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"Muss auf dem Boden bleiben, ich komme von Wacker"

Österreich ist um einen Deutschland-Legionär reicher.

In nur eineinhalb Jahren hat es Lukas Hinterseer vom Leih- zum Stammspieler, Goalgetter, ÖFB-Teamspieler, Kapitän und nun ins Ausland geschafft.

Über seinen neuen Arbeitgeber FC Ingolstadt schwärmt der 23-jährige Offensivspieler in den höchsten Tönen und hat sich bewusst für die „Schanzer“ entschieden.

Obwohl die Tinte unter dem Vertrag bereits trocken ist, befindet sich der mit Wacker Innsbruck abgestiegene Shootingstar derzeit in Bayern um letzte Details zu klären.

Für LAOLA1 nahm sich Hinterseer trotzdem Zeit und schildert im Interview seine Beweggründe, Aussichten, Ingolstadts Ziele und betont, dass er trotz „Österreicher-Verein“ nichts gegen die Deutschen hat.

LAOLA1: Die Katze ist aus dem Sack. Wie groß ist die Freude über den Wechsel zum FC Ingolstadt?

Lukas Hinterseer: Die ist schon sehr riesig, weil das eigentlich genau das ist, was ich wollte. Bei Ingolstadt habe ich mich bei den ganzen Gesprächen am wohlsten gefühlt. Ich freue mich schon richtig auf meine neue Aufgabe in Deutschland.

LAOLA1: FC Ingolstadt hat einen klingenden Namen. Ist es ein Verein, den du so auch schon länger verfolgt hast?

Hinterseer: Wir haben mit Wacker Innsbruck letzte Saison in der Vorbereitung einmal gegen sie gespielt. Da haben wir einmal das neue Stadion und alles drumherum gesehen. Die erste und zweite Bundesliga in Deutschland verfolge ich schon immer wieder, aber bisher nicht gezielt den FC Ingolstadt. Seitdem das Interesse da war, habe ich natürlich schon immer wieder einmal hingeschaut, was die Jungs gemacht haben.

LAOLA1: Du hast betont, dass dich Ingolstadt am meisten überzeugt hat. Also waren auch andere Interessenten im Spiel.

Hinterseer: Den Kontakt mit Ingolstadt habe ich schon länger. Ich habe mich schon einige Male mit Thomas Linke und dann auch mit Trainer Ralph Hasenhüttl getroffen. Was anderes Konkretes war dann eigentlich auch gar nicht mehr notwendig, denn ich wollte zu einem Verein, wo ich realistische Chancen habe, dass ich dort zum Spielen komme. Natürlich hätte man auch probieren können, dass man vielleicht in der Bundesliga unterkommt. Aber wie groß ist dort die Chance? Das ist doch noch einmal was anderes. Ich glaube, dass das der erste richtige Schritt ist, um sich in Deutschland zu etablieren und zu schauen, dass man sich dort durchsetzen kann.

LAOLA1: Du hast also bewusst versucht, die Chancen realistisch einzuschätzen?

Hinterseer: Man muss ja auch auf dem Boden bleibt, weil ich komme halt von Wacker Innsbruck. Das ist der Absteiger der heurigen Saison. Da muss man schon auch realistisch bleiben. Ich bin einfach froh, dass es überhaupt mit dem Wechsel in die zweite Liga geklappt hat.

LAOLA1: War Deutschland immer ein Ziel von dir oder hättest du andere Länder bevorzugt?

Hinterseer: Von den großen Ligen in Italien, Deutschland, England, Spanien sind alle attraktiv, aber zur Zeit ist Deutschland für mich persönlich schon das Land, wo ich vielleicht auch einmal in der ersten Bundesliga spielen will. Wenn man aber vergleicht, ist auch die zweite Bundesliga top, wenn man sich die ganzen Vereine anschaut und vor wie vielen Leuten man dann spielt. Deswegen hat es schon einen gewissen Reiz.

LAOLA1: Was hat dich konkret beim FC Ingolstadt überzeugt?

Hinterseer: Einfach das Umfeld und die Struktur. Ich war schon dort. Das neue Stadion ist super, auch wenn es für deutsche Verhältnisse eher ein kleineres ist. Dann haben sie ein Trainingsgelände mit vier oder fünf Plätzen mit super Rasen. Auch die Rahmenbedingungen haben mich überzeugt. Das ist ein Verein, der nicht nur in der zweiten Liga mitspielen will, sondern Ambitionen hat, um vorne dabei zu sein. Sie haben Audi dahinter, die haben auch ein Konzept und wollen früher oder später hinauf. Dazu kommt die Chance, dass ich zu Einsatzminuten komme. Ich gehe davon aus, dass sie mich nicht holen, damit ich dann auf der Bank oder Tribüne sitze. Deswegen war es mehr oder weniger der logische Schritt.

LAOLA1: Ingolstadt gilt mit Trainer Ralph Hasenhüttl, Ramazan Özcan, Christoph Knasmüllner und vergangene Saison auch noch mit Ümit Korkmaz als kleine rot-weiß-rote Filiale. Hat das deine Entscheidung beeinflusst?

Hinterseer: Natürlich freut es mich, wenn schon ein paar Österreicher dort sind, aber es wäre auch kein Problem ohne. Ich habe nichts gegen die Deutschen (lacht). Aber es ist sicher kein Nachteil, wenn sich schon ein paar dort beweisen konnten.

LAOLA1: Ist in den Gesprächen mit Hasenhüttl und Sportdirektor Linke schon durchgeklungen, wie genau mit dir geplant wird?

Hinterseer: Ja, ich glaube, sie holen mich hauptsächlich wieder für die Stürmerposition oder als hängende Spitze, wie ich es im Herbst gespielt habe. Sie haben heute mit Benjamin Hübner noch einen Wechsel bekanntgegeben. Der Stamm der Mannschaft soll bleiben, aber mit zwei, drei Spielern noch aufgefrischt werden. Damit wollen sie dann nächste Saison durchstarten.

Dieses Ziel konnte Hinterseer nicht erreichen

LAOLA1: Bei Ingolstadt sind große finanzielle Mittel dahinter, aktuell Rang 12 liegt sicher unter den Erwartungen. Ist der Aufstieg in den kommenden Jahren wirklich Thema?

Hinterseer: Nächstes Jahr vielleicht noch nicht, da ist das Ziel sicher einmal im gesicherten Mittelfeld zu spielen. Wenn es besser werden sollte, hätten wir sicher auch nichts dagegen. Aber es geht um Konstanz, weil sie doch die letzten zwei Jahre im hinteren Bereich der Tabelle gespielt haben. Aber in zwei Jahren kann man vielleicht die ersten drei Plätze attackieren.

LAOLA1: Wie lässt du die letzten eineinhalb Jahre Revue passieren, in denen du vom Leihspieler zur Stammkraft, zum Goalgetter, Kapitän, ÖFB-Teamspieler und nun Legionär avanciert bist?

Hinterseer: Dass dann alles so schnell gegangen ist, hat sich keiner gedacht. Aber natürlich war das immer schon mein Ziel und mein Traum. Nichts gegen Österreich, aber ich glaube, jeder will einmal weg von Österreich, weil es in Deutschland doch noch einmal eine andere Welt ist, wo du einfach in Düsseldorf oder Dresden vor 40.000 Zuschauern spielst. Das ist schon etwas anderes, wenn du als Fußballer vor so begeisterten Fans spielst. Persönlich kann ich mit meiner Entwicklung zufrieden sein. Was heuer bei Wacker Innsbruck passiert ist, damit bin ich natürlich nicht zufrieden. Aber im Verein hat jeder alles gegeben. Wenn es am Schluss leider nicht reicht, hat man es eh nicht verdient.

LAOLA1: Durch den Abstieg hat sich der Auslandswechsel - der Wunsch, etwas anderes zu probieren – angeboten. Ist es für dich mit 23 Jahren auch der richtige Zeitpunkt, um auszutesten, ob du es schaffst oder nicht?

Hinterseer: Es war heuer ein gutes Jahr von mir, das sollte man immer ausnützen. Das Alter passt auch gut, es ist nicht all zu weit von zu Hause weg, in ungefähr zweieinhalb Stunden bin ich daheim in Kitzbühel. Sollte es mal eine nicht so feine Zeit geben, kann man mal am Wochenende heimfahren. Ich bin mehr als zufrieden mit dem Wechsel.


Das Gespräch führte Alexander Karper