hat sich ein bisschen gewandelt und die kleineren Länder werden es immer schwieriger haben, im Konzert der ganz Großen mitzuspielen. Wenn man sich die Fernseh-Gelder in England anschaut, können sich dort Zweitligisten mehr leisten als die meisten deutsche Bundesligisten.

LAOLA1: Das könnte sich in den kommenden Jahren somit sehr einseitig entwickeln.

Hofmann: Das kann zu einem großen Problem werden - nicht nur für Österreich, sondern auch für andere, große Länder.

LAOLA1: Liegt es nach wie vor an der Talenteschmiede und Nachwuchs-Akademie, warum Ajax noch immer so einen guten Ruf hat?

Hofmann: Sicher, sie bringen auch jedes Jahr wirklich gute Spieler heraus. Sie waren in der Vergangenheit mit dem System Ajax auch sehr erfolgreich und werden es auch in Zukunft sein. Das ist ein sehr gutes Beispiel, wie es auch bei Rapid ablaufen sollte bzw. kann.

LAOLA1: Auch in der Champions League gibt es viel Geld zu verdienen. Wie großartig ist es für dich, im Spätherbst deiner Karriere noch einmal die Chance zu haben?

Hofmann: Natürlich ist es schön, aber der Weg ist sehr steinig und hart. Wir haben jetzt schon einen sehr großen Brocken vor die Nase gesetzt bekommen. Sollten wir es wirklich schaffen, Ajax auszuschalten, kommt noch etwas Größeres. In die Gruppenphase zu kommen ist sehr, sehr schwierig, aber wir werden alles dafür geben. Wenn nicht, war es für jeden einzelnen Spieler trotzdem eine sehr gute und wichtige Erfahrung.

LAOLA1: Es ist dein dritter Anlauf auf die Champions League. Geht man, obwohl es schwer wird, als Mannschaft schon anders heran, da es nichts Größeres im Klubfußball gibt?

Hofmann: Genau, jeder Bub wünscht sich, irgendwann in der Champions League zu spielen. Jetzt sind wir schon sehr nah dran, haben aber noch zwei richtig schwierige Gegner vor uns.

LAOLA1: Wie hört sich die Champions-League-Hymne in einem vollen Stadion an? Du musst es am besten wissen.

Hofmann: (lächelt) Das ist schon einzigartig. Bei mir war es das erste Mal 2005 gegen Bayern München im Happel-Stadion. Das war schon sehr emotional und wirklich ein Moment, den man nie vergisst, auch wenn ich eigentlich kein musikalischer Mensch bin. Zum Kabinen-DJ wird es nie reichen, ich habe nur ein Veto-Recht, wenn es zu wild wird.

LAOLA1: Aufstieg gegen Lok Moskau, dann Bayern, Juventus und Brügge in der Gruppe. An welchen CL-Moment erinnerst du dich besonders gerne zurück?

Hofmann: Das schönste Erlebnis war sicher, als wir in Moskau in die Gruppenphase gekommen sind. Das war schon ein richtig ergreifender Moment. Bei der Auslosung haben wir schöne Brocken bekommen, aber sehr interessante, tolle Mannschaften. Wir waren alle happy mit dem Los. Schade war natürlich, dass wir keine Punkte gemacht haben. Im ersten Spiel daheim gegen Bayern hätten wir uns mindestens ein Unentschieden verdient, auch gegen Brügge wäre mehr möglich gewesen.

Karriereende? Hofmann will nur spielen, so lange es Sinn macht

LAOLA1: Du schraubst in Hinsicht Karriereende also durchaus dein Ego zurück.

Hofmann: Auf jeden Fall. Das Schlimmste wäre, wenn die Leute irgendwann sagen: Hätte er doch schon aufgehört! Oder was macht er noch da? Das wäre schlimmer, als vielleicht ein halbes Jahr zu früh aufzuhören.

LAOLA1: Die Fortschritte auf der Baustelle des Allianz-Stadions schreiten rasant voran. Wie groß ist dieser Schritt für die Entwicklung des SK Rapid?

Hofmann: Es ist enorm wichtig, das Wichtigste, was in den letzten Jahren passieren konnte. Vielleicht ist es ein bisschen zu spät, aber jeder bekommt mit, wie es im Moment in der Wirtschaft zugeht und dass das alles nicht so einfach ist. Von dem her sind wir froh, dass es jetzt passiert. Es ist das Beste für Rapid.

LAOLA1: Du selbst warst im Projektteam beteiligt, hast stellvertretend für die Mannschaft Ideen eingebracht. Ein weiterer Beweis für die große Wertschätzung deiner Person?

Hofmann: Sicher, es gibt natürlich Dinge, die ein Spieler anders sieht als ein Fan und auf die er mehr Wert legt. Ich glaube, dass das ganz gut abgelaufen ist.

LAOLA1: Du bist in deine 14. Saison bei Rapid gestartet, lässt dein Karriereende offen. Du bist letzte Saison in jedem Spiel am Platz gestanden. Wie fühlst du dich derzeit?

Hofmann: Ich fühle mich okay. Ich war eine Woche nicht im Training wegen Sprunggelenksproblemen, deshalb war die Vorbereitung vielleicht nicht optimal. Aber ich bin gut drauf und bereit für die Saison.

LAOLA1: Es gab sicher schlimmere Zeiten, als du immer wieder über Schmerzen drübergehen musstest. Dieses Risiko würdest du heute wohl nicht mehr eingehen.

Hofmann: Genau. Natürlich spielt und trainiert man immer mit Schmerzen, aber alles bis zu einem gewissen Grad.

LAOLA1: Salzburg hat es vergangenes Jahr vorgemacht, wie man Ajax schlagen kann. Kann man trotz der ganzen Rivalität Schlüsse aus diesen Spielen ziehen?

Hofmann: Ich glaube nicht. Salzburg hat damals eine außergewöhnliche Mannschaft gehabt. Ajax war sicher etwas überrascht von ihnen, das werden sie bei uns nicht sein, da sie damals von Salzburg so richtig eine drüber bekommen haben. Jetzt werden sie nicht mehr so nach Österreich kommen, wie sie vielleicht damals nach Salzburg gefahren sind.

LAOLA1: Würdest du behaupten, dass der Ruf österreichischer Vereine, auch durch die Erfolge des Nationalteams um einiges gewachsen ist?

Hofmann: Sicher, das ÖFB-Team ist ganz wichtig, um das Land als Fußball-Nation zu deklarieren. Wenn das Team so gut ist, werden auch die Vereine nicht schlecht sein. Ich glaube schon, dass mittlerweile mehr Respekt da ist, als vielleicht vor zehn Jahren.

LAOLA1: Sollte es Rapids Anspruch sein, irgendwann nur mehr auf die CL schauen zu können oder ist das aufgrund der großen Nationen zu vermessen?

Hofmann: Ziel des Vereines sollte es schon sein, irgendwann dauerhaft um die CL-Plätze mitzuspielen. Dennoch bleibt die Frage, wieviele CL-Plätze die Bundesliga in den kommenden Jahren haben wird. Die andere ist, auch mit dem neuen Stadion, wann unser Budget den Plafond erreicht. Dann geht es nicht mehr weiter. Andere Vereine finanzieren sich anders. Wenn dann wer die Lust bekommt und wieder viel mehr Geld wo hineinsteckt, werden wir wieder hinterherhinken. Aber das ist kein Problem, das ist unser Weg.

LAOLA1: Wirst du noch solange spielen, bis Rapid in der Champions League etwas reißt? Das wäre eine Ansage.

Hofmann: (lacht) Nein, das kann ich mir nicht vorstellen.

LAOLA1: In der CL ist es möglicherweise deine letzte Chance. Was sind prinzipiell die Ziele, die du dir für deine restliche Karriere noch gesteckt hast?

Hofmann: Es ist jetzt nicht so, dass ich noch unbedingt Meister werden, den Cup gewinnen und in die CL muss. Es ist im Moment einfach schön, jeden Tag in die Kabine zu kommen. Ich bin gesund, Fußball spielen macht noch Spaß und ich sehe, dass sich etwas Tolles entwickelt. Wenn es so weitergeht, ist es nur eine Frage der Zeit, bis wir wieder Erfolge und Meisterschaften feiern. Ich persönlich möchte solange spielen, solange es mir gut geht, ich noch mitspielen kann und den Jungs nicht nur im Weg stehe.

LAOLA1: Irgendwie kann sich keiner vorstellen, dass du nicht noch Spiele im neuen Allianz-Stadion bestreiten wirst. Wie sieht es bei dir aus?

Hofmann: Ich kann mir das ganz gut vorstellen, dass ich in dem Stadion nie spielen werde. Für mich ist das kein großes Thema. Wenn es mir nächstes Jahr im Frühjahr gut geht, freue ich mich aufs neue Stadion. Wenn ich im Winter merke, es geht nicht und es macht keinen Sinn mehr, werde ich mich mit den Verantwortlichen zusammensetzen und sagen, dass es besser ist, das gleich zu beenden.

Karriere danach im Anzug? Hofmann hat bereits vorgesorgt
LAOLA1:Hast du dein Fernstudium bewusst nicht an die große Glocke gehängt?

Hofmann: Ja, das war Absicht, das ist mein Ding. Ich habe es einmal angefangen, aber es ist von der Zeit her relativ schwierig. Es geht aber vor allem darum, schon einmal anzufangen und wieder hineinzukommen, da ich 10-15 Jahre nichts mehr mit Schule oder Ähnlichem zu tun hatte. Das braucht eine gewisse Zeit, die ich habe, solange ich noch spiele. Wenn ich dann fertig bin, wird man sehen, ob ich das auch zu Ende bringe. Ich habe mich aber schon früher für diese Richtung interessiert.

LAOLA1: Der FC AMS ist in den Schlagzeilen. Wie wichtig ist es, rechtzeitig vorzusorgen, um nach dem Profi-Aus schlussendlich nicht mit leeren Händen dazustehen?

Hofmann: Die Gefahr ist einfach sehr groß, dass man nichts mehr hat, wenn ein Vertrag endet. Die Gefahr ist bei mir relativ gering, weil ich schon sehr lange da bin und mein Stellenwert im Moment sehr groß ist. Somit werde ich in naher Zukunft auch Beschäftigung im Verein haben. Aber es gibt viele Spieler, die oft den Verein wechseln, dabei noch relativ wenig verdient und irgendwann nichts mehr haben. Dann wird es eng. Für diese Spieler ist es dann sehr schwierig.

LAOLA1: Die schwere, seltene Erkrankung deiner ältesten Tochter, die teilweise sogar im Rollstuhl sitzen musste, wurde sehr lange unter Verschluss gehalten, dank großer Rückendeckung vom Verein. Wie wichtig war dir das?

Hofmann: Für mich war das sehr wichtig, weil das niemanden etwas anging. Für uns als Familie war es eine Katastrophe. Aber wir haben alle zusammengehalten, vor allem in der Familie. Jetzt geht es ihr wieder gut, alles ist wieder okay. Mehr Worte braucht man darüber nicht mehr verlieren.

LAOLA1: Wie wichtig war es für dich, dass Familie und Freunde immer hinter deinen Entscheidungen gestanden sind?

Hofmann: Es ist wichtig, dass man Leute um sich herum hat, die ehrlich zu dir sind und sagen, was sie gut und schlecht finden. Nur Leute um sich zu haben, die sagen „Du bist der Größte“ und „Du bist der Beste“ wird irgendwann nicht gut ausgehen.


Das Gespräch führte Alexander Karper

LAOLA1: Miroslav Klose ist 37 Jahre und spielt noch. Ist das kein Ansporn für dich?

Hofmann: Schon, aber es gibt auch genug Spieler, die schon mit 30 Jahren aufgehört haben, weil es keinen Sinn mehr gemacht hat.

LAOLA1: Was hält dein Körper noch aus, was kann man ihm noch zumuten?

Hofmann: Eine ganze Menge, denke ich. Natürlich braucht er dann vielleicht ein bisschen mehr Pausen und Regeneration. Ich habe ein Trainerteam und einen Verein, der mich bei allem unterstützt und der auch sehr darauf schaut, dass ich nur dann auf dem Platz stehe, wenn es wirklich Sinn macht.

LAOLA1: Hast du trotzdem gemerkt, dass sich die Prioritäten verschieben, und statt Fußball plötzlich Gesundheit und Familie an erster Stelle stehen?

Hofmann: Man macht ja alles nur, um Fußball zu spielen. Das ist das Entscheidende. Früher hat man vielleicht nach dem Training noch ein paar Dinge mehr gemacht, die ich heute nicht mehr mache, weil es wichtiger ist, mich zu erholen anstatt Extra-Läufe zu machen oder Einheiten in der Kraftkammer zu schieben.

LAOLA1: Du machst eine Ausbildung per Fernstudium, bereitest dich auf die Zeit nach der Karriere vor. Kann man irgendwann nicht mehr stur nur an Fußball denken?

Hofmann: Es wird irgendwann vorbei sein bei mir, das ist klar. Dass meine Zukunft zunächst einmal beim Verein liegen wird, ist auch schon geregelt. Von daher ist es nur gut, dass ich auf verschiedenen Positionen im Verein reinschnuppern kann, mal da, mal dort bei Gesprächen dabei bin. Da sehe ich, was mir liegt, was gut für mich und den Verein ist. Da gibt es viele Möglichkeiten.

LAOLA1: Orientierst du dich eher im wirtschaftlichen Bereich oder sogar im Trainergeschäft?

Hofmann: Eine Trainerausbildung kommt eher nicht infrage, wenn dann im Nachwuchs. Aber ich sehe mich eher im Management-Bereich mit Sponsoren und ähnlichen Geschichten.